Nummer 3 steht ebenfalls fest:
Caroline Now! - The songs of Brian Wilson and The Beach Boys
Mein Vater hat es gehalten, wie wohl fast alle Väter, die beruflich viel auf Reisen waren: Bei der Ankunft zu Hause, meist am späten Freitagabend, gab es Schlechte-Gewissen-Geschenke. Und ich weiß nicht, ob das im Handbuch der Vaterfreuden unerwähnt bleibt oder ob man sich das selber aneignen muss: Unfreundlichen 13jährigen, die Eltern generell meistens alles andere als cool finden, konnte man schon immer sehr gut CDs, Tapes oder Schallplatten (bzw. inzwischen wahrscheinlich iTunes-Gutscheine) schenken, wenn man sich auch nur ein wenig mit deren Geschmack oder Interesse auseinandergesetzt hat. Das finden die dann gar nicht so schlimm, lächeln zwar nicht, verziehen aber immerhin kurz die Brauen zu einem angedeuteten ‚Danke‘ und gehen in ihr schwarz gestrichenes oder schlimmbepostertes Zimmer, um sich mit dem Geschenk zurückzuziehen, das man dann ‚unten‘ meist noch ganz gut und einige Zeit lang hören konnte.
Ich weiß auch nicht, ob mein Vater die Aufnahme schnell noch am Flughafen und im Vorbeigehen aufgegabelt hatte oder vielleicht sogar eher plante, das Ding lieber selber in seinem Tapedeck im Auto zu versenken (...das Carrera-Bahn-Syndrom): die ‚Best-Of-Beach-Boys‘ war damals jedenfalls sehr gut getroffen, das Geschenk spielte fast ein Jahrzehnt lang (in meinem nicht schwarz gestrichenen Zimmer) und später dann sogar noch in meinem Auto und verschwand erst, als ich im ersten Studienjahr mal übers Wochenende vergessen hatte, es abzuschließen. Irgendwo in der Bielefelder Altstadt hatte sich ein Spaßvogel oder evtl. auch ein Obdachloser spontan dazu entschieden, zwei Tage in meinem alten Benz-Kombi zu wohnen. Der Unbekannte nahm eine Winterjacke mit, hinterließ ein eher schneidendes Odeur und ein großes Loch in meiner 10-20 Tapes und ca. 20-30 CDs großen mobilen Musikauswahl. Die CDs waren schnell nachgebrannt/zusammengeklaubt, die Kaufkassetten jedoch gerieten in Vergessenheit.
Bevor und seitdem habe ich ein großes Herz für die Beach Boys und vor allem für Brian Wilson - so scheiße ich meistens die Stones (sehr zum Streitwesen meiner Frau) und so selten gut ich die Beatles (sehr zum Unmut der scheinbar fast generellen Menschheit) finde: Immerhin hat Paul McCartney mal gesagt, ‚God Only Knows? Greatest Song ever written…‘ …er könnte Recht gehabt haben.
Die Platte: vier Seiten Brian Wilson als Songwriter mit z.T. eher weniger bekannten Bands und Sänger/Sängerinnen als Interpreten: Sehr erwachsen, respektvoll, oft ein wenig anders, zeitgemäß, persönlich - toller Musiker, tolle Musiker, edles Tribute, läuft ab jetzt noch deutlich öfter! Und ist vor allem auch eine Einladung, die weniger bekannten Sachen und die entsprechenden Alben im Original zu suchen und zu hören - von den vielleicht 20-30 eher zufällig angesammelten und digitalen Beach-Boys-Songs auf meiner Festplatte ist bis auf den namensgebenden Titel jedenfalls keiner dabei ...aber wenn ich mich richtig erinnere: auf dem Tape von damals auch nicht… (…also: jetzt gut zuhören, Papa!)
Und aus aktuellem Anlass: Kim Fowley mit „Almost Summer“ …RIP...
Das Ganze ist erschienen auf Marina Records:
http://www.marinarecords.com/caroline.htm
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Zum Paket:
Leider nichts mehr gefunden, ich sollte realistisch bleiben: was ich jetzt hier behalte, läuft als Kuriosität für mich noch zwei-drei Runden …und wäre dann wahrscheinlich im nächsten Paket - also lieber weitergeben. Die Platten sind echt toll und wie neu ...so viel habe ich davon aber leider sowieso nicht. Ich funke jetzt mal Thorsten zwecks Übergabe an.
Ganz viel Spaß allen Beteiligten: schöne Sache, die Ohren offen halten zu können, danke!