Old Fidelity - HiFi Klassiker Forum

Um ein Haar wäre dieser (nicht ganz so) alte Pioneer Verstärker verschrottet worden. Er lag bereits im Container für den Elektroschrott, wenngleich er immerhin pfleglich dort abgestellt wurde.
Für seine (fast) 25 Jahre sieht er noch ganz gut aus.



Normalerweise ist in so einem "rudimentären" Gerät jeder Fehler innerhalb kürzester Zeit gefunden, aber in diesem Fall brauchte ich über eine Stunde.
Ich habe das Teil also gereinigt, und "wie immer" erstmal in den RTT gesteckt, den ich gewohnheitsmäßig "voll" aufdrehe. Das sind dann etwa 238V.

Das Gerät lief sofot anstandslos und schaltete ordnungsgemäß das Relais frei.
Prima. Also wurde das Gerät zum Messplatz gebracht, um es weiter zu überprüfen. Nach einstecken in die dortigen Steckdosen passierte dann aber wider erwarten .....nichts. Die Relais zogen nicht an.
Wieder zurück an den RTT....alles OK. Allerdings nur bis 230 V. Darunter ging schlagartig nichts mehr, und zurzeit standen gerade mal 228V an der Dose an.

Lange Rede, es gab einen Fehler im Bereich der Schutzschaltung. Genauergesagt im Relais Driver. Q144 war der Übeltäter.
Er war "angeschlagen".



Die Bauteile der Schutzschaltungen liegen gut zugänglich auf der Endstufenplatine (rot).



Das Gerät wurde soweit ich weiss zwischen 1989 und 1990 gebaut, und wie so oft habe ich es nicht für notwendig gehalten, auch nur einen einzigen Elko zu wechseln. Zwei oder drei kleine neben den 78/79XX sind etwas abgekocht, aber immer noch dienstfähig. IC601 und 602 liefern absolut ordentliche Spannungen.

Die meisten Messungen werde ich morgen durchführen, da mir vorhin etwas dazwischenkam.

Auffällig ist an diesem Gerät, dass der schaltbare DIRECT Mode (schlecht erkennbar in gelb) um satte 1,8 dB lauer spielt. Rot = Klangregler in Mitte, die anderen beiden jeweils in Extremstellung.



Die RElais mussten erstmal freigeklappert werden. Unter 50 W Last 20 bis 30 mal schalten, dann geht´s soweit.



Relais "B" (gelb) ist (zurzeit) etwas schlechter als A (grün) , was sich auch in der Ausgangsimpedanz zeigt.
Die anderen beiden sind Testmessungen und haben mit dem Pio nichts zu tun.




Amplitudenfrequenzgang bei 1W/ 8R reicht bis 150 KHz (-3dB)



Rest morgen....

(16.12.2014, 19:40)scope schrieb: [ -> ]Auffällig ist an diesem Gerät, dass der schaltbare DIRECT Mode (schlecht erkennbar in gelb) um satte 1,8 dB lauter spielt.

Liegt es vielleicht am Druckschalter? Nach einer gründlichen Reinigung, müsste die Anhebung wohl weg sein bzw. gleich sein wie in der Stellung ohne Direct-Schaltung.

Hallo,

daran liegt´s höchstwahrscheinlich nicht, da diese Pegeldifferenz auf beiden Kanälen gleich ist, und auch nach mehreren Umschaltvorgängen keine weitere Veränderung (nichtmal 0,1dB) mitbringt.

bis zu 1dB ist nicht unüblich. Fast 2 sind aber schon viel. Ich werde das morgen nochmal genauer untersuchen.

scope
Moin,
sei froh, dass er so gut laeuft. Ich habe auch einen von den Dingern und der zeigt sich von der graesslichen Seite. Fuer den defekten Doppel-FET in einem der Endverstaerker fand sich noch einigermassen preiswert Ersatz. Nicht geloest ist nach wie vor das Problem, dass im Normalbetrieb ein Kanal leiser als der andere ist, im Source-Direct sind beide gleich laut. Der Schalter scheint es nicht zu sein, und eine weitere Fehlersuche wird durch den absolut servicefeindlichen Aufbau im Bereich Hauptverstaerker um das Lautstaerkepoti herum und dem Geraffel hinter der Frontplatte erschwert. Die elende Schrauberei hat schon einige Flueche erzeugt ;-)

Wenn ich mich recht erinnere, gibt es auf der Platine unter dem Netztrafo einen kleinen Elko (3,3µ oder 33µ?, ich weiss es nicht mehr genau), der bei seinem Ausfall die Endstufenrelais "abschaltet". Der einzige Elko, den man vielleicht tauschen sollte.

73
Peter

Zitat: Fuer den defekten Doppel-FET in einem der Endverstaerker fand sich noch einigermassen preiswert Ersatz.

Selbst zusammensetzen Hast du vermutlich auch so gemacht. Ich habe noch 50 Stück gelagert. Sind heute Gold wert.

Ich werde gleich weitersuchen

So, weiter gehts mit dem Teil.
Der 3,3µ Elko ist tatsächlich etwas trocken gewesen. Noch knapp 2 µF übrig, gewechselt und Bodenblech zum dritten mal wieder zugeschraubt.

Die 1,8 dB Differenz zwischen Direkt und Tonregler bleiben. Ich sag mal einfach, dass das nunmal so ist, denn ansonsten ist alles "gut".

Die unten abgebildete Messung zeigt die Kanaldifferenz zwischen L und R. Dabei ist "null dB" nicht wie üblich Rechtsanschlag des Lautstärkereglers, sondern etwa 2 Uhr. Da ich am Lautsprecherausgang gemessen habe, wollte ich die Endstufen nicht so lange unter Vollast laufen lassen. Wäre blöd, wenn das Teil jetzt noch abraucht.

Also von 2 Uhr bis Linksanschlag.




Rot = DIRECT, Grün = tone ON.
Im normalen Regelbereich etwa 0,5 dB, weiter unten dann bis zu 1 dB. Ganz unten dann ....naja....Potigleichlauf eben. Das ist in der Konsumerklasse üblich.
Beim grünen PLot war ich ab -60 dB etwas zu nervös am Regler, was die Messung "darunter" verhagelte. Man erkenntr aber, dass das Klangregelteil in diesem Gerät OK ist.

Die Leistungsmessungen jetzt mit beiden Kanälen zugleich, aka "both channels driven".
Zum Vergleich wurde im Fall "blau" der zweite Kanal entlastet. Das bringt gleich 10 Watt mehr auf dem anderen.
Rot ist mit 2 x 100W 1% (1KHz) dann bcd.



Das gleiche nochmal mit 4R ergibt 2x 144W (1% THD&N)




Das liegt wohl auch an den 5% mehr Saft auf den Railspannungen. Das Teil ist ja noch für 220V gebaut worden. Wurde recht warm.

Klirrspektrum bei 20W , 8R: DIRECT


und das selbe über die Klangregler....K2 steigt, aber immer noch total unbedenklich.



So, Deckel drauf und weg damit.

Klasse Bericht.Wieder ein tolles Gerät gerettet.

(17.12.2014, 15:24)scope schrieb: [ -> ]Selbst zusammensetzen Hast du vermutlich auch so gemacht. Ich habe noch 50 Stück gelagert. Sind heute Gold wert.

Moin,
nein, das war ein Originaltyp.

73
Peter