Old Fidelity - HiFi Klassiker Forum

Normale Version: PIONEER SX-626 in champagner (!) LED-Umbau
Du siehst gerade eine vereinfachte Darstellung unserer Inhalte. Normale Ansicht mit richtiger Formatierung.
Hallo alle,

dieser Tage erreichte mich ein kleiner Pioneer Receiver von 1973, der mit seinen 2 mal 30 Watt an 4 Ohm eher zu den kleinen - aber durchaus feinen - zählt. Das seltene daran ist die Frontplatte in champagner, die ich zuerst für eine wirklich derbe Nikotinschicht gehalten hatte - das champagner ist aber durch und durch vorhanden!

Der Kunde bat um Ersatz für den verloren gegangenen Tuningknopf, den ich von einem Opfergerät entnehmen konnte, ebenso kam von dort ein neues Feldstärkeinstrument, welches bei einem früheren Reparaturversuch sein Leben verwirkt hatte. Am Ende tauschten beide Gerät noch das Holzhäuschen, weil das vom Opfergerät in deutlich besserm Zustand war.

Zudem wollte der Kunde die Skalenbeleuchtung gerne auf LED (Leuchtdioden) umgebaut haben, was einerseits das ewige Lampenwechseln überflüssig macht, zum Anderen aber meist recht unnatürlich aussieht. LED's schalten sich ruckartig ein und aus, Lampen nicht - das hat jeder schon an modernen Autos mit LED-Blinkern beobachtet - es sieht etwas fremdartig aus, nicht wahr? Dieses Problem habe ich mit einem eigens hierfür aufgebauten stabilisierten Netzteil, welches von der Lampenwicklung des Trafos angetrieben wird, durch Verwendung eines relativ großen Elkos gelöst. Beim Einschalten lädt sich der Elko auf und die LED's gehen "langsam" an, beim Ausschalten ebenso, der Elko entlädt sich, die LED's gehen "langsam" aus - wobei ich hier mit langsam etwa eine Drittel Sekunde meine! Dafür hat sich Elko von 470µF als ganz gut heraus gestellt.

[Bild: sx-626aus44388dortmundd63l.jpg]

Das zweite Problem bei der Skalenbeleuchtung mit LED's ist das punktförmige Abstrahlen der LED's, welches zu sehr ungleichmäßign Ausleuchtungen der Skala führen - auch das sieht nicht wirklich gut aus. An einem SX-727, den ich vor einiger Zeit schon auf LED-Beleuchtung umrüstete, konnte ich üben, indem ich die LED's indirekt auf die Skala strahlen liess. Bei dem SX-626 hier verfeinerte ich die Technik nun, indem ich mehr LED's verwendet habe und die Ausrichtung zur Hälfte nach oben, zur Hälfte nach unten ausrichtete.

[Bild: sx-626aus44388dortmund56t9.jpg]

Hier kann man das ganz gut sehen, immer abwechselnd eine nach oben und eine nach unten. Das Licht trifft auf die helle Wand des Lampenkastens und wird von dieser diffus reflektiert. Die Skala sieht dadurch ganz gleichmäßig ausgeleuchtet.

[Bild: sx-626aus44388dortmundn6g9.jpg]

Auch die Anzeigen für die Quellenwahl wurden mit Leuchtdioden ausgestattet. Für das lange Wort Stereo musste ich allerdings eine andere LED verwenden, weil sonst nur die Mitte der Schrift (...ere...) beleuchtet worden wäre. Sie stammt aus Japan von der Firma Oshino und hat einen Streuwinkel von 60°, leuchtet dafür aber lang nicht so hell - ist also ungeeignet für die Flächenbeleuchtung. Zudem wäre das Unterfangen zu teuer, denn diese LED kosten ein mehrfaches der anderen.

[Bild: sx-626aus44388dortmundt6lt.jpg]

Der nächste Schritt war noch der Skalenzeiger, der in einem winzig kleinen Lampenkasten eine querliegende Lampe beherbergt. Im Inneren des Lampenkastens befindet sich eine schwarze Gummihülle, die einen kleinen Ausschnitt für den Lichtaustritt an der richtigen Stelle hat, damit das Licht den Zeiger entlang kann, um unten dann das abgeschrägte Ende auszuleuchten. Baute man eine kleine (3mm) LED dort ein, bleibt der Zeiger nahezu dunkel, weil LED's das Licht an ihrer Spitze geradeaus abstrahlen und nicht in alle Richtungen wie Glühlampen. Also nahm ich die Gummihülle heraus und ersetzte sie durch zwei zurecht geschnittene Gummiquadrate als Abstandshalter.
Dann bohrte ich ein 3mm Loch von oben in den Lampenkasten, genau über der Zeigerachse und klebte dort eine 3mm weisse LED ein, die nun gerade nach unten, direkt in den Zeiger leuchtet. Man musss dabei darauf achten, dass oben am Lampenkasten genügend Platz bleibt, denn der Zeiger wird ja mittels Tuningrad hin- und herbewegt.
Daher habe ich die LED-Anschlüsse ganz flach umgebogen und erst dann gekürzt und verlötet.

[Bild: sx-626aus44388dortmund86v5.jpg]

Nach allen diesen Maßnahmen kann sich der Kleine wirklich blicken lassen.

[Bild: sx-626aus44388dortmund8693.jpg]

[Bild: sx-626aus44388dortmundn6yx.jpg]

Natürlich hat er das gesamt Restaurationsprogramm hinter sich, also alle Schalter und Potis gereinigt und versiegelt, der Drehko wurde gereinigt und das ganze Tunerteil neu abgeglichen, der Ruhestrom der Endstufen eingestellt, der Netzanschluss auf 240 Volt umgestellt und das Holzgehäuse bekam (obwohl es foliert ist!) eine Behandlung mit Antikwachs in Nussbaum mit anschließender Politur - wirkt Wunder!

[Bild: sx-626aus44388dortmund36ny.jpg]

Meinen Glückwunsch zu diesem kleinen, aber durchaus repektablen Receiver!

Drinks
Zitat: "aufgebauten stabilisierten Netzteil, welches von der Lampenwicklung des Trafos angetrieben wird, durch Verwendung eines relativ großen Elkos gelöst. Beim Einschalten lädt sich der Elko auf und die LED's gehen "langsam" an, beim Ausschalten ebenso, der Elko entlädt sich, die LED's gehen "langsam" aus"


Auf Ideen kommst Du, unglaublich! PrayPrayPray Von wegen Klassiker restaurieren - i call it pimp my Receiver! LOL Und (wie immer) toller Bericht! Drinks
Hallo Armin,
eine wirklich erstklassige Arbeit.
Respekt! Respekt
(15.10.2009, 12:11)armin777 schrieb: [ -> ]Hallo alle,

dieser Tage erreichte mich ein kleiner Pioneer Receiver von 1973, der mit seinen 2 mal 30 Watt an 4 Ohm eher zu den kleinen - aber durchaus feinen - zählt. Das seltene daran ist die Frontplatte in champagner, die ich zuerst für eine wirklich derbe Nikotinschicht gehalten hatte - das champagner ist aber durch und durch vorhanden!...

war wohl bei einigen geräten so, auch bei dem rest der serie TX/SA/SD...