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Normale Version: Erfahrungsbericht - Platten waschen mit der Clearaudio Double Matrix Professional
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Ein Neuzugang - leihweise - aus der Zubehör-Kategorie: die Clearaudio Double Matrix Professional Sonic durfte 2 Wochen hier einmal zeigen ob sie wirklich "die beste" Plattenwaschmaschine auf dem Markt ist. Das schreiben zumindest viele der gedruckten oder online erscheinenden Magazine.

Ich hab den Beitrag mal hier zur Konserve gestellt, drüben beim Geraffel passt das Thema ja irgendwie nicht so richtig rein.

Mir fiel zuletzt ein Stapel alter LPs aus den 80/90ern in die Hände, diese standen mehr als 25 Jahre in einer Kiste in einem Keller herum. 

Und die wurden dabei nicht besser:
Schimmelige Cover - aussortiert !
Stockflecken - aufbereitet :-)
Biss-Spuren irgendwelcher Mitbewohner - kann man nix dran machen ...
teils akzeptabler bis sehr guter Zustand - Hurra, ein paar wirklich gute Funde dabei !

Die Aufgabe dieser Plattenwaschmaschine bestand also nicht darin, einfach schnellen Wisch über Gebrauchsplatten aus dem Wohnzimmer-Regal zu machen, sie musste sich wirklich mit teilweise hartnäckigen Fällen herumschlagen. Und wir reden hier über mehr als 100 Scheiben. Die wollte ich nicht dem freundlichen Local im Plattenladen übergeben und dafür dann 2 EUR das Stück oder mehr bezahlen, das sollte schon mit Sorgfalt in Heimarbeit geschehen. Nach einer ausführlichen Web-Recherche zu den verschiedenen "Profi"-Maschinen, Gesprächen am MINT Vinyl-Bus und in Plattenläden fiel die Entscheidung auf eine Ausleihe der Clearaudio.

Der Karton war schonmal schwer und riesig, da könnte sich auch ein ordentlicher Verstärker drin verstecken.

Ausgepackt macht die Maschine auf den ersten Blick ordentlich Eindruck: 16 Kilo Nettogewicht, 450 Watt Leistungsaufnahme, etwa 40 x 40 cm Stellfläche, und diese bitte mit einer stabilen Unterlage die ggf. bis zu 60 Grad warme Abluft vom im Boden verbauten Lüfter klaglos hinnimmt. 

[Bild: 1.jpg]


Die Bedienung ist quasi selbsterklärend. 

Es gibt 3 automatische Waschprogramme für verschiedene Verschmutzungsgrade:
Eco - der Schnellwaschgang für leichten Schmutz
Auto - das Standardprogramm waschen, legen, föhnen
Super - das Spezialprogramm für die harten Fälle


[Bild: 2.jpg]


Die weiteren Tasten auf der Front rechts dienen dem individuellen Spieltrieb, genannt manueller Modus.

Was die drei Automatikspülungen so können, lässt sich natürlich auch von Hand erledigen.

Eine extra Portion Spüli ? Absaugen? Platte andersrum rotieren lassen ? Alles nur ein Tastendruck.
Am Drehrad lässt sich die Rotationsgeschwindigkeit individuell justieren.

In der Praxis braucht man das alles tatsächlich nicht, die Automatikprogramme reichten bei mir vollkommen für sehr gute Ergebnisse aus.

Wer nicht waschen will kann die Bürste oben rechts für eine Trockenreinigung benutzen, nach dem Schwenken startet der Motor die Rotation der Platte automatisch.

Die Platten werden grundsätzlich mit der Klemme handfest eingespannt, der Arm links über die Platte geschwenkt, Taste drücken, los geht's.
Beide Seiten werden klecker- und tropffrei gleichzeitig gereinigt.


[Bild: 3.jpg]


Materialeinsatz, Verarbeitung und Passgenauigkeit sind echte deutsche Wertarbeit  Thumbsup 


[Bild: mecha.jpg]



Links am Gerät befindet sich der Tankstutzen für die Reinigungsflüssigkeit. 2,5 Liter "Pure Groove" waren bei mir dabei, ebenso ein Plastiktrichter zum besseren einfüllen.
Im Betrieb informieren sieben blaue LEDs über den aktuellen Tankvorrat.


[Bild: 5.jpg]


Auf der Rückseite befindet sich der Abfluss-Schlauch, und, weit genug davon entfernt, die Kaltgerätebuchse für die Stromversorgung.

Nun zum Waschergebnis. 

Los ging's mit "normalen" Platten aus dem Schrank. Länger nicht gehört, ältere Ausgaben, vielleicht ein wenig Staub und Tatzen hier und da.
Hier reicht das Eco-Programm vollkommen aus. Die Lärmbelästigung beim Absaugen ist erträglich, aber man sollte schon allein im Zimmer sein, denn wer dabei fernsehen will fühlt sich dann doch gestört. Das Eco-Programm benötigt nur ca. 1 Minute für eine LP, beidseitig. Die Platte ist danach direkt abspielbereit. Klasse !

Das Auto-Programm läuft ca. 2:05 Minuten, dabei wird die LP während der Reinigung mehrfach mit Flüssigkeit benetzt, 3x geföhnt und auch die Richtung mehrfach gewechselt.
Stark verschmutzte Flohmarkt-Scheiben oder Party-Opfer sind ein typischer Anwendungsfall.

Beispielhaftes Ergebnis des Eco-Modus:

[Bild: pf.jpg]


Diese Boston-LP aus dem Kellerfund wurde mit dem "Auto"-Programm, also dem Standardprogramm gereinigt:

VORHER:

[Bild: boston1.jpg]


NACHHER:


[Bild: boston2.jpg]


Staub, Schimmel, Schmutz - alles weg. Ich finde da kann man echt nicht meckern.

Kommen wir nun zu den hartnäckigen Kellerfunden und dem "Superclean"-Programm, sagen wir mal mit dieser Alice Cooper hier.

VORHER:

[Bild: ac1.jpg]


NACHHER:


[Bild: ac2.jpg]


Die sichtbaren leichten Rückstände hier auf'm Alice wurden nach einem weiteren AUTO-Durchlauf restlos entfernt.

Oder diese Uriah Heep:

VORHER:

[Bild: UH1.jpg]


NACHHER:


[Bild: UH2.jpg]


Porentief sauber  Thumbsup


[Bild: UH3.jpg]


Das "Superclean"-Programm braucht gute 4:30 Minuten für einen Komplettwaschgang. Spätestens danach hat sich der chemisch-alkoholische Geruch der erwärmten Reinigungsflüssigkeit dank des Warmluftföhns auch im Raum verteilt. Nach 10 Scheiben die Bude zu lüften ist keine schlechte Idee und beugt potenziellen Kopfschmerzen vermutlich vor.

Manuelle Nacharbeit ist hier und da nur im Bereich rund um das Label innerhalb der Auslaufrille nötig, da reicht der Schwenkarm mit seiner Düse und den Bürsten nicht hin. Andererseits wird das Label von der Klemme auch perfekt vor Beschädigungen durch Reinigungsflüssigkeit geschützt.
Die Einlaufrille wiederum nimmt der Bürstenkopf meistens mit, da hatte ich bei mehr als 120 Platten nur 2-3x zu hinterher zu wischen.

Die Ergebnisse können sich durchweg alle sehen lassen, ich konnte einige originale Schätze mit der Maschine vor der Entsorgung retten.
Zaubern kann die Maschine allerdings auch nicht. Bei dieser nicht nur verschmutzten, sondern auch komplett verweilten Scheibe ging gar nix.
Schade, seltener US-Import und gute Mucke  Flenne

Ist eben kein Bügeleisen ...

[Bild: messendger.jpg]


Mein persönliches Testfazit:

Ob "tägliche" Reinigung direkt vor dem auflegen mit dem schnellen Eco-Programm, eine gründliche Reinigung mit dem "Auto"-Modus für alte Schätzchen, oder, und das fand ich besonders überzeugend, die fast porentiefe Reinigung alter, verknaster Drecksscheiben mit Keller- und Party-Patina, diese Waschmaschine hat wirklich alle Scheiben sauber bekommen. 

Die Clearaudio ist der Hammer  Thumbsup 

5000 Euro für eine Plattenwaschmaschine sind eine steile Ansage. Kaufen muss ich so eine Profi-Maschine nicht.
Aber beim Händler ausleihen, gegen eine vernünftige und angemessene Gebühr, das lohnt sich m.E. wenn es solche Fälle wie oben beschrieben zu behandeln gilt.

[Bild: 6.jpg]
klasse Thumbsup
danke für Deinen ausführlichen Bericht Drinks

was hat das Leihen gekostet?
Hatte damals zu meiner aktiven Vinylverkaufszeit die Gelegenheit, Platten mit dieser Maschine säubern zu lassen. Aus der Bröselmaschine von 1970 wurde eine M I N T Platte........die dann in diesem Zustand für 320€ von mir verkauft werden konnte.
Da konnte ich auch nicht meckern  Thumbsup .
Sagen wir mal so: ich konnte die Ausleihe mit einem Gegengeschäft geistreicher Getränke aus italienischen Ländereien arrangieren  Drinks
Danke für den Bericht. Die Ergebnisse sehen top aus, allerdings ist 5 k€ natürlich auch eine ordentliche Ansage, da muss man seine Platten schon richtig lieb haben.
Die Wasch-Ergebnisse sehen super aus.
Was mich interessiert: Wie bekommst du oder die Maschine die Schimmelflecken von der Platte (oder aus der Rille) entfernt?
Ich habe auch ein paar "betroffene" Exemplare hier rumstehen und bekomme das nie weg...
Ich hab da selbst bei den verschimmelten Scheiben keine Extra-Behandlung gemacht und nur das "Superclean"-Programm verwendet. Das funktioniert echt prima!
Über diese Scheiben vorher drüber zu wischen hab ich mich ehrlich gesagt nicht getraut, ich wollte den Moder nicht noch in die Rillen drücken.
Schimmelflecken bekommt man mit der Keith Monks auch ohne Probleme weg - 5k klingt nach Härtefall,  aber jede Mistkarre kostet deutlich  mehr, verursacht noch Nebenkosten und ist nach x Jahren Schrott und wertlos. 

Das Ding ist halt was für Leute die auf Wertbeständigkeit und Qualität Wert legen.
Und man sollte schon 300 Platten sein Eigen nennen, damit der Wert der Platten auf jeden Fall die Anschaffungskosten übersteigen  Tease
(19.01.2023, 15:09)jtm schrieb: [ -> ]Sagen wir mal so: ich konnte die Ausleihe mit einem Gegengeschäft geistreicher Getränke aus italienischen Ländereien arrangieren  Drinks

Das kann ja geldmäßig alles bedeuten.
Ich glaube wir wollen nur mal wissen in welchem Rahmen sich so eine Ausleihe bewegen kann. Da gibt es ja sicher auch Unterschiede ob in München oder Düsseldorf...
Da macht jeder Händler sicher seinen eigenen Haustarif, einfach mal fragen !
Bei mir war es ein zweistelliger Gegenwert.