Old Fidelity - HiFi Klassiker Forum

Gestern Nachmittag kam diese C-90 bei mir an. Das Gerät  hatte "Probleme" aller Art und war in  diesem Zustand nicht zu gebrauchen.
Zwar gab es keinen "echten" Defekt, aber Verschleisserscheinungen, deren Behebung mitunter mehr Zeit als  eine "echte" Fehlersuche in Anspruch nehmen kann.



Hinter dem Kläppchen verstecken sich noch einige Tasten für alle möglichen Funktionen.


Der Zustand ist bis auf kleine Kratzer noch ganz ordentlich.


Für einen Acryl- oder Glasdeckel eignet sich die Machart der Vorstufe sicher nicht. Viele Drähtchen  werden gebraucht, damit alles spielt


Das hat aber nicht zwingend etwas mit den Qualitäten als Hifi-Vorstufe zu tun, denn im Gegensatz zu manch exotischem Kasten, wissen die Japaner in der Regel nur zu gut, wie man sowas baut.

Die defekte Sicherung stach natürlich zuerst ins Auge, aber da die Vorstufe zumindest grundsätzlich noch funktionierte, konnte sie nicht so wichtig sein. Sie sichert die drei Steckdosen auf der Rückseite ab.
Das Netzteil ist "wie sagt man"...."diskret" in diversen Strängen mit vielen Transistoren  aufgebaut. Wie so oft wurde es im Bereich dieser 120 cm² etwas wärmer als üblich, was man  auch an der Platine erkennen kann. Nicht dramatisch, aber im inneren Bereich bereits gut sichtbar.
Da ich heute in Stimmung bin, habe ich die entsprechenden Kondensatoren in diesem Bereich ausnahmsweise mal gewechselt.
Das wäre zwar nicht unbedingt nötig gewesen, aber da ich einen leichten Anstieg der Netzoberwellen bereits in der FFT erkennen konnte, habe ich nach Stichprobenentnahme die betroffenen 16 Stück erneuert.



Man kann sogar die Abnahme der Alterungserscheinungen vom inneren zum äusseren Bereich des Abschnittes in den Messungen nachvollziehen. Die inneren hatten 20% Kapazitätsverlust, die äusseren ca. 10%. Bei den inneren war allerdings ein Anstieg auf den doppelten, teils dreifachen ESR zu messen.

Unter den dort gegebenen Meßbedingungen wären ca. 150 Milliohm ein typischer Wert. Dramatisch ist das aber (in diesem Einsatzbereich)noch lange nicht, während es z.B. im Netzteil eines Spektrumanalyzers bereits fatale Folgen für das Phasenrauschen hätte.


Einfluss auf das sogenannte Klangbild  ist dadurch zwar noch lange nicht zu erwarten, da aber die Hauptplatine ohnehin ausgebaut werden musste, hat sich ein Wechsel angeboten.
Alle sonstigen Elkos (und da gibt es noch so einige) sind in tadellosem Zustand, was mich auch nicht wundert.





Ein paar kalte Lötstellen gab´s  in diesem Bereich auch, aber die waren noch nicht kritisch.

Die eigentliche Ursache für den Ausfall der Vorstufe waren die Relais. Die waren sogut wie ausnahmslos defekt.  Über zehn stück sind dort verbaut.
Besonders betroffen waren die Relais für  Direkt/via Tone (Bild) , Das RElais für die Mutingfunktion, und das  Relais am Ausgang der Vorstufe.


In der Phonostufe ebenfalls, wobei die Kontakte hier aufgrund der besonders niedrigen Spannungen  besonders starken Einfluss nehmen. Für MC gibt es Übertrager.



Ein paar Messungen:


FFT Hochpegeleingang direkt, 1KHz, 1V rein, 1V raus. THD besteht praktisch nur aus K2, und der liegt um 0,001%. Ausserdem sehr rauscharm!


Amplitudenfrequenzgang im Direktmode. -3 dB knapp unter 100 KHz.


Nochmal im Detail bis 20 KHz: Rot: Direkt, Blau: via tone, Magenta: via tone+loudness, Grün: subsonic (kaum zusätzliche Wirkung), Cyan: Hi-Filter



THD&N (bw 80KHz) Vs. Freq. : Rot: Direkt, Blau, via tone.


CCIF IMD 1V , ca. 0,001%


Potentiometergleichlauf: Sehr ordentlich!


Die FTZ Kerkos am Phonoingang  wurden bereits irgendwann einmal entfernt. Aktuell hat die MM Stufe 50 Kohm und erfreuliche 165 pF Eingangskapazität

Rot: Entzerrung alleine (perfekt) , Grün mit System 450mH und 20pF, gelb mit einer praxisgerechten Beaufschlagung von 120 pF

Dann bringe ich Dir mal meine C90a, und Du kannst schauen wo der Unterschied liegt...

Danke sehr für den professionellen Einblick!