Old Fidelity - HiFi Klassiker Forum

Nachdem ich vorgestern diesen kleinen Verstärker geschenkt bekam, dachte ich zuerst an sofortiges ausschlachten. Brauchbar wären ein paar Potentiometer und die mittlerweile begehrten 2SA798.
Aber das ist einfach zu wenig, und der äussere Zustand ist zudem noch eine glatte "drei plus". Ausserdem setzt hier gerade der Regen ein. Vielleicht kann er ja irgendwo noch als PC-Verstärker oder in einer Kellerbar Dienst schieben. (?)
Baujahr müsste Mitte 70er sein....oder?



Einschalttest und Offset sind OK. Mehr wurde bisher nicht geprüft. Einige Schalter krachen und es gibt diverse Wackler.
Was es nicht gibt ist eine Schutzschaltung und somit auch kein Relais.

Er wurde irgendwann einmal repariert. Ganz rechts wurde ein BD244 eingesetzt, der natürlich nicht mehr zum japanischen N-Typ kompatibel ist. Das wird sich -wenn überhaupt- nur in den Messwerten zu erkennen geben. Den Collektor hätte "man" aber ruhig abknipsen können.





Bis zu 20 € wollen manche Ebayer für zwei dieser Transistoren haben.


Jetzt wird das Ding geduscht und dann mal schauen was das Teil so bringt, und wie die rudimentäre Phonostufe abschneidet.

Begehrt sind sie tatsaechlich..

Gereinigt und getrocknet. Nicht bis ins letzte Detail, aber dem Wert und dem Zustand angemessen.



Ich sehe das immer in Relation zum Gerät, und verliebt habe ich mich in diesem Fall auch nicht.



Innen wieder ansehnlich, Collektor abgeknipst.



Hebe gerade nachgeschlagen und gelesen, dass das Gerät von 1975-1977 gebaut wurde. Also fast 40 Jahre alt.
Also Stichproben der Elkos genommen, weil es hier immer noch regnet

Netzelko 3300 µF :



Absolut einwandfrei.

Wenn es hier ein Problem -gäbe-, würde man das auch am Lautsprecherausgang messen können. Dazu das Gerät in diesem Fall z.B. mit 2x10W in eine 8 Ohm last laufen lassen, und das Spektrum der Netzstörungen anschauen. Zwar wird einiges (sogar sehr viel) von der Gegenkopplung gefressen, aber zwei trockene Netzelkos würden sich jetzt ganz deutlich in einem hohen Maß an 100 Hz Ripple und deren Oberwellen zeigen. Hier liegt 100Hz 90 dB unter dem 10 Watt Signal (1 KHz), was bei trockenen Elkos eher in Richtung 50....60 dB oder noch weniger gehen würde.



Hier ist alles OK.

Zweite Stichprobe: 47µF Elko aus dem Bereich der Endstufe:



Dagegen ein neuer Panasonic FC aus dem Sortiment, der vielleicht 6 Monate liegt:



Möglicherweise wird das noch etwas besser, wenn er ein paar Stunden oder Tage läuft, und nachformiert....Aber den alten Elko holt er m.E. nicht mehr ein.
Ich vertrete ja ohnehin die Ansicht, viel seltener "alles" blind rauszuwerfen. Es sei denn "es regnet"


Noch ein paar der üblichen Messungen. Zuerst mal das Spektrum bei 10 W in 8R. (der original belassene Kanal), Bias auf beiden Kanälen geprüft...OK.



Die "einfache" Schaltung bringt nicht die Werte der aufwendigeren, größeren Modelle. Das war zu erwarten. Grundsätzlich ist das absolut OK.

Und der nachgebastelte mit dem BD244C:



Ja, da ist was. Vor allem sind jetzt auch höhere Harmonische zu erkennen. der gestiegene K2 und K3 sind hier aber zu >90& für das schlechtere Ergebnis verantwortlich.
Ob das hörbar ist? Ich meine "nein". Aber schön ist das auch nicht. Wenn ich ihn lieb haben würde , würde ich das schon "aus Prinzip" abändern.

Nochmal der "gute" Kanal in Balkenform als THD & N , 1KHz , 10 W in 8R und 80 KHz Filter gesetzt. Auch hier ist wieder zu erkennen, dass THD&N nicht bedeutend schlechter als THD ausfällt, da K1 und K2 so stark dominieren. Das Rauschen und Brummen hat keine "Chance" Einfluss auf den THD&N (SINAD) zu nehmen.



Amplitudenfrequenzgänge bei 2,83V in 8R (also 1W)

Rot : Klangregler auf "Flat", Vol-Poti in max Stellung. 75 KHz (-3dB) ...Das ist OK.
Grün : mit Hi-Filter
Blau : Mit Loudness, Vol-Poti in Mittelstellung. Das sind bald 10 dB im Bass und 3dB mehr an "Zing zing".........Das wummert ganz gut. " Boah...Voll der Asi-Hebel"



Und die Power? Kann man das Teil mit der Kappa 9 verheiraten?....Eher nicht. Im Manual steht 2 x 15 W 8R...Bei 220 Volt wohlgemerkt....Hier stehen gerade 232V an, was sich auch im Dampf niederschlägt.



Fast 2 x 18 Watt (both channels driven) bei etwa 1% THD&N

Und das Ding schiebt sogar 4 Ohm Lasten .....



...und erreicht dann über 20 Watt pro Kanal.
Rot ist in beiden Fällen der reparierte Kanal.

Und wenn man einen Plattenspieler hat??



...dann sieht das hier verdammt gut aus.

Cyan: RIAA Entzerrung ohne System.
Gelb: mit System 950R, 450mH + 20pF
Rot " " " " " + 120pF
Grün " " " " " +220 pF

Rot oder eben irgendetwas ZWISCHEN Rot und Grün entspricht einem normalen Setup....Und das ist in diesem Fall -in Bezug aug den Frequenzgang- schon ziemlich perfekt.

Zuletzt noch der Gleichlauf der Kanäle. Voll aufgedreht ist ein Kanal schonmal 1,3 dB lauter als der andere. Balance "optisch" in der Mitte. Mit sinkendem Drehwinkel wirds besser...untenrum für so ein einfaches Poti ganz ok.