05.02.2015, 00:09
Ich zieh mal die Beiträge aus dem Tonabnehmerfred hierrüber:
(03.02.2015, 22:55)Franky schrieb: [ -> ]Neil Young schwört ja richtigerweise immer noch auf Vinyl. Ernüchternd ist bei Direktschnitt halt, dass man merkt, was bei der Bandaufnahme auf der Strecke blieb; Dämpfung eben. Etwa so, wie der Kopierverlust, der zwischen englischen Decca ffss-Pressungen und deutschen Decca-Pressungen vorliegt. Was für ein Irrsinn das war: nur weil Decca das Master nicht verschicken wollte, machten sie (analoge) Master-Kopien für die Pressungen außerhalb Englands...
Gruß - Frank
(04.02.2015, 21:56)hal-9.000 schrieb: [ -> ](03.02.2015, 22:55)Franky schrieb: [ -> ]Neil Young schwört ja richtigerweise immer noch auf Vinyl. Ernüchternd ist bei Direktschnitt halt, dass man merkt, was bei der Bandaufnahme auf der Strecke blieb; Dämpfung eben.
Waren die denn bei der Bandaufnahme zu blöd? Ich wüsste nicht, warum ein Direktschnitt per se besser als ein (nach allen Regeln der Kunst*) erstellter Bandmitschnitt sein sollte. Vielleicht kann man mir das ja mal plausibel jemand erläutern.
Zitat:Etwa so, wie der Kopierverlust, der zwischen englischen Decca ffss-Pressungen und deutschen Decca-Pressungen vorliegt.
Wie groß war der denn? Und wie groß ist der Verlust bei einer (nach allen Regeln der Kunst*) erstellten Masterbandkopie?
*davon gehe ich in Studios/bei Profis mal aus ...
(04.02.2015, 22:32)Franky schrieb: [ -> ](04.02.2015, 21:56)hal-9.000 schrieb: [ -> ]Wie groß war der denn? Und wie groß ist der Verlust bei einer (nach allen Regeln der Kunst*) erstellten Masterbandkopie?
*davon gehe ich in Studios/bei Profis mal aus ...
Hallo, - in db kann ich Dir das jetzt aus dem Kopf auch nicht sagen, wie groß der Kopierverlust normalerweise war, jedenfalls spürbar.
Ein gutes Beispiel ist die Ring-Einspielung von Solti auf Decca. Die deutsche Pressung von wenigsten einer der vier Opern findest Du auf fast jedem Flohmarkt. Bei der englischen ffss-Pressung wird es etwas schwieriger. Da liegen Welten dazwischen, die nur daher kommen, dass die Englishman nur eine Kopie des Masters nach Deutschland schickten. Platten pressen konnten wir schließlich genauso gut.
Natürlich waren die Studiotechniker bei der Bandaufnahme nicht blöd, aber bei der Aufzeichnung auf Magnetband gehen gegenüber dem Direktschnitt mindestens genauso viel db an Dämpfung drauf wie bei einer Kopie, das ist einfach Physik.
Ich selbst habe einige Jahre in der Analogzeit bei einer kleinen Fernsehproduktionsfirma gearbeitet. Angefangen beim Rohmaterial (Sony-Betacam) rechnete man in Bandgenerationen pro Kopie, und jedesmal gibt es einen Kopierverlust. Man ist also logischerweise beim Master schon in der 2. Generation, wenn man das Rohmaterial als 1. Generation bezeichnet. Jedes Mal wird das Signal schwächer. Je nach Qualität war das Material ab der 4. oder 5. Bandgeneration gerade noch so sendefähig.
Kannste ja selber mal mit zwei Kassettenrecordern testen, einfach kopieren und kopieren...
Der Direktschnitt hat quasi keine Dämpfung im Sinne der MAZ.
Grüße - Frank
(04.02.2015, 23:08)hal-9.000 schrieb: [ -> ]Hi Frank
ich habe eher das Gefühl, dass Performance an anderer Stelle liegengelassen wird und es nicht am Medium liegt. Zumindest deuten IMHO die von dir geschilderten größeren Unterschiede hin.
Zitat:... aber bei der Aufzeichnung auf Magnetband gehen gegenüber dem Direktschnitt mindestens genauso viel db an Dämpfung drauf wie bei einer Kopie, das ist einfach Physik.
Ich verstehe die Physik an der Stelle immer noch nicht, wo geht denn was verloren?
Grob:
Mikros => Mischpult => Direktschnitt
Mikros => Mischpult => Bandmaschine
Jede Direktschnittschallplatte ist ja auch nur eine Kopie (wie oben schon beschrieben). Wenn ich eine Masterbandkopie habe, dann ist das auch erst die 2. Generation.
MWn. ist der Dynamikumfang einer Bandmaschine sogar höher als der einer Schallplatte, so dass theoretisch mehr Headroom zur Verfügung steht.
Mal ganz davon abgesehen ist Dynamik mMn. beiweitem nicht das einzige, was eine gute Aufnahme / tollen Song /guten Klang ausmacht. Was nützen mir zB. 40 db Umfang in einem Titel, wenn mir 75db zu Hören zu leise ist, meine Anlage aber keine vernünftigen 115db liefern kann und ich das auch nur allein Hören kann, weil die Familie zu Hause stramm steht, weil ich nicht rechtzeitig leise gestellt (Dynamik reduziert) habe.
Vielleicht kann aber ja mal jemand Licht in die Sache reinbringen, der weniger vermutet und mehr weiß.
(04.02.2015, 23:51)Franky schrieb: [ -> ](04.02.2015, 23:08)hal-9.000 schrieb: [ -> ]Ich verstehe die Physik an der Stelle immer noch nicht, wo geht denn was verloren?
Klar werden einer Aufnahme, angefangen vom Mikro über die Verkabelung, der Raumakustik, dem Mischpult und allem anderen Equipment Grenzen gesetzt, sodass am Ende noch rund ein Drittel dessen, was gespielt wird, überhaupt aufgezeichnet werden kann. Beim Unterschied zwischen Direktschnitt und Magnetaufzeichnung reden wir konkret NUR über die Dämpfung des Signals durch die verwendete Bandmaschine. Da müssten wir hoffen, dass uns einer der Tonband-Profis aus dem Forum weiterhilft. Ich weiß jetzt adhoc nur, dass es einige db sind, die da auf dem Signalweg zwischen Band und Aufnahmekopf gegenüber dem eingehenden Signal verlorengehen.
Direktschnitt ist übrigens keine Kopie. Das Signal läuft durch bis zum Schneidsichel. Auch die erste Magnetaufnahme ist keine Kopie. Sie muss in der analogen Technik erst kopiert werden, wenn eine neue Abmischung des Masters nötig ist. Ein richtig gutes Aufnahmeteam fertigte wenn möglich natürlich das Master für einen Song mit der ersten Aufnahme, die dann auch gepresst wurde.
Nur beim Fernsehen ging das üblicherweise nicht, "live" ausgenommen; der Kameramann konnte ja die Nachrichten vor Ort nicht schon sendefähig drehen, man musste aus seinem Rohmaterial einen Beitrag auf ein neues Band "schneiden" (sagte man auch bei MAZ).
Aber nebenbei: Da ich kein Geld für teure Direktschnitte habe, bin ich trotzdem jeden Tag begeistert davon, was die alten Tontechniker aufgenommen haben. Mal eine Direktschnittplatte zu hören ist halt klanglich ein kleines Highlight, egal, welche Anlage. Es gibt sowieso nicht viel davon.
Grüße - Frank
(05.02.2015, 00:00)hal-9.000 schrieb: [ -> ](04.02.2015, 23:51)Franky schrieb: [ -> ]Direktschnitt ist übrigens keine Kopie. Das Signal läuft durch bis zum Schneidsichel. Auch die erste Magnetaufnahme ist keine Kopie. Sie muss in der analogen Technik erst kopiert werden, wenn eine neue Abmischung des Masters nötig ist.
Da hast mich falsch verstanden, mit Direktschnittschallplatte meinte ich nicht das geschnittene Original, sondern das, was man am Ende als Kunde in den Händen hält.
Ansonsten warten wir mal auf die Kommentare der Profis ab
(05.02.2015, 00:03)Franky schrieb: [ -> ](05.02.2015, 00:00)hal-9.000 schrieb: [ -> ]das, was man am Ende als Kunde in den Händen hält.Alles klar.
Life is a copy (Xerox).