Old Fidelity - HiFi Klassiker Forum

Normale Version: Gefahr durch verzinnte Litzenenden?
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Ich habe mal eine Frage an die Reparaturprofis. Früher hat man z.B. bei Netzsteckern (230V) gerne anstelle von Aderendhülsen die Litzenenden verzinnt. Anscheinend ist das nach VDE inzwischen sogar verboten, weil sich das Lot in Schraubklemmen mit der Zeit verformen kann, und dadurch kein auschreichender Kontakt mehr besteht. Die Folgen: Oxidschichten, erhöhter Übergangswiderstand, Hitze, Kabelbrand im Extremfall. Das ist die Theorie, die soweit auch einleuchtet. Die Frage wäre, ob jemand bei 230V-Leitungen tatsächlich mal was passiert ist mit nur verzinnten Litzenenden anstatt Hülsen.

Danke und Grüße - Frank
Die Gefahr besteht nur bei Geräten, welche einen hohe Leistung über längere Zeit aufnehmen. Also Heizlüfter, Waschmaschinen oder Class-A Krell Endstufen. Das kann an dem Übergang schon mal schmoren. Das Material wird aber nicht brennen.

Es sei denn, da liegt Stroh am Verteiler.
[Bild: frJ8uyl.jpg]
Danke, dachte ich mir auch, dass die Sache erst ab einem A und größer als Dauerbelastung relevant wird. Also bei Hifi-Geräten (ohne Hammerendstufe) eher weniger. Auf Deinem Bild steigt allerdings weniger die Stromstärke als die Spannung...da kann es dann schon mal knistern, und wenn dann noch Stroh dabei ist...

Gruß - Frank
Wikipedia schrieb:In den einschlägigen Normen ist das Löten elektrischer Verbindungen zwar nicht ausdrücklich verboten, in VDE 0100-520:2003-06 Abschnitt 526.2 ist jedoch festgehalten, dass Lötverbindungen in Leistungskreisen vermieden werden sollen.
Also mir ist noch nie was passiert. Ich habe auch mal Stecker (u.a. Verlängerungskabel) mit verzinnten Litzenenden nachgeprüft. Da war keine Schraube locker und an einem Verlängerungskabel zeitweise sogar ein Radiator zum Heizen dran, der locker 2A zieht und dessen Stecker tatsächlich beim Betrieb mit Radiator als Verbraucher warm wird, aber nur ein wenig mehr als handwarm, nicht heiß. Es kommt natürlich auch drauf an, dass das Litzenende nicht gleich mit einem Gramm Lot den doppelten Querschnitt erhält, sondern mit so wenig als möglich kurz getränkt wurde.  
Billigstleisten und -kabel scheinen mir da ein weit größeres Risiko darzustellen.


Gruß - Frank
Wobei sich die Norm auf die Verbindung z.B. zwischen 2 Leitungen beziehen wird. Das wird ja schon ewig geschraubt oder geklemmt. Wenn ich so manche ältere Verteilung oder Abzweigdose sehe, mache ich mir eher an dieser Stelle Sorgen, als um einen einzelnen Gerätestecker.

Trotzdem sollte man natürlich darauf achten, es heute richtig zu machen.
Ja, auch Preßhülsenhersteller haben eine Lobby.
Für Altgeräte im eigenen Haushalt ist das Verzinnen von mehrdrähtigen Adern von Anschlußleitungen in Schraubverbindungen mMn kein Problem. Und was das Wegfließen des bösen Zinns aus verzinnten Adern anbelangt, ist das in geschraubten Verbindungen unter 10A Belastung bei richtiger Verzinnung und Montage eher schwer zu verfolgen ...
Obacht! Das Problem liegt darin, dass Zinn unter mechanischem Druck - z.B. unter einer Schraubklemme - zu fließen beginnt. Verzinnte Litzenenden werden auf Dauer (reden wir mal über Jahre) irgendwann mal locker in den Schraubklemmen, und das gibt schlechten Kontakt -> hohen Übergangswiderstand -> hoher Spannungsabfall -> Wärmeentwicklung.

Und: Ja, ich habe schon entsprechend durchgeschmurgelte Kontakte gesehen...

Und mal ehrlich: Aderendhülsen sind Centkram, eine entsprechende Zange kostet auch nur ein paar Euro. Und die Angelegenheit geht auch noch schneller als Verzinnen. Als Gelegenheits-Aderendhülser genügt notfalls auch eine Kombizange zum Verpressen - die Adernenden nehmen in der Regel nicht an einem Schönheitswettbewerb teil.
(22.01.2016, 13:02)RealHendrik schrieb: [ -> ]Aderendhülsen sind Centkram

Klar, es geht auch eher um Altlasten. Wobei eine Schraubklemme sich natürlich nicht in einen Klumpen Lot drücken sollte, sondern die Adern der Litze nach dem Verzinnen noch gut zu erkennen sein sollten, wenn man es richtig macht. Dann drückt eine Schraubklemme auch nicht nur auf Lot, sondern auch auf die Kupferadern.

Gruß - Frank
Bevor es die Aderendhülsen gab, wurde nur verzinnt, oft getaucht, selbst im Fahrzeugbau.
Das dürfte auch für manche Geraffelkiste zutreffen.
Seit Lehrbeginn 66 als Elektriker bei der Bahn hab ich noch kein bei Normaltemperatur weggelaufenes Zinn gesehn.
Unstrittig ist der geringe Formstabilität des Zinns(hauptsächlich des Bleianteils) wie auch von Aluminium.
Deshalb werden bei alten Alu-Installationen vorhandene Schraubverbindungen bei ner Revision nachgezogen und gut.
Also einfach gut löten und fest anziehen. Hält länger wie die Radios da dran ...

Toni-il-tedesco

Was absolut verboten ist den PE Leiter ( ERDE - Ader grün-gelb , - früher rot ) zu verzinnen.
Die Verzinnung des PE-Leiters könnte bei schleichenden Kurzschluß schmelzen, bevor überhaubt
der Automat auslöst, bzw. die Sicherung "durchbrennt". Somit wäre eine sichere Abschaltung
nicht möglich.
Ob dieses "Verzinnungsverbot" nur für PE-Leiter, oder auch für Phase und Null gilt kann ich
nicht sicher sagen. Ich habe es mal von einem Elektriker gehört.
Ich hatte das Problem schon bei ettlichen Röhrenradios, dass Stecker bzw. Netzzuleitungen verzinnt waren, so war das früher üblich, es galt als ordentlich gemacht. Manch ein Netzstecker war einfach lose, es hat gebratzelt. Einer ist mir schon mal dadurch abgebrannt. Wenn mir so ein Stecker unterkommt, entferne ich das und benutze Aderendhülsen. Mir ist das einfach zu gefährlich. Fakt ist, was schon gesagt wurde, Lötzinn hält keiner mechanischen Beanspruchung stand, es ist einfach zu weich. Wenn plötzlich Flammen am Stecker auftreten, dann bekommen so Aderendhülsen schnell eine andere Relativität. Flammen möchte keiner in der Bude, zumindest nicht ohne Kontrolle. Dass es solche Stecker noch gibt, kann man nicht bestreiten, aber ich persönlich würde einen Stecker so nicht mehr montieren.
Ich hätte hier ein abschreckendes Beispiel:
Netzstecker von nem ollen Reciever.
Der klapperte schon verdächtig und fiel nach dem Aufschrauben des Gehäuses in diese Bestandteile auseinander.
Man beachte auch die "Zugentlastung". Dash1 

[Bild: tRp1kIuh.jpg]
Der Stecker ist wohl von nem Bastelwastel.
Sollten für den Schutzleiter nicht nur gn/ge-farbige Adern eingesetzt werden und der SL immer länger sein als die anderen Adern?
Und die Angst vorm schleichenden Kurzschluß entsteht auch, wenn Abzweigdosen heller leuchten wie Lampen ...

edit: ... weil bei ordentlichen Geräten eine richtig bemessene Gerätesicherung im Überlastfall auslöst, d.h. bei Kurzschluß oder längerem unzulässigem Überstrom
AtPhilipp - Schmelz durch Strom kann ich mir beim Röhrenradio nicht vorstellen, die ziehen doch meist nur max. 0,2A. Da würde ich eher auf triviale Beschädigungen tippen, wie auch das Foto oben einen Schrottstecker zeigt, aber kein geschmolzenes Lot. Oder liege ich da falsch?
Aber, nochmals, was auch der Grund für die Anfrage meinerseits war. Inzwischen ist die pure Verzinnung anscheinend bei allen drei Kontakten im 230V-Netzstecker nach VDE verboten, müsse VDE 0100-520 sein - bitte korrigieren, wenn es nicht stimmt.

Viele Grüße - Frank
Die genannte VDE regelt das.
Was aber nicht heißt, daß die antike Radiosammlung umgebaut werden muß.
Anders ist es, wenn Geräte gewerblich repariert oder genutzt werden. Dann muß bei nicht schutzisolierten Geräten eine Sicherheitsprüfung, bei der gewerblichen Nutzung wiederkehrend, durchgeführt werden und die erfordert ggfs. neue Leitungen samt Stecker.

Toni-il-tedesco

Meine Stiefmutter hatte vor vielen Jahren selber ein Verlängerungskabel zusammen gebastelt.
Ich habe die Krise bekommen, als ich Stecker und Kupplung öffnete, - alle 3 Adern bis fast
zur metallischen Zugentlastung komplett abisoliert.
(22.01.2016, 22:12)Toni-il-tedesco schrieb: [ -> ]Meine Stiefmutter...

Die Generation war halt noch abgehärtet, ich sage nur Allstrom-Radios. Mein Onkel hat (kein Witz) kurzerhand zwei Finger leicht mit Spucke angefeuchtet, mit denen schnell ans Netzkabel gefasst und mir dann noch erklärt, dass man so prüft, ob Strom auf der Leitung ist. Ich hab' davon allerdings seit knapp 50 Jahren eine halbtaube Fingerkuppe, habe wohl irgendwas dabei falsch gemacht...

Gruß - Frank
(22.01.2016, 21:00)Franky schrieb: [ -> ]AtPhilipp - Schmelz durch Strom kann ich mir beim Röhrenradio nicht vorstellen, die ziehen doch meist nur max. 0,2A. Da würde ich eher auf triviale Beschädigungen tippen, wie auch das Foto oben einen Schrottstecker zeigt, aber kein geschmolzenes Lot. Oder liege ich da falsch?
Aber, nochmals, was auch der Grund für die Anfrage meinerseits war. Inzwischen ist die pure Verzinnung anscheinend bei allen drei Kontakten im 230V-Netzstecker nach VDE verboten, müsse VDE 0100-520 sein - bitte korrigieren, wenn es nicht stimmt.

Viele Grüße - Frank

???

Achtung, nicht falsch verstehen, ich habe nichts von geschmolzenem Lot geschrieben! Ich habe lediglich geschrieben dass es keiner mechanischen Beanspruchung standhält.
(22.01.2016, 23:01)Franky schrieb: [ -> ]Mein Onkel hat (kein Witz) kurzerhand zwei Finger leicht mit Spucke angefeuchtet, mit denen schnell ans Netzkabel gefasst und mir dann noch erklärt, dass man so prüft, ob Strom auf der Leitung ist. Ich hab' davon allerdings seit knapp 50 Jahren eine halbtaube Fingerkuppe, habe wohl irgendwas dabei falsch gemacht...

Gruß - Frank

Und ich hielt das immer für ein Gerücht... Aber es gibt tatsächlich Leute die das machen.
Sollte man dringendst von abraten.
(22.01.2016, 20:47)Gorm schrieb: [ -> ]edit: ... weil bei ordentlichen Geräten eine richtig bemessene Gerätesicherung im Überlastfall auslöst, d.h. bei Kurzschluß oder längerem unzulässigem Überstrom

Die Sicherung liegt hier aber hinter der Schadstelle, Strom läuft daher nicht über das Gerät sondern über den Stecker. Das Problem ist daher nicht, dass das Gerät abbrennt sondern gleich die Wohnung.

Viele Grüße
Lukas
Ist ja schon fast alles über das Adern verzinnen geschrieben worden.

Aber mit der Hauptgrund ist, das hinter der Verzinnung bei mehrdrähtigen Adern, eine Sollbruchstelle entstehen kann.

Also schön die Aderenden mit den passenden Aderendhülsen und dem dazugehörigen Werkzeug pressen.
die Hauptgefahr entsteht bei einem Brand, welcher nicht durch die Lötstelle
ausgelöst sein muss, dadurch, dass das Lot schmilzt und so die Klemmver-
bindung gelöst werden kann, sodass möglicherweise völlig unerwartet einige
metallischen Teile stromführend werden können.
Ich habe es bei der konkreten Frage nach verzinnten Enden so verstanden, dass die Kontaktstelle selbst theoretisch - also im Extremfall und bei 10A oder so - irgendwann zu heiß wird. Der Schraubkontakt mit dem Lot lockert sich, es bildet sich am Kontakt ein ungleichmäßiger, viel zu hoher Übergangswiderstand, der Hitze erzeugt und durch Korrosionsablagerungen und Ruß infolge Funkenschlag im Lauf der Zeit immer größer und heißer wird. Wie erwähnt, Theorie eben.

Viele Grüße - Frank