(02.06.2014, 17:46)Klirrfaktor schrieb: [ -> ]Zu Prä-Hi-Fi und dem Lo-Fi-Massenmarkt: heute ist die aus der Bucht geangelte Stereo-LP mit den beiden Song-Contest-Beiträgen von Udo Jürgens von 1964 und 1965 gekommen (ohne den Siegertitel von 1966 - am aktuellen Sieg Österreichs kaue ich offen gesagt ein wenig, indem er weder inhaltlich noch musikalisch meinen Vorstellungen entspricht).
Die LP ist innen neuwertig, bis auf ein etwas abgenutztes Etikett praktisch preßfrisch, das Vinyl selbst ohne Kratzer und Gebrauchsspuren, und die beiden Nummern inzwischen digitalisiert. 1965 hatte man m. W. weder Mehrspur-Tonbandgeräte ("nur" Stereomaschinen und Mischpulte) noch Dolby-Rauschunterdrückungen o. ä.., und der Durchschnitts-Haushalt besaß eine Musiktruhe mit Mono-Radio und eingebautem Plattenspieler mit Kristall-Fräse, vielleicht dazu noch einen Kofferplattenspieler für die Party.
Die Plattenfirma stellte sicher nicht den Anspruch nach audiophiler Aufnahme und Pressung, aber die Platten dieser Zeit wirken noch relativ schwer und solide produziert. Das den Sänger begleitende Unterhaltungsorchester (akustische Instrumente inkl. Schlagzeug, dazu ein E-Baß) wird jedenfalls klanglich differenziert und räumlich aufgelöst wiedergegeben. Auch die Aufnahmen mit Militärmärschen der Hoch- und Deutschmeister-Traditionskapelle aus dieser Zeit klingen auf der richtigen Anlage hervorragend, wie ein Kollege kürzlich mit seinem AT OC9 MC-Tonabnehmer bestätigte, dem diese Musik ansonsten nicht so zusagte.
High Fidelity blieb wohl noch lange nur einer zahlungskräftigen Kundenschicht vorbehalten, speziell in der gehobenen Qualitätsklasse. Meine 25 Jahre alte Anlage könnte ich mir neu weder damals noch heute leisten. Auf ihr klingen jedoch Platten aus der Prä-Hi-Fi-Zeit (was den Marktanteil betrifft) hervorragend, selbstverständlich auch mit Unterhaltungsmusik.
Heute, in der Zeit des "Loudness War", soll der synthetische Kaugummi-Pop aus dem Küchenradio oder im Auto irgendwie klingen, aber auf einer High Fidelity-Anlage läßt sich das nicht anhören. So sind wir eigentlich in einer Post Hi-Fi-Zeit angekommen.
hallo,
solche Postings fordern immer den Philosophen in mir heraus ;-) .
Wie Du es selber schrubst - Deine Anlage hättest Du Dir in den goldenen siebzigern nicht leisten können, wärst also schon alleine dadurch ausgegrenzt gewesen. Wenn Du Dir mal die Mühe machst, Dir in einem HiFi Studio die Anlagen anzuhören, die Du Dir 2014 nicht leisten kannst, dann wirst Du feststellen, dass die Welt hier auch heute noch völlig in Ordnung ist.
Wenn Du Dir aber mal die Geräte anhörst, die es heute für ein besseres Taschengeld zu kaufen gibt, und diese mit den Taschengeldgeräten von vor 25 Jahren vergleichst, wirst Du auch als starker Gegenwartskritiker nicht bestreiten können, dass es da gewisse Verbesserungen gibt.
Ich erlebe das bei meinem Zweithobby Oldtimer auch immer wieder. Da fahren Leute eine alte S-Klasse, die sie für 2500 Euro geschossen haben, vergleichen sie mit einem Renault Clio von 2013, und leiten daraus ab, dass heute keine richtigen Autos mehr gebaut werden. Dabei vergessen sie, dass die alte Karre mal den Gegenwert einer Eigentumswohnung gekostet hat, und so kaputt wahrscheinlich niemals werden kann, dass man sie vom Fahrgefühl mit einem Plastik Renault vergleichen kann.
Radio hat halt die Aufgabe, bestimmte Zielgruppen in bestimmten Lebenssituationen zu versorgen. Noch nie hat es auf UKW so viele vom Programm und von der Tonqualität unterschiedliche Sender gegeben. Du willst gute Tonqualität, dann schalte mal einen Klassiksender wie WDR3 ein, oder höre WDR2 zu einer Zeit, wenn das gemeine Volk vor dem Fernseher sitzt, und meide die Zeit, wo Radio die Aufgabe zu erfüllen hat, den Leuten in der Werkstatt und im Büro mit anspruchslosem Gedudel gute Laune zu machen.
Ich finde, die Beschäftigung mit den Geräten aus der Prä-HiFi-Ära ist auch deshalb so aufschlussreich, weil sie uns aufzeigt, in was für einem Schlaraffenland wir heute leben. Lass es uns doch geniessen, statt immer alles rauszuwühlen, was in der "guten alten Zeit" augenscheinlich besser war.
Gruß Frank
Edit: Ach ja, vierkanalige Mehrspurrekorder gab es ab etwa 1960, und 1967 ist lt. Wikipedia der erste Achtkanal-Rekorder auf den Markt gekommen. Dass die Geräte auch benutzt wurden, kannst Du gut hören, wenn Du Dir mal eine dieser unerträglichen Flipflop Stereo Aufnahmen der frühen sechziger anhörst.
Zu den Sendern: in Österreich haben wir Ö1, einen Kultursender (Klassik, Jazz, Neuerscheinungen aus allen Richtungen, Literatur, Kabarett, Information, Bildungssendungen, etc.) mit ausgezeichneter Tonqualität, FM4, einen zweisprachigen Kanal für Alternativ-/Independent-/-Pop/-Rock auch mit vielen österreichischen Gruppen, die neun Landesstudios zwischen Frühschoppen, Musikantenstadel, Oldies, "Schlagern" und regionaler Hofberichterstattung, und den Kaugummipopkanal Ö3, der mit seinem musikalischen Sautrank - pardon - die Perlen der Kultur finanzieren darf. Die Privatsender eifern diesem "Programm" nach.
Der ORF sendete 1964 das erste Mal in Stereo, und nach der Rundfunkreform 1967 war auch Ö3 ein Sender mit kulturellem Anspruch, mit Jazz, Swing, Chansons etc., und hoher Tonqualität, bis die Privatsender kamen.
Ohne diese war vor 30 Jahren das Programm besser - mit meiner Anlage läßt sich die Kaugummimusik nicht aushalten.
Die Prä-Hi-Fi- und Lo-Fi-Massengeräte haben wohl immer die überwiegende Zahl der Hörer versorgt, aber heute? Kaufhaus-Schrott gibt es noch immer, und wenn ich dann ganz stolz erklärt bekomme, wie klein der "Musikspieler" für die MP3s zu Hause ist, so merke ich, daß Musikgeschmack und Anlagengröße/qualität durchaus korrelieren - egal ob man(n) damit klassischen Rock, Jazz-Ensembles oder Opern hört. Man(n)!
Radio und HiFi, das waren zwei Dinge, die sich noch nie wirklich verstanden haben. Frequenzbereich bis 12,5kHz, Rauschen und Zwitschern bei Stereowiedergabe, hohe Anforderungen an die Antenne, wenn man mehr als den Ortssender in HiFi stereo empfangen will. Nicht umsonst war HiFi von Anfang an mit Phonotechnik verbandelt, während das Radio immer eher als Berieselungsinstrument gesehen wurde - und so ist es bis heute, nur dass man viel mehr Auswahl auch an gut klingenden Sendern hat - zumindest hier im Westen von Deutschland.
Und zur modernen Technik verstehe ich eins nicht - bei analogen Anlagen hat niemand ein Problem damit - es gehört sogar zum Hobby dazu - viel Zeit und Geld zu investieren, um die Anlage zu modifizieren und zu experimentieren. Niemand macht der Technologie einen Vorwurf, wenn es mal nicht so klingt wie gewünscht. Bei Digitaltechnik und hier besonders bei komprimierten Formaten dagegen probiert man es einmal aus, und wenn es nicht sofort supertoll ist, leitet man daraus den Untergang der westlichen Kultur ab.
Geh mal auf einen größeren Trödelmarkt, und schau Dir an, was da an Stereogeräten ( das Wort HiFi will ich dafür nicht in den Mund nehmen ) und Schallplatten aus der guten alten Zeit unverkäuflich in der Ecke rumliegt. Das hat die Masse, die ja nach Deiner Theorie früher alles besser gemacht hat, damals gehört, und die Geräte wurden dafür benutzt. Entschuldige, aber ich kann mir den Müll Dutzende Male ansehen, und entdecke trotzdem nicht die Stelle, wo der Massentrash früher besser war als heute.
Es stimmt, dass der Musikgeschmack und die Anlagengröße oft miteinander korrelieren. Grund hierfür ist einfach, dass die Leute mit gesetzterem Musikgeschmack überwiegend einer Generation angehören, die den Monster- Musik-Altar noch als Statussymbol kennengelernt haben, und die nach dem Motto leben "Was der Bauer nicht kennt, das frisst er nicht". Die empfinden es dann auch als Fortschritt, wenn ein Hersteller wieder "richtige" Stereogeräte baut, auch wenn in den Blechkisten nichts mehr drin ist.
Gruß Frank
Also Ramsch war früher auch schon Ramsch, aber gute Geräte waren damals auch teuer.
Geräte die früher sehr gut waren und es auch heute noch sind, gibt es nur wenige.
LG Dieter
Radio und Hifi - das ist nur eine Frage von Sender und Tuner (und der Distanz dazwischen). UKW reicht sauber bis 15 kHz und bietet im Stereomodus etwa 55 dB Dynamikumfang, was sogar für klassische Orchesterkonzerte ausreicht.
Wer so wie ich die Antenne des Edeltuners in direkter Sichtweite zum 3 km entfernten Sendemasten aufspannen kann, hört, was analoges Radio wirklich für eine Qualität zu bieten imstande ist - ohne Optimod-Kompressor und hirnloses Dazwischengequatsche freilich. Nur konnten sich die wenigsten vor 30, 40 Jahren solche Edelklötze für das Edelradio leisten, egal ob Tuner oder Receiver. Diese Modelle werden ja immer noch hoch geschätzt.
Radio war früher, als es nur den öffentlich-rechtlichen Rundfunk gab, weit weniger ein Berieselungsinstrument als heute, wo die Kaugummipopautomaten um die Werbekunden konkurrieren. Zu digitalem Radio kann ich nichts sagen, denn in Österreich ist eine Einführung derzeit nicht absehbar. Und natürlich gibt es Leute, denen Itunes, Youtube und Spotify genügen, so wie einst das Gedudel aus dem Kinderkassettenrecorder oder dem Küchenradio.
Zurück zur Prä-Hi-Fi- (und Prä-Fernseh-)Zeit: es war nicht unüblich, daß die Familie abends um das Radio saß, als ein Hörspiel gesendet wurde. Die Glotze hat hier dem aufmerksamen Hören sicher sehr geschadet. Ich selbst habe aber seit 2003 keine Glotze mehr und das Radio neu entdeckt.
Was den Klang betrifft hat es seit Anfang der 70er keinen großen Fortschritt mehr gegeben. Das und weniger Nostalgie ist der Grund warum sich das alte Zeug so hartnäckig hält. Der jungen Generation ist der Klang allerdings vollkommen egal. Deshalb wird das Zeug früher oder später doch in der Tonne landen....
VG Martin
(03.06.2014, 21:12)leserpost schrieb: [ -> ]Der jungen Generation ist der Klang allerdings vollkommen egal.
War er uns als Jungendliche (Anfang bis Mitte der 70er) weitgehend auch. Die Musik hat Spass gemacht, der Klang egal.
So Sch..xxe wie ein Standardkassettenrekorder, möglicherweise noch im gehen hin und her geschwenkt, kann ein iphone gar nicht klingen.
Und das Modeteil von Dr.Dre (Kopfhörer) klingt nicht schlechter, als die meisten "guten" Kopfhörer der 70er.
Der im Rhein-Main-Gebiet beliebte Sender SWF3 wurde bis Mitte der 70er sogar noch in Mono ausgestrahlt (ich habe Stunden damit zugebracht mit meinem Philips 4417 die wenigen "modernen" Songs aus der Mittwochabend-Sendung "von Telefon zum Mikrofon" zu fischen).
Teure Hifi-Anlagen waren auch bei "Erwachsenen", obwohl wir in einer Zone mit relativ großem Wohlstand leben und lebten, nicht an der Tagesordnung. Gutes Hifi war damals oft die Kompaktanlage mit einem Dual 1225 und nem M 75 (oft sogar ein 1224 mit CDS).
Und das Hifi heute nicht mehr den Stellenwert, wie vor 40 Jahren hat, ist wohl normal.
Gab ja nix, als 3 Fernsehsender und Hifi.
(03.06.2014, 21:12)leserpost schrieb: [ -> ]Was den Klang betrifft hat es seit Anfang der 70er keinen großen Fortschritt mehr gegeben. Das und weniger Nostalgie ist der Grund warum sich das alte Zeug so hartnäckig hält. Der jungen Generation ist der Klang allerdings vollkommen egal. Deshalb wird das Zeug früher oder später doch in der Tonne landen....
VG Martin
die ganzen Dinge sind den Leuten heute egaler als damals - das hat aber nichts mit gesunkenem Niveau zu tun, sondern damit, dass man den Klang einer Mittelklasse Anlage aus den siebzigern heute für den Gegenwert von zwei Tankfüllungen bekommt, und dass man mit einer Gummiantenne heute doppelt so viele Sender in HiFi Qualität empfangen kann, wie damals in den goldenen siebzigern mit einem rotierenden Antennenmast.
Wir haben den Aufwand doch damals nicht getrieben, und es zu unserem Lebensinhalt gemacht, weil wir so gute Menschen waren, sondern deshalb, weil der Aufwand nötig war. Gibt es wirklich so viele Menschen aus meiner Generation, die sich an ihre eigene Jugend nicht mehr erinnern ? Was hätten wir wohl gemacht, wenn wir damals Smartphones hätten kaufen können, und die Musik in beliebiger Form jederzeit aus dem Netz abrufbar gewesen wäre? Und mal ganz ehrlich, hat nicht jeder heute gesetzte Mensch in seiner Jugend Sachen gehört, die er heute irgendwie peinlich oder einfach nur schlecht findet ?
Ich persönlich glaube, diese Pauschalablehnung kommt eher daher, dass viele alte Kämpfer Probleme damit haben, dass heute vieles einfach so geht, für das man früher einen irren Aufwand treiben musste. Die damit verbundene Entwertung von Wissen und Fähigkeiten gibt einem zu spüren, dass man alt wird, oder ?
Was ich ganz generell nicht verstehe, ist, wo das Klischee herkommt, Smartphones würden generell schlecht klingen. Ich habe jetzt in den letzten fünf Jahren drei Markensmartphones durch, ein HTC, ein Apple und jetzt ein Galaxy S4 von Samsung. Alle klingen mit guten Kopfhörern und gutem Musikmaterial so, wie kaum ein Mittelklasseverstärker aus den siebzigern geklungen hat.
Die alten Klamotten werden nicht in den Müll wandern - bei vielen hochwertigen Vintage HiFi Komponenten zeigt die Preisentwicklung schon länger steil nach oben, und auch die Röhrenradios, denen man zwischendurch mal das Ende des Hypes vorausgesagt hat, werden seit einiger Zeit wieder teurer. Sie werden nur immer weniger im Alltag benutzt, und das nicht, weil sie keiner mehr schön findet, sondern weil es einfach keinen Sinn mehr macht.
Gruß Frank
Smartphones klingen mit ihren etwa 1 V Ausgangspegel erst mit einem Verstärker und Lautsprechern gut (oder natürlich mit Kopfhörern). Deshalb sollte man sie vielleicht am ehesten mit Walkman- oder Discman-Geräten vergleichen. Der erste CD-Spieler in meinem Elternhaus war ein Discman am Philips-Verstärker der sehr rudimentären Fernseh-Stereoanlage. Davor hing ein Dual-Plattenspieler an einem B & O-Stereoradio von 1966. Naja.
Leistungstransistoren und Siebkondensatoren benötigt man heute für ordentlich Kraft genauso wie vor 30 Jahren. Kompaktanlagen sind immer noch "schwächer" als die teureren Vollformatklötze. Gute Lautsprecher bekommt man neu auch heute nicht geschenkt.
Vielen Musikkonsumenten genügt aber die Soundbar unter dem Flachbildfernseher. Bei etwas mehr Aufwand braucht der Flachbildfernseher dann noch eine Surround-Anlage zum Video-Schauen. Die Musik bleibt derweilen auf der Strecke.
Ich hab auch mal klein angefangen, mit nem Universum Radiorecorder, seinerzeit noch mono. Hab aber immer auf meinen Onkel geschielt, der seinerzeit schon ne Grundig TK246 besaß, dazu einen (weis ich nicht mehr so genau)japanesischen Receiver im Holzgehäuse, nen Dual-Dreher mit weisser Zarge und jene sagenhaften Braun-Boxen. Irgendwann hatte ich dann Geld genug für ein Universum- "Steuergerät" mit 4 Boxen. Ich war stolz wie Oskar und von den Kumpels als Nerd veräppelt. Denen war es damals in Sachen Klang ziemlich egal, ein Radiorecorder tat es denen auch.
Wir spulen etwa 30 Jahre vor. Meine Kinder und meine Frau meinen jetzt, ich sei ein Nerd, weil ich mir die Sachen, für deren Anblick im Radiogeschäft ich mir damals die Nase platt gedrückt hab, heute leisten kann und auch nutze. Die Kinders hören ihre mp3's auf dem Funkfernsprecher (mitunter ohne Kopfhörer, damit alle was von haben), und es ist denen so egal wie meinen Kumpels von damals, wie das klingt.
Mein Fazit: Ich habe heut eine ansehnliche Sammlung von Geraffel, welches ich mir seinerzeit nie hätte leisten können. Das ist mein Hobby. Ne neue Anlage mag ich mir aus Kostengründen nicht leisten, vor allem weil da sehr viel Vodoo dabei ist. Heuer kann man mit Geld alles kaufen, seibst abstruse Leistungen sind kein Problem, seinerzeit musste man sich schon arg strecken. Manche Dinge gabs damals schlicht nicht. Ich rede die heutigen Sachen nicht schlecht, das auf keinen Fall. Und bei aller Geraffelliebe, würd ich mir auch im Leben kein Grammophon kaufen, weils eben bescheiden klingt.
Das ist meine kleine heile Welt, da kann ich noch mal Kind sein und mich dran freuen.
(04.06.2014, 12:02)hörtnix schrieb: [ -> ]... da kann ich noch mal Kind sein und mich dran freuen.
Ich werd' immer gefragt, ob ich meine Kindheit nachholen möchte. Ich glaube beim nächsten Mal sag' ich einfach "Ja!"
Es ist nie zu spät, eine glückliche Kindheit zu haben.
also the need of the many or the few or the one.
da mussen wir druber reden spoch.
dass stimmt nicht
the need of the many does not outweigh the need of the few or the one
(04.06.2014, 12:02)hörtnix schrieb: [ -> ]Ich hab auch mal klein angefangen, mit nem Universum Radiorecorder, seinerzeit noch mono. Hab aber immer auf meinen Onkel geschielt, der seinerzeit schon ne Grundig TK246 besaß, dazu einen (weis ich nicht mehr so genau)japanesischen Receiver im Holzgehäuse, nen Dual-Dreher mit weisser Zarge und jene sagenhaften Braun-Boxen. Irgendwann hatte ich dann Geld genug für ein Universum- "Steuergerät" mit 4 Boxen. Ich war stolz wie Oskar und von den Kumpels als Nerd veräppelt. Denen war es damals in Sachen Klang ziemlich egal, ein Radiorecorder tat es denen auch.
Wir spulen etwa 30 Jahre vor. Meine Kinder und meine Frau meinen jetzt, ich sei ein Nerd, weil ich mir die Sachen, für deren Anblick im Radiogeschäft ich mir damals die Nase platt gedrückt hab, heute leisten kann und auch nutze. Die Kinders hören ihre mp3's auf dem Funkfernsprecher (mitunter ohne Kopfhörer, damit alle was von haben), und es ist denen so egal wie meinen Kumpels von damals, wie das klingt.
Mein Fazit: Ich habe heut eine ansehnliche Sammlung von Geraffel, welches ich mir seinerzeit nie hätte leisten können. Das ist mein Hobby. Ne neue Anlage mag ich mir aus Kostengründen nicht leisten, vor allem weil da sehr viel Vodoo dabei ist. Heuer kann man mit Geld alles kaufen, seibst abstruse Leistungen sind kein Problem, seinerzeit musste man sich schon arg strecken. Manche Dinge gabs damals schlicht nicht. Ich rede die heutigen Sachen nicht schlecht, das auf keinen Fall. Und bei aller Geraffelliebe, würd ich mir auch im Leben kein Grammophon kaufen, weils eben bescheiden klingt.
Das ist meine kleine heile Welt, da kann ich noch mal Kind sein und mich dran freuen.
wenn ich versuche, Dir ein Thank Youfür diesen Beitrag zu geben, dann meldet das Forum "falscher Authorisierungscode". Also auf diese Weise danke für diesen Beitrag.
Mich nerven immer diese Kulturpessimisten, die am vollen Trog sitzen, nichts weiter tun müssten, als sich über die vielen Möglichkeiten zu freuen und sie zu nutzen, und statt dies zu tun, holen sie immer neue Sachen aus dem Sack, um zu belegen, wie schrecklich doch alles ist.
Wenn ich mir die ganzen Hobby- und Sammlerszenen ansehe, die ich bis jetzt kennengelernt habe, kenne ich eigentlich nur zwei, wo immer wieder Leute rumlaufen, die ständig behaupten, dass die Sachen früher besser waren - die Oldtimerfreaks und die HiFifreaks. Alle anderen, z.B. die Uhrensammler, freuen sich an ihrem Zeug, und machen sich keine Gedanken darüber, wieso sie lieber eine ungenaue und wartungsanfällige 5000 Euro Uhr am Arm tragen als eine perfekt funktionierende Funkuhr für 19,95 .
Seit einigen Tagen besitze ich einen DDR-Fernseher von 1954, mit runder Bildröhre, etwa 25cm Bilddiagonale, eingepackt in ein riesiges 40kg schweres Tischgehäuse. Das Ding ist absolut cool, trotzdem schaue ich im Alltag lieber auf dem Flachbildschirm fern, in HD und MIT Soundbar.
Gruß Frank
Ich habe auch mit einem Universum Kassettenrecorder begonnen und finde den trotz mono klanglich heute noch besser als den 4s Apfel meiner Tochter. Natürlich ohne das man das Teil an einen Klangverbesserer anschließt. Machen die Kids ja meistens auch nicht.
Bin mir allerdings nicht sicher ob das nun was mit Kulturpessimismus zu tun hat. Verarschen hat sich ja ansich unsere Generation in den 70er, 80er und 90ern viel mehr lassen als die jetzige Generation. Wir waren ja, spätestens ab da wo wir uns es leisten konnten, die "Klangjäger" und hinter jeder vermeintlichen Verbesserung oder jedem Schwanzverlängerer her....
Das Phänomen hat sich im Alter wohl eher noch verstärkt was sicherlich auch zu steigenden Preises vor allem im "gehypten" HiFi-Segment führt. An der Nachhaltigkeit dieser Entwicklung habe ich allerdings so meine Zweifel...
Mal Hobbyseitig in die Prä-HiFi Zeit vorzustoßen bringt m. E. aber zumindest die Erkenntnis das der Klang auch damals schon nicht so schlecht war....
VG Martin
nick_riviera schrieb:Seit einigen Tagen besitze ich einen DDR-Fernseher von 1954, mit runder Bildröhre, etwa 25cm Bilddiagonale
Soso, der Rembrand, unser erster war irgendwann um 60 ein Iris mit 23cm Diagonale, wenn ichs recht erinnere.
Frank, funktioniert der alte Kasten denn noch?
(04.06.2014, 12:46)spocintosh schrieb: [ -> ]Es ist nie zu spät, eine glückliche Kindheit zu haben.
Bei mir hat die High Fidelity-Ära erst in einem Alter begonnen, wo andere schon in der Midlife-Crisis stecken.
15 Jahre lang hörte ich mit Philips-Aktivlautsprechern am Discman und an der Soundkarte des PC; so um 2000 kaufte ich mir eine Sharp-Kompaktanlage zum Kassettenaufnehmen für das Autoradio, als diese einging, 2006 dann (neu) einen Denon F-103 Midi-Turm - hinausgeschmissenes Geld!
Zugegeben, das Denon-Spielzeug klang ganz brauchbar, aber seitdem ich die Akai- + Adoptivklötze mit den Magnat-Monsterboxen stehen habe, weiß ich, wie gut so etwas wirklich klingen kann.
Nun sollen noch viele Jahre mit scharfen Ohren folgen, wo die Musik viel mehr Spaß macht als je zuvor (so wie im Moment der funkige und soulige "Smooth Jazz" von heute und von vor 35 Jahren aus dem Radio...)
In meinen Augen wird vieles heute gebaute Zeug die Zukunft nicht in funktionierendem Zustand erleben, da es aufgrund nicht mehr lieferbarer Ersatzteile nicht reparabel sein wird. Dazu kommt noch, daß Lagerhaltung so gut wie gar nicht mehr stattfindet, außer bei einigen Premiummarken / Produkten. Mir ist ein einwandfreies Monogerät aus den 50ern lieber als Billigstereo mit Ohrschmerzgarantie. Außerdem steht für mich steht fest, daß mich (Durchschnitts-) Geräte aus den 90ern aufwärts kaum noch interessieren, da es oftmals billig zusammengeclipstes Wegwerfzeug ist.
Und zur Zukunft der alten Geräte kommt es in meinen Augen darauf an, was dem Nachwuchs im Haushalt vorgelebt wird. Manche haben nur ´ne Glotze, kein Radio, von ´nem Plattenspieler ganz zu schweigen. Und die komprimierte MP3 Scheizze geht als gute Musik durch.
O.T.: Ein Bekannter von mir sagte, daß seine Tochter Schwierigkeiten hätte die Uhr zu lernen.
Meine Antwort: Dann hänge doch mal ´ne Uhr mit Zeigern auf, dann klappt das auch.
(04.06.2014, 11:03)nick_riviera schrieb: [ -> ]...und auch die Röhrenradios, denen man zwischendurch mal das Ende des Hypes vorausgesagt hat, werden seit einiger Zeit wieder teurer. Sie werden nur immer weniger im Alltag benutzt, und das nicht, weil sie keiner mehr schön findet, sondern weil es einfach keinen Sinn mehr macht.
Das mag auf Möhren zutreffen, aber meine 80er Jahre Sachen sind im täglichen Betrieb, weil sie besser als Alles sind, was es heute bei Geil und Blöd gibt.
Und hört mit auf mit den neuen Yamahas etc - kein Tape Monitor, Phono Scheisse usw usf, und das dann auch noch für hörsturzverursachende Preise.
Aber hier ist der "Prä"-Thread, und mit dem Rant bin ich OT, und das Thema ist viel zu Interessant, um es mit unsinnigen Vergleichen vollzugummeln.
Was ich zB auch interessant finde, ist, dass es die erste Stereotonbandmaschine schon noch bei Adi gab - 1943!
http://www.tonbandmuseum.info/aeg-k7-ste...ahmen.html
Mit Vormagnetisierung und Frequenzbereich bis rund 13 Khz.
DAS würde ich heute gerne mal über zeitgenössische Isophons hören!
Ot. Der verdiente Genosse, seit 25 Jahren Held der Arbeit bekommt zum Jubiläum ne Digitaluhr. Als der Genosse nach der Uhrzeit fragt, kommt als Antwort: elf geteilt durch fünfunddreißig, musste nur selber ausrechnen.
On T. Hab letztens ne Telefunken M96 bekommen. Röhrenapparat mit nur einem Motor. Das Ding hat bei 19cm/s nen genialen Klang. Und ich freu mich wie ein kleines Kind, das das olle Ding noch so funktioniert. Halt Hobby.
(04.06.2014, 16:32)holli05 schrieb: [ -> ]nick_riviera schrieb:Seit einigen Tagen besitze ich einen DDR-Fernseher von 1954, mit runder Bildröhre, etwa 25cm Bilddiagonale
Soso, der Rembrand, unser erster war irgendwann um 60 ein Iris mit 23cm Diagonale, wenn ichs recht erinnere.
Frank, funktioniert der alte Kasten denn noch?
ich habe ihn Ende April von einem Berlin Trip mitgenommen, es ist ein FE 852 D, also die dritte Variante von 1954:
Er ist noch wunderbar unverbastelt und original, sogar die amerikanisch gestempelten Hochspannungsgleichrichter stecken noch drin. Ob er noch funktioniert, kann ich nicht sagen, weil ich direkt nach dem Berlintrip ins Krankenhaus gekommen bin, da sitze ich noch bis morgen. Deshalb habe ich auch momentan so viel Zeit, dumme Texte zu posten
. Ich werde ihn aber nicht einfach so einschalten, sondern erstmal saubermachen und durchsehen, und dann am Regeltrafo gaaanz langsam hochfahren.
Wenn es Dich interessiert, kann ich Dich gerne auf dem Laufenden halten. Mich würde mal interessieren, was sich der DDR-Bürger denn 1954 mit diesen Geräten angesehen hat - lt. Wikipedia ging der Regelsendebetrieb erst 1956 los, und die Wessies waren auch noch in den Startlöchern mit dem Senderausbau.
Was ich recht skurril finde, ist, dass die runde 23cm-Bildröhre, die konstruktiv auf ein Modell von 1938 zurückgeht, noch 1959 in Neugeräte eingebaut wurde. Die Besitzerin hat mir erzählt, dass es für das Gerät eine Vergrößerungslupe gab, die man vor den Bildschirm stecken konnte - leider hat sie die nicht mehr gefunden, und die Gerätepapiere auch nicht mehr.
Euer Iris, war das dieser hier ?
Gruß Frank
Bin gespannt!
Hab gerad noch mal rekapituliert, was Geraffel und Erinnerung angeht, weil ich gerade wieder waf-frei schwelgen kann. Spiele im Moment mit meiner Akai G200D und freue mich, daß die so viel besser klingt, als die olle TK 246 HIFI, die ich mal voller Stolz ererbt habe. NP Grundig ~ 600DM, NP Akai 1350DM. Letztere hab ich für'n Zehner geschnappt. Die objektive Klangqualität hat offensichtlich seinerzeit ihren berechtigten Preis gehabt. Ich find das so geil, das ich mir das leisten kann.
Na, da sag ich doch mal Danke für die Bilder samt Info und wünsche Besserung Frank!
Die Inbetriebnahme von solch alter Kiste ist sicher ne Herausforderung. Bin da auch nicht so erfahren, würde aber auch ganz vorsichtig mit nem Regeltrafo rangehn. Sicher auch zuvor die üblichen Verdächtigen wie Elkos und Röhren möglichst prüfen. Also Elkos formieren und Röhren langsam Vorheizen ohne Anodenspannung etc. Dazu kommt noch der Zeilentrafo und das Kostbarste sicher, die Bildröhre. Sicher auch in nem anderen Forum mal bei richtigen Spezis nachfragen, wenn auch von den alten Knochen etliche schon ...
Meine Erinnerungen an die ersten erlebten Fernseher waren u.a., daß die Kisten immer mit nem Wäschekorb zu nem Rundfunk- und Fersehmechanikermeister geschleppt werden mußten, unserer war sogar Ingenieur ... Die Versuche meines Vaters durch simples Anklopfen an Röhren herauszufinden, wo der Fehler bei der wiedermal nicht spielenden Kiste lag, haben dann u.a. dazu geführt daß ich so was sogar mal lernen wollte. Wurde zwar nix, weil an die einzige Lehrstelle in der Stadt kein rankommen war, aber umherstudiert hab ich später dann doch.
Ja, so ungefähr wie auf dem Bild sah der Iris aus. Kostete um die 1000 Mark, was damals echt viel Geld war, denn mein Vater verdiente als Schlosser um die 100 netto in der Woche. Ja das war ungefähr die Zeit, als es in der DDR noch 50-Pfennig-Scheine und die Lebensmittelkarten gab es erst seit kurzer Zeit nicht mehr und für den Fernseher wurde auch eine Bezugskarte benötigt. Konnte also nicht jeder einfach mal nen Fernseher kaufen, den hat mein Vater in Berlin abholen müssen.
Die Kiste hatte einen Trommelkanalwähler für BandI/III mit 12 Kanälen, wenn ichs recht erinnere und ein verdammt kleines Bild. Und da sind wir bei der Lupe, von der Du schriebst, daß die Vorbesitzerin sie nicht gefunden hat. Das war son Glasteil mit zwei Beinen, die unter den Fernseher geshcoben wurden, so daß die Glaslinse vor dem Fernsehgerät stand. In das Glasteil in Form ner "riesigen" Linse mußte auch sauberes Wasser eingefüllt werden, wegen der besseren Vergrößerung. Habe son Dingens einmal in Natura zu Gesicht bekommen.
Würde mich echt freuen, wenn Du den alten Rembrand wiedererwecken kannst!
PS Auf dem Bild ist der Iris übrigens mit nem durchstimmbaren Konverter für das 2. Programm, also den UHF-Bereich in BandIV/V abgebildet. Den hatten wir auch, aber deutlich später, würde sagen um 68 oder 69, weil zuvor jede Menge Konverter illegal gebaut wurden.