Old Fidelity - HiFi Klassiker Forum

Normale Version: ...die 78 RPM - Frage
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Ich bin ausgesprochener Schellack - Freund und möchte mein Sammelgebiet hier kurz vorstellen:

Schellack- Platten, das ist der 10" - Schrott, der so schnell bricht, so gruselig schwer ist, oft rauscht und kratzt wie die Sau und obendrauf noch Mono,
aber damit hat Konservenmäßig (kommerziell) wohl Alles angefangen.

Besonders spannend war es in meinen Augen, als in Amerika unter Anderen ein gewisser Moses Asch anfing, mitt allerlei elektrischem Geraffel durchs Land zu ziehen und die Volkslieder der  allerletzten Ureinwohner, oder die Lebensgeschichte unterdrückter Baumwollpflücker in Liedform (so ging glaub' ich der "Blues" los ?) in Schellackplatten zu kratzen.

Wen's in Kurzform interressiert: Eben jener "Moe" Asch ging mit seinen diversen Labeln mehrfach pleite, weil er sich schlicht und ergreifend geweigert hat, kommerzielles Hitparadengedudel aufzunehmen, siehe auch das Buch "Making People's Music" von Peter D. Goldsmith, glücklicherweise wurden Asch's Aufnahmen komplett von Folkway-Records, bzw. dem Smithonian Institut für die Ewigkeit für die Nachwelt festgehalten.

Meine persönliche Sammlung startet nicht mit Tiefenschnitt, ich habe auch kaum deutsche Produktionen oder Aufnahmen, vielmehr viel frühe Folk- und Country- Aufnahmen, frühen Blues, frühe Jazz- Aufnahmen, einiges an Bebop aber auch diverse Do-Wop Scheiben.

Dann habe ich einige Alben (das sind diese Bücher mit mehr als einer Platte, i.d.R. 4 Stk. des/derselben Interpreten/in, von denen auch der Begriff "Album" mit ins Vinyl- Zeitalter und darüber hinaus mitgenommen wurde).

Warum ? Wer als echter Musik- und Geraffel- Freak nur einmal eine Schellack- Session mit dem richtigen Gerät mitgemacht hat weiß, daß einem nicht nur der Flair dieser alten Stücke Zeitgeschichte echte Gänsehaut bescheren, sondern daß die Dinger bei entsprechender Erhaltung / Aufnahme etc. durchaus eine beeindruckende Dynamik und Klangvielfalt haben. Eine "digital remastered" CD mit frühen Aufnahmen des Dizzy Gillespie - Sextett's zwar affengeil ist, aber nicht die Bohne zu vergleichen mit den originalen auf Schellack. Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, daß ich z.B. den US Country Barden "Wayfaring Stranger" Burl Ives erst durch Schellack- Platten wirklich zu schätzen gelernt habe, ähnlich ging's mir mit Yma Sumac (bei deren Wahnsinns- Stimme kann man die Dynamik einer Schellack- Platte ganz gut erkennen), usw. usw.

Gibt's hier denn außer mir noch mehr mit ähnlichem Schellack Sammelgebiet ? Von Hill-Billy über Hobo-Musik, Blues, Folk bis zum BeBop ?

Oder was habt ihr s an Schellack rumstehen ?

Gruß aus Nordhessen,
conrad
Natürlich der Sven

hört von Blues bis RocknRoll alles auf Schellack, was er bekommt

und das 78 Umdrehungen mehr Dynamik rüberbringen können wissen auch Tonband-Nerds
Sammeln nicht, aber ich habe etwa 50 Schellacks, um die Musiktruhen aus den fünfzigern zu betreiben.

Technisch und von der Klangqualität muss man die Schellackplatten der unterschiedlichen Generationen betrachten. Ich habe ein paar Schellacks mit deutschem Swing aus den dreißiger Jahren, die klingen genau so, wie man sich Schellack vorstellt, rauschend, knisternd und ohne Klangfülle. Die Schellacks aus den fünfzigern hingegen sind ja zu großen Teilen gar keine echten Schellacks mehr, sondern bestehen auch schon aus syntethischem Kunststoff - das Rauschen und Knistern, das durch die Körnigkeit des Schellacks entsteht, entfällt bei diesen späten 78igern. Hinzu kommt, dass die Vorkriegs-Schellacks ALLE mit Plattenspielern malträtiert wurden, die mehr Grammofon als Plattenspieler waren, während die Schellacks der fünfziger Jahre schon mit den selben Leichttonarmen gespielt wurden, mit denen auch Mikrorillenplatten abgetastet wurden. Die Wahrscheinlichkeit, an eine Schellackplatte der Vorkriegszeit zu kommen, die nicht von Stahlnadeln ramponiert wurde, ist annähernd null, während es aus den Fünfzigern noch viele Platten gibt, die immer gut behandelt wurden. Diese profitieren dann natürlich von dem größeren Raum für die Rillen und der höheren Geschwindigkit gegenüber den Vinylplatten.

In den Fünfzigern gab es von Perpetuum Ebner die Plattenspieler-Serie, auf der der bekannte Wechsler "Rex" aufbaut, die man aber auch als Einzelspieler kaufen konnte. Von diesen Geräten gab es auch Versionen mit Magnetsystem und Entzerrer Vorverstärker, die Sonderklasse-Versionen. Für diese Magnetsysteme gab es Nadeln mit größerer Spitze, die speziell für Vorkriegs-Schellacks verkauft wurden. Die ersten Sonderklasse-Plattenspieler hatten noch keine Nadelumschaltung, hier gab es für jede Rillengröße ein eigenes System, das an der Farbe erkennbar war. Irgendwann nach 1955 erschien das Magnetsystem PE7000 mit 1/2"-Befestigung, Wendefunktion und zwei Nadelträgern - hier gab es dann spezielle Nadelträger - violett für Vorkrieg, grün für Nachkrieg und rot für Mikrorille.

Gruß Frank
(10.01.2021, 18:50)Svennibenni schrieb: [ -> ]Natürlich der Sven

hört von Blues bis RocknRoll alles auf Schellack, was er bekommt

und das 78 Umdrehungen mehr Dynamik rüberbringen können wissen auch Tonband-Nerds

ja cool, da wird ja der Sven bestätigen können, das z.B. "any way you want me" von Altmeister Elvis Pressluft von Schellack (vorzugsweise mit dem Lautstärkeregler auf volle Kanne) einem die Tränen in die Augen treibt  A035
Elvis ?

Wer ist det ?
Meint er dieses?


Interessant, wusste ich auch nicht, das es solche Elvis-Aufnahmen gibt. Sehr nett.
Und interessante Infos über die Schellack-Scheiben ...
At Sven: bloß 'ne amerikanische Ted Herold - Kopie


(10.01.2021, 19:58)Frunobulax schrieb: [ -> ]Meint er dieses?


Interessant, wusste ich auch nicht, das es solche Elvis-Aufnahmen gibt. Sehr nett.
Und interessante Infos über die Schellack-Scheiben ...

jupp, genau die  Thumbsup

MaTse

Ich nehm jede Schelllack bei mir auf, die Unterkunft wünscht - egal was drauf ist (aber kein "sammeln"). Smile

Ich find das so echt / ursprünglich / zeitdokumentarisch (auch wenn bei mir auch nur nur "olle Massenware" landet).

Nebengeräusche reduzieren sich oft, wenn man sie so abtastet, wie sie geschnitten wurden (seitlich oder senkrecht) (was mich wieder an einen Kollegen weiter oben erinnert, der auf einen diesbezüglich umgebauten Abtaster wartet - sorry Tease )
Nur einen "78er" Einschub auf einen Stereoabtaster stecken ist zumindestens technisch gesehn nicht das Wahre.

Leider weiss ich nicht mehr, welchen genau ich mal "untersucht" hatte - entweder war es das AT Mono 3/LP oder das AT 33 Mono.
Und es war korrekt für "altes Mono" aufgebaut: das Spulenkreuz nicht um 45° gedreht, sondern senkrecht/waagerecht ausgerichtet.

Drinks
War bis eben beschäftigt

Habe ne Menge Elvis Schellack

Kann auch welche abgeben
...und bei mir ist'ne ganze Reihe Dixieland und Hot Jazz über....
kennt jemand „Lumirex“ Direktschnitt-Platten ?

Direktschnitt, also Dubplates, gab es auch schon früher. Man konnte in diversen Tonstudios sein Können direkt auf Schellack kratzen lassen. Die entsprechenden Platten hatten einen dünnen Alu-Kern und darauf eine dünne Schellack-Schicht.

Die Rohlinge hatten dann außer dem Mittelloch noch drei weitere, in die dann drei Stifte griffen um den Rohling brutalst unter dem Hobel durchzuziehen.
Solche Platten findet man zwar ziemlich selten, aber ab und an immernoch auf Flohmärkten (...falls mal gelegentlich wieder welche stattfinden...).

Folgendes Exponat habe ich vor ca. 20-25 Jahren mal auf einem Flohmarkt zwischen Brüssel und Charleroi erstanden, der Rohling stammt von der Fa. LUMIREX, ich würde das gute Stück aufgrund der Aufnahme auf späte 40‘er/frühe 50‘er taxieren:
[Bild: 081-D2-C81-D56-E-4-B1-D-A9-AA-8-F37162-D0286.jpg]

...und weil die Aufnahme darauf einfach zu schön ist, will ich euch diese nicht vorenthalten- falls jemand einen Tipp hat, um wen es sich bei dem Lapsteel-Gitarristen handelt: Immer her mit Tipps !

https://youtu.be/qAEU1Pq_hwA]https://you...AEU1Pq_hwA