Old Fidelity - HiFi Klassiker Forum

Hallo Freunde,
ich lese hier schon eine Weile mit und habe mich ein paar Mal auch in Themen ein wenig eingebracht. Jetzt bin ich an einer für mich interessant wirkenden Sache dran (glaube ich zumindest) und möchte Euch das mal vorstellen.

Es geht um meine SONY TC-765, die ich schon ein paar Jahre habe und gern zum Hören von Musik einsetzte. Ich habe diese Maschine selbst überholt und sie läuft auch sehr gut, bis auf ein Problem: Ihre Löschfunktion ist ein wenig schwach. Wird eine alte Aufnahme mit einer neuen überspielt, kann man bei leisen Stellen (z.B. zwischen zwei Musiktiteln) immer noch die alte Aufnahme durch hören. Das ist nervig! Deshalb habe ich beschlossen, diesem Problem zu Leibe zu rücken.
Als Erstes habe ich das alte Mädchen flachgelegt und den oberen Deckel abgeschraubt, drei blanke Drähte an die Anschlussplatte der Tonköpfe angelötet und mich mit dem Oszi drauf geklemmt.





Dann das SM der TC-765 studiert und die 'Sollwerte' für die Spannungen am Löschkopf bei den drei BIAS-Schalterstellungen 'LOW', 'MEDIUM' und 'HIGH', sowie den Sollwert für die Löschfrequenz entnommen.




Die Soll-Spannungen kann man im Schaltbild in der Nähe des Löschkopfes ablesen:

Bias auf 'low' :          65V AC
Bias auf 'medium' :   73V AC
Bias auf 'high':          81V AC

Die 'Soll'-Löschfrequenz beträgt 160KHz

Meine Messergebnisse lassen mich zu dem Schluss kommen, dass der Löschgenerator nicht die Ursache der Fehlfunktion zu sein scheint:

Bias auf 'low', gemessen:          68,5Veff AC
Bias auf 'medium', gemessen:   76,7Veff AC
Bias auf 'high', gemessen:         85,4Veff AC

Löschfrequenz, gemessen: 157,2 KHz

Beide Löschkopfsysteme werden mit exakt der gleichen Amplitude und Frequenz angesteuert. Der Schalterblock S103-1/S303-1 (Aktivieren REC-Mode) und die in der Nähe befindlichen Bauelemente scheinen zu funktionieren, sonst wären die Pegel nicht so absolut gleich, denke ich. Auch die beiden Spulen im Löschkopf verhalten sich offenbar gleich. Das lässt mich hoffen, dass der Löschkopf nicht kaputt ist. Die gegenüber den Sollwerten leicht überhöhten Amplituden führe ich auf mein vermutlich gegenüber einem klassischen Röhrenvoltmeter höherohmiges Messgerät zurück, die leicht geringere Frequenz ist glaube ich zu verschmerzen.

Warum funktioniert dann aber die Löschung nicht zufriedenstellend?

Als Nächstes habe ich die Justage des Löschkopfes untersucht. Das SM gibt hier folgende Auskünfte:




Das obere Löschkopfsystem soll etwa 1/10mm über das Band hinausragen! Das habe ich mit Transparentband überprüft, besser: abgeschätzt! Und für gut befunden.




Aber etwas Anderes ist mir dabei aufgefallen: Der Löschkopf scheint vom Band ein wenig 'weggedreht' zu sein! Das kann man in dem oberen Bild schon ganz gut erkennen. Das könnte die Ursache sein. Also wieder das SM bemüht und nachgeschlagen, inwieweit man den Löschkopf justieren kann.

Die Ernüchterung: Man kann ihn nach SONYs Willen eigentlich nur in seiner Höhenlage einstellen, und das auch nur mit Hilfe von 'Spacern', die man zusätzlich unterlegt oder wegnimmt!





Die X-Winkellage ist nicht justierbar! Siehe Explosionszeichnung aus dem SM (oben). Da sind keine Langlöcher, die ein Verdrehen des Löschkopfes erlauben.

Also was tun? Erst einmal habe ich den Löschkopf abgeschraubt und mich davon überzeugt, das im SM die Wahrheit steht. Dann dachte ich, es müsste doch irgendwie möglich sein, zu prüfen, ob die merkwürdige Stellung des Löschkopfes zu dem unbefriedigenden Löschen führt. Gedacht, gemacht: Ich habe den Kopf wieder an die Brücke montiert, aber nur mit der vorderen Schraube befestigt. Jetzt kann ich ihn in der X-Ebene so einstellen, wie es mir gefällt. Test: Mit dem umjustierten Kopf löscht die Maschine tadellos! Das ist erst einmal gut.

Band vor dem noch nicht neu justierten Kopf:



Band vor dem neu justierten Kopf:





So, die Ursache ist zwar gefunden, es stellen sich aber folgende Fragen:

- Warum haben die SONY-Ingenieure den Löschkopf so merkwürdig verdreht eingebaut und keine Justagemöglichkeit vorgesehen?
- Ist das vielleicht nicht der richtige Löschkopf in meiner TC-765? Die Typenbezeichnung (EF18-2902) stimmt aber.
- Wie kann ich das dauerhaft in Ordnung bringen?

Habt Ihr vielleicht Anregungen, Erfahrungen, Ideen?

Zur Frage 'Wie kann man das dauerhaft in Ordnung bringen?' fällt mir natürlich ein, dass ich mit einer scharfen Schlüsselfeile (rund) die Bohrung in der Kopfbrücke auffeilen könnte, um die zweite Schraube wieder einsetzen zu können. Aber irgendwie kommt mir das wie ein Attentat oder Angriff auf SONYs Ingenieure vor, vor deren Leistungen ich eine sehr hohe Achtung habe. Das will ich nur machen, wenn es gar keine andere Lösung gibt.

Hier noch einmal ein Bild von oben:



Mann kann sehen, dass die hintere Schraube jetzt fehlt und dass der Kopf 'leicht verholt' wurde, zu erkennen an dem kleinen Stück der Abstandsplatte (links unten), die jetzt unter der Kopftägerplatte herausschaut. Im Original (also vor dem Eingriff) sah das so aus:





Hat jemand von Euch Ähnliches schon einmal bei der TC-765 festgestellt und wenn ja, wie behoben? Ich würde mich über jede Anregung und Tipps sehr freuen. Natürlich habe ich auch im WEB und den einschlägigen Foren nach dem Problem recherchiert, leider nichts gefunden.

Grüße,

das ist ja interessant, der Fehler müsste ja ein Serienfehler sein, aber ich kann mich nicht erinnern, so etwas schon gelesen zu haben.
Für viele wird das sicher noch spannend, denn von dem Modell wurden schon sehr viele verkauft

Hi Mathias,

mal blöd gefragt: Auf Deinem Bild läuft das Band unter dem linken Bandführungsdorn.
Laut der BDA ist das Band aber darüber gelegt. So mach ich es bei meiner zum. auch.



Vg
Jochen

klassischer Bandführungsfehler durch falsch aufgelegtes Band, Jochen hat es perfect beschrieben.
Bau den Kopf wieder so hin wie er ursprünglich war und leg das Band richtig auf, dann löscht die auch vernünftig.

Oh, das ist ja peinlich! Ich habe jetzt (nachdem ich die Maschine schon mehrere Jahre in Betrieb habe) erstmals das Band richtig eingelegt, um die Dorne oben herum! Und es funktioniert, auch mit ordnungsgemäß angeschraubtem Löschkopf! Vielen, vielen Dank Jochen! Und sorry an alle Anderen, die das alles jetzt noch lesen werden.
Eine Erfahrung für mich: Read the fucking manual! Das stimmt immer. Habe aber leider keines. Das gilt natürlich nicht als Entschuldigung, ist im WEB ja verfügbar! Also, tut mir leid, bin aber schon bestraft worden: 1) die Blamage und 2) Es war viel Arbeit, das alles zu fotografieren und zu beschreiben. An der Stelle gleich mal ein ganz großes Dankeschön an die von Euch, die dauernd so schöne bebilderte Beiträge posten!
Mathias (Vintage-Freund)

Stimmt, kann man oben im ersten Bild deutlich sehen - das Band ist falsch eingelegt. Es gehört unter die beiden Bandführhebel. Dann ist der Löschkopfkontakt auch vollständig und das Band wird vollständig gelöscht. Kannst Du ja direkt testen in Aufnahme und bei zugedrehten Leveln Hinterband hören - da sollte dann außer ein wenig Bandrauschen nichts zu hören sein.

Beste Grüße
Armin

edit: da war ich wohl zu spät.

Zack - repariert, macht 69,99€ ->   Hier werden Sie geholfen!

(23.01.2018, 16:09)Vintage-Freund schrieb: [ -> ]Und es funktioniert, auch mit ordnungsgemäß angeschraubtem Löschkopf! Vielen, vielen Dank Jochen! Und sorry an alle Anderen, die das alles jetzt noch lesen werden.

Mathias (Vintage-Freund)

Hi Mathias,
alles gut, bitte gerne. Hauptsache, es läuft.

(23.01.2018, 16:11)zuendi schrieb: [ -> ]Zack - repariert, macht 69,99€ ->   Hier werden Sie geholfen!

In die Kaffeekasse? Wo steht die, wer hat die?   
Mathias

DAS hätte mir auch passieren können - ist mir gar nicht aufgefallen obwohl ich auch so eine habe

(23.01.2018, 16:09)Vintage-Freund schrieb: [ -> ]Es war viel Arbeit, das alles zu fotografieren und zu beschreiben.

dafür erst einmal ganz lieben Dank!

Deine wunderbare Schritt-für-Schritt-Beschreibung
hat den Kollegen praktisch auf den ersten Blick er-
möglicht konstruktive Vorschläge zu unterbreiten.

....ist mir gar nicht aufgefallen obwohl ich auch so eine habe
und wann hast Du sie zuletzt benutzt