15.01.2021, 15:09
Hallo zusammen,
ich möchte in Kurzform die Reparatur einer Yamaha P-2200 vorstellen. Ich wollte schon immer mal eine Endstufe mit Zappelanzeigen haben; da die großen Onkyos, die ich von der Optik ganz ansprechend finde, in der Bucht mit Gold aufgewogen werden, ist es eine Yamaha geworden. Eine Werkstatt für Musikerequipment hatte einige andere Endstufen defekt in Kleinanzeigen angeboten und auf Nachfrage gab es eben auch die Yamaha. Wollte für der lockdown was zum Basteln haben und hab also einen ganzen Stapel Endstufen verschiedener Hersteller für moderates Geld gekauft.
Die einizge prinzipiell wohnzimmertaugliche ist die Yamaha. Das ist eine lüfterlose Endstufe für professionelle Beschallung/Studio mit nominell 240W (deutliches understatement) an 8 Ohm; 4 Ohm Betrieb ist nicht spezifiziert. Gehäuse wie man sieht 19", 4HE, Gewicht ca. 20kg, was recht leicht ist, da das kompeltte Gehäuse aus Aluminium gefertigt ist und ein Ringkertrafo zum Einsatz kommt.
Ich hatte die Endstufe vorsichtig mir Stelltrafo hochgefahren und war erstaunt, dass die Stromaufnahme nicht überhöht war und die Beleuchtung brannte. Die Ernüchterung kam nach dem Öffnen des Deckels; beide Kanäle waren vom Netzteil abgeklemmt und schon offensichtlich abgebrannt. Nach Ausbau der beiden Kanäle zeigte sich die Misere, dass beide Seiten völlig platt waren. Defekte Teile im folgenden Foto. Bisher hatte ich noch keine Endstufe auf dem Tisch, die so viele defekte Teile hatte. Der Ausbau der Kanäle wer etwas erschwert, da die Anschlußkabel keine Steckverbinder haben sondern um die Lötösen an der PCB herumgewickelt sind; musste die abschneiden.
Praktisch alle Endtransitoren und Emitterwiderstände und noch eine Menge Kleinzeug und Sicherungswiderstände waren hin. Endtransistoren sind Sanken 2SA909 und 2SC1586.
Da gibt es eine Menge fakes für die Transistoren, die aber ganz leicht zu erkennen sind, da die originalen eine ganz dicke Backplane haben, was bei den fakes nicht der Fall ist. in USA gab es auch Händler die dem Augenschein nach noch originale hatten, aber zu richtig gesalzenen Preisen; mir war das zu teuer für einen Transistor über 15 USD + Porto+ Zoll zu bezahlen.
Da die Bandbreite der Schaltung durch etliche Maßnahmen eh scheinbar gedrosselt wurde, u.a. durch relative große Parallelkondensatoren zur Millerkapazität der Treiber, habe ich mich für MJ15022/23 entschieden und zwar von Inchange! Da kostet 1 Transistor gut 2 Eur. Ich hatte die vorgetestet und war angenehm überrascht; Sperrspannung NPN ca. 240V, PNP sogar knapp 300V. Stromverstärkung war bei NPN und PNP bei 3A zu meinem Erstaunen sehr ähnlich. Die Chinesen werden offenbar immer besser .
Den curve tracer 576 hab ich neulich beim großen Aufräumen im Keller meines AG ausgegraben; hat ein paar kleine Macken ist prinzipiell aber noch funktionsfähig. Ist natürlich die Offenbarung um Transistoren zweifelhafter Qualtät oder Herkunft zu testen.
Sicherungswiderstände konnte ich nicht alle auftreiben; hab dann normale genommen, die in Silikonschlauch verpackt und hochgesetzt. Ersatz für die anderen, kleinen Transistoren war unproblematisch; die orignalen von NEC und Hitachi gibt es natürlich nicht mehr.
Treiber hab ich Toshiba 2SA968/2SC2238 in der spannungsfesteren Version B verwendet.
Die Netzteilelkos von Matsushita mit 22000uF/100V waren noch gut in Schuss; 18500uF ESR 7mOhm
Die Inbetriebnahme der reparierten Kanäle an einem leistungsschwachen Selbstbaunetzteil mit kleinen Ladekapazitäten in Verbindung mit einem Stelltrafo war dann problemlos; offenbar hatte ich keinen Fehler übersehen. Wenn bei einer Endstufe mit so einem großen Ringkerntrafo, der hohen Versorgungspannung und den großen Ladekapazitäten was schief läuft, gibt es sonst ein richtiges Feuerwerk mit explodierenden Bauteilen und Brandlöchern in der PCB, das wollte ich auf jeden Fall vermeiden.
Beide Kanäle repariert; die PCBs sind aus hochertigen Epoxymaterial, da gab es keine Probleme mit Ablösung von Leiterbahnen. Leichte Brandstellen habe ich mit einem Glasfaserpinsel und Isopropanol entfernt.
Zum Abschluß gab es noch einen Test hinsichtlich Herstellerspezifikationen, der bei mir aber beschränkt ausfiel, da ich über keinen Audio-Meßplatz verfüge
Ich hatte ja Bedenken, dass sich durch den Einsatz nicht originaler Transistoren Stabilitätsprobleme ergeben werden; das war zum Glück nicht der Fall, das Rechtecksignal sieht ja perfekt aus.
Ich konnte nur Leistung, Frequenzgang,Bandbreite und rise time messen; alle Werte nach Datenblatt wurden übertroffen z.B. Leistung ca. 300W/8Ohm ( bei 1kHz und knapp unter clipping gemessen) ; Bandbreite bei 1 Watt ca. 130kHz (100kHz spezifiziert)
Was ich noch machen werde: Endstufe waschen; die müffelt sehr nach Nikotin und Keller wenn die warm wird; Bias Potis gegen 10 Gang Ausführung tauschen, das sich auch bei eingebauter PCB verdrehen lässt, Gleichspannungsschutz (die Endstufe hat keinen ) und Einschaltstrombegrenzung einbauen.
Der Einschaltstrom ist für die Größe des Netzteils aber erstaunlich gering; sind ein paar Perioden mit ca. 50A peak; da flackert das Zimmerlicht aber ein 16A Automat hält . Abgleich der Anzeigen ist auch noch nötig, der stimmt nicht. Die Anzeigen werden als peak-Meter von einem ganz speziellen IC (offenbar Yamaha custom design) angesteuert; zum Glück sind die ok.
Viele Grüsse
Uli
ich möchte in Kurzform die Reparatur einer Yamaha P-2200 vorstellen. Ich wollte schon immer mal eine Endstufe mit Zappelanzeigen haben; da die großen Onkyos, die ich von der Optik ganz ansprechend finde, in der Bucht mit Gold aufgewogen werden, ist es eine Yamaha geworden. Eine Werkstatt für Musikerequipment hatte einige andere Endstufen defekt in Kleinanzeigen angeboten und auf Nachfrage gab es eben auch die Yamaha. Wollte für der lockdown was zum Basteln haben und hab also einen ganzen Stapel Endstufen verschiedener Hersteller für moderates Geld gekauft.
Die einizge prinzipiell wohnzimmertaugliche ist die Yamaha. Das ist eine lüfterlose Endstufe für professionelle Beschallung/Studio mit nominell 240W (deutliches understatement) an 8 Ohm; 4 Ohm Betrieb ist nicht spezifiziert. Gehäuse wie man sieht 19", 4HE, Gewicht ca. 20kg, was recht leicht ist, da das kompeltte Gehäuse aus Aluminium gefertigt ist und ein Ringkertrafo zum Einsatz kommt.
Ich hatte die Endstufe vorsichtig mir Stelltrafo hochgefahren und war erstaunt, dass die Stromaufnahme nicht überhöht war und die Beleuchtung brannte. Die Ernüchterung kam nach dem Öffnen des Deckels; beide Kanäle waren vom Netzteil abgeklemmt und schon offensichtlich abgebrannt. Nach Ausbau der beiden Kanäle zeigte sich die Misere, dass beide Seiten völlig platt waren. Defekte Teile im folgenden Foto. Bisher hatte ich noch keine Endstufe auf dem Tisch, die so viele defekte Teile hatte. Der Ausbau der Kanäle wer etwas erschwert, da die Anschlußkabel keine Steckverbinder haben sondern um die Lötösen an der PCB herumgewickelt sind; musste die abschneiden.
Praktisch alle Endtransitoren und Emitterwiderstände und noch eine Menge Kleinzeug und Sicherungswiderstände waren hin. Endtransistoren sind Sanken 2SA909 und 2SC1586.
Da gibt es eine Menge fakes für die Transistoren, die aber ganz leicht zu erkennen sind, da die originalen eine ganz dicke Backplane haben, was bei den fakes nicht der Fall ist. in USA gab es auch Händler die dem Augenschein nach noch originale hatten, aber zu richtig gesalzenen Preisen; mir war das zu teuer für einen Transistor über 15 USD + Porto+ Zoll zu bezahlen.
Da die Bandbreite der Schaltung durch etliche Maßnahmen eh scheinbar gedrosselt wurde, u.a. durch relative große Parallelkondensatoren zur Millerkapazität der Treiber, habe ich mich für MJ15022/23 entschieden und zwar von Inchange! Da kostet 1 Transistor gut 2 Eur. Ich hatte die vorgetestet und war angenehm überrascht; Sperrspannung NPN ca. 240V, PNP sogar knapp 300V. Stromverstärkung war bei NPN und PNP bei 3A zu meinem Erstaunen sehr ähnlich. Die Chinesen werden offenbar immer besser .
Den curve tracer 576 hab ich neulich beim großen Aufräumen im Keller meines AG ausgegraben; hat ein paar kleine Macken ist prinzipiell aber noch funktionsfähig. Ist natürlich die Offenbarung um Transistoren zweifelhafter Qualtät oder Herkunft zu testen.
Sicherungswiderstände konnte ich nicht alle auftreiben; hab dann normale genommen, die in Silikonschlauch verpackt und hochgesetzt. Ersatz für die anderen, kleinen Transistoren war unproblematisch; die orignalen von NEC und Hitachi gibt es natürlich nicht mehr.
Treiber hab ich Toshiba 2SA968/2SC2238 in der spannungsfesteren Version B verwendet.
Die Netzteilelkos von Matsushita mit 22000uF/100V waren noch gut in Schuss; 18500uF ESR 7mOhm
Die Inbetriebnahme der reparierten Kanäle an einem leistungsschwachen Selbstbaunetzteil mit kleinen Ladekapazitäten in Verbindung mit einem Stelltrafo war dann problemlos; offenbar hatte ich keinen Fehler übersehen. Wenn bei einer Endstufe mit so einem großen Ringkerntrafo, der hohen Versorgungspannung und den großen Ladekapazitäten was schief läuft, gibt es sonst ein richtiges Feuerwerk mit explodierenden Bauteilen und Brandlöchern in der PCB, das wollte ich auf jeden Fall vermeiden.
Beide Kanäle repariert; die PCBs sind aus hochertigen Epoxymaterial, da gab es keine Probleme mit Ablösung von Leiterbahnen. Leichte Brandstellen habe ich mit einem Glasfaserpinsel und Isopropanol entfernt.
Zum Abschluß gab es noch einen Test hinsichtlich Herstellerspezifikationen, der bei mir aber beschränkt ausfiel, da ich über keinen Audio-Meßplatz verfüge
Ich hatte ja Bedenken, dass sich durch den Einsatz nicht originaler Transistoren Stabilitätsprobleme ergeben werden; das war zum Glück nicht der Fall, das Rechtecksignal sieht ja perfekt aus.
Ich konnte nur Leistung, Frequenzgang,Bandbreite und rise time messen; alle Werte nach Datenblatt wurden übertroffen z.B. Leistung ca. 300W/8Ohm ( bei 1kHz und knapp unter clipping gemessen) ; Bandbreite bei 1 Watt ca. 130kHz (100kHz spezifiziert)
Was ich noch machen werde: Endstufe waschen; die müffelt sehr nach Nikotin und Keller wenn die warm wird; Bias Potis gegen 10 Gang Ausführung tauschen, das sich auch bei eingebauter PCB verdrehen lässt, Gleichspannungsschutz (die Endstufe hat keinen ) und Einschaltstrombegrenzung einbauen.
Der Einschaltstrom ist für die Größe des Netzteils aber erstaunlich gering; sind ein paar Perioden mit ca. 50A peak; da flackert das Zimmerlicht aber ein 16A Automat hält . Abgleich der Anzeigen ist auch noch nötig, der stimmt nicht. Die Anzeigen werden als peak-Meter von einem ganz speziellen IC (offenbar Yamaha custom design) angesteuert; zum Glück sind die ok.
Viele Grüsse
Uli