Old Fidelity - HiFi Klassiker Forum

Normale Version: Vintage Hype ungebrochen?
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Schon beachtlich, wie Neugerät geradewegs an alten Vorbildern anknüpfen:

Wenn auch mit Direktantrieb hier am Beisiel des Thorens TD 124 (1957-65) in der Neuauflage als TD 124DD
Der Vintage Hype neigt sich seinem Ende zu, was Du meinst ist „Retro“…….
(30.05.2023, 16:34)Apache schrieb: [ -> ]Der Vintage Hype neigt sich seinem Ende zu ....

Woran machst du das fest? Zumindest bei hochwertigen Vintagekomponenten kann ich keinen Preisverfall beobachten.
(30.05.2023, 16:53)micro-seiki schrieb: [ -> ]
(30.05.2023, 16:34)Apache schrieb: [ -> ]Der Vintage Hype neigt sich seinem Ende zu ....

Woran machst du das fest? Zumindest bei hochwertigen Vintagekomponenten kann ich keinen Preisverfall beobachten.

genau daran, "normales Vintage-Geraffel" liegt doch wie Blei in den Auslagen..... was natürlich nicht zuletzt auch mit den mittlerweile absurden Preisvorstellungen der Verkäufer zusammenhängt. So geht der Hype mMn zu Ende.
Das gleiche gilt eigentlich auch für das hochwertige Zeugs, wobei hier die Preisgestaltungen die Bezeichnung absurd schon längst hinter sich gelassen haben.

Nur (m)eine Meinung, aber eigentlich wollte ich nur darauf hinweisen, dass ein neuer TD124DD nicht Vintage, sondern Retro ist.......

VG  Drinks
Sascha
Das Firmen wie Thorens, PE, Elac oder Dual aka Rekkord solche Dreher auf den Markt schmeißen, ist doch mittlerweile ein alter Hut. Also Retro.  Floet
Alte Hüte sind wiederum vintage  LOL
(30.05.2023, 16:53)micro-seiki schrieb: [ -> ]
(30.05.2023, 16:34)Apache schrieb: [ -> ]Der Vintage Hype neigt sich seinem Ende zu ....

Woran machst du das fest? Zumindest bei hochwertigen Vintagekomponenten kann ich keinen Preisverfall beobachten.

Zumindest bei ehemals ToL-Gerät oder überhaupt Spitzengerät werden ja teilweise Preise erzielt, die sogar deutlich über den seiner zeitigen Neupreis liegen. Und die Inflation ist da nicht mal einberechnet.

Was die Begrifflichkeit betrifft, geb ich Apache recht.
Ich wollte sagen, Retro-Style. Aber bei o.g. Modell ist die Anlehnung am originalen `Vintage´-Gerät wohl doch auch überaus eindeutig.
Insofern sei die Verwendung des Begriffs `Vintage´ womöglich verzeihbar. 


Ach so ... und Kassettendecks sind im allgemeinen preislich angestiegen. 
Ich hab gut in Erinnerung, wie ich vor drei Jahren zum Wiedereinstieg relativ oft Decks im reparaturbedüftigen Zustand für rund 20,-, 30 oder 40,- auffindbar waren. Derart Angebote sind jetzt deutlich weniger geworden. Insofern muss der überzeugte Vintage Käufer entweder in den sauren Apfel beissen und die Marktlage akzeptieren oder sehr geduldig und schnell sein oder eben teures `Retro´ kaufen.

Wenn wir also beim eingangsgenannten Beispiel bleiben, dann könnten für die aufgerufenen 11.999 Euro für einen (1x) Retro TD124DD mit etwas Geschick und Geduld, gleich mehrere Vintage TD 124 vollständig überholt & mit tollen Vintage Armen & tollen Systemen eingekauft werden.
Ich kann nur von meinen Erfahrungen mit analogen Synthesizern, also Musikinstrumenten erzählen. Ein Roland Jupiter 8, das Spitzengerät von 1981, der glaube ich etwa 8000 DM kostete, war nur noch ein paar Hundert wert, als der Yamaha DX7 mit der neuartigen digitalen FM-Synthese etwa 1986 herauskam. Etwa 1997 konnte man ihn dann für etwa 2500 DM kaufen, 2012 habe ich meinen, leicht defekt für 2800 Euro verkauft. Ich dachte, nun würden die modernen Computeremulationen ihn wertlos werden lassen und freute mich.
Heute ist er nicht mehr unter 8000 Euro zu bekommen.
Demnächst wird die deutsche Firma Behringer einen recht genauen Nachbau für schätzungsweise 1500 Euro anbieten, aber ich vermute, dass das Original nicht mehr billiger werden wird.

Will sagen: Klassiker wachsen eben nicht mehr nach. Mal wird der wertvolle Synthesizer nach dem Tod direkt entsorgt, einige fallen Hausbränden zum Opfer, es werden aber jeden Tag nur noch weniger.

Das gilt ebenso für HiFi. Erst dann wenn niemand mehr lebt, der als Kind von den Geräten träumte, erst dann fallen die Preise. Siehe Vorkriegs-Oldtimer. Oder Grammophone.
Du hast zwar im Prinzip recht, auch am Ende in der conlusio...deine beschriebene Dynamik hingegen ist etwas erinnerungseuphorisch...

Ein JP-8 hat 1980 bei der Einführung 13900DM bei Amptown und Steinway gekostet und 1983, als der DX7 für knapp unter 4000DM rauskam, immer noch 11250DM. Für ein paar Hundert DM oder Euro gab es einen JP-8 niemals, weder beim DX-7-Hype noch später, als allgemein alle Synthesizer im Preis fielen.
Dabei kam dem JP-8 zugute, dass er sich vom ersten Tag an in die Topliga der Analogsaurier einreihte, neben Yamaha CS-80, Polymoog und Sequential Prophet-5/Prophet-10. Deren Preise waren und sind ebenfalls immer hoch.
Nur der CS-80 hat allerdings aufgrund seiner Seltenheit und enormen Komplexität inzwischen auf sechsstellig angezogen. Wenn man den einsetzen will, braucht man eigentlich zwei davon und einen fest angestellten Techniker, damit wenigstens einer immer einigermaßen läuft...Jean-Michel Jarre macht das so. Beim Polymoog verhält es sich ähnlich, allerdings nur technisch, nicht preislich.

Für viele andere Kisten stimmt die Beschreibung, die konnte man zeitweise für Flohmarktpreise finden.

Man darf dabei allerdings nicht vergessen, dass der Preisverfall auch daran lag, dass sie gegen Ende der 90er nach 3-5 Besitzern und einem Dasein in schimmligen Übungskellern fast alle abgerockt waren und teuren Service benötigten. Intakte, gewartete Geräte gab es kaum.

Heute ist es umgekehrt. Leichen sind so gut wie verschwunden und die wenigen erhaltenen Geräte werden liebevoll und teuer instandgehalten.
Die Geschichte mit der nachgefertigten Polysix-Platine hab ich ja mal hier gepostet, genauso wie die Rettung von LinnDrum, Juno-60, Pro-One, Quantec QRS und anderen...
Auch deshalb hat das Niveau natürlich angezogen. Auch ein damals vergleichsweise billiger Roland Juno-6/60, also einer von denen, die man tatsächlich zwischenzeitlich für 200DM finden konnte, erzielt heute problemlos Preise, die wieder dem Neuwert entsprechen.

In der Tat ist es allerdings so, dass die Emulationen alles Klangliche lange erreicht, zT sogar übertroffen haben sowie technische Fehler behoben und Möglichkeiten erweitert wurden.
Nur besteht an ein Instrument eben noch ein weiterer Anspruch: Die Haptik, die den Spieler inspiriert. Und einige dieser Kisten hatten da besondere Merkmale und Bedienelemente, die bestimmte Spielweisen erst möglich macht und die eine Software auf dem Bildschirm natürlich nicht ersetzen kann.
Es sind genau die Instrumente, die heute Höchstpreise erzielen - und JP-8, CS-80 und Polymoog sind und bleiben da die Speerspitze.

Behringer macht das übrigens gut mit den Nachbauten der Originale...das Zeug ist top, es kratzt aber die Preise der Originale dennoch niemals an.
Das macht der TD124DD natürlich auch nicht - nur wird da aufgrund der gemästeten und technisch uninteressierten Zielklientel eine andere Strategie gefahren.
Thorens vervierfacht den üblichen Preis und setzt auf das Prinzip "Wertanlage", während Behringer ihn viertelt und zehntausend Geräte verkauft, die dann auch benutzt werden.