VORSICHT - es folgen längere Ausführungen
Ich war in den letzten Tagen nicht untätig. Hier gibt's mal ein paar Messergebnisse der Magnetfeldstärke. Die sind mit Vorsicht zu genießen, aber es geht nicht um die absoluten Zahlen, sondern letztlich um die Änderungen, die ich mit Abschirmung erzielt habe. Ich denke, dass sollte durchaus eine Bewertung deren Wirksamkeit ermöglichen.
Messungen durchgeführt mit einem iPhone 11 und der Phybox-Software der RWTH. Phybox kann die Magnetische Feldstärke in allen 3 Raumrichtung (X,Y,Z) ausgeben. Das ist ganz interessant, weil man sehr schön nachvollziehen kann, wie sich die Feldstärke alleine durch drehen, schwenken oder kippen des "Messgerätes" ändert. Tatsächlich kann man durch den mit Phybox möglichen Kalibriervorgang Ergebnisse erzielen, die wohl nicht allzuweit von der Realität entfernt sind, wie man an der Messung des immer vorhandenen Erdmagnetfeldes sieht. Diese Kalibrierung sollte man vor jeder Messreihe wiederholen...
Beim ersten Messdurchlauf vor einigen Tagen hatte ich die Magnetsensoren des iPhones wohl völlig gesättigt. Bei 5 cm Abstand zur Polplatte stiegen die Sensoren aus und haben erstmal eine viertel Stunde gebraucht, um wieder zu reagieren
Alle Messungen wurden am Fostec 206EN durchgeführt. Der ist mit einer magnetischen Feldstärke von rund 11 T/m angegeben.
Referenzmessung im Wohnzimmer, fern jedes Magneten = 43 µT, was dem natürlichen Erdmagnetfeld entspricht. Diese 43 µT kann man also von allen weiteren Messungen abziehen.
Messreihe A, ohne Abschirmung:
1. 10 cm senkrecht hinter Polplatte = 2500 µT
2. 10 cm seitlich des LS-Magneten = 1100 µT
Messreihe B, mit Abschirmbecher aus ST12, ferromagnetischem Stahl
1. 10 cm senkrecht hinter Polplatte = 1200 µT
2. 10 cm seitlich des LS-Magneten = 930 µT
Messreihe C, mit Abschirmbecher aus ST12, ferromagnetischem Stahl
1. 20 cm senkrecht hinter Polplatte = 550 µT
2. 20 cm seitlich des LS-Magneten = 570 µT
ausprobiert habe ich noch, ob sich die Messwerte ändern, wenn ich den Abschirmbecher nicht direkt über den Magneten stülpe, sondern 10 mm Abstand einhalte (Zwischenlage aus einem Stück Schaumstoff). Dieser Abstand hat aber keinen signifikanten Effekt.
Für eine weitere Messreihe habe ich dann noch eine 2 mm Stahlronde zusätzlich in den Abschirmbecher gelegt. Diese zusätzliche Stahlplatte hat die Werte aber nur um ca. 10 % weiter reduziert - was, wie ich vermute locker innerhalb der Messunsicherheit liegt und daher nicht sehr aussagekräftig ist.
Was kann man in den Messungen erkennen:
1. der Magnet hat ein echt heftiges Magnetfeld. Es fällt erst in 50 cm Abstand zur Magnetrückseite soweit ab, dass es im "Grundrauschen" des Erdmagnetfeldes untergeht
2. Die Abschirmung durch den Abschirmbecher reduziert des Magnetfeld bei gleichen Messabständen vor allem hinter der Polplatte um etwa 50 %
3. das seitlich austretende Magnetfeld lässt sich mit den von mir verwendeten Kappen nicht gut abschirmen, ist aber zum Glück von vorneherein um ca. 50 % schwächer, als auf der Magnetrückseite.
Jetzt warte ich auf ein richtiges Magnetometer, das irgendwann in den nächsten Tagen mal kommen sollte. Zwischenzeitlich bestelle ich noch Kompensationsmagnete zum Testen. Der von Dude verlinkte Visaton-Beitrag würde erfordern, gleich starke Magnete zu verwenden. Sowas wäre dann eine Sonderanfertigung, denn die fertigen Kompensationsmagnete, die man im Handel findet, sind schwächer. Damit kann ich aber zunächst mal deren Wirksamkeit ausprobieren.
Laut elektronik-kompendium.de sind 1000 µT über max. 6 Stunden nicht schädlich.
Es gibt eine WHO Studie (
https://www.who.int/publications/i/item/9241542691) in der Grenzwerte an Arbeitsplätzen verschiedener internationaler Forschungsorganisationen, die mit hohen magnetischen Feldstärken arbeiten (Beschleunigerlabs etc.) angegeben sind. Als unbedenklich bei ganztägiger Exposition gelten etwa am Lawrence Livermore Lab 60.000 µT (o,o6 T). Das scheint auch nach den Studien der "International Commission On Non-Ionizing Radiation Protection" (
https://www.icnirp.org/en/frequencies/st...index.html) sicher zu sein.
Auf der Website der Fa. Sekels (
https://sekels.de/magnetische-abschirmun...grenzwerte) sind die Ergebnisse der Studie im Hinblick auf Implantatträger kurz zusammengefasst:
"Für implantierte medizinische Geräte gilt eine Empfehlung von 0,5 mT (also dem ca. 10-fachen des Erdmagnetfeldes). Der gleiche Grenzwert wird in den ICNIRP Guidelines zum Schutz vor „fliegenden“ metallischen Gegenständen empfohlen. Ansonsten geht die ICNIRP davon aus, dass statische Magnetfelder bis zu 400 mT für die Allgemeinbevölkerung unkritisch sind."
Somit sind nur max. 500 µT Magnetfeldstärke für das Herzschrittmacherimplantat tolerabel. Das entspricht nach dem derzeitigen Stand meiner Abschirmungen einem Mindestabstand, den meine Frau zu den LS einhalten müsste von > 20 cm. Bei geschlossenen "Boxen" eher kein Problem, bei den Offenen Schallwänden, kommt man im Vorbeigehen schon mal näher. Also, probiere ich als nächstes die Kompensationsmagnet aus, auch wenn sie nicht die gleiche Stärke wie die Fostex-Magnete haben.
Sorry, für das Traktat. Wem's zu mühsam ist, der muss es ja nicht lesen. Aber nachdem doch einige von Euch durch ihre Beiträge und Hilfen ihr Interesse gezeigt haben, wollte ich die Ergebnisse meiner bisherigen Recherchen und Arbeiten auch zurückgeben. ich ärgere mich nämlcih immer über Threads, die einfach so versickern...
Grüße
Ben