Guten Tag, Freunde der gepflegten Geraffelkultur,
hier mal wieder ein bebilderter Reinigungs- und Restaurationsbericht eines eventuell nicht ganz so alltäglichen Gerätes:
Ein Kirksaeter Receiver Model RTX 700
Manchmal habe auch ich Glück. So entdeckte ich dieses Exemplar auf einem Trödelmarkt (zudem noch in seiner
Heimatstadt Düsseldorf), und konnte es einem Wohnungsentrümpler für den Gegenwert von 4 Bratwürsten entreißen.
"Et kommt Mucke raus, habbich ausprobiert. Ehrlich..."
Ok, ich hab's noch nicht ausprobiert. Erst wird gereinigt, Staubexplosionen können ja verheerende Folgen haben...
Erster Eindruck: sehr solide und ordentlich aufgebaut.
Die Front ist massiv, Skala aus Glas, Woodcase Echtholzfurnier (wenn auch dünn). Die Qualität der Bauteile kann
ich nicht beurteilen.
Hier die ersten Fotos:
Gruß
Jens
Mann, da hast Du aber Glück gehabt! Die werden sonst recht teuer gehandelt und sind überdies noch sehr, sehr selten. Glückwunsch!
... und wirklich sehr schick!
Ich hoffe er läuft bzw. du bekommst ihn flott wieder hin.
Aber ehrlich, und du musstest nichmal die Würste essen. Für mich eines dieser absoluten Gänsehautgeräte. Wenn er jetzt noch funzt und klingt - Jammi, mehr davon bitte bitte.
Glückwunsch !
Jetzt frage ich mal - versteht mich nicht falsch, aber was ist daran so wertvoll und besonders?
Okay, es mag selten sein, aber es ist weder besonders schick, noch sind dort wohl aufwendige Schaltungen verbaut, bzw. wenn ich mir die alten Kondensatoren + Einstellregler ansehe? Und Überdampf, kann das Ding auch nicht - daher?
Nein, ich habe keine Ahnung, darum frage ich ja, ich will nicht diesen wohl gut erhaltenen Zeitzeugen schlecht machen. Denn ähnliche Geräte habe ich schon öfter stehen lassen, weil ich sie vielleicht falsch eingeschätzt habe.
Wenn ich daran denke, das ich mal einen funktionierenden, älteren Revox-Vollamp in die Tonne gekloppt habe, nur weil das Gehäuse, an den Klebestellen auseinander war - könnte ich mir heute noch eine reinziehen. Okay, damals hatte ich noch keine Ahnung und andere Hobbys.
Frank, dieser Receiver ist Baujahr 1967. Damals war ein Volltransistorgerät aus Deutschland die absolute Ausnahme. Die deutschen Spitzengeräte, z.B. Telefunken Opus 2650 (auch sehr gesucht heute) hatte noch einen Röhrentuner und gerade mal 2 mal 15 Watt Musikleistung an 4 Ohm, er kostete 698,- DM und sah so aus:
Da war der Kirksaeter, ein Volltransistor mit 2 mal 45 Watt sinus an 8 Ohm und einem Neupreis von 1.875,- DM, ein absoluter Exot - und seiner Zeit um mindestens 15 Jahre voraus!
Hi, tja, was ist daran wertvoll? Das, was ihr Freaks daraus macht.
Merkwürdige Frage von jemandem, der sich in einem Forum für altes Geraffel angemeldet hat.
Was ist an einem alten Käfer wertvoll? Der hat auch keine besondere Technik.
Wobei ich las, dass die "Schaltungen" in Kirksaeter-Geräten wohl schon besonders, bzw. innovativ sein sollen.
Ich verweise mal hierhin:
Kirksaeter auf hifi-studio.de.
Ansonsten, zuendi, ich hätte das Gerät wohl auch ignoriert, wenn ich nicht ein paar Wochen zuvor einen Kirksaeter-Restaurationsbericht von Armin mit Infos über die Besonderheiten von Kirksaeter überflogen hätte. Denn auf den ersten Blick sieht das Ding tatsächlich eher unscheinbar aus. Ahnung von Hifi-Marken hab ich nämlich auch nicht so richtig. Und ich weiß auch nicht, was so ein RTX 700 für einen Wert hat. Ich hab ihn mitgenommen, weil er in einer kleinen Klitsche in Düsseldorf gebaut wurde. Und jetzt lese ich, er sei sogar mein Jahrgang.
Altes Ding, das.
Jens
Die verbauten Teile sind mit Sicherheit von guter Qualität, allein der Schnittbandkerntrafo ist ein Leckerbissen.
Wenn ich das richtig sehe, ist die Endstufe ohne Ausgangselkos, für die damalige Zeit schon sehr fortschrittlich.
In der Vorstufe sehe ich fast nur 5%-Widerstände, also auch gute Qualität.
(10.11.2014, 14:20)lofterdings schrieb: [ -> ]Hi, tja, was ist daran wertvoll? Das, was ihr Freaks daraus macht.
Merkwürdige Frage von jemandem, der sich in einem Forum für altes Geraffel angemeldet hat.
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Ansonsten, zuendi, ich hätte das Gerät wohl auch ignoriert, wenn ich nicht ein paar Wochen zuvor einen Kirksaeter-Restaurationsbericht von Armin mit Infos über die Besonderheiten von Kirksaeter überflogen hätte. Denn auf den ersten Blick sieht das Ding tatsächlich eher unscheinbar aus. Ahnung von Hifi-Marken hab ich nämlich auch nicht so richtig. Und ich weiß auch nicht, was so ein RTX 700 für einen Wert hat.
Tja, so ist das Jens - Du gibst Dir eigentlich selber, die Antwort, auf Dein Unverständnis!
Und ich bin nicht verpflichtet, jedes Gerät / Hersteller / Typenreihe zu mögen und Gutachter, bin ich eh nicht, nur Liebhaber!
Ich finde dafür andere Sachen hochwertig und wertvoll, wo mir hier schon der Arsch aufgerissen wurde und irgendwelche selbsternannten Rechthaber, eben ihre Meinung aufgedrückt haben.
(10.11.2014, 15:57)xs500 schrieb: [ -> ]Die verbauten Teile sind mit Sicherheit von guter Qualität, allein der Schnittbandkerntrafo ist ein Leckerbissen.
Wenn ich das richtig sehe, ist die Endstufe ohne Ausgangselkos, für die damalige Zeit schon sehr fortschrittlich.
In der Vorstufe sehe ich fast nur 5%-Widerstände, also auch gute Qualität.
Moin,
elkolose Eusgaenge gab es schon beim Grundig SV50, das war 1963/64. Es war der erste deutsche Transistor-Grosserienstereoverstaerker groesserer Leistung (2x 20/25W).
Widerstaende mit 5% Toleranz sind hier nichts Besonderes, sondern Standard fuer Schichtwiderstaende. Es sind aber auch ein Haufen Kompositwiderstaende drin, die haben meist 10% Toleranz, weil sie ohnehin schon genug Probleme damit haben ;-)
Bei dem gezeigten Kirksaeter sollten beide grossen Elkos im Netzteil getauscht werden, die Ueberdrucksollbruchstellen im Gummistopfen sehen strapaziert aus.
Die amerikanischen Netzspannungsanschluesse sollten stillgelegt werden.
Die Knoepfe sind von Pekalit. HH Scott hat sie auch verwendet (wieso kauft ein amerikanischer Geraetehersteller Knoepfe in Deutschland?), mein Rodec Auditorium Roehrenverstaerker (Belgien) hat sie auch. Ich muss mal nachsehen, ob sie auch am K+H FM2000 sind. Sie schienen sehr beliebt gewesen zu sein.
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Peter
hf500 schrieb:wieso kauft ein amerikanischer Gerätehersteller Knöpfe in Deutschland?
Ach, Peter, schau mal in einen McIntosh hinein - wieviele deutsche Bauteile da drin sind - hatte in den USA einfach einen richtig guten Ruf, wenn da made in Germany draufstand.
Einen RTX 402 hab ich auch noch im Keller. Denke den heb ich mal auf für schlechte Zeiten...
Die Dinger sind jedenfalls alles andere als Leichtgewichte. Wie Armin schon schrieb, für damalige Verhältnisse sicher absolut wertig gebaut. Irgendwie hat meiner auch z. T. noch gar keine richtigen Platinen. Da wurden Schaltungen scheinbar noch von Hand gelötet.
VG Martin
Nicht nur scheinbar, Martin - steht auf vielen Kirksaetern drauf: "handmade in Germany"
Glückwunsch zu dem Schnapp, den hätte ich sogar für den Gegenwert von 4 Schnitzeln genommen
Moin,
mal eine Frage, es kommt mir irgendwie bekannt vor:
Der gesamte HF-Teil, also Mischteil, ZF und Decoder, ist das etwa Goerler?
73
Peter
Hi, ich habe keine Ahnung, von wem die Tuner-Komponenten sind.
Aber hier in einem
uralten Forums-Thread ist in Post #43 die Rede von Görler.
Ich habe nun sorgfältig gewienert.
Unter der Staub-Schicht sieht man dem Gerät die fast 50 Jahre nicht an. Die ganzen Kontakte an den Schaltern sind immer noch blank. Schwarz angelaufen sind nur einige Trimmer auf den oberen Platinen, und die Cinch-Anschlüsse hinten. Ich las irgendwo, dass Kirksaeter Probleme mit den Lötstellen habe. Keine Ahnung, ob das auch für dieses frühe Exemplar gilt. Werde ich überprüfen.
Die Elkos sehen alle fein aus, auch die Sieb-Böller, keine verschmorten Bauteile sichtbar. Das Gerät wurde definitiv nicht häufig benutzt und ist im unverbastelten Originalzustand.
Teste ihn momentan. Lämpchen funzen, UKW wird fett in Stereo empfangen, Anzeige geht, an ext. Eingang per CD-Player kommt verzerrungs- und rauschfreie Mucke. Potis und Schalter sind knack und knarzfrei. Einzig das Basspoti rauscht beim Drehen.
Es scheint, da hab ich echt einen Schnapp gemacht und muss nicht viel reparieren.
Ich poste später Detailfotos vom Aufbau.
Gruß
Jens
Peter, das ist sehr gut möglich - Görler hat seinerzeit fast alle deutschen Hersteller beliefert - wieso also nicht auch Kirksaeter?
Moin,
aber nur die, die HF-Technik nicht selbst entwickeln wollten/konnten ;-)
Die ueblichen Verdaechtigen der "Grossen" waren nicht darunter, die konnten das selbst machen.
Nur Saba hat fuer das HiFi-Studio Freiburg-Stereo das UKW-Mischteil bei Goerler gekauft. Anscheinend hatten sie fuer das Geraet (das Monstrum war einer der ersten Volltransistor von Saba) kein eigenes auf den Reissbrettern und es musste schnell gehen. Wie man grundsaetzlich UKW-Mischteile baut, haben sie schliesslich gezeigt, inklusive Gegentakt-Vorstufe im Bodensee/Freiburg 3D-S (mit Roehren natuerlich).
Bei so einem Kleinhersteller wie Kirksaeter, dazu noch in deren Anfaengen, ist der Einkauf der Empfaengerkomponenten voellig plausibel. In so einer Situation gilt der Spruch: "Was man kaufen kann, macht man nicht selbst", vor allem, wenn man sich die Expertise dazu noch erarbeiten muss.
73
Peter
Jens, tolles Gerät!
Ich bin immer wieder erstaunt, wie gut solche Geräte nach der langen Zeit dastehen.
Viel Spass damit.
Was willste denn nun Aufarbeiten? Oder war damit die Reinigung gemeint?
Kuckuck,
naja, was man so macht, um so'n altes Ding aufzumöbeln:
Innen- und Außen-, Poti- und Knöppereinigung, kalte Lötstellen eliminiern, evtl. Elkos wechseln, Beleuchtung pimpen, schlussendlich das Woodcase abschleifen und neu ölen.
Und wenn ich irgendwo nen Servicemanual auftreiben kann, noch n bisserl abgleichen, wenn nötig.
Jedenfalls erscheint mir ein Kanal leiser, als der andere, aber das muss ich noch genau testen.
Jetzt bin ich erstmal im Urlaub.
Tschö
Jens
Hallo Jens,
ich hab auch einen RTX 700 und bei meinem waren diverse Unterlagen dabei, auch Schaltpläne, wenn du willst schau ich mal wo ich die hab und dann kann ich sie scannen und dir schicken.
Tach,
zuerst mal ein herzliches Dankeschön an Sigi "broeselbert" für einen großen Haufen gescannter Unterlagen zum RTX700. Eine der Eigenschaften, die ich an diesem Forum so toll finde: uneigennützige Hilfsbereitschaft. Danke!
So, und wenn der Laden hier dicht gemacht wird: wer hilft mir dann beim Bugfixing meiner Sorgenkinder, aktuell des Kirksaeters? Tolle Wurst.
Hab ihn geputzt, gewienert, Potis-/Schalter gesäubert, Beleuchtung gefixt und getestet. Den Kontakten der Schalter nach zu urteilen, wurde das Gerät nicht viel benutzt. Die waren komplett korrosionsfrei.
Folgende Symptome:
1) der rechte Kanal spielt leiser, geschätzt etwa minus 50%. Ich meine, das schwankt ein bisserl. Rechts ist auch dumpfer und Bassärmer. Sind vielleicht wirklich die Siebelkos und andere marode (siehe Peter #10)?
2) Wenn ich am rechten Basspoti drehe, rauscht es ganz tief auf beiden Kanälen, auch, wenn ich rechts mittels Balance aus gemacht habe.
3) Radioempfang: funzt, Meter hat Vollausschlag, auch in Stereo. Driftet auch nicht, zumindest nicht innerhalb einer Stunde. Aber wenn ich die Potiachsen anfasse, oder das Gehäuse des angeschlossenen CD-Players, oder die Hand über den Drehko halte, fängt es fürchterlich an zu kratzen...
Mag mir noch jemand eine hilfreiche Idee reichen?
Jens
Toller Schnapp ! Und ein wunderschönes Gerät, das sicher auch einen guten Ton macht...
(20.12.2014, 10:36)lofterdings schrieb: [ -> ]Mag mir noch jemand eine hilfreiche Idee reichen?
Der Radioempfang hat ein Problem mit den Masseverbindungen. Wenn Du weisst, was Du tust, wovon ich ausgehe, kann Du ja mal versuchen, das Gehäuse (Chassis) testweise zu erden, beispielsweise an einem Heizkörper, Sicherheitsleiter der Stromversorgung müsste auch gehen - nur zur Diagnose. Die Hausantenne, die man früher benutzte, hatte ja auch eine Erde. Das Basspoti dürfte hinüber sein, vielleicht hilft eine Reinigung, vielleicht hat es auch einen Masseschluss.
Ich habe mal auf ähnliche Weise wie Du einen RTX 120-85 prof ergattert (wegen der Hammer-Endstufen) und mangels Werkstattumgebung kapituliert. Dabei funktioniert der Receiver sogar ohne solche krassen Fehler, wie von Dir beschrieben, toller UKW-Empfang. Aber zahlreiche Elkos müssten ausgetauscht werden (deutlicher Netzbrumm, beispielsweise), dazu noch einiges mehr. Und dann müsste man das Gerät neu einmessen, wofür mir die Ausrüstung fehlt, sonst hätte die ganze Mühe keinen großen Sinn. Außerdem ist das Holzgehäuse ziemlich geschrottet. Hoffe immer noch drauf, irgendwann einmal einen zweiten mit zumindest gutem Gehäuse zu finden, bisher aber erfolglos, die Teile sind offensichtlich zu selten.
Viele Grüße - Frank