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Normale Version: Reparatur Yamaha P-2200
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Hallo zusammen,
ich möchte in Kurzform die Reparatur einer Yamaha P-2200 vorstellen. Ich wollte schon immer mal eine Endstufe mit Zappelanzeigen haben; da die großen Onkyos, die ich von der Optik ganz ansprechend finde, in der Bucht mit Gold aufgewogen werden, ist es eine Yamaha geworden. Eine Werkstatt für Musikerequipment hatte einige andere Endstufen defekt in Kleinanzeigen angeboten und auf Nachfrage gab es eben auch die Yamaha. Wollte für der lockdown was zum Basteln haben und hab also einen ganzen Stapel Endstufen verschiedener Hersteller für moderates Geld gekauft.
Die einizge prinzipiell wohnzimmertaugliche ist die Yamaha. Das ist eine lüfterlose Endstufe für professionelle Beschallung/Studio mit nominell 240W (deutliches understatement) an 8 Ohm; 4 Ohm Betrieb ist nicht spezifiziert. Gehäuse wie man sieht 19", 4HE, Gewicht ca. 20kg, was recht leicht ist, da das kompeltte Gehäuse aus Aluminium gefertigt ist und ein Ringkertrafo zum Einsatz kommt.


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[Bild: P1100262.jpg]



Ich hatte die Endstufe vorsichtig mir Stelltrafo hochgefahren und war erstaunt, dass die Stromaufnahme nicht überhöht war und die Beleuchtung brannte. Die Ernüchterung kam nach dem Öffnen des Deckels; beide Kanäle waren vom Netzteil abgeklemmt und schon offensichtlich abgebrannt. Nach Ausbau der beiden Kanäle zeigte sich die Misere, dass beide Seiten völlig platt waren. Defekte Teile im folgenden Foto. Bisher hatte ich noch keine Endstufe auf dem Tisch, die so viele defekte Teile hatte. Der Ausbau der Kanäle wer etwas erschwert, da die Anschlußkabel keine Steckverbinder haben sondern um die Lötösen an der PCB herumgewickelt sind; musste die abschneiden.

[Bild: P1070745.jpg]
Praktisch alle Endtransitoren und Emitterwiderstände und noch eine Menge Kleinzeug und Sicherungswiderstände waren hin. Endtransistoren sind Sanken 2SA909 und 2SC1586.
Da gibt es eine Menge fakes für die Transistoren, die aber ganz leicht zu erkennen sind, da die originalen eine ganz dicke Backplane haben, was bei den fakes nicht der Fall ist. in USA gab es auch Händler die dem Augenschein nach noch originale hatten, aber zu richtig gesalzenen Preisen; mir war das zu teuer für einen Transistor über 15 USD + Porto+ Zoll zu bezahlen.
Da die Bandbreite der Schaltung durch etliche Maßnahmen eh scheinbar gedrosselt wurde, u.a. durch relative große Parallelkondensatoren zur Millerkapazität der Treiber, habe ich mich für MJ15022/23 entschieden und zwar von Inchange! Da kostet 1 Transistor gut 2 Eur. Ich hatte die vorgetestet und war angenehm überrascht; Sperrspannung NPN ca. 240V, PNP sogar knapp 300V. Stromverstärkung war bei NPN und PNP  bei 3A  zu meinem Erstaunen sehr ähnlich. Die Chinesen werden offenbar immer besser .
Den curve tracer 576 hab ich neulich beim großen Aufräumen im Keller meines AG ausgegraben; hat ein paar kleine Macken ist prinzipiell aber noch funktionsfähig. Ist natürlich die Offenbarung um Transistoren zweifelhafter Qualtät oder Herkunft zu testen.

[Bild: P1100259.jpg]


Sicherungswiderstände konnte ich nicht alle auftreiben; hab dann normale genommen, die in Silikonschlauch verpackt und hochgesetzt. Ersatz für die anderen, kleinen Transistoren war unproblematisch; die orignalen von NEC und Hitachi gibt es natürlich nicht mehr.
Treiber hab ich Toshiba 2SA968/2SC2238 in der spannungsfesteren Version B verwendet.
Die Netzteilelkos von Matsushita mit 22000uF/100V waren noch gut in Schuss; 18500uF ESR 7mOhm

Die Inbetriebnahme der reparierten Kanäle  an einem leistungsschwachen Selbstbaunetzteil mit kleinen Ladekapazitäten in Verbindung mit einem Stelltrafo war dann problemlos; offenbar hatte ich keinen Fehler übersehen. Thumbsup Wenn bei einer Endstufe mit so einem großen Ringkerntrafo, der hohen Versorgungspannung und den großen Ladekapazitäten was schief läuft, gibt es sonst ein richtiges Feuerwerk mit explodierenden Bauteilen und Brandlöchern in der PCB, das wollte ich auf jeden Fall vermeiden.

[Bild: P1070739.jpg]

Beide Kanäle repariert; die PCBs sind aus hochertigen Epoxymaterial, da gab es keine Probleme mit Ablösung von Leiterbahnen. Leichte Brandstellen habe ich mit einem Glasfaserpinsel und Isopropanol entfernt.


[Bild: P1070752.jpg]

[Bild: P1100260.jpg]


Zum Abschluß gab es noch einen Test hinsichtlich Herstellerspezifikationen, der bei mir aber beschränkt ausfiel, da ich über keinen Audio-Meßplatz verfüge
Ich hatte ja Bedenken, dass sich durch den Einsatz nicht originaler Transistoren Stabilitätsprobleme ergeben werden; das war zum Glück nicht der Fall, das Rechtecksignal sieht ja perfekt aus.
Ich konnte nur Leistung, Frequenzgang,Bandbreite und rise time messen; alle Werte nach Datenblatt wurden übertroffen z.B. Leistung ca. 300W/8Ohm ( bei 1kHz und knapp unter clipping gemessen) ; Bandbreite bei 1 Watt ca. 130kHz (100kHz spezifiziert)

[Bild: P1070741.jpg]

Was ich noch machen werde: Endstufe waschen; die müffelt sehr nach Nikotin und Keller wenn die warm wird; Bias Potis gegen 10 Gang Ausführung tauschen, das sich auch bei eingebauter PCB verdrehen lässt, Gleichspannungsschutz (die Endstufe hat keinen Denker ) und Einschaltstrombegrenzung einbauen.
Der Einschaltstrom ist für die Größe des Netzteils aber erstaunlich gering; sind ein paar Perioden mit ca. 50A peak; da flackert das Zimmerlicht aber ein 16A Automat hält . Abgleich der Anzeigen ist auch noch nötig, der stimmt nicht. Die Anzeigen werden als peak-Meter von einem ganz speziellen IC (offenbar Yamaha custom design) angesteuert; zum Glück sind die ok.

Viele Grüsse
Uli
Zumindest weißt jetzt, was Du da hast, nur zu nem stolzen Aufwand.
Flackerndes Zimmerlicht beim Einschalten kommt eh immer gut,
ist der LSS wirklich einer mit normaler Charakteristik und iO?

Drinks
Die Ansprüche an das äussere Erscheinungsbild irgendwelcher Gegenstände sind nicht nur in diesem Forum höchst unterschiedlich. Ich halte die P2200 für ein Gerät, das optisch eher nicht in ein "Hifi-Ensemble" passt. Im weiter oben gezeigten Gehäusezustand ist sie nach meinem Dafürhalten eine Leiche, die jetzt wieder läuft....also ein Zombie. Für die Garage oder den Partykeller ist sie aber noch "OK".
Hallo ,
der Automat ist ein B16, ich glaube der löst also bei 5-fachem Nennstrom aus; er funktioniert, das habe ich schon mehrmals getestet LOL 

Von der Optik ist die Yamaha jetzt auch nicht so mein Traum; eine Onkyo M5590 oder die alte Marantz M510 würden mir schon besser gefallen.
Wenn ich die Duftnote der Endstufe nicht beseitigen kann muss die denke ich eh wieder gehen.
Musikerendstufen, die im Touring -Betrieb ohne case unterwegs waren, sehen alle recht desolat aus, da ist meine Yamaha ja noch relativ gut erhalten. Die Rückstände vom Klebeband werde ich noch beseitigen. Ich weiß nicht warum Musiker auf alles dieses Gaffa-tape raufkleben müssen.

Viele Grüsse
Uli
Ich denke auch, dass am Gehäuse (es ist ja nur die Front zu sehen) noch bisschen was gemacht werden sollte. Zumindest konsequent reinigen, kleinere Schadstellen ausbessern, die Griffe abschrauben und neu lackieren. Das kostet alles nichts, würde aber die Erscheinung der aufwendigen Reparatur entsprechen lassen. Ansonsten - Hochachtung vor der Rep.leistung !

Gruß,
Frank K.
Viel schlimmer finde ich Geräte,deren optische Erscheinung im Gegensatz zu den inneren Qualitäten steht.
Letztendlich lässt sich auch ein ranziges Äussere wieder Aufarbeiten.Lohnen tun sich solche Hobbys ohnehin nicht,zumindest nicht finanziell.

Tatsächlich gibt es nur diese 8 Ohm Spezifikation.

In der Anleitung steht nur lapidar,das bei geringerer LS Impedanz die Leistung zunimmt und bei 2,5 Ohm abgeschaltet wird.

Wieviel von diesen Endtransistoren hat ein Kanal? Gehören die TO-3 Sanken da ursprünglich rein ?
Hallo,
die Sanken Transistoren (3 Paare pro Kanal) sind original so vorgesehen. Die haben 10Mhz Transitfrequenz, was eben deutlich mehr ist als bei den MJ-Typen. Die Bandbreite der Schaltung ist aber eh an etlichen Stellen gedrosselt, deshalb ist das offenbar kein Problem.
Ich hab die Endstufe nicht an 4 Ohm getestet, da nicht spezifiziert und ich die Befürchtung habe, das die SOAR der Endtransistoren wegen der hohen Versorgungsspannung (ca+-85V) überschritten wird.
Den Test der Strombegrenzung entsprechend dem manual (Begrenzung bei 1 Ohm Last auf ca. 40Watt output bei Vollaussteuerung) habe ich erfolgreich gemacht, allerdings wurde der input vorsichtig  gesteigert und nicht einfach bei Vollaussteuerung die 1 Ohm hart draufgeschaltet.
Meine Boxen (ich habe modifizierte Sentry III-Klone) sind impedanzmäßig eh völlig unkritisch.
Viele Grüsse
Uli
Nur 3 Paare bei angegebener Ausgangsleistung und 85V.Das ist etwas Grenzwertig und besonders für ein Arbeitsgerät,was der Yamaha wohl sein sollte.Da kann ich mir schon Denken,warum es so viele Leichen hatte.
Wieso die dann erst bei so niedrigen Abschlusswiderstand abschaltet,möchte ich für den vorgesehenen Einsatzzweck auch nicht verstehen.Für eine Wohnzimmerendstufe wäre die P-2200 wohl noch ok gewesen. Wahrscheinlich basiert das Gerät auf eine HiFi Endstufe von Yamaha? Und jetzt,Behalten?
Hallo,
gut möglich dass die P2200 auf einer Hifi-Endstufe von Yamaha basiert; ich kenn mich mit aber mit den alten Modellen nicht so aus. Was ich für eine Profi-Endstufe aber als absolutes no go empfinde ist der fehlende Gleichspannungsschutz; ein durchgebrannter JBL-Bass z.B. kostet im reconing mind. 300EUR!
Ob ich die behalte weiss ich noch nicht; hängt davon ab ob ich die noch aufhübschen kann und vor allem ob sich der Gestank von Nikotin und Keller beseitigen lässt. In der Bucht werden die Dinger ja  recht hoch gehandelt.
Viele Grüsse
Uli
Das HiFi-Pendant müsste eigentlich die M2 sein, die hat aber eine Schutzschaltung, die unter 0,5 Hz abschaltet:  Click-me
Hallo,
die scheint in der Tat auf der M2 zu basieren; das Aufbaukonzept und der dicke Ringkerntrafo sind optisch auf jeden Fall identisch. Habe mir gerade das SM der M2 angesehen;
die M2 ist schaltungstechnisch etwas aufwendiger und mehr auf Bandbreite getrimmt. Die Stromverstärkungsstufe ist ebenfalls ein 3-fach Darlington. Die Endtransistoren von Toshiba sind recht speziell, haben 60Mhz Transitfrequenz.
Viele Grüsse
Uli