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Normale Version: Luxman L430
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Dieser Luxman wurde mir zur Durchsicht gebracht, weil er angeblich keine konstanten Meßergebnisse liefern sollte. Angeblich sollte jede Messung irgendwie anders ausfallen, was natürlich zuerst  alle möglichen Kontaktschwierigkeiten erwarten liess.
In einem ersten Test stellte sich heraus, dass sich das Gerät am AP 2322 überhaupt nicht betreiben liess. Sobald man den Cinchstecker des AP Generators einsteckte (GND-Kontakt genügt) stieg die Stromaufnahme sofort auf 350 W an. Der Verstärker oszillierte, ganz gleich ob man den AP Generator floatend oder geerdet konfigurierte.

Erstmal Ratlosigkeit, und natürlich Angst, dass der Verstärker Schaden nimmt. 

[Bild: qTw3WBzh.jpg]

[Bild: yb5T9TCh.jpg]

Am AP 322 trat das Phänomen zwar ebenfalls auf, legte sich aber zeitweise. Von einem stabilen Zustand war aber auch dort nicht die Rede. Die Unterschiede rühren von der Anatomie der  Generatoren und deren Verkabelung mit dem Gerät her.

Der Luxman ist mit Kapazitäten gegen Gnd und Abblockkapazitäten überfüllt. Es fällt auf den ersten Blick nicht leicht, die Verdrahtung im Gerät zu verfolgen.
Die hintere Abdeckung wurde als eine Art Erdungsschiene verwendet, auf die mehrfach zugegriffen wurde. Teils direkt (Am LS-Terminal) , teils über keramische Scheibenkondensatoren an den Eingängen. 

[Bild: fRRbL84h.jpg]

Der AUX/Tuner Eingang ist einmal über ein sehr langes Flachbandkabel an der Phonoplatine auf der Vorderseite geerdet. Das sind gut 40 cm Leitung. Zusätzlich wurden die isoliert montierten Cinchbuchsen über je einen Scheibenkondensator auf die hintere "Erdungsschinene" gelegt....

[Bild: FPTj9WJh.jpg]

Nach langem Hin und Her habe ich die Buchsen zusätzlich direkt auf der hinteren "Schiene" geerdet, was das Problem umgehend löste. Wenn alle Geräte schutzisoliert sind, gibt (gab) es keine Probleme, aber in diesem Fall war das Gerät nicht ohne Änderung zu betreiben.

Zusätzlich waren unzählige Lötstellen auszubessern. Besonders auf der Schalterplatine. Viele der Schalter krachten leicht und brauchten etwas Testanol, damit man gute Meßwerte erreicht.... Das Potentiometer musste sogar  geöffnet und gereinigt werden, da es extrem krachte. Birnchen waren fast alle durchgebrannt. 

[Bild: TS1NU6Dh.jpg]

Alle Elkos im Gerät sind noch in gutem Zustand....bis auf zwei....
[Bild: hTXG0bGh.jpg]

Die 15 mF Elkos sind zwar nicht undicht bzw. ausgelaufen, aber nach Ausbau und Vermessung stellte sich heraus, das "nur noch" knapp 10 mF übrig sind. Der ESR ist mit etwa 12 Milliohm
At 100 Hz aber noch im Rahmen. Klangliche Auswirkungen muss man dadurch nicht befürchten, was nicht bedeutet, dass der Zustand irgendwie vorteilhaft wäre Wink3
Kann man wechseln....muss man aber(noch)  nicht.

Phonostufe und Quellenschalter....
[Bild: z8GSEsth.jpg]

Ein paar Messungen:

Spektrum 2,83V in 8R, links und rechts:

[Bild: LxhedBIh.gif]

[Bild: t9mPR4jh.gif]

Sehr gute Übereinstimmung (L/R) und auch ziemlich rauscharm. Nur K2


Frequenzgang 2,83V in 8R...alles in Direktpos. -3 dB bei 90 KHz (Klangregler aus). Potentiometer in "9 Uhr" pos. mit gut 1/2 dB differenz.....Nicht gerade schön in diesem unteren Bereich.

[Bild: 8lWxa54h.jpg]

Frequenzgang nochmal in allen Variationen:

Rot: Direkt (Defeat)
Blau: Klangregler ein, aber in Neutralpos.
Cyan : Subsonic
Magenta: 7KHz Hi Filter
Grau: Low-Boost (Ls-Potentiometer etwa 9 Uhr)

[Bild: vP9DuIVh.jpg]


Ausgangsimpedanz  & Dämpfungsfaktor bezogen auf 8R.    Etwa 200 Milliohm, ziemlich konstant.

[Bild: sYc6jneh.jpg]

MM Phonoentzerrer:

Rot: Entzerrung ohne TA, die anderen drei, Mit TA 450mH&20pF, +120 pF, +220pF.
Die Eingangskapazität beträgt satte 460 pF (At10 KHz). Das muss "klanglich" (ich hasse diesen Begriff Wink3 ) kein Drama sein, weil die Beurteilung individuell vom Hörer abhängt,  technisch ist es aber nicht vorteilhaft und "sollte"  geändert werden. [Bild: VHP6OXUh.jpg]

Das Gerät habe ich von Pos. 220V auf Position 230V (240V) umgesteckt.

Leistung 1 KHz 8R :
Etwa 120 W pro Kanal. Leistungsaufnahme im Maximum 430W.
[Bild: d8u5a6Qh.jpg]

Und nochmal 4 R
Rund 160W (1% THD&N) Pro Kanal, Leistungsaufnahme max. 650W
[Bild: cbAexTEh.jpg]
Super Bericht und tolle Messdiagramme. Mich würde mal interessieren wo Du auf 240V umstecken konntest. Habe einen L 410er der irgendwie keine Steckmoeglichkeit vorsieht...
Im 430 kann man auf der Unterseite (von vorne gesehen direkt hinter dem Trafo) lötfrei umstecken.
Das Platinchen auf dem das gemacht wird, gibt´s auch im 410. Ich kann mich aber nicht mehr erinnern, ob das beim 410 auch bestückt war, denn der Transformator ist da ein anderer.
Es könnte auch  gut sein, das das nicht bei allen je gebauten 430ern bestückt wurde, wenn es der verwendete Trafo nicht hergab. Reine Spekulation....Wink3

Es sollte aber auch mit einer kleinen Überspannung keine Probleme geben. Besonders dann, wenn man das Gerät nicht 100%ig belastet.
Habe mir Mal Dein 4. Bild angesehen. Wahrscheinlich meinst Du die kleine Sicherungsplatine hinter dem Trafo. Dort gibt es ein blaues und ein weisses Kabel. Meinst Du die ?
Sag mal, wie hast du das: "Die Eingangskapazität beträgt satte 460 pF (At10 KHz)" gemessen? Kann man das einfach an der Eingangsbuchse machen?
Das kann man mit einer geeigneten Impedanzmeßbrücke in Parallelschaltungsmodus durchführen. Die Meßspannung wird dabei zwischen 10 und 50 mV gewählt.
Das funktioniert nicht mit jeder beliebigen LCR- oder Impedanzmeßbrücke, und -manchmal- funktioniert es -so- auch überhaupt nicht, wenn die Eingänge kleine, kapazitiv eingekoppelte Spannungen führen, oder die Cinch-Masse -wenn auch minimales-  Potential führt. Das ist z.B. bei den alten Sonyverstärkern mit Schaltnetzteil ziemlich deutlich der Fall.

Alternativ kann man aber zur annähernden  Bestimmung eine Ersatzschaltung heranziehen.
Dazu wird eine schaltbare Kapazität -in Schaltstufen von beispielsweise 2x 20p, 1x 10p, 2x50p und 3x100p via Dipschalter über eine  400mH Induktivität in einen schaltbaren Abschlusswiderstand von 30K, 47K und 100K geführt. In der REgel reichen 47K, denn das ist Standard.
Das Signal wird dann über einen kapazitästarmen Schalter wahlweise der Ersatzschaltung, oder aber dem Verstärkereingang zugeführt, und vor der Umschaltung über einen kapazitätsarmen, aktiven Tastkopf (um 8pf) dem AP zugeführt, der als Generator und Analyzer den charakteristischen Sweep mit entsprechender Resonanz erzeugt. Anhand von einfachen Vergleichen kann man die Eingangskapazität der Phonostufe dann -immer- näherungsweise darstellen. Eine Genauigkeit von etwa 10 -15% ist hier völlig ausreichend.

Ein Meßkästchen könnte z.B. so aussehen:

[Bild: Hm4A9Krh.jpg]

Der Accuphase E202 liegt laut Messung etwa bei 60 pF ! Dass dort wenig kapazitive Last am Eingang ansteht, kann man aber schon am charakteristischen Verhalten über eine TA-Induktivität (400-500 mH) erkennen.
Thumbsup Danke! Klasse erklärt und geil was du an, zum Teil auch selbstgebasteltem, Messequipment hast und wie du dir das alles einfallen lässt.