Old Fidelity - HiFi Klassiker Forum

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Heute stelle ich Euch mal ein deutsches Gerät vor. Jawohl, ich habe eine Ausnahme gemacht und ein deutsches Gerät repariert und überholt - weil mich gerade dieses Modell besonders interessierte - denn ich hatte den noch nie zuvor live gesehen. Ich kenne den aber gut seit ewigen Zeiten, allerdings nur aus den Prospekten und Jahrbüchern. Da ich aber wirklich sehr viel zu tun hatte mit den Produkten der Marke Thorens, wurmte es mich schon ein wenig, dass ich den nicht kannte. Aber das ist ja nun Vergangenheit!
Viele wissen gar nicht, dass es von Thorens, neben den Plattenspielern, auch ein Kassettendeck,. zwei Receiver und etliche Lautsprecher gab!

Der AT-410 (AT steht für Amplifier-Tuner) von Thorens stammt von 1976, wurde aber bis etwa 1980/81 produziert und verkauft. Der Erfolg (mengenmäßig) wollte sich jedoch nie so recht einstellen, zu Unrecht, wie ich jetzt finde. Es gab ihn in schwarz und silber, das Design ist gewöhnungsbedürftig - man wollte die erfolgreichen Japaner nie kopieren, sondern sich stets deutlich absetzen. Er leistet 2 mal 65 Watt Sinus an 4 Ohm und hat ein richtig gutes FM-Empfangsteil. Er wiegt 12,5 kg und kostete damals 1.298,- DM, etwa soviel wie ein Pioneer SX-750 aus der gleichen Zeit. Wegen der niedrigen verkauften Mengen ist das Gerät heute wirklich rar.

Bei diesem Exemplar war ein Kanal defekt, die Knöpfe fielen mehr oder weniger alle auseinander und alles war ein wenig am Gammeln (altersbedingt).

[Bild: Thorens_AT_410_02_40882_Ratingen.jpg]

So schaut so ein Thorens von innen aus, solide Platinen, alle mit hochwertigen Steckern verbunden, die mit sauber gewickelten Kabelbäumen verbunden sind.

[Bild: Thorens_AT_410_01_40882_Ratingen.jpg]

[Bild: Thorens_AT_410_03_40882_Ratingen.jpg]

Das Tunerteil thront über den Endstufen, lässt sich aber nach Entfernen von zwei Schrauben nach oben klappen. Federn halten die Tunerplatine in dieser Stellung - sehr servicefreundlich! Zudem sieht man, dass Thorens sogar das HF-Teil selbst entwickelt und gebaut hat (vermutlich hat das u.a. zur späteren Insolvenz geführt). Die beiden roten Frako Elkos wurden natürlich noch erneuert, einer hat schon sein Innenleben abgesondert.

[Bild: Thorens_AT_410_05_40882_Ratingen.jpg]

Hier die vorderen Platinen aus der Nähe.

[Bild: Thorens_AT_410_04_40882_Ratingen.jpg]

Das ist der Eingangswahlschalter, der zwölf Ebenen und ebensoviele Stellungen hat, man kann ihn immer im Kreise drehen. Die Stationstasten sind dort direkt abrufbar - sehr ungewöhnlich, aber sehr praktikabel.

[Bild: Thorens_AT_410_06_40882_Ratingen.jpg]

Das sind die Epoxy-Platinen von unten - sehr sauberer Aufbau!

[Bild: Thorens_AT_410_07_40882_Ratingen.jpg]

Das ist die Aussenansicht des Gerätes, welches mit zwei bräunlich lackierten Alu-Halbschalen von oben und unten verschlossen ist.

[Bild: Thorens_AT_410_09_40882_Ratingen.jpg]

Seitlich sind dann die "Füsse" des Gerätes montiert. Diese erlauben ein Stapeln der Geräte, die sich nirgendwo (ausser an diesen Füssen) berühren. Zudem entsteht ein ungewöhnlich großer Hohlraum unter dem Gerät zur besseren Luftzirkulation.

[Bild: Thorens_AT_410_010_40882_Ratingen.jpg]

Die Front ist mit sechs große E-10-Lampen beleuchtet und in blau-rot gehalten.

[Bild: Thorens_AT_410_011_40882_Ratingen.jpg]

[Bild: Thorens_AT_410_012_40882_Ratingen.jpg]

[Bild: Thorens_AT_410_013_40882_Ratingen.jpg]

Die Front im Detail - auch sehr außergewöhnlich.

[Bild: Thorens_AT_410_014_40882_Ratingen.jpg]

Die Stereoanzeige sieht wirklich extraordinär aus und strahlt, wie bei vielen Marantz-Modellen, auch bei der Wiedergabe von angeschlossenen Geräten.

[Bild: Thorens_AT_410_015_40882_Ratingen.jpg]

Die Rückseite - alle Eingänge in DIN, die Lautsprecherausgänge aber als Klemmen.

[Bild: Thorens_AT_410_016_40882_Ratingen.jpg]

Interessantes Detail: ein PreOut-MainIn als DIN-Buchse - hatte ich nie vorher gesehen! Das helle Kunststoff ist die Brücke!

Ein wirklich seltenes Gerät (der hier hat die Seriennummer 12) aber in wirklich gutem Zustand - Glückwunsch an den Eigentümer!

Drinks
Schönes, eigenständiges Design. Leider sind die Dreh-Knöppe aus Kunststoff...oder?
Super, mal mehr darüber erfahren zu haben bzw. Danke für die Einblicke Thumbsup
Drinks

Toni-il-tedesco

(17.11.2012, 14:19)armin777 schrieb: [ -> ]Interessantes Detail: ein PreOut-MainIn als DIN-Buchse - hatte ich nie vorher gesehen!
Drinks


So eine Buchse habe ich schon an mehreren Braun Geräten gesehen.

Der Receiver ist wirklich sehr service freundlich und langlebig gebaut, Technik die begeistert. Naja das Desgin ist ungewöhnlich, Thorens wollte sich sicher von Japan-Geräten abheben.

Ich habe vor über 10 Jahren im Elektrogroßhandel einen Thorens - Satellitenreceiver gesehen, wahrscheinlich versuchte man mit diesen "Einstieg" sich über Wasser zu halten.


Gruß
Toni
Seltenes Teil, was sich vom Mainstream abhebt. Thumbsup

PreOut - MainIn als DIN-Buchse hat mein Yamaha CR-500 auch. Oldie

Hattest Du eigentlich schonmal ein Gerät mit der SN. 1?

Drinks
Irgendwie geil, diese Messgeräteoptik. Thumbsup
Nee, diese Nummer 0012 war bisher das zweitniedrigste, ich hatte schon mal eine SONY-Endstufe mit der Seriennummer 0009.

Drinks

Lippi

... und eine 777 ? Floet
Weiß nicht mehr! So mitten drin bestimmt.

Drinks
(17.11.2012, 14:32)E-Schrotti schrieb: [ -> ]PreOut - MainIn als DIN-Buchse hat mein Yamaha CR-500 auch. Oldie

Der ReVox B 780 hat auch so eine DIN Main IN/OUT Buchse. Dort aber richtig fummelig unten zwischen den Kühlrippen versteckt.

Danke fürs Zeigen, interessantes Gerät.
Vielen Dank für die Einblicke und die Geschichte dieses tollen Gerätes! Thumbsup
Da kann ich Deine Ausnahme gut verstehen, das Teil hätte ich auch sehen wollen..... Wink3
Hallo,

ich wollte mal nachfragen ob es für ,ich als Leie die möglichkeit eine Quadro-Hifi-Anlage auf Fehler zu überprüfen.

Meine Frage wäre spielt so eine altes Schätzchen gleich keine Musik mehr wenn jetzt Bauteile ausfallen oder merkt man davon erst garnichts ?

Habe leider keine Quadro-platte zum einstellen der Anlage Sie spielt alles Aux Eingänge
und Stereo funktioniert auch habe aber trotzdem das gefühl das vielleicht nicht alles i.o. ist.

Für Tips wäre ich dankbar.

mfg micha
Hallo Micha,

abgesehen davon, dass das hier der völlig falsche Platz ist, so eine Frage zu stellen (am besten ein neues Thema dazu erstellen!), wäre es hilfreich dazu zuschreiben, um welche Geräte es geht.

Drinks
Sehr interessant so eine Eigenprodukten von Thorens, Danke Armin Thumbsup
(18.11.2012, 18:06)armin777 schrieb: [ -> ]Hallo Micha,

abgesehen davon, dass das hier der völlig falsche Platz ist, so eine Frage zu stellen (am besten ein neues Thema dazu erstellen!), wäre es hilfreich dazu zuschreiben, um welche Geräte es geht.

Drinks

Sorry,

ich mache ein neues Thema auf ich hoffe Sie schauen dann mal rein Thema ist JVC-Quadro

mfg Micha
Sehr interessantes Gerät, das lohnt wirklich eine Vorstellung.

Meist wird ja nur an Dreher gedacht, wenn man die Markte Thorens hört.
Bei mir steht auch ein "nicht Drehe"r von Thorens zu Hause. Es ist ein Tuner,
allerdings Baujahr Ende 90ér (TRT 2000). Der scheint auch recht solide gebaut zu sein.
Zumindest hat der als so fast einziges Gerät einen Blitzeinschlag in unserem Haus überlebt
und funktioniert noch. LOL
Leider empfängt er nur noch Mono Flenne .
Mm, vielleicht machst´ ja irgendwann mal noch ne Ausnahme Armin,
wenn Dir mal wieder nach Thores ist? LOL

Danke für den tollen Bericht! Thumbsup
Moin,
zwei Anmerkungen, damit sich da nicht moeglicherweise etwas festsetzt.

Die weinroten "Frako-Elkos" stammen in Wirklichkeit von Roederstein. Es sind an sich sehr gute Kondensatoren, die ihre Probleme mit dem Kunststoffbecher haben, vor allem dort, wo es warm ist. Er zerbroeselt einfach.
Die im orangefarbenen Becher sind die Voragenger der Weinroten, diese sind, wie auch die noch aelteren grauen Kunststoffbecher, unauffaellig. Alle Weinroten sollte man sich genau ansehen (beige Kruemel, Risse) und im Zweifel tauschen.

Bis zum Beleg des Gegenteils halte ich die "Epoxy-Platinen" erstmal fuer solche aus (hellem) Hartpapier. Vor allem europaeische Epoxyplatinen sehen so typisch nach "Glasfaser" aus, dass es nicht uebersehbar ist.
Wuenschenswert waeren Epoxyplatinen natuerlich, sie haben aber relativ hohe Entstehungskosten, vor allem durch den Werkzeugverschleiss. Laser-oder Wasserstrahlschneiden hat man da, zumindest damals, kaum angewendet.

Zum Geraet an sich, es ist eine interessante Konstruktion. Das Design erinnert mich etwas an Tandberg. Den Brueckenstecker fuer Pre-out/Main-in haben sie von Blaupunkt, zumindest vom gleichen Lieferanten. Bei Blaupunkt steckte er in der Tonbandbuchse bei Stereoautoradios ohne Cassettenlaufwerk.

73
Peter
Siehst Du Armin, sag niemals nie! Damit bist Du ja fast der Bond unter den Hifi-Restauratoren!LOL

Gruss
Malte
(17.11.2012, 14:19)armin777 schrieb: [ -> ]Viele wissen gar nicht, dass es von Thorens, neben den Plattenspielern, auch ein Kassettendeck,. zwei Receiver und etliche Lautsprecher gab!

...und viel mehr!
Hier eine Vor-/Endstufenkombination

Da nochmal eine Endstufe (abschließbar - Jiannis, wie wär's?) und ebenda noch eine... ach ja - Retropolenalarm!...
Nee, Gerhard - das sind alles neuere Modelle, die nicht aus dem Gerätewerk Lahr kamen, sondern aus Berlin, aus der Großen Leegestr. in Hohenschönhausen, dort wurde in den 1990er Jahren unter dem Thorens-Label munter produziert. Außer dem Schriftzug ist da aber keinerlei Verwandschaft.

Drinks
Danke Armin,macht immer wieder Spass Deine Berichte zu lesen Thumbsup
Drinks
Heute stelle ich Euch ein Kassettendeck vor, das einen stolzen Namen trägt: Nakamichi! Das ZX-7 stammt von 1981 und verfügt über drei getrennte Köpfe (soweit ich weiß ist Nakamichi weltweit der einzige Hersteller der diskrete Tonköpfe in Kassettengeräten verbaut hat), ebenso drei Motoren (einer für den Bandantreib, einer zum Wickeln und einer für das Heben der Tonköpfe und Gummiandruckrollen), dazu Doppelcapstanantrieb - alles in richtig sauguter Qualität. Warum dann nur das ganze Gehäuse nebst Knöpfen in recht billigem Kunststoff verpackt wurde, bleibt das Geheimnis der Japaner - bei einem Preis von knapp 2.000,- DM für dieses Deck hätte es auch zu besseren Materialien reichen sollen. Aber der Frequenzgang von 20...21.000 Hz (bei Metal) versöhnt schnell wieder, der Klang kann sich wahrlich sehen lassen - ich höre zwischen CD und Hinterband so gut wie keinen Unterschied.

Defekt war die Laufwerkmechanik, allem voran das Zwischenrad (auch idler genannt), welches hier schon steinhart war und beim Entfernen in drei Stücke zerfiel. Auch die Riemen waren schon schlapp. Zudem war die Feder der Kupplung völlig erlahmt und alles war, wen wundert es, nach rund drei Jahrzehnten ziemlich verschmutzt. Bei Nakamichi ist allerdings ziemlich viel Demontage notwendig um an das eigentliche Laufwerk heran zu kommen - das habe ich auch schon servicefreundlicher gesehen. Aber nachher lief es wieder nahezu geräuschlos mit einer (für Kassettendecks) Klangqualität, die einem Tränen in die Augen treiben kann.

[Bild: Nakamichi_ZX_7_02_63477_Maintal.jpg]

[Bild: Nakamichi_ZX_7_03_63477_Maintal.jpg]

Das Laufwerk, in insgesamt drei Ebenen aufgebaut, von denen man zwei abbauen muss. Da vergehen schon mal ein paar Stunden...
Der weisse ist der Wickelmotor, der große der Capstanmotor und der kleine rechts unten der Hebe-/Senk-Motor.

[Bild: Nakamichi_ZX_7_04_63477_Maintal.jpg]

Innenansicht des gesamten Gerätes, elektronisch ist da nichts zu verbessern!

[Bild: Nakamichi_ZX_7_01_63477_Maintal.jpg]

Die drei getrennten Tonköpfe - einmalig, so etwas gibt es nur bei Nakamichi. Die vielen Rädchen unten dienen der exakten Azimutheinstellung - bitte nicht dran drehen!

[Bild: Nakamichi_ZX_7_05_63477_Maintal.jpg]

Blick von aussen, oben.

[Bild: Nakamichi_ZX_7_06_63477_Maintal.jpg]

Die Front wirkt schon ein wenig überladen, man kann mittels einem eingebauten Generator jedes Band kanalweise getrennt einmessen und zwar für Normal (EX), Chromsubstitut (SX) und Metall (ZX) getrennt. Und auch getrennt nach Pegel (400 Hz) und BIAS (15kHz). Mir ist auch kein anderer Hersteller von Kassettengeräten bekannt, der sich wagt eine BIAS-Einstellung bei 15 kHz vorzunehmen. Üblich sind 8 oder 10 kHz.

[Bild: Nakamichi_ZX_7_07_63477_Maintal.jpg]

Die Klappe öffnet mechanisch und ist leider in der Mitte offen. Dadurch gibt es eine Menge Staub im Kassettenfach.

[Bild: Nakamichi_ZX_7_08_63477_Maintal.jpg]

Die rechte Seite mit den viefältigen Einstellmöglichkeiten. Auch der Wiedergabeazimuth kann mittels 15kHz-Generator exakt eingestellt werden. Zwei Leuchtdioden weisen einem den Weg.

[Bild: Nakamichi_ZX_7_09_63477_Maintal.jpg]

An der Rückseite gibt es sogar einen (Kabel-)Fernbedienanschluss.

Aber Spaß gemacht hat die Arbeit an diesem großartigen Kassettendeck schon!

Drinks

idefix

Klasse Gerät mit toller Technik und unglaublich viel Einstellmöglichkeiten.
Danke für´s zeigen.ThumbsupThumbsup
(20.11.2012, 18:24)armin777 schrieb: [ -> ]soweit ich weiß ist Nakamichi weltweit der einzige Hersteller der diskrete Tonköpfe in Kassettengeräten verbaut hat

Tandberg konnte das auch, Armin !

Drinks

EDIT: Ebenso Sony, JVC und AKAI.

Sony TC-K 81:
[Bild: tck81head.jpg]

Sony TC-K555ES:
[Bild: tck555esiihead.jpg]

JVC TD-V711 (gleiche Anordnung auch im KD-V6):
[Bild: tdv711heads.jpg]

Die JVC haben sogar genau wie die Naks für jeden Kopf die volle Batterie an Justageebenen: Height, Tilt und Azimuth.

Und natürlich AKAI (in ihren GX 75/95). Da ist einer der Köppe von vorn, der andere von hinten montiert, aber so nah beieinander, daß es (wie auch bei den Sonys) aussieht, als sei es ein Kombikopf:
[Bild: akaigx95mkiiheads.jpg]

Fotos übrigens geklaut von Alex Nikitin.
Hallo Spoc,

das sind alles Doppelköpfe! Die kann man allesamt nur gemeinsam im Azimuth einstellen, weil sie auf einem gemeinsamen Träger gebaut sind. Bei Nakamichi sind die Köpfe wirklich getrennt und einzeln einstellbar - und das ist wirklich einmalig.

Drinks
Armin, danke für das Zeigen des ZX 7.
EIn "ganz klein wenig" von der ZX 7 Laufwerk-Technik habe ich in meinem lütten 480 auch so gesehen. Oldie
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