Also, Jörg Müller bat mich einen ganz speziellen Umschalter zu bauen: er wollte zwei Quadroverstärker (oder Receiver) anschließen, dann vier Boxen, dann elektrostatische Lautsprecher bzw. Kopfhörer (die an LS-Ausgängen betrieben werden), dann AKG K-290Q (Quadrokopfhörer), dann AKG K-1000 (mit die edelsten und besten Kopfhörer, die es je gab), dann Jecklin Float (sehr, sehr gute elektrostatische Kopfhörer aus der Schweiz) und dann noch "normale! Kopfhörer. Das alles sollte in ein Marantz-Woodcase eingebaut werden und möglichst edel aussehen. So das war der Wunsch.
Das ist dabei heraus gekommen!
Nun aber zu der Entstehung, die mich doch etliche Arbeitsstunden gekostet hat - es hat aber großen Spaß gemacht. Zunächst habe ich mir überlegt, wie man das ganze in ein Marantz-Woodcase vernüftig heinein bekommt. Dazu habe ich ein Holzgestell aus weiß beschichteten Preßspanplatten gebaut, welches man von vorne in das Woodcase einschieben und dann mit zwei Schrauben von unten befestigen kann. daran werden die Frontplatte und die Rückwand angeschraubt. Diese bestehen aus Alumnium und wurden von der Firma Schaeffer AG in Berlin angefertigt. Jedem, der hochwertige Frontplatten mit gravierter Beschriftung (!) haben möchte, sei dieser Anbieter wärmstens ans Herz gelegt! Man bekommt ein Gestaltungsprogramm in die Hand, welches, zumindest nach einiger Eingewöhnungszeit, einfach zu bedienen ist. Damit kann man jede Form von Öffnungen frei bestimmen und alles wundervoll beschriften. Als beide Platten fertig waren am Rechner, waren komplette vier Stunden vergangen...Dafür sehen sie aber auch aus, wie man es sich wünscht. Die Preise gehen sind auch noch in Ordnung. Die beiden Platten haben mit allem Drum und Dran zusammen rund 180 Euro gekostet - plus die vier Stunden Arbeit am Rechner
Nach einer Woche Wartezeit kamen die beiden Platten dann an und waren auf den 100stel-Millimeter exakt gefräst, das Material vom Feinsten - das lohnt sich wirklich. Alle Buchsen passten excellent, mit Ausnahme der geplanten Spezial-Minibuchsen für den AKG K-290Q - der meines Wissens nach einzige Quadrokopfhörer, den es gibt - denn die ursprünglich geplanten Buchsen passen nicht in eine 3mm starke Aluplatte. So musste ich diese Buchse als Einbaubuchse auftreiben und dann in die bereits ausgeführte eckige Fräsung einbauen, was ganz gut, aber eben nicht 100%ig gelang.
Die Kamera nimmt diese winzigen Stellen sehr gut wahr, wenn man es nicht weiß, sieht man es aber nicht. Diese Buchsen sind kleiner als die üblichen DIN-Buchsen!
Nun wurden also alle Buchsen eingebaut und das komplette Gebilde in das Woodcase eingepasst. Dann konnte die Verdrahtung beginnen. Insgesamt acht Relais mit jeweils vier Wechslern verbinden nun alle Buchsen stets so miteinander, dass man nur das hört, was man möchte.
ZUsätzlich kam auch noch das Speiseteil für den elektrostatischen Kopfhörer des schweizerischen Tonmeisters Jürg Jecklin in den Umschalter mit hinein, samt den Original-Anschlussbuchsen.
Die Verdrahtung aller Buchsen war eine Sache, zusätzlich gibt es für jede wählbare Buchse auch eine Leuchtdiode an der Front, die anzeigt, welche Buchse gerade bespielt wird. Auch das muss alles verdrahtet werden, ebenso gibt es natürlich auch einen Netzschalter, der alles ein, bzw. ausschaltet.
Damit man die Netzspannung führenden Klemmen nicht berühren kann, habe ich eine durchsichtige kleine Acrylplatte als Griffschutz oben darüber angebracht.
Hier sind die verdrahteten Relais zu sehen, die entweder 4- oder 2-kanalig schalten, je nachdem, wie es benötigt wird.
Bei diesen Bildern bekommt man einen Überblick darüber, wie viele Lötstellen notwendig waren, um alles miteinander korrekt zu verbinden.
Nachdem alles miteinander verbunden, alles durchgemessen und getestet war, wurden noch alle Leuchtdioden geprüft, ob nun auch alles so leuchtet, wie es soll.
Die beiden Eingänge der Verstärker sind hier wählbar und werden rot angezeigt.
Ob die Lautsprecherboxen oder die hinten anschließbaren Elektrostaten gerade spielen, wird hier grün angezeigt.
Das sind die beiden (paralellen) Kopfhöreranschlüsse (nur Front). Verwendet wurden sehr hochwertige Buchsen von Neutrik.
Soll ja schließlich lange halten
Das sind die Spezialbuchsen (XLR4) für den AKG K-1000, auch doppelt vorhanden, auch grün angezeigt - wie alle Ausgänge.
Hier die beiden Jecklin-Anschlüsse von Hirschmann, liegen ebenfalls parallel. Die beiden speziellen Quadrobuchsen für den AKG K-290Q wurden bereits weiter oben gezeigt.
Bevor das ganze Gebilde nun in das Woodcase einziehen durfte, musste zunächst das Gitter oben blickdicht gestaltet werden. Dazu habe ich Lautsprecherbespannstoff in schwarz verwendet, denn dadurch ist noch Luftzirkulation gewährleistet - auch wenn kaum mit Erwärmung zu rechnen ist. Blickdicht ist aber 100%ig, was wegen der weißen Spanplatten auch nötig ist.
Nun durfte der Einschub aber hinein ins Woodcase und wurde mit zwei Schrauben fixiert.
Und nun stand das fix und fertige Gerät vor mir und wirkte beinahe so, als wäre es ein Vintage-Gerät!
Hinten gibt es Lautsprecherklemmen für die Eingänge (zwei Quadrogeräte) und die Ausgänge (zwei mal vier Boxen, bzw. Elektrostaten).
Richtig toll ist die gravierte Schrift, mit schwarzer Farbe ausgelegt - so etwas kann man einfach nicht selber machen.
Insgesamt ein Umschalter wie er einmaliger wohl nicht sein kann - ich bin ein wenig stolz darauf. Ich habe das ganze Gebilde im Kopf konstruiert und gebaut - ohne Schaltplan. Könnte aber jederzeit aus dem Gedächtnis einen zeichnen.