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Normale Version: Reparatur eines Peakmeters RTW1206D
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Es geht um dieses Gerät: https://old-fidelity-forum.de/thread-658...pid1191094

RTW hat alle Unterlagen als hochwertiger Scan zur Verfügung gestellt, man muß sich lediglich registrieren. Das Handbuch enthält nicht nur die komplette Schaltung sondern zusätzlich auch eine Schaltungsbeschreibung mit Erläuterung der wichtigsten Funktionen, sehr lobenswert. Da der Fehler beide Kanäle betraf und sich die Anzeige zumindest geringfügig über ein eingespeistes Signal ändern ließ vermutete ich den Fehler im Digitalteil. Das Taktsignal (Meßpunkt B) sah gut aus, der Digitalzähler (IC5, CD4040) funktionierte auch. 

[Bild: Clock-Cursor.jpg]

Allerdings sah das Rampensignal (Ramp, Meßpunkt D) schlecht aus, hier war wohl etwas ins Schwingen geraten. 

[Bild: Ramp-1.jpg]

Nachdem auch die NF-Signale ähnlich aussahen fiel der Verdacht schnell auf die Stromversorgung, hier konkret die negative Spannungsversorgung, die mit einem hochfrequenten Störsignal überlagert war. Negative Spannungsregler vom Typ 78/79xx sind eh meine speziellen Lieblinge, ich habe da schon mal Stunden bei der Fehlersuche verbracht, da einzelne fabrikneue Regler trotz aller Änderungen im Layout nicht ruhig zu bekommen waren. Das bedeutet übrigens nicht das die Gleichspannung am Ausgang nicht stimmt. Nach Wechsel des 79L12 funktioniert das Gerät wieder. Falls ein kompletter Neuabgleich nötig ist ist dieser im Handbuch ebenfalls beschrieben.

Die 3 Spannungsregler sitzen nah beieinander in Nähe des Trafos, die Gleichspannung zur ihrer Speisung beträgt ca. +-20V: 

[Bild: RTW_1206D-20190406-004.jpg]

Der 5V Zweig wird aus dem 12V Spannungsregler gespeist, so teilt sich zwar die Verlustleistung auf 2 ICs auf, trotzdem kommt da doch einiges zusammen. Außerdem ist die Luftzirkulation an der Stelle schlecht durch die Berührschutzabdeckung über dem Netzteil. Man sieht auch an der Platine gut die Schäden durch die dauerhafte Hitzeentwicklung. 

[Bild: RTW_1206D-20190406-002.jpg]

[Bild: RTW_1206D-20190406-001.jpg]

Wenn das Meßgerät in den Standbymodus geht wird auch nur die Hochspannung für die Anzeige abgeschaltet, das restliche Netzteil läuft durch. Durch Auschneiden der Plastikabdeckung nur über den Spannungsreglern läßt sich die Situation bessern. Ich habe aber auch mal beim Chinamann zwei DC/DC Wandler auf 5V bestellt. Dann könnte man den Digitalteil darüber speisen und den Eingang direkt an die Sekundärspannung hängen. Der Wirkungsgrad beträgt so 95%, das würde die Verlustleistung wesentlich verringern. Die beiden Platinchen sind aber gerade erst losgeschwommen und höchstens bis zur Malakkastraße gekommen.  Die bekannten einstellbaren Module sind zu groß um sie zu verbauen.

Und die "Take Home Message":Ich würde mir früh in meiner Bastelkarriere eines der älteren analogen Oszilloskope zulegen, direkt nach dem Kauf eines Standardmultimeters. Die Kosten nicht viel und man sieht was los ist.

[Bild: RTW_1206D-20190406-003.jpg]

Liebe Grüße, Rainer
Bei dem Schadensbild kannst froh sein, daß die Kiste nicht abgeraucht ist. Die Temperaturproblematik zeigt, daß der Hersteller/Entwickler kaum nen wirklichen Dauerlauftest des Gerätes mit Bewertung der Temperaturverhältnisse im Gerät gemacht hat.
Mit der Schwingerei von diesen 78/79er Reglern bin ich mal konfrontiert worden, als ein HF-Generator nach Umrüstung im NT auf solche Dinger im KW-Bereich reichlich Fehlfrequenzen produziert hat, die nach Rückbau auf Z-Diode/Längsregeltransistor wieder fort waren. Da konnte man die Standardapplikation vollständig und bestmöglich umsetzen und beliebig große Siebelkos einbauen, keine Chance ... oft bemerkt man diese Schwingungen auch nicht.

Silomin

Stimme soweit überein, nur daß die Schwingneigung der Regler nicht vom Ladekondensator beeinflusst wird. Vielmehr sollen unmittelbar am Reglerein- und -ausgang kleinere Entkoppler sitzen. Und 100n-Kerkos passen bestimmt noch auf die Unterseite. Bin aber auch der Meinung, das Entkoppler immer einer anderen Technologie entstammen sollten, als der Ladekondensator. Also bspw. vorne Folienwickel (Elkos) und hinten dann eben Tantal, Vielschichter oder eben Kerkos.
(06.04.2019, 17:50)Gorm schrieb: [ -> ] Die Temperaturproblematik zeigt, daß der Hersteller/Entwickler kaum nen wirklichen Dauerlauftest des Gerätes mit Bewertung der Temperaturverhältnisse im Gerät gemacht hat.

Nun ja, man sollte aber das Alter des Gerätes bedenken.  Datum auf den Schaltbild-Zeichnungen ist 4/86. Wird bestimmt so > 15-20 Jahre gelaufen sein. Also nicht so schlecht.
Ich hatte die Festspannungsregler anstelle der Längsregeltransistoren eingelötet und die beiden Kerkos direkt auf der Leiterseite an den Anschlüssen. Eine Vermutung zur Ursache der Schwingungen war, daß das Layout der LP unpassend für die FSR war. Ne neue LP war mir dann gegenüber dem Rückbau auf diskrete BE zu aufwendig und bei der unklaren Ursache zu riskant. Um solche Störungen auf Versorgungsspannungen für frequenzbestimmende Baugruppen zu eliminieren hatte ich damals auch keine geeignete Meßtechnik.