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Normale Version: JVC TD-V66
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Heute möchte ich mal ein etwas größeres Teil vorstellen. Dabei handelt es sich um ein JVC TD-V66. Eigentlich war das Deck als Ersatzteilspender vorgesehen, aber ich habe mich dann doch anders entschieden.
Dieses Deck hat JVC von 1985 bis 1988 hergestellt. Das JVC super HIFI-Geräte bauen kann, sieht man ja im JVC/VICTOR Megathread. Ok, mit diesen Gerätschaften hat das TD-V66 wenig gemeinsam. Aber es hat einige Besonderheiten,
woran man die Ingenieurskunst von JVC erahnen kann. JVC hat immer versucht sich von dem Einheitsbrei vieler Herteller abzuwenden. Und wenn es nur das Cassettenfach ist, was dabei nach rechts wandert.

Das TD-V66 ist ein 3-Kopfdeck. Es ist der Nachfolger des KD-V6.

[Bild: DSCN1138_A.jpg]

Dieses Tape-Deck hat alle Funktionen die man braucht. Für ANRS hatte JVC hier keine Verwendung mehr. Große Schieberegler waren auch ein Markenzeichen von JVC.

[Bild: DSCN1139_AB.jpg]

Besonderheit Nummer 1. Auf dem Cassettenfach steht was von 2 Motor Full Logic Denker. Schlussfolgerung, JVC hatte eine schlechte Marketingabteilung.

[Bild: DSCN1149_A.jpg]

Hier kann man noch mal nachzählen. Ein Motor für die Schwungmasse, einer nur fürs Umspulen und ein Stellmotor. Macht drei Stück. Dieses Deck wurde laut Aufkleber nach dem Monat April 1986 gebaut.

[Bild: DSCN1156_A.jpg]

JVC hat auf der Leiterplatte auffällig wenige Keramikkondensatoren verbaut. Folienkondensatoren waren angesagt. Nach fast 35 Jahren sehen die Einstellwiederstände wie neu aus.
Da hab ich schon andere Exemplare gesehen, die sahen nach 20 Jahren Schei.. ähm Schwarz aus.

[Bild: DSCN1223_A.jpg]

Logic-Schaltkreis für die Laufwerkssteuerung.

[Bild: DSCN1224_A.jpg]

Besonderheit Nummer 2. Jeder hat dass schon mal erlebt. Man (meistens Frau) wischt Staub, kommt gegen den Timerschalter und schiebt diesen in Richtung Aufnahme.
Dann irgendwann Netztaste drücken Flenne. Frage, wer bricht bei seinen selbstbespielten Cassetten die Aufnahmezunge raus. Ich nicht!!!
Für solche Leute hat JVC diese Vorrichtung entwickelt. Die Blechblende verhindert dann ein drücken der Netztaste, in Stellung Aufnahme. Einfach, aber gut.

[Bild: DSCN1238_A.jpg]

Die Größe der Schwungmasse ist schon nicht schlecht.

[Bild: DSCN1165_A.jpg]

Nach dem Zusammenbau erfolgte der erste Testlauf. Dabei schaltete sich das Deck nach einigen Sekunden bei Play ab. Ursache war die Schwungmasse.
Das Bodenblech hat an der Stelle, wo sich die Schwungmasse befindet, eine Vertiefung. Das Bodenblech war aber noch nicht montiert Dash1.

[Bild: DSCN1167_A.jpg]

Messing beim Auf-und Abwickel sieht man auch nicht oft. Zwei Capstanwellen, aber nur eine Andruckrolle???

[Bild: DSCN1173_A.jpg]

Besonderheit Nummer 3. Löschkopf mit Andruckfilz. Der Löschkopf wird mit der Feder gegen den Stift gedrückt. Auf der linken Seite vom Löschkopf befindet sich die Stellschraube für die Höheneinstellung.

[Bild: DSCN1187_A.jpg]

Besonderheit Nummer 4. Obwohl JVC 3 Motoren verbaut hat, wird der Aufwickel von der Capstanwelle angetriebenDenker. Und dass hat JVC bis zum TD-V1010 durchgezogen. Nur beim TD-V1050 fällt diese Antriebsart weg.

[Bild: DSCN1188_A.jpg]

Kein Kunststoff oder Blech, sondern massives Zinkdruckguss für die Tonköpfe. Die Tonköpfe sehen auch noch super aus.

[Bild: DSCN1174_A.jpg]

Besonderheit Nummer 5. Getrennte Tonköpfe. 7 Schrauben sind vorgesehen, um Höhe, Neigung und Azimut für jeden Kopf einzustellen.

[Bild: DSCN1185_A.jpg]

Nun erfolgt die Aufarbeitung und Fehlerbeseitigung.

[Bild: DSCN1170_A1.jpg]

Pimp my Tape-Deck Denker. Da sollten wohl zusätzliche Funktionen nachgerüstet werden.

[Bild: DSCN1162_A.jpg]

Bundeswettbewerb Jugend forscht Denker oder Grundkurs "Löten für Anfänger"

[Bild: DSCN1163_A.jpg]

Laufwerksreinigung. Links sieht man die Stahlscheibe mit dem Magnetring. Diese befindet sich unter dem Aufwickel und gibt einen Impuls an den Hallsensor. Damit wird die Entabschaltung und das Zählwerk gesteuert.

[Bild: DSCN1182_A.jpg]

Die Kontaktgeber-Scheibe sieht nach 35 Jahren auch noch super aus.

[Bild: DSCN1215_A.jpg]

Reinigung und Schmierung des Capstanmotors. Elektroschocktherapie ist nicht so mein Ding.

[Bild: DSCN1219_A.jpg]

Stell- und Umspulmotor bekommen nach 35 Jahren auch eine Frischzellenkur.

[Bild: DSCN1231_A.jpg]

Das Bastelprojekt noch rückgänig gemacht und Leiterbahnen aufgebaut.

[Bild: DSCN1221_A.jpg]

Schalter und Potentiometer gereinigt und überprüft.

[Bild: DSCN1233_A.jpg]

Gehäuse und Frontplatte gereinigt.

[Bild: DSCN1235_A.jpg]

Zusammenbau,Funktionskontrolle und Abgleich.

[Bild: DSCN1240_A.jpg]

Fertig.

[Bild: DSCN1243_A.jpg]

Das JVC TD-V66 ist ein gutes grundsolides Deck und meine Entscheidung war richtig.

Ich hoffe, die Story über ............LOLLOLLOL

VG Ralf Drinks
Klasse Fotos und gute Arbeit Thumbsup
schöner Beitrag!

JVC hatte zumindest eine sehr eigenwillige Art Tapedecks zu bauen. Hochwertig massiv gebaut waren die eigentlich durchgängig. Die Antriebe waren meistens jedoch einfache, robuste Einmotoren Laufwerke. Das mag sich in der 2ten Hälfte der 80er etwas geändert haben wie man an Deinem Tapedeck sieht. Dabei war JVC auch manchmal richtig Innovativ -> ANRS und Seltsam -> Spektrum Analyzer zugleich. Auch liegen die Aussteuerungsanzeigen wenn man Dolby Pegel abspielt beständig bei +3 dB. Zumindest war das sowohl bei meinem ehemaligen KD-A66 als auch bei meinem aktuellem KD-D40 so. Die scheinen Ihre Tapes also auch etwas anders eingemessen zu haben.

Insgesamt hatten andere Hersteller m. E. bei vielen Features häufig die Nase vorn. Wer aber auf einfache, robuste und beizeiten massive Technik steht ist mit JVC bestens bedient. Ein JVC macht jedenfalls über die Jahre gesehen auch bei wenig Wartung selten schlapp.

VG Martin
Hallo Ralf,
danke für den klasse Bericht! So Sachen zu lesen, macht mir am meisten Spaß - und gelernt habe ich beim Lesen auch wieder etwas! Thumbsup
Beste Grüße
Nigel
Das ist ja ein super Bericht. Vielen Dank dafür Thumbsup
Ich hab auch noch so eins hier, da funktioniert nur leider das Display nicht mehr richtig.
Vlt. komm ich ja eines Tages mal dazu...
Zum Thema "jugend forscht" ([Bild: lol1.gif]) - Ich hatte einen Biasregler nachgerüstet... Ich habe einige Methoden ausprobiert, wobei die ohne hin an der Stelle schon etwas brüchigen Leiterbahnen in Mitleidenschaft gezogen wurden... Natürlich auch etwas meiner damals nicht sehr guten Löt-Skills geschuldet...

Der Regler, wie er dort auf dem Bild zu sehen ist, war übrigens vollkommen funktionstüchtig! [Bild: alter_mann.gif]

Aber trotzdem: Ein super Bericht!
Ein Spitzenbericht und tolle Fotos eines mir bisher unbekannten Gerätes! ThumbsupThumbsup

Vielen Dank fürs Zeigen! Thumbsup
(11.06.2014, 22:24)oerg866 schrieb: [ -> ]Der Regler, wie er dort auf dem Bild zu sehen ist, war übrigens vollkommen funktionstüchtig! [Bild: alter_mann.gif]

Eric, mit einem Potentiometer(Mono) stellt man nicht die Vormagnetisierung für beide Kanäle ein. Du hättest die zweite Widerstandsbahn in Dein Projekt mit einbeziehen sollen. Ein Stereo-Potentiometer hattest Du ja schon verwendet, aber davon nur eine Widerstandsbahn benutzt. Die Voreinstellung hättest Du mit den Einstellreglern auf der Leiterplatte vorgenommen. Die standen aber beide auf maximale Vormagnetisierung. Mit Deiner Lösung kann man keine Abweichungen zwischen den Kanälen mit der Vormagnetisierung ausgleichen.

VG Ralf Drinks
Das war ja auch gar nicht so gedacht.. sondern genau so wie du gesagt hast, für beide Kanäle. Mehr wollte ich nicht Tongue
Kaffee Denker Denker Sad2 Drinks
Ralf, danke für den super Bericht und die detailierten Bilder! Thumbsup

Drinks
System-64: Einfach ein normaler Biasregler, so wie etwa... dieser:

[Bild: asdf.png]


Oder dieser Big Grin!

[Bild: asdf2.png]