Old Fidelity - HiFi Klassiker Forum

Normale Version: Heute auf dem OP-Tisch: AIWA.
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Eigentlich ja uninteressant, aber weil's unerwartet mehr Stress war als eingeplant...

Wie einige ja schon mitbekommen haben, bin ich eher weniger Sammler als Anwender und daß ich ne Menge von dem Zeuch hier doppelt habe, hat eher den im Studio antrainierten Grund der Redundanz durch Backup-Systeme...
Auf dem Programm also heute:
Riemenwechsel bei zwei AIWA AD-F880.

Das ist für mich irgendwie nicht wirklich was Besonderes, aber andererseits kann man auch eigentlich nichts dagegen sagen.
Das Ding hat eigentlich alles, was ein Cassettendeck haben muß - und mehr:
Doppelcapstan, 3 Köpfe, Dolby B+C, die geniale, von B&O entwickelte adaptive Vormagnetisierungsnachregelung HX Pro, ein präzises digitales Bandzählwerk, justierbare Vormagnetisierung und Bandempfindlichkeit für den Dolby-Pegel, die ausgefuchste Resonanzdämpfungs-Stabilisierungsplatte in der Klappe, die die Cassette in die Mangel nimmt, eine sehr leise hubmagnet- und damit erschütterungsfreie Mechanik - und last but not least eine Infrarotfernbedienung.
Nur leider wiegt es 10 Kilo zuwenig um auf mich einen größeren Reiz auszuüben, auch steh ich nicht so auf diese Dragon-artigen Schuppentasten - und auf schwarz ja schon mal sowieso gar nicht.

Klingen tut es aber trotzdem großartig - sonst hätt ich ja nicht zwei davon. Das eine war eh nur Ersatz und hatte längst nur noch Bröselüberreste - das ist schon so angekommen und lief hier noch nie.
Da das andere aber zum Bandende hin neuerdings zuweilen anfing zu leiern hab ich also mal zwei Riemensätze bestellt.
Hier erstmal, worum es geht:

[Bild: img4606small.jpg]

Das 2-Motoren-Laufwerk ist nicht direkt beeindruckend, aber für die Zeit (1989) doch noch recht solide. Da gab es von den meisten anderen "normale" Herstellern auch nichts Besseres mehr:

[Bild: img4584small.jpg]

Von vorn sieht man denn auch noch recht gut, daß die Jungs bei AIWA in puncto Cassettentechnik schon sehr lange wußten, was sie tun. Die "großen" Decks waren immer echt anständig:

[Bild: img4583small.jpg]

Ok, also Riemen gewechselt, das geht relativ problemlos, es sind nur zwei, einer zwischen Motor und Aufwickelcapstan und einer zwischen Auf- Und Abwickelcapstan, das war's. Bißchen Staubreinigung, Tiefenreinigung der Andruckrollen usw. Wo man schon mal so gut rankommt... aber gottlob keinerlei Schweinereien mit verharztem Fett und nichtgängigen Hebeln, noch ein wenig den Bremsfilz aufgerauht, das war's.
Bei der Gelegenheit natürlich ebenfalls die Frontplatten ausführlich gebreft, vor allem die Nuten vom eingelagerten Staub befreit: Tzaritza
Zusammenschrauben, Strom drauf und...:

[Bild: img4587small.jpg]

Ääääähm...das siht irgendwie nicht aus, wie ich's erwartet habe.
Das untere Deck ist das, was ich noch nie an hatte, weil ich es ja schon ohne Riemen bekommen habe. Da leuchtet ja die Hälfte nicht ! Flenne
Und auf durchgebrannte Sofitten brauche ich hier nicht zu hoffen...davon abgesehen rührt sich auch nix, wenn man ne Laufwerkstaste drückt.
Also den ganzen Kasten wieder auf den Arbeitstisch.

So richtig viel is ja nicht drin, wenn man das mal mit dem D-5500 vergleicht...aber das ist ein anderes Thema...

[Bild: img4585small.jpg]

Mal den Finger an die Spannungsregler halten - aha, kalt. Kein gutes Zeichen. Gibt's hier eigentlich gar keine Sicherungen ? Kann ja wohl nicht sein...
Doch, tatsächlich kann sein. Oder besser: Jein.
Hier sind Sicherungswiderstände, sowas kenn ich nur aus superengen Mischpultkanälen, in denen kein Platz für Sicherungshalter und Sicherung ist. Hier darf wohl eher der Rotstift als Grund angenommen werden...
FR510, mit dem kombinierten Schaltzeichen aus Widerstand und Sicherung, sieht auch komisch aus...der hängt irgendwie "auf halb acht", wie wir im Norden sagen:

[Bild: img4588small.jpg]

Mal dran wackeln, *fump* - aha: Wackelt.
Toll.
Das Ding hat eine große Platine aber natürlich keinen Deckel, den man von unterwärts des Geräts abschrauben könnte. Auch so abgefahrene Dinge wie Klappscharniere, die im D-5500 selbstverständlich sind, um sie hochzuklappen - Fehlanzeige. Von Steckverbindungen wollen wir erst gar nicht anfangen. Die ganze Platine ist mit Abstandshaltern direkt am Bodenblech festgeschraubt. Nervt extrem.
Halbe Stunde und drei Fluchanfälle später die zweifelhafte "Belohnung", daß ich wenigstens den richtigen Riecher hatte :

[Bild: img4589small.jpg]

Es gibt Dinge, die ich nicht verstehe. Dazu gehört sicherlich die Frage, warum man einen Spannungsregler so mit Bauteilen einkesselt. Viel schlimmer als der Widerstand (der mir nun nicht zweifelsfrei versichern konnte, ob er sich durch die Strahlungshitze des Spannungsreglers nicht selbst ausgelötet hat) sind eigentlich die drei kleinen Kondensatoren, alle in weniger als 10mm Abstand :
Wo jeder Volldepp weiß, daß Elkos eins ganz besonders nicht mögen, nämlich Hitze.

Alles wieder zusammengefummelt: Klick, geht.
Schnell noch die Abspielgeschwindigkeit justiert, das bisher unbenutzte Deck lief ca 2 Halbtöne zu langsam - sowas hab ich auch noch nicht erlebt.
Aber die voreingestellten Dolby-Pegel sind auch hier, wie beim Nak neulich, bei beiden ohne Fehl und Tadel:

[Bild: img4608small.jpg]

PB-Azimuth ebenfalls noch vorbildlich normgemäß (der hier sichtbare Pegelunterschied ist ein Dropout im Moment der Aufnahme):

[Bild: screenshot20120215at024.jpg]

Der Aufnahmetest verlief dementsprechend äußerst zufriedenstellend.
Es gibt echt ne Menge schlechterer Decks. Und wesentlich besser geht's auch nicht - nur schicker und stilvoller.
Aber - soooo häßlich ist die Kiste doch gar nicht. Und hat wirklich alles, was man braucht.

[Bild: img4607small.jpg]

[Bild: img4604small.jpg]

[Bild: img4609small.jpg]

Nur staubfreie Bilder sind bei schwarz einfach nicht möglich.
Jetzt hab ich zwei tolle AIWA AD-F880 übrig.
wieder sehr schöne Beschreibung. Hi Danke.

hört sich ja fast wie ein "bald zu verkaufen"-VorbereitungsThread von XXXXX Lipsrsealed2 an. LOL
Du bist doch auch sehr geschickt in diesen Dingen....Floet
och, man bemüht sich halt, damit die Forumaner was nettes zu lesen (und anzuschauen) haben, und ggf. bei eigenen Reparaturversuchen was abschauen können. Ohne Spockis Naka 480 Story hätte ich mir nie ein defektes 480er mit Mechanikfehler angeschafft, obwohl ich immer noch ganz schön damit zu kämpfen habe. Denker
Wenn ich ja nicht wüsste, dass ich es mit schwarzer Front und Knöppen wiederbekäme, würde ich fast überlegen, dem NAka einen Hamburg Tripp zu gönnen. LOL
Schöne und nachvollziehbarer Bericht, tolle Arbeit Spocci Thumbsup
Tolle Bilder und Eindrücke von dem Aiwa-Recorder. Und der Bericht dazu hat auch etwas Besonderes. Echt super Thumbsup Drinks
hab dat Dingens ja auch und muss sagen,das ist ein sehr zuverlässiges Deck mit hervorragendem Klang,mehr brauchts eigentlich nicht
- aber weckt halt keine Emotionen
(15.02.2012, 09:19)nice2hear schrieb: [ -> ]Wenn ich ja nicht wüsste, dass ich es mit schwarzer Front und Knöppen wiederbekäme, würde ich fast überlegen, dem NAka einen Hamburg Tripp zu gönnen. LOL

Presso presso, sag ich nur: Klein, stark, schwarz !
Immerhin würde es funktionieren... UndWeg

Aber Ernst beiseite: Wenn du keinen Bock mehr hast, schau ich auch gern mal rein. War bei den Aiwas auch recht hilfreich, eins als Referenz daneben stehen zu haben.

FRANKIE

Moin,
At Spok : wenn die Nachfrage den Siedepunkt erreicht - schicke ich dir die zweite FB ! Ist das ok für dich, Spoki ? RaucherRaucherRaucher
________________________________
Groeten
Frank
Hi,

schöner Bericht! Ich mag dieses Laufwerk irgendwie nicht so recht - schon dieses "gerackel" beim Einlegen der Cassette - andere Hersteller haben auch eine Bandstraffung, die aber wesentlich dezenter arbeitet...

gruß, audiomatic
Hallo,

Atspocintosh:
Was benutzt Du als Analysegerät? Ist der Screenshot von einer Softwarelösung? Sad2Sad2

Gruß
Rainer
Richtig, das ist Software. Das ist das Goniometer (dt. "Stereosichtgerät"), das ich zum Mastering benutze.
Normalerweise reichen für Azimutheinstellung mit weißem Rauschen eigentlich auch Meßband, Ohren und ein Monoschalter.
Da der Rechner aber eh immer angeschlossen ist, dachte ich, ich mach's mal sichtbar. Ein prüfender Blick schadet nicht.
Und einen geringen Pegelversatz merkt man damit schon deutlich besser als daß man ihn so schnell hört.
Siehste ja, das eine dB Unterschied eines Dropouts läßt die Wolkendarstellung deutlich nach rechts kippen.
Auf dem Bargraph/Pegelbalken kann man das oft so schnell gar nicht sehen.

FRANKIE

Das "Stereosichtgerät" ist eine Wucht, Spoki. Du hast schon recht - so genau kann man auf die Schnelle nicht hören !
_________________________________
Groeten
Frank
Hi
Danke!
Pleasantry....und wenn mir jetzt noch sagt, wo ich die Software erstehen kann Pleasantry, kann das Wochenende kommen...

Rainer
..dazu braucht's aber einen MAC: klickmich!..oder eine Software, die einen MAC emuliert..nur: gibt's die schon???
Hier ein Plugin für Windows-Audio-Software. http://hofa-plugins.de/pages/start_de/4u.php
VG Ralf
...die Frage stellt sich wirklich. Wozu sollte man einen Mac auf einem LINUX-PC immulieren? Sad2Sad2Sad2

[Bild: linuxtuxborn2fragxpa.jpg]

Gruß
Rainer
Host-DAWs laufen nie auf emulierten Systemen. Dazu sind die viel zu prozessornah programmiert.
Also leider nur Logic oder Waveburner. Das HOFA werd ich aber auch mal probieren, mal sehen, wie das reagiert.
Kann ich ja mal gegenüberstellen die Tage...aber trotzdem, das ist Profizeug, damit muß man auch erst mal umgehen können.

Das ist ja das große Kreuz heutzutage, nur weil das Zeug jeder bekommen kann, heißt das leider noch lange nicht, daß auch jeder damit umgehen kann.
Das ist bei Photobearbeitung nicht anders als bei Fimschnitt oder Musikproduktion: Grundlagen und jahrzehntelange Erfahrung sind generell hilfreich.
Auch wenn die Softwarehersteller diesen Punkt gar zu gern unter den Tisch fallen lassen.
KIDA

LOL
Gibbet doch in der Reparaturecke nicht. LOL
Das Aiwa fickt mich gerade...gut, daß ich nochmal ne Demo-Cassette für den Österreicher aufgenommen habe. Zum Bandende wurde deutlicher Flutter hörbar.

Flenne

Nun steht das Ding gerade wieder in Einzelteilen vor mir - auf der Suche nach dem Fehler.

[Bild: 95bc.jpg]

Aber hatte irgendjemand mal gesagt, der klassische Nak-Transport sei schwierig zu zerlegen ? Floet

Das kann nur ein Witz gewesen sein. Idlertausch dauert da keine 10 Minuten, hier brauch man schon 'ne Stunde, um die Ebenen des LW auseinander zu bekommen, ohne daß tausend kleine Federn durch die Gegend springen. Aber ich greife vor, denn das mit dem Idler kommt später.

Immerhin, es ist nur halb so schlümm wie das Onkyo neulich, denn wenigstens sinnvoll konstruiert.
Man kann es mit herausgenommenem LW betreiben, was immer schon mal die halbe Miete ist.

[Bild: z87x.jpg]

Mein erster Versuch ist grundsätzlich, das Bremsmoment der abwickelnden Seite per Fingerdruck zu erhöhen, um zu sehen, ob sich was beruhigt. Und tatsächlich, es wird deutlich klarer, d.h. der Kopfkontakt wird verbessert. Das kann ja bei einem Doppelcapstan nur bedeuten, daß die linke Andruckrolle nicht greift.
Kurzer Check - tatsächlich. Da hat wohl eine Feder schlapp gemacht...
Das bringen wir mal schnell auf Vordermann, gleichzeitig erfahren beide Rollen eine Tiefenreinigung. Außerdem rauhe ich den Bremsfilz vorsichtig mit einer Feile auf, ebenso die Reibfläche an den Wickeltellern.

Die Prüfung ergibt schon mal ein besseres Bild.

[Bild: wuio.jpg]

Kurze Sichtprüfung, ob die Federkraft den Band-Durchlauf verändert hat, nö, alles schuggi.

[Bild: h085.jpg]

Dann der Idler. aber jetzt muß ich erstmal weitermachen... Lipsrsealed2
Gib es ihm, die Nacht ist noch jung. Oldie

Viel Erfolg, Peter Drinks
Super. Hatte eigentlich was anderes vor...

Bildergeschichte.

[Bild: qcjk.jpg]

[Bild: 4lkx.jpg]

[Bild: h72b.jpg]

[Bild: 55w3.jpg]

Sieht jemand den Idler ?
Ja, man muß den Spulmotor noch abbauen. dann kommt eine winzige Hebel-Gelenk-Mimik zum Vorschein, die wie fast alle anderen Teile unter der zweiten Ebene mit kleinen Federn in Position gehalten werden.
Und die einem natürlich alle entgegenfliegen.
Ich liebe es.

Ich hab das Ding dreimal zusammen- und wieder auseinander gebaut, bis ich die alle wieder da hatte, wo sie hingehören.
Na gut, es übt.

Der Idler drehte sich extrem zäh auf seiner Achse. Und klar, wie immer: Verharztes Fett. Ich hab alles gereinigt und einfach kein neues Fett genommen.

Trotzdem reichten beide Maßnahmen noch nicht, um das Gejammer zu beenden. Die Lösung war relativ profan: Die Widerlager der Capstanwellen waren zu weit reingedreht. Und irgendein Honk hat die Lagerbolzen mit Superkleber fixiert. Tolle Wurst.
Aber nu geht alles.
Bandende:

[Bild: rspj.jpg]

Das muß reichen.
Jetzt nochmal die Probeaufnahme durchlaufen lassen und bei etwa 43 Minuten nochmal reinhören, ob's wieder eiert.

Wenn ja, schmeiß ich die Kiste auf'n Müll und mach mich ans nächste Nak.
Du hast mal geschrieben, man wirft keine Tapedecks aufn Müll, nicht mal Onkyos!
Wenn man sich diesen Thread so ansieht, darf man eigentlich nie wieder auf ebay ein gebrauchtes Tapedeck kaufen, mit dem Hintergedanken, " dat geht sicher". Lipsrsealed2

Ich würds zumindest verstehen, wenn du das Ding so in ein oder zwei Stunden sprengst. Oder so. Freunde
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