19.07.2018, 23:29
Ich habe mir 3 defekte, aber dafür sehr preiswerte „Matratzen“ (230er (2x) + 430er (1x)) an Land gezogen.
Der eine Marantz 230 hatte einen massiven Säureschaden (siehe Bilder), der sagte keinen Ton, der andere war ebenfalls tot. Jedesmal, wenn man bei dem die Wiedergabetaste betätigte, kam ein schnell abschwellender Sinuston und dann war Stille.
Okay, der „Säureschaden“ war nur noch Teileträger, das Alu des Gehäuse hat sich zerlegt, selbst auf der Leiterplatte, hatte es großzügig Leiterzüge weggeätzt und selbst das Hartpapier zeigte Auflösungszustände. Aber alle elektrolytischen Kondensatoren darauf, hatten durchaus passable Werte, geschweige denn die anderen noch verwertbaren Ersatzteile. So zerlegte ich das Dingens komplett als Ersatzteilspender.
Der andere 230, der nur den Sinuston noch von sich gab, war ein Problem, wo sollte ich wie beginnen? Keine Spannung passte auch nur annähernd, von den wenigen Punkten, die ich fand und messen konnte. Mechanisch = kein Problem, dass kann ich. Das Laufwerk zerlegt, gereinigt, neu geölt, neue Riemen und es lief wieder perfekt.
Zufällig fand ich heraus, dass das Problem, das man kein Piep hört, am Lautstärkepoti zu suchen sei, weil ich kurz mal tönte, als ich daran grackelte. Also zerlegt und den Fehler gefunden – ein Schleifer war abgefallen und hat alles kurzgeschlossen. Okay, den Regler vom „Säureschaden“ eingebaut und plötzlich waren beide Kanäle wieder da. Wieso beide vorher lahmgelegt waren, obwohl nur ein Schleifer groggy war = keine Ahnung.
Nun nervte dafür dieser Sinuston, bei jedem Widergabeversuch. Dieser verschwand zwar nach einer Sekunde, aber der gehört da definitiv nicht hin. Obwohl die Leiterplatte 1A neuwertig aussah, fing ich an, die Elkos auszulöten und nachzumessen. Im Endeffekt, wechselte ich alle, ca. 50 Elektrolytkondensatoren, da ca. 20 Stück anormale Werte, an meinem Billig-China-Komponententester anzeigten. Der ESR war viel zu hoch, ich weiß bis heute nicht, ob dieser Messparameter, so unbedingt wichtig ist, aber deutlich mehr wie 10 – 15 Ohm, ist gegenüber anderen, gleichwertigen Elkos, wohl definitiv zu viel. Einige Elkos, wurden nicht mal mehr als diese erkannt = demzufolge fummelte ich mich tagelang durch alle Elkos durch und wechselte diese. Dass das Gerät überhaupt noch einen verständlichen Ton von sich gab, grenzt für mich an ein kleines Wunder. Und die Elkowechselorgie ist stellenweise, echt eine elendige Fummelei gewesen und dauerte seine Zeit und ich lief immer Gefahr, dabei das Teil zu schrotten. Aber okay, löten kann ich und sauberes Arbeiten ist Voraussetzung und das kann ich auch einigermaßen. Noch schnell alle Lötpunkte auf der Leiterplatte nachgelötet, die Leiterplatte intensiv mit Spiritus gereinigt und die Lötseite neu versiegelt. Und nachdem ich fertig war, funktionierte das Marantz 230, auf Anhieb, wie es sollte!
Dann die Spurlage eingestellt, die Geschwindigkeit ebenfalls, die Löschspannung + -frequenz gemessen und alles super. Einmessen – das traue ich mich noch nicht so richtig, obwohl ich alle erforderlichen Instrumente besitze, aber …!? Und derjenige, der mir das beibringen wollte, hat sich dezent zurückgezogen, daher ist das noch ein Thema.
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Nun noch zu dem Dreikopf-Marantz (430er), den habe ich auch als defekt erworben, das Gehäuse sah mitgenommen aus und das Teil spielte nicht. Das Laufwerk war total verdreckt und fertig. Alles wieder schick gemacht, die unansehnlichen Gehäuseteile gewechselt + Fehlteile ergänzt und spielt! Allerdings bei Aufnahme ging nur ein Kanal, der andere = nichts, nicht mal ein Zappler zuckte.
Wo soll ich da suchen – ich und Schaltplan lesen = sinnlos. Außerdem ist dieser schon etwas umfangreicher und ich kann nicht mal den Signalweg verfolgen. Die beiden einzelnen Kanäle sind auch nicht symmetrisch aufgebaut, so sind selbst Vergleichsmessungen = sehr schwer (für mich). Dann sagte mir, ein hier bekannter Reparateur, dass das Signal immer durch den Dolby-Schaltkreis geht, oder war es der dbx-Schaltkreis und wenn der es hinter sich hat, dann war es das = die Dinger sind nicht mehr erhältlich.
Die Leiterplatte sah aber sehr gut und „frisch“ aus und trotzdem ich alles nachgelötet habe, mit einer Lupe nach Eventualitäten gesucht habe, fand ich nichts auffälliges.
Aber dann fiel mir auf, dass sich kleine Macken auf beiden Seiten der Leiterplatte zeigten. Diese lagen genau auf den dünnen Leiterzügen. Erst durch eine Uhrmacherlupe, bekam ich Gewissheit – es waren Verätzungen, die die Leiterzüge angegriffen haben. Also wollte ich mit dem Widerstandsmessgerät, den Durchgang messen. Die Leiterzüge tauchten unter irgendeinem größeren Bauteil auf und verschwanden auch wieder unter einem solchen. Selbst der Bestückungsplan (SM) stimmte nicht überein, mit meinem Original. Demzufolge konnte ich auch nicht die angrenzenden Bauteile definieren, um da anzusetzen. Mir blieb nur die radikale Methode übrig, ich durchstach den Schutzlack, um an der jeweiligen Leiterbahn direkt anzusetzen. Und richtig = 3 Leiterbahnen hatten keinen Durchgang. Ergo: freigekratzt und eine Seele, einer Litze drüber gelötet und das Teil spielt wieder wie verrückt. Alle Funktionen geprüft und gegeben, ich freue mich = 2 gut aussehende, funktionierende Geräte gewonnen! Und das als Nerd, oder sollte ich Dau sagen?
230er – original Verkaufsbild, mit mächtigen Ätzschäden.
ebenfalls
Als wenn das noch nicht reicht, auch ein Zapplerglas war am Ende.
Verätzungen des Gehäusedeckels oben (innenansicht).
Die Leiterplatte war auch angegriffen, mehrere großflächige Ätzschäden, die ein „aus“ für diese bedeuteten. Das wäre nicht zufriedenstellend zu reparieren gewesen.
Schon freigekratzt die Unterbrechung, vorher war sie schwerer zu erkennen, weil sie sehr klein war.
vergrößert
Kleine Ätzdefekte, die sind auf dem Foto wunderbar (groß) zu erkennen, in Natura fielen sie kaum auf. Vor allem, wenn man damit nicht rechnet, weil das Umfeld eben nicht solche Ätzbeschädigungen aufwies.
vergrößert
Die Unterbrechung freigekratzt.
ebenfalls
Mit einem dünnen Drähtchen gebrückt und mit Colophoniumlack versiegelt.
ebenfalls
Der eine Marantz 230 hatte einen massiven Säureschaden (siehe Bilder), der sagte keinen Ton, der andere war ebenfalls tot. Jedesmal, wenn man bei dem die Wiedergabetaste betätigte, kam ein schnell abschwellender Sinuston und dann war Stille.
Okay, der „Säureschaden“ war nur noch Teileträger, das Alu des Gehäuse hat sich zerlegt, selbst auf der Leiterplatte, hatte es großzügig Leiterzüge weggeätzt und selbst das Hartpapier zeigte Auflösungszustände. Aber alle elektrolytischen Kondensatoren darauf, hatten durchaus passable Werte, geschweige denn die anderen noch verwertbaren Ersatzteile. So zerlegte ich das Dingens komplett als Ersatzteilspender.
Der andere 230, der nur den Sinuston noch von sich gab, war ein Problem, wo sollte ich wie beginnen? Keine Spannung passte auch nur annähernd, von den wenigen Punkten, die ich fand und messen konnte. Mechanisch = kein Problem, dass kann ich. Das Laufwerk zerlegt, gereinigt, neu geölt, neue Riemen und es lief wieder perfekt.
Zufällig fand ich heraus, dass das Problem, das man kein Piep hört, am Lautstärkepoti zu suchen sei, weil ich kurz mal tönte, als ich daran grackelte. Also zerlegt und den Fehler gefunden – ein Schleifer war abgefallen und hat alles kurzgeschlossen. Okay, den Regler vom „Säureschaden“ eingebaut und plötzlich waren beide Kanäle wieder da. Wieso beide vorher lahmgelegt waren, obwohl nur ein Schleifer groggy war = keine Ahnung.
Nun nervte dafür dieser Sinuston, bei jedem Widergabeversuch. Dieser verschwand zwar nach einer Sekunde, aber der gehört da definitiv nicht hin. Obwohl die Leiterplatte 1A neuwertig aussah, fing ich an, die Elkos auszulöten und nachzumessen. Im Endeffekt, wechselte ich alle, ca. 50 Elektrolytkondensatoren, da ca. 20 Stück anormale Werte, an meinem Billig-China-Komponententester anzeigten. Der ESR war viel zu hoch, ich weiß bis heute nicht, ob dieser Messparameter, so unbedingt wichtig ist, aber deutlich mehr wie 10 – 15 Ohm, ist gegenüber anderen, gleichwertigen Elkos, wohl definitiv zu viel. Einige Elkos, wurden nicht mal mehr als diese erkannt = demzufolge fummelte ich mich tagelang durch alle Elkos durch und wechselte diese. Dass das Gerät überhaupt noch einen verständlichen Ton von sich gab, grenzt für mich an ein kleines Wunder. Und die Elkowechselorgie ist stellenweise, echt eine elendige Fummelei gewesen und dauerte seine Zeit und ich lief immer Gefahr, dabei das Teil zu schrotten. Aber okay, löten kann ich und sauberes Arbeiten ist Voraussetzung und das kann ich auch einigermaßen. Noch schnell alle Lötpunkte auf der Leiterplatte nachgelötet, die Leiterplatte intensiv mit Spiritus gereinigt und die Lötseite neu versiegelt. Und nachdem ich fertig war, funktionierte das Marantz 230, auf Anhieb, wie es sollte!
Dann die Spurlage eingestellt, die Geschwindigkeit ebenfalls, die Löschspannung + -frequenz gemessen und alles super. Einmessen – das traue ich mich noch nicht so richtig, obwohl ich alle erforderlichen Instrumente besitze, aber …!? Und derjenige, der mir das beibringen wollte, hat sich dezent zurückgezogen, daher ist das noch ein Thema.
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Nun noch zu dem Dreikopf-Marantz (430er), den habe ich auch als defekt erworben, das Gehäuse sah mitgenommen aus und das Teil spielte nicht. Das Laufwerk war total verdreckt und fertig. Alles wieder schick gemacht, die unansehnlichen Gehäuseteile gewechselt + Fehlteile ergänzt und spielt! Allerdings bei Aufnahme ging nur ein Kanal, der andere = nichts, nicht mal ein Zappler zuckte.
Wo soll ich da suchen – ich und Schaltplan lesen = sinnlos. Außerdem ist dieser schon etwas umfangreicher und ich kann nicht mal den Signalweg verfolgen. Die beiden einzelnen Kanäle sind auch nicht symmetrisch aufgebaut, so sind selbst Vergleichsmessungen = sehr schwer (für mich). Dann sagte mir, ein hier bekannter Reparateur, dass das Signal immer durch den Dolby-Schaltkreis geht, oder war es der dbx-Schaltkreis und wenn der es hinter sich hat, dann war es das = die Dinger sind nicht mehr erhältlich.
Die Leiterplatte sah aber sehr gut und „frisch“ aus und trotzdem ich alles nachgelötet habe, mit einer Lupe nach Eventualitäten gesucht habe, fand ich nichts auffälliges.
Aber dann fiel mir auf, dass sich kleine Macken auf beiden Seiten der Leiterplatte zeigten. Diese lagen genau auf den dünnen Leiterzügen. Erst durch eine Uhrmacherlupe, bekam ich Gewissheit – es waren Verätzungen, die die Leiterzüge angegriffen haben. Also wollte ich mit dem Widerstandsmessgerät, den Durchgang messen. Die Leiterzüge tauchten unter irgendeinem größeren Bauteil auf und verschwanden auch wieder unter einem solchen. Selbst der Bestückungsplan (SM) stimmte nicht überein, mit meinem Original. Demzufolge konnte ich auch nicht die angrenzenden Bauteile definieren, um da anzusetzen. Mir blieb nur die radikale Methode übrig, ich durchstach den Schutzlack, um an der jeweiligen Leiterbahn direkt anzusetzen. Und richtig = 3 Leiterbahnen hatten keinen Durchgang. Ergo: freigekratzt und eine Seele, einer Litze drüber gelötet und das Teil spielt wieder wie verrückt. Alle Funktionen geprüft und gegeben, ich freue mich = 2 gut aussehende, funktionierende Geräte gewonnen! Und das als Nerd, oder sollte ich Dau sagen?
230er – original Verkaufsbild, mit mächtigen Ätzschäden.
ebenfalls
Als wenn das noch nicht reicht, auch ein Zapplerglas war am Ende.
Verätzungen des Gehäusedeckels oben (innenansicht).
Die Leiterplatte war auch angegriffen, mehrere großflächige Ätzschäden, die ein „aus“ für diese bedeuteten. Das wäre nicht zufriedenstellend zu reparieren gewesen.
Schon freigekratzt die Unterbrechung, vorher war sie schwerer zu erkennen, weil sie sehr klein war.
vergrößert
Kleine Ätzdefekte, die sind auf dem Foto wunderbar (groß) zu erkennen, in Natura fielen sie kaum auf. Vor allem, wenn man damit nicht rechnet, weil das Umfeld eben nicht solche Ätzbeschädigungen aufwies.
vergrößert
Die Unterbrechung freigekratzt.
ebenfalls
Mit einem dünnen Drähtchen gebrückt und mit Colophoniumlack versiegelt.
ebenfalls