Old Fidelity - HiFi Klassiker Forum

Normale Version: EL84 leuchtet kalt schon blau und brummt im LS
Du siehst gerade eine vereinfachte Darstellung unserer Inhalte. Normale Ansicht mit richtiger Formatierung.
Was hab ich Blödmann gekillt...? Denker

Peinliche Sache:

Jaaaajaaaaa, das macht man nicht! Flenne

Am laufenden Röhrenradio hier und da Staub ausgeblasen - kühlt leider gleichzeitig.

Als ich die EL84 erwischte, "ging sie sofort hoch" - naja, nicht im wörtlichen Sinne.
Sie fing blitzartig an, blauviolett zu leuchten, verbunden mit tierischem Brumm ausm Lautsprecher.

Sofort Strom getrennt (klaro), Röhre raus, geputzt und optisch überprüft.
Kein (naheliegender) Riss zu erkennen, Beschichtung wird auch (noch?) nicht weiss.

Sockel geputzt, Röhre wieder rein, alles 10 Minuten abkühlen lassen und Strom wieder an.
Sofort wieder blaues "Rumblitzen" in der Röhre (mitsamt dazu passenden Geräuschen ausm LS). Selbstverständlich nur ne Sekunde probiert und dann Strom wieder aus.

Naheliegend ist natürlich ne gekillte EL84 (leider keine Ersatzröhre im Haus) - aber "erfahrene Röhris gefragt": kann das noch ne andere Ursache haben? Versauter Sockel z.B. (ist aber nix auffälliges dran zu erkennen)?
Oder verglühter Widerstand irgendwo?

Ach ja: falls jemand das "Graetz Sinfonia 4R/221" kennt - wo zum Henker sitzt bei dem Dingens der Gleichrichter? Die Suche danach war einer der Gründe für die Entstaubung - leider bisher erfolglos.

Und bevor die Alten Meister ihre Kassandrarufe erschallen lassen - Röhrenradio, Lebensgefahr, Netzspannung, Chassis usw.: ist mir klar (hab mir an den Dingern früher oft genug eine gefangen). Smile

Drinks

Nachtrag:
Noch ein "Freestyle-Versuch":
EL84 rausgezogen und Strom an: wieso brummts da schon im LS (Ohne Endstufenröhre)? Genau dieses Brummen ist der eigentliche Grund, dass ich das Radio überhaupt in der Mache habe.
Strom wieder aus und danach EL84 rein - kurzes blaues Aufblitzen von der Restspannung der Elkos...
Das blaue Leuchten ist wohl normal und kann auftreten. Google mal, oder schau mal bei Jogis Röhrenbude vorbei.

Das Brummen hat damit aber eigentlich nichts zu tun. Das Gitter leuchtet aber nicht rot (glüht) oder?
Kann normal sein (hab natürlich vorher gegoogelt Smile ).

Die hier war aber vor meiner Misshandlung unauffällig (nix blau). Sad
Irgendwann ist immer das erste mal... LOL
(04.12.2014, 12:03)termman schrieb: [ -> ]Sofort wieder blaues "Rumblitzen" in der Röhre (mitsamt dazu passenden Geräuschen ausm LS).

Moin,
klingt nach Elektrodenschluss und/oder Gas in der Roehre.

Es reicht hier "etwas" Gas, so viel, dass es ionisiert wird, und das Leuchten und Leiten anfaengt. Das muss noch nicht zum schnellen Weisswerden des Getters fuehren, wird es mit der Zeit aber. Die Roehre hat wohl einen Luftzieher.

73
Peter
Hallo,

da die Röhren bestückung nix von einer EZ oder EY Röhre erzählt,

[Bild: roehrenbestueckung.jpg]

denke ich, das Teil hat einen Selengleichrichter, das ist so ein längeres Metallteil, das aussieht als wenn es
ein Kühlkörper ist.
Im Schaltplan ist für die Gleichrichtung auch keine Röhre eingezeichnet.
Ungefähr so sollte das Teil aussehen:

[Bild: selengleichrichter.jpg]

Bei Pollin gibt es sowas noch.

Gruß Olaf
(04.12.2014, 12:03)termman schrieb: [ -> ]EL84 rausgezogen und Strom an: wieso brummts da schon im LS (Ohne Endstufenröhre)?

Moin,
gibt es einen Kondensator (so um 4700p -6800p) zwischen Anode EL84 und Masse?
Wenn ja, tauschen, der Ersatz sollte eine Wechselspannungsfestigkeit von wenigstens 250V haben, an ihm steht der Scheitelwert der Anodenspannung (Anodenwechsel plus -Gleichspannung).
Ein Kondensator fuer 1000V Gleichspannung duerfte passen.
Wenn man ihn parallel zur Primaerwicklung des Ausgangsuebertragers anschliesst, ist das elektrisch gleichwertig, aber die Belastung sinkt auf den Anodenwechselspannungswert. Die relativ geringe Gleichspannung ueber der Wicklung kann man vernachlaessigen. Der Hauptvorteil ist aber, dass der Uebertrager und das Netzteil nicht in Gefahr geraten, wenn der Kondensator durchschlaegt.

73
Peter
War übers WE verreist und ohne Internet. Smile

Selengleichrichter kenn ich, hab aber bisher nix in der Form gefunden. Morgen schraub ich mal das Chassis raus.
Und dann schau ich nochmal nach der EL84, vielleicht ist sie ja jetzt weiss.

Letzter Beitrag von hf500:
Das schau ich mir morgen mal aufm Schaltplan an, danke. Smile

Hatte zwischenzeitlich schon aufm Schaltplan gesehn, dass einer der drei Teil-Elkos aus dem gossen Becher irgendwie mit dem Ausgangstrafo verschaltet ist und wohl deshalb der Netzbrumm ohne EL84 auf den Lautsprecher kommen kann.

Drinks
Anstatt eines Selengleichrichters kannst du auch einen Si Gleichrichter nehmen. Der verhaelt sich etwas anders wie der Selen. Um auf die Betriebsspannungen zu kommen, sind dann vllt Widerstaende notwendig..
Ich weiss nicht, wie Selen-GRs aufm Schaltplan dargestellt werden, aber aufm Schaltplan ist ne "normale Graetzbrücke" eingezeichnet.
Kann eigentlich ein toter Elko für geringere "Hochspannung" sorgen? Das Magische Auge (selbstverständlich eine der unerhältlichsten Sorten - EM34) ist fast nicht mehr zu erkennen - wäre natürlich toll, wens nur an mangelnder Spannung läge. Smile

Erstmal sehn, ob ich morgen Bock auf die Kiste habe, eigentlich muss ich eh erstmal paar EL84 jagen gehn. (hätt ich mich bloss nicht darauf eingelassen- ist ein Gerät vom Kollegen "Kannste mir die Beleuchtung wieder richten? ...und es brummt bisschen, wenn Du da auch mal nachschauen könntest" Dash1 )
Und hier gibt es Selengleichrichter
Hallo termman,

auf dem Foto mit der Röhrenbestückung des Graetz "Sinfonia 4R" steht doch der Wert des Gleichrichters drauf, B250C75, wenn ich es richtig gelesen habe. Der müsste grob geschätzt so aussehen wie hier und in der Nähe des Netzteils sitzen (das sind natürlich andere Werte B=Volt, C=Stromstärke in mA):
http://www.ebay.de/itm/Selen-Flach-Gleic...4d18bc86dc
Bevor Du den Gleichrichter tauschst, solltest Du erst mal Du messen, ob er nicht vielleicht die geforderten Volt (siehe Schaltplan) noch leistet, wobei Röhrenradios auch mit 10 bis 20 Volt weniger locker klarkommen. Außerdem mal prüfen, ob er heiß wird. Eventuell ist er sogar noch gut. Wenn tauschen, kannst Du ruhig einen nehmen, der etwas mehr Strom verkraftet, also B250C100 oder so. Wenn Siliziumgleichrichter statt Selengleichrichter, sollte man an Entstörung denken - es gibt einige Anleitungen im Netz. Das Symptom sieht aber eher nach einer defekten EL84 aus. Die Frage bei so einem alten Röhrenradio ist natürlich die, ob man es nicht insgesamt etwas überholen will, sofern man dran hängt. Wenn das Teil noch Originalzustand ist, wäre das sicherlich angebracht, auch aus Gründen der Sicherheit.

Viele Grüße - Frank
Also wenn die Röhre blau leuchtet, dann mal eine andere probieren. In der Regel, ist da was faul, ich kenne dieses Phänomen, habe es aber selber noch bei keinem von ca. 20 Geräten gesehen.

Wie Franky schrieb, der Selengleichrichter darf sich nicht erhitzen - wenn ja, dann ist er tot. In der Regel ist er das, das ist so ähnlich, wie Kondensatoren, nach den Jahren - ist eben Feierabend. Das heißt ersetzen und den / die Siebelkos dahinter gleich mit, meistens sind die ebenfalls Schrott und Ursache, für Spannungsfehler - die übrigens nachzumessen sind. Neue Selengleichrichter gibt es doch wohl nicht mehr, oder? Und alte einbauen, das ist dasselbe in grün. Also normale Diodengraetzbrücke rein und einen Leistungswiderstand. 5 Ohm, habe ich glaube ich genommen.
In der Regel, wenn eine Anzeigeröhre dunkel ist, dann ist es vorbei, ihr Leben ist endlich. Schön wäre es ja, wenn es an der Spannung liegen würde. Diese Röhre, ist aber nicht zwingend erforderlich und sauteuer, da selten.
Hallo, - EM34 Alternative

http://shop.antikradio-restored.de/produ...ucts_id=91.
oder bei
http://www.askjanfirst.de/

Atzuendi
Genau, der Siliziumgleichrichter erhöht natürlich mangels Eigenwiderstand gegenüber dem Selengleichrichter die Spannung, da muss man einen Widerstand berechnen, um wieder auf die richtige Voltzahl zu kommen. Mit ein wenig Suche findet man aber auch noch NOS-Selengleichrichter. Ich bin bei meinen Radios bei Selen geblieben.
Ein bisschen Betriebstemperatur bekommen Selengleichrichter schon, nur sollte sie natürlich deutlich unter 60 Grad bleiben. Ich habe meinen - wo bautechnisch möglich - kleine aufklebbare Kühlkörperchen aus dem PC-Bereich spendiert.
Der Beitrag hier aus dem Radiomuseum ist auch lesenswert:
http://www.radiomuseum.org/forum/ersatz_...hters.html

Viele Grüße - Frank
Ich habe sogar mal mehrere zerlegt, gesäubert und aus den besten Selenplättchen, einen neuen aufgebaut = ging auch, recht einfach sogar. Aber die Freaks haben nur müde gelächelt. Später habe ich die nur noch ausgeräumt und mit modernen Bauteilen befüllt, ebenso den Doppel-Sieb-Elko. Da ist genügend Platz drin, da die neue Technik, doch etwas kleiner ist und optisch zumindest der Originalzustand erhalten bleibt.
...wobei die passenden Becherelkos von Jan Wüsten (link ist oben) genial sind. Haben aber ihren Preis. Oder die alten neu formatieren, geht auch oft. Wenn das Graetz Sinfonia von termman noch was taugt, sollte er sowieso die ganze "Elkokur" machen mit vorausgegangener Reinigung. Sofern Originalzustand sollte er sich auch nach problematischen Teer-, Papier- und WIMA-Kondensatoren (vor allem "Tropydur", auch Malz- oder Knallbonbon genannt) sowie verdächtigen Kohlemassewiderständen umsehen, denn das Sinfonia stammt aus der zweiten Hälfte der 50er Jahre, als die alle noch fröhlich verbaut wurden. Denn, plötzlich erhält das gute Stück vom neuen Gleichrichter wieder ordentlich Strom und schon knallt's an der nächsten Stelle. Ist halt blöd, wenn was passiert, fällt es immer auf den zurück, der zuletzt was dran gemacht hat...
Deshalb ist auch, bevor man es wieder abgibt, mindestens 24 Stunden störungsfreier Dauerbetrieb nötig.

Viele Grüße - Frank
Auf innere Originalität kommts zum Glück nicht an, ich soll auch nix am Gehäuse machen (viele schöne Ringe von Blumenvasen und so), soll nur wieder seine Küche ohne Brummen beschallen.

Ich kann also durchaus den grossen Mehrfachelko an den Anschlüssen abknipsen und andere Einzelelkos (natürlich mit passenden Werten) einlöten.

Aber da geht der (kleine) Stress schon los - dank der üblichen Verdrahtung komm ich schon mal zum Messen nicht einfach so bis zu den Anschlüssen des Elkos (deshalb die Suche nach Messpunkten am anderen Ende = Gleichrichter).

Aber zwischendurch schonmal ganz herzlichen Dank an alle, die hier fleissig ihre Tips abgeben. Thumbsup Thumbsup Thumbsup

Momentan fehlt mir die Muse (und ne Ersatz-EL84) für die Kiste, deshalb fass ich sie frühestens am Wochenende wieder an.
(09.12.2014, 12:29)termman schrieb: [ -> ]Auf innere Originalität kommts zum Glück nicht an
Ich glaube, die Sache mit der Originalität hast Du falsch verstanden, bzw. habe ich es nicht klar genug geschrieben. Ich meinte, sofern das Radio noch in seinem Originalzustand von 1956 oder so ist, sind sehr wahrscheinlich einige bedenkliche Kondensatoren drin, die man besser gegen neue austauscht, wenn das Radio täglich spielen soll und kein Museumstück ist. Eine gewisse Brandgefahr besteht sonst, deshalb hier nochmals mein Hinweis - ist nur gut gemeint.

Gruß - Frank