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Normale Version: Sansui AU-20000
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Dieser AU-20000 hat vermutlich eine sehr lange Reparaturgeschichte und wurde m.E. immer weiter und weiter vermurkst. Einige Fehler wurden nach den Reparaturen möglicherweise gar nicht bemerkt...Keine Ahnung was da genau geschah....Er ging angeblich über Jahre hinweg durch viele (reparierende?) Hände.
Ursprünglich wurde an dem Gerät lediglich bemängelt, dass man den Lautstärkeregler zum erreichen einer "ordentlichen" Lautstärke zu weit aufdrehen müsse. Es stellte sich heraus, dass dem Gerät genau 10 dB "fehlen".

Der AU20000 hat einen  Mutingschalter mit drei Positionen: 0 dB, -10 dB und -30 dB.  In den 70er Jahren fuhr man auf solchen "Tinnef" voll ab, und es gab auch nicht selten die Möglichkeit, etliche "turnover" an den Klangreglern zu schalten, die Kanäle zu vertauschen usw....usw....Auch der 20000 ist (wie die 3000er Vorstufe) ein totales Schaltergrab.
Die Mutingschaltung lässt das Signal in der -10 dB Position ungedämpft passieren. In der -30 dB Position übernimmt ein Spannungsteiler eine 20 dB Dämpfung, und in der 0 dB Position wird über zwei geschaltete Widerstände die Verstärkung der nachfolgenden Treiberstufe um 10 dB erhöht.

Und genau diese Funktion wurde hier komplett umgebaut. In diesem AU20000 gibt es an dieser Stelle bereits "ab Werk" viele Änderungen zum Ur-Schaltbild, und es wurden darüber hinaus einige weitere Brücken gelegt und viele Leiterbahnen durchtrennt.
Der Schalter bewirkt also keine Veränderung in den Positionen 0 dB und -10 dB.   
Wirklich tragisch ist das m.E. nicht, da man lediglich den Lautstärkeregler etwas weiter aufdrehen muss. Eine Vollaussteuerung ist (zumindest über einen CDP) auch so kein Problem.....

Bereits teilzerlegt:
[Bild: 1.jpg]

Irgend jemand hat an diesem Gerät unzählige Stunden verbracht (verplempert) und sage und schreibe ALLE ! Lötstellen nachgelötet. Und zwar so, dass überall kleine Christbaumkugeln entstanden sind. Sad....Das steht der Funktion zwar nicht im Weg, sieht aber sehr unsauber aus.

Überall Kugeln....

[Bild: 5.jpg]

[Bild: 2.jpg]

[Bild: 12.jpg]

Ausserdem durfte KEIN EINZIGER Elko im Gerät bleiben, was nicht selten mehr schadet als nutzt. Nur die beiden Netzelkos sind noch original.
Es gibt haufenweise Drahtbrücken und Unterbrechungen.


Links die beiden Endverstärker Frontend- und Treiberstufen als Steckkarten. Rechts davon das Regelnetzteil +/-65V für die Treiber. Dort gibt es vermutlich auch ein Problem, da dort über +/- 70 Volt anstehen, die keinen besonders "stabilen" Eindruck erwecken.

[Bild: 7.jpg]

Während ich das 10 dB "Problem" als eher nebensächlich betrachte, gibt es mit beiden komplett durchreparierten Endstufen ganz erhebliche Probleme, die unbemerkt blieben.
Auch hier : Alle Elkos mit ziemlicher Sicherheit unnötig erneuert, etliche Widerstände, alle Dioden und 70% aller Transistoren durch "irgend etwas" ausgewechselt. Es wurde alles penibel gesäubert, aber das ist nunmal nur die halbe Miete.

[Bild: iui.jpg]

Das Board von unten:

Sowas "kann" passieren, wenn die Leiterplatten empfindlich und uralt sind. Allerdings wäre ich nach den ersten zwei Ablösungen wohl etwas vorsichtiger geworden. Wink3

Darin wird aber nicht die Ursache für das "Fehlverhalten" der Verstärker liegen.....

[Bild: 10.jpg]

Das "Fehlverhalten" macht sich in der Qualität und der erreichbaren unverzerrten Leistung bemerkbar. Beide Kanäle sind betroffen.
ca. 40W in 8 R , 1KHz.....Nicht so vorteilhaft.

[Bild: 13.jpg]

Für die Messung wurde der "main in" Eingang des Verstärkers verwendet. Es wird nur der Endverstärker vermessen.
[Bild: 11.jpg]

Bei 2W in 8R sieht das noch nicht dramatisch aus.

[Bild: 16.jpg]



Bei 40W ist der Zustand bereits katastrophal. Oberwellen ohne Ende.
[Bild: 40w.jpg]

Zwar sind auch 100W und mehr machbar, aber nicht unter 10% Klirr.

[Bild: 14.jpg]
Die 12 TO-3 Leistungstransistoren wurden gegen MJ15024 bzw. 23 ausgewechselt, was m.E. aber nicht die Ursache für dieses Verhalten ist. Beginnen werde ich mit den Treibern und dem Netzteil der Treiberstufen. Da sind kreuz und quer diverse Chinatransistoren verbaut worden, die vermutlich nicht näher überprüft wurden.

2 x 30 "gute" Watt.....Mehr ist nicht drin. Wink3

[Bild: pow.jpg]

Ob ich aus diesem AU-20000 nochmal ein HIFI-Gerät   machen kann ist fraglich.  Es kommt Musik raus, aber das wäre mir nicht genug.
Das arme Teil ist böse hingerichtet worden. Sind beide Kanäle zerstört worden?
... dieser Amp war (etwa 2015) auch schon mal in ähnlich traurigem Zustand bei mir. Fehler damals 1 VU Meter defekt, Rec Out funktioniert nicht und bei Low Filter fällt 1 Kanal aus. Zusätzlich das Problem mit dem Dauermuting. Um die Endstufen"reparatur", sowie Nachlöt- und Elkotauscharbeiten incl. zahlreicher Leiterbahnverletzungen, Drahtbrücken usw. hatte sich bereits ein Vorreparateur gekümmert. Ich hatte die vorgenannten Fehler (alle "eingebaut") beheben können, nur beim 10dB zu leisen Signal aus der Vorstufe habe ich irgendwann aus zeitlichen Gründen das Handtuch geworfen, zumal im Stromlaufplan für den 20k hier auch ein Fehler vorliegt... beide Endstufen hatten damals allerdings noch ordentlich "Dampf", von daher bin ich gespannt, was hierbei rauskommt. Naja... in der Summe schade um dieses schöne Gerät.

gruß, audiomatic
Endlich mal n Verstärker der klingt!

LOL
Wenn man lauter hört......sonst nicht Wink3
Das Teil ist derzeit aber ein wunderbarer Klirrgenerator.

Ich will einen neuen Blindtest. Wehe, Du bekommst das Problem gefixed!!!
In einem BT würdest du selbst in diesem Zustand nichts merken,da bis 30 Watt alles noch ok ist. Wink3
Ich gehe mal davon aus, dass ich das hinbekomme. Die Endstufe ist doch recht überschaubar.
Wow im Vergleich hierzu ist mein A-8017 ja geradezu störungsfrei [emoji16]

Gesendet von meinem ONEPLUS A3003 mit Tapatalk
Hallo,
die Überlagerung der hochfrequenten, parasitären Schwingung am Ausgangssignal lässt auf Stabilitätsprobleme schließen; vermutlich wurden Halbleiter eingebaut, für die die Frequenzkompensation der Schaltung nicht ausgelegt ist. Den amp wieder sauber zum Laufen zu kriegen wird sicher sehr arbeitsintensiv; für gewerbliche Reparatur wohl wirtschaftlicher Totalschaden.
Viele Grüsse
Uli
Ich frage mich immer, wieder wie und warum man so einzigartige Geräte derartig verhunzen kann Dash1
Letztendlich war es gar nicht so dramatisch, und auch die Inchange Treiber waren OK.  Im Rahmen der Fehlersuche habe ich sie allerdings gegen NOS- NEC Typen ausgewechselt. Das ist etwas "stilechter", obwohl man bei diesem Gerät mit Originalzustand ohnehin nicht mehr werben kann Wink3

[Bild: IMG-0516.jpg]


Während der Suche stellte ich fest, dass der NPN Transistor für die Strombegrenzung ein BC-Typ mit gekreuzten Beinen , der PNP aber der originale A733 war. Das muss ja nicht sein....Das sind TR06 und 07. 
Vermutliche (!) Ursache sind aber die Dioden D4 bis D9, die durch 1N4148 ersetzt wurden. Die 1S2473 hat eine Durchlaßspannung von typ. 0,9. Volt, die allermeisten 1N4148 liegen um 0,65 V. Momentan habe ich d4 und d5 entnommen, was die Strombegrenzung deaktiviert....Das könnte man sogar so lassen, da viele Verstärker sowas erst gar nicht haben. Ich habe die Dioden bestellt und werde die Sache dann weiter untersuchen.

[Bild: Clip0001.jpg]


Spektrum der Endstufe At1W , in 8R:

Das geht i.O.

[Bild: plot0082.gif]

THD&N vs. Power, 8R, 1KHz, nur ein Kanal ausgesteuert:


....schon besser Wink3

[Bild: tty.jpg]

Diese Werte werden zusammen mit der Vorstufe nicht ganz erreicht, gehen aber immer noch in Ordnung.

tbc.
Wie geil. Die viel zu früh einsetzende Strombegrenzung hat alles versaut? Aber der geänderte Transistor in der Strombegrenzung war nur für die Schönheit? Haben die NEC Treiber was gebracht?
(26.08.2020, 19:35)HVfanatic schrieb: [ -> ]Die viel zu früh einsetzende Strombegrenzung hat alles versaut?

Ja sicher, die Strombegrenzung zerrt doch die Aussteuerspannung gegen Masse.
Der Diodenwechsler hat offenbar die Daten der Dioden ge- oder die Auswirkung von fast 0,3V weniger Flußspannung in der Schaltung nicht erkannt.

Armin777

Liegt die Durchlass-Spannung bei zwei in Reihe geschalteter 1N4148 nicht doppelt so hoch, wie bei einer? Nur mal so am Rande...

Beste Grüße
Armin
Hatte ich auch diskutiert. Es scheint noch Seiteneffekte zu geben. Bin gespannt, was nach dem Tausch sein wird. Sehr interessanter Bericht.

AtArmin: Dachte auch, 2 Dioden lösen das.
Wenn man die Dioden durch zwei in Reihe geschaltete 1N41448 ersetzt, wird die Schaltung wiederum nicht mehr richtig funktionieren. Sie wird dann wirkungslos. Der verzerrende Effekt würde dann aber verschwunden sein. Ich kann nur hoffen, dass ich "echte" Dioden bekomme. Gerade bei kleinen Spannungen und Strömen machen sich die Eigenschaften der Dioden wohl bemerkbar, und an dieser Einbauort ist relativ sensibel.
In vielen Fällen wird man die 1s2473 ohne Probleme gegen eine 1N4148 auswechseln können. Fakt ist, dass der Fehler im Bereich dieser 6 Dioden und 2 Tr. zu suchen ist.

Ich werde die Dioden später am Kurvenschreiber vergleichen.
2c zur Funktion Schutzschaltung:
- Ausgewertet werden die Emitterspannungen an einem Endtransistoren- und dem Treibertransistorpaar.
- Bei höherer Flußspannung von D6/D7 schaltet die Baugruppe erst bei höheren Emitterspannungen und damit später ab.
- Da die Entkopplung von Treiber- und Endstufenspannungen über die Dioden D8/D9 erfolgt, stimmen bei veränderten Flußspannungen dieser Dioden neben den Abschaltspannungen der Transistoren TR6/TR7 auch die Abschaltspannungen von Treiber- und Endstufe zueinander nicht mehr. Hier wären mMn die Ursachen der Verzerrungen vermuten.
- Ob die mit erhöhter Flußspannung von D4/D5 verringerte Spannungsabsenkung an den Basisanschlüssen TR8/TR9 im Überlastfall ausreicht wäre eine nächste Frage.
- Wenn andere Flußspannungen der verbauten Dioden zum Einsatz kommen, müßten auch die beteiligten Widerstände angepaßt werden.
Ich habe mir gerade mal das Datenblatt zur 1S2473 angeschaut, die typische Durchflussspannung von 0,92 Vgilt für 100mA. Bei den in Datenblättern üblicheren 5mA sind es auch nur so um die 0,6V. Eine 1N4148 verhält sich da nicht so viel anders.

Gruß Ulrich
Möglich wären auch defekte 1n4148, aber gleich in beiden Kanälen? Ich bin selber gespannt, welche(s) Bauteil(e) verantwortlich sind.
Da ich auch die Dioden warten muss, werde ich vielleicht vorher nochmal 6 neue 1n4148 einsetzen. Leider kann man im eingebauten Zustand keine Messungen an den Modulen durchführen.

Es steht aber soviel fest, dass die Ursache im Verhalten der Überstrom-Schutzschaltung zu suchen ist. Sollte es da wider Erwarten keine zufriedenstellende Lösung geben, wird sie wohl deaktiviert.
Hallo,
sind die Emitterwiderstände noch ok? Bei einem kapitalen crash können die nicht nur durchbrennen, sondern auch ihren Wert durch die kurzzeitige, extreme Überlastung bleibend ändern.
Erfordert wohl Ausbau und eine 4-Leiter-Messung.
Viele Grüsse
Uli
Die Widerstände sind OK.
Interessant ist, dass der Fehler in gleicher Form auftritt, wenn man die Dioden D8 und D9 entfernt.
Schaltet man für D7 und D6 zwei 1N4148 in Reihe, ist alles OK, aber es dürfte dann zu spät begrenzt werden. Seltsam ist auch, dass die Amplitude nicht nur begrenzt wird, sondern eine Art Oszillation entsteht, die natürlich nicht gewünscht ist.
Leider kann ich ohne Extender (Hebebühne für die Karten) keine Messungen am Board durchführen, um das Verhalten genauer zu untersuchen. Ob die Originaldioden den Effekt beseitigen, wird sich zeigen....Ich bin mittlerweile skeptisch, obwohl nicht mehr viel übrig bleibt.

Wenn es nicht anders geht, werden für D7 und D6 halt zwei Dioden in Serie geschaltet. Dann pfeiff´ ich auf den Einsatz der Strombegrenzung.
Wenn D8/D9 raus sind, werden nur die Treiber überwacht.
Zum Schwingen: Sind die Transistorkombinationen TR8/10 und TR9/TR11 und TR6/TR7 in der Verstärkung nahe den original verbauten? Sind die Widerstände an den Emittern dieser Trs. ok?
Ich habe jetzt zu Testzwecken eine 1N4148 mit einer 1N5818 shottky (ca. 0,29V Uf) in Serie verheitatet.....dann ist alles gut.
Die Begrenzung funktioniert sauber, wenn man bei 170W Leistung von 8R auf 4 R umschaltet...Mit Mutingpause und soft hochgefahren...Man muss ja keinen Crash provozieren.Wink3


Wenn die bestellten Dioden nichts bringen, wird diese Kombi als D6 und D7 verwendet....

Wenn das abgearbeitet ist, schaue ich mal, ob es wirklich nötig ist, die 10 dB in der Vorstufe nochmal aufzuholen....Dann wird alles montiert und es gibt eine Endkontrolle aller Funktionen incl. Phono.

Armin777

(27.08.2020, 17:36)scope schrieb: [ -> ]Wenn das abgearbeitet ist, schaue ich mal, ob es wirklich nötig ist, die 10 dB in der Vorstufe nochmal aufzuholen....Dann wird alles montiert und es gibt eine Endkontrolle aller Funktionen incl. Phono.

Schade, genau das hätte mich am meisten interessiert, weshalb die 10dB-Anhebung nicht funktioniert...

Beste Grüße
Armin
Die funktioniert nicht mehr, da das Gerät in diesem Bereich komplett verändert wurde. Teilweise schon ab Werk. Etliche zusätzliche Widerstände und unterbrochene Leiterbahnen. Der SChalter ist zurzeit in der 0dB Stellung nicht mehr angeschlossen.

Vielleicht mache ich das wieder rückgängig, wenn es nicht zu aufwendig wird.
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