Old Fidelity - HiFi Klassiker Forum

Mal was Anderes. Ein recht seltener Realistic SA-2001 Stereo-Vollverstärker.

Zu dem schönen Stück bin ich eher zufällig gekommen. Bei einem Besuch bei Peter – hpdeussen- in der Samt- und Seidenstadt stand der bereits aussortiert bei Peter im Bastelzimmer. Eigentlich hatte er den Amp für einen Bekannten vor der Verschrottung gerettet. Dieser Bekannte hatte aber kein Interesse mehr an dem Amp und so wollte Peter
Ihn wieder loswerden. Als ich dann kam und sagte, das ist doch Schade, da steckt doch Potential drinnen sagte Peter, der ist tot, ein Knopf fehlt und außerdem habe ich keinen Platz
mehr. Nimm Du Ihn wenn Du magst und versuch Dein Glück! Ich sagte gerne ja und habe mich sehr gefreut. Danke Peter!

Also erst mal geschaut, kein Ton, keine VU – Beleuchtung, ein Knopf fehlt, und natürlich schmutzig. Ich habe zuerst mal alles gereinigt auch alle Schalter und Kontakte. Aber, immer noch kein Ton. Da der Amp aber auftrennbar ist habe ich meinen MP3-Player direkt an die Endstufe angeschlossen, und siehe da, er spielt und klingt klasse. Nach weiteren Test war klar, die Vorstufe ist komplett tot Da ich nicht glaube das beide Kanäle ein Problem haben
Suchte ich zuerst im Netzteil, und siehe da ein 150 Ohm Widerstand misst so 4Kiloohm. Der muß raus, ist auch farblich schon sehr ausgebleicht, wird wohl warm. Sein Gegenstück ist noch ok aber auch schon äußerlich angegriffen. Im Manual steht 150Ohm ¼ Watt. Ich besorge mir die Tage 150Ohm 1 Watt, sicher ist sicher 18 Cent beim großen C.

Erneuert habe ich dann noch die VU – Beleuchtung, im original waren dort Stanley Kabelbirnchen 8V 250 mA. Ich habe dort 2 Piloten mit 8V 200mA eingelötet die ich mit
Kabelstückchen eingepasst habe. Mir gefällt die dezente Beleuchtung sehr gut.

Der Amp ist prima verarbeitet, hat ein wunderschönes Echtholzwoodcase, eine massive Front
Und recht massive Knöpfe allerdings mit Kunststoffeinsätzen. Ich bin schwer beeindruckt von dem Teil, hätte ich nicht erwartet. Der Quellenumschalter sitzt direkt hinten bei den Eingängen, ebenso wie die, IC-Bestückte, Phonostufe die in drei Empfindlichkeiten einstellbar ist.

Baujahr war 1979-1980, verkauft über die Kette Tandy / Radio Shack zu einem Preis von

280$. Leistung 2 x 60 Watt an 8 Ohm.

Hier mal ein Link zum Katalog: http://www.radioshackcatalogs.com/catalogs/1979/

Natürlich auch ein paar Bilder:












Wenn es Euch gefällt mache ich gerne die Tage ein paar Bilder von innen und berichte über meine weiteren Reparaturversuche.

Dieser Amp ist sicher kein besonderer Vertreter seines Fachs, aber mir gefällt er und zeigt auch Realistic kann richtig gut sein, wer auch immer ihn gebaut hat.

Was noch auf meiner Todo - Liste steht sind passende Füße, Ersatz für den fehlenden Knopf und natürlich die Reparatur der Vorstufe bzw. des Netzteils. Hier benötige ich dann evtl. Eure Hilfe. Ich konnte zwar ein SM downloaden das ist aber qualitativ so schlecht das kaum etwas zu erkennen ist. Also muß ich hier dann auf Hilfe von den üblichen Verdächtigen hoffen.


Gruß!

Dirk

folie oder furnier? folie!? kann ich gerade nicht einschätzen

Ich hatte geschrieben Echtholzwoodcase, ich meinte damit natürlich Furnier..

Sehr schöner und seltener Verstärker. Unter den Nahmen Realistic wurden damals richtig schicke Geräte verkauft, hatte mal einen STA-2080 der Qualitativ richtig klasse war.


Gruß!

Torsten

(24.01.2011, 22:50)charlymu schrieb: [ -> ]Ich hatte geschrieben Echtholzwoodcase...

hatte bloß schnell nach furnier/folie gesucht

Der gefällt mir richtig gut! Bilder ohne Holzhaus wären fein.

Franky: Realistic hat fast immer Echtholzfurnier benutzt, selbst bei den kleineren Geräten.

Hallo Dirk,

schönes Teil, gut das du da im rechten Moment zugeschlagen hast.

Und Nerdporn (== offenes Geraffel) guck ich mir immer wieder gerne an

Gruß Guido

Hi Dirk,

wirklich ein schönes Teil hast du da.

Wo hast du den nur wieder her?

Wunderschöner Amp Dirk, das etwas andere Geraffel.
Davon würde ich hier gerne mehr sehen

Heute ging es weiter. Ich habe im Netzteil 2 150 OhmWiderstände erneuert. Das war gar nicht so einfach, da wurde schon mal übel drin rumgebraten. Aber nachdem ich 2 schwächelnde Lötaugen fixiert habe ging es dann. Der Test war von bescheidenem Erfolg gekrönt.

2 Widerstände in der Phonostufe meinten jetzt rauchen zu müssen. Ok, die sahen vorher schon reichlich mitgenommen aus, das war mir aber nicht so richtig aufgefallen. Aus Ermangelung von passenden Widerständen habe ich die Stronversorgung an dieser Stelle erst mal abgeklemmt und siehe da - der Rest des Verstärkers lauft jetzt. Alle Eingänge, bis auf Phono, und auch alle Regler und Schalter. Prima!
Die neuen Widerstände mit 1 Watt anstelle der angegebenen 1/4 Watt bleiben auch schön kühl.

Jetzt macht noch das Relais Probleme, es schaltet nicht immer ein, ein kleiner Klopfer auf das Gehäuse und es schaltet. Na klar habe ich das Relais ausgebaut und gereinigt, aber es schaltet nicht immer von alleine. Ich habe also die Feder etwas modifiziert und jetzt funktioniert es erstmal wie es soll aber ich denke hier muß mal ein neues Relais rein. Kommt mir so vor als ob der Magnet ( Spule ) zu schwach wäre.
Die Schaltspannung scheint aber zu stimmen, und wenn es einmal geschaltet hat ist auch alles ok.

Ach ja beim Test funktionierte plötzlich ein VU nicht mehr, aber das war nix Wildes, beim umdrehen der Netzteilplatine habe ich ein Kabel abgerissen. Die Kabel sind auch gewickelt, das war schnell behoben und ist nun wieder ok.

Bilder gibt es heute Abend. Ich freue mich jedenfalls einen Schritt weiter gekommen zu sein. Der Verstärker macht schon jetzt richtig Spaß.

2 Transistoren im Netzteil werden so heiß, dass ich sie kaum anfassen kann, aber auch nach einem Test über 2 Stunden lief noch alles.
Jetzt überlege ich mir mal wie ich kleine Kühlbleche montieren kann. Ich kann mich erinnern, in der PC-Technik kleine "Kühlfahnen" gesehen zu haben, mal sehen was die Bastelkiste so hergibt. Vielleicht habt Ihr ja auch noch eine Idee. Die Transistoren haben ein Loch in der MItte so das man hier etwas mit einer Schraube befestigen könnte. Keine Ahnung wie sich diese Gehäuseform nennt. Update TO 126 derTransistor ist ein 2SC1967


Dirk

Hier ein paar Strip-Bilder.











Dirk

4 Identische TO3?

hmmm

Ja, und er läuft..

Das ist eine quasikomplementäre Endstufe ! Schöne Bilder, Dirk und ein netter Verstärker!

Wie geht das? Normalerweise hat man doch 2 pnp und 2 npn.

Danke Arnin.

Ja, netter Verstärker trifft es zienlich gut. Er ist nichts besonderes, klingt, wie viele, gut, hat genügend Leistung und ist gut verarbeitet.

Er macht nichts besonders gut und auch nichts schlecht. Aber er ist recht selten, und mir gefällt er vom Design her richtig gut.

Das Woodcase ist sehr schön, und die unten plazierten VU´s sind auch mal etwas anderes. Der lag schon im Schrott, aber dafür ist er

wirklich viel zu Schade. Bei Ebay hat so ein Verstärker in gutem Zustand doch sagenhafte 38€ erzielt. Den kennt kaum einer, und was ist

denn auch schon, Realistic? Ist halt kein Piosansurantz! Ich hätte ihn aber auch nicht gekauft, aber als er so bei Peter stand und wieder in

den Schrott sollte, konnte ich das nicht zulassen. Und erst beim reparieren gefiel mir der Verstärker immer besser. Jetzt läuft er schon ein

paar Abende an ein Paar Telefunken L 250 Lautsprechern ( Isophon ), und macht so richtig Spaß. Jetzt fehlt mir eigentlich noch ein

schöner Realistic Receiver..



Dirk

Ich hab's zwar schonmal erwähnt, aber ich finde den Realistic toll. Ich habe ja auch einen kleinen Realistic Verstärker (SA-1500), hat mich wirklich positiv überrascht.

(29.01.2011, 19:22)jim-ki schrieb: [ -> ]Wie geht das? Normalerweise hat man doch 2 pnp und 2 npn.

Das ist Komplementär

Zitat:Grundschaltung einer Komplementär-AB-Endstufe

In der Analogtechnik werden bei einer Komplementär-Endstufe zwei Bipolartransistoren, und zwar ein NPN- und ein PNP-Transistor, im Gegentakt geschaltet, so dass immer einer dieser beiden Transistoren sperrend und der andere leitend ist. Derartige Endstufen gelten als beste Lösung für Gegentaktendstufen.


Die Quasi-Komplementärendstufe besteht nur aus NPN-Transistoren T2 und T3 (Bild rechts) bilden die Ausgangsstufe, wobei T2 als Kollektorschaltung (Emitterfolger) arbeitet und T3 in Emitterschaltung (Kollektorfolger) arbeitet. T1 dient als Treiber. Der Vorteil dieser Schaltung ist, dass kein NPN-PNP-Komplementärtyp mit identischen elektrischen Parametern erforderlich ist, welcher durch die unterschiedlichen physikalischen Eigenschaften der N- und P-Leiter schwierig zu Dimensionieren ist.

Quasi-Komplementärendstufe

Danke Maddin.

Sehr schönes Teil Dirk.....

Drück dir die Daumen dass der wieder richtig wird, und vor allem dass Du noch den passenden Original-Knopf für die Front findest.....

Die Schaltung vom Realistic ist noch ein wenig anders, denn er hat zwei Sieb- und keine Ausgangselkos.
In dieser Schaltung wird pro Endstufe ein NPN in Kollektorschaltung und der andere in Emitterschaltung betrieben, dadurch kann man Doppelspannung verwenden und muss keine ausgemessenen Paare einbauen und kann auf Ausgangselkos verzichten.

Klasse Erklärung von Euch!

Danke!



Dirk

Hallo Armin,

(30.01.2011, 12:27)armin777 schrieb: [ -> ]Die Schaltung vom Realistic ist noch ein wenig anders, denn er hat zwei Sieb- und keine Ausgangselkos.
In dieser Schaltung wird pro Endstufe ein NPN in Kollektorschaltung und der andere in Emitterschaltung betrieben, dadurch kann man Doppelspannung verwenden und muss keine ausgemessenen Paare einbauen und kann auf Ausgangselkos verzichten.

wann benötige ich ausgemessene Paare? Kannst du mir das mit den ausgemessenen Paaren noch etwas genauer erklären?

belba

das ist doch in Martins link in post#18 erklärt. Wenn ein Pärchen PNP und NPN je eine Halbwelle des Tons übertragen, einer im positiven, der andere im negativen Bereich, dann müssen beide möglichst exakt gleiche Parameter aufweisen, um eine saubere Wiedergabe zu ermöglichen. Auch bei anderen Endstufenkonstrukten sollte das so sein, aber so wichtig wie bei komplementären Endstufen ist das nirgendwo. Wenn bei Reparaturen nicht so sehr darauf geachtet wird, ist das übrigens die häufigste Ursache für ein erneutes Ausfallen der Endstufe.

(31.01.2011, 10:31)armin777 schrieb: [ -> ]belba

das ist doch in Martins link in post#18 erklärt. Wenn ein Pärchen PNP und NPN je eine Halbwelle des Tons übertragen, einer im positiven, der andere im negativen Bereich, dann müssen beide möglichst exakt gleiche Parameter aufweisen, um eine saubere Wiedergabe zu ermöglichen. Auch bei anderen Endstufenkonstrukten sollte das so sein, aber so wichtig wie bei komplementären Endstufen ist das nirgendwo. Wenn bei Reparaturen nicht so sehr darauf geachtet wird, ist das übrigens die häufigste Ursache für ein erneutes Ausfallen der Endstufe.

Ahhh und ich hatte quasi verstanden das bei Quasikomplementärendstufen da was ausgemessen werden müsste.

Wobei ausmessen? Ich denke es gibt zu vielen PNP-Typen halt ein passendes NPN Gegenstück, das in einer Vergleichstabelle angegeben ist oder das man sich dort raussucht. Oder misst man tatsächlich zu einem Transistor die Werte und Kennlinien aus?

Guido der immer noch etwas verwirrt ist...