Old Fidelity - HiFi Klassiker Forum

Hallo zusammen,

wie bereits hier vorgestellt, bin ich an ein Paar Bang & Olufsen Beovox 4802 Lautsprecher gekommen.
Ich möchte diese gerne ein wenig überholen, sodass sie technisch fit für die nächsten 50 Jahre sind und optisch im Wohnzimmer zugelassen werden.
Daran lass ich euch natürlich mit entsprechenden Fotos teilhaben.

Das Restaurierungs-Programm soll folgende Punkte enthalten:
- Prüfen/Neubestückung der Frequenzweiche
- Austausch der LS-Kabel
- Installation eines Anschlussterminal auf der Rückseite
- Neue Sicke für den einen Tieftöner
- Holzgehäuse ganz leicht schleifen und Renuwell-Behandlung oder nur Renuwell-Behandlung (muss mir das Furnier nochmal ganz genau angucken).

Erstmal hier ein paar Eindrücke der Demontage:




Alle Chassis raus, Wolle raus (ordentlich viel, da hat B&O nicht gespart).







Bei der Demontage der Chassis habe ich festgestellt, dass da an den Lautsprechern schonmal jemand dran war und etwas dilletantisch mit weißem, selbstklebenden Dichtband aus Schaumstoff die Chassis "abgedichtet" hat. Ging zum Glück relativ leicht ab, die Auflageflächen werde ich mit Aceton noch reinigen.



Der Mitteltöner hat mich überrascht, der sieht gut aus


Die Freuqenzweiche sieht leider etwas grob aus, erfüllt aber ihren Zweck.
Leider nur freie Verkabelung auf Presspappe, also keine Platine







Hm, und dann habe ich mir den defekten Tieftöner nochmal angeschaut und bin nun wirklich unsicher, ob er wirklich original ist
Hier mal der direkte Vergleich von oben/unten.





Die einzige Angabe auf den originalen Tieftönern sind die hier aufgedruckten 8 Ohm (auch auf den Chassis im anderen Lautsprecher so zu finden).



Auf dem Chassis mit der Schaumstoffsicke sieht das so aus:






Passform des "fremden" Tieftöners ist perfekt, auch der Korb sieht genauso aus wie der des anderen. Die Magneten sind jedoch sichtlich unterschiedlich. Aber die 8Ohm passen. Hm, was meint ihr? Sollte ich mich auf die eher aussichtslose Suche nach einem originalen Chassis machen (ich habe schonmal geguckt, da findet man nix...) oder die Sicke tauschen und dieses Chassis drinlassen?

Dann habe ich auch noch eine Frage zur Frequenzweiche.
Da ich kein Kapazitäten-Messgerät habe und das ja nur Pfennig-Artikel sind, möchte ich die Elkos der FW gerne austauschen (die Bipolaren und die Entstörkondis).
Dort sind folgende Eingebaut:
- 50µF/35V
- 8µF/35V glatt (2x)
- 4,7µF/50V

Bipolare 50µf-Kondensatoren finde ich nirgends, ich danke da sollte auch 47µF hinhauen, oder?
8µF finde ich auch nicht, es gibt aber 8,2µF. Auch OK?

Dann sind da noch zwei so längliche Widerständer verbaut (ich glaube es sind welche ). Darauf stehen folgende Angaben: R2R 204-9. 10% 35293). Das sagt mir nix, was soll ich denn hierfür verbauen?

Zitat:Bipolare 50µf-Kondensatoren finde ich nirgends, ich danke da sollte auch 47µF hinhauen, oder?
8µF finde ich auch nicht, es gibt aber 8,2µF. Auch OK?

ok, 50 und 8 waren ganz früher und die heutigen Werte bringen keine akustische Änderung

Zitat:Dann sind da noch zwei so längliche Widerständer verbaut (ich glaube es sind welche :denkerSmile. Darauf stehen folgende Angaben: R2R 204-9. 10% 35293). Das sagt mir nix, was soll ich denn hierfür verbauen?

Sind Hochlastwiderstände. Warum tauschen? Würde die höchstens nachmessen, sollten 2Ohm haben +-10%

Also ich habe mal eine Frequenzweiche gesehen, da waren parallel 0,22µF zu einem 10µF geschaltet und das "ab Werk".
Entweder hat man mit der Parallelschaltung den Wert optimiert, oder dieser Kondensator hatte eine "zusätzliche" andere Funktion, die ich auch schon mal eindeutig gelesen habe, aber hier heute nicht benennen kann - ohne Mist zu erzählen. Das war ein anderer Typ von Kondensator und hatte eine bestimmte (zusätzliche) Funktion!?
Daher würde ich lieber zu dem 47µF, noch einen 3,7µF parallel einlöten, dann ist zumindest der Wert etwas mehr angenähert.

Nachtrag: Fakt ist - bei den guten Ostboxen, wurde der Wert annähernd, durch Parallelschaltung von Kondensatoren gleichen Typs optimiert. Um aber sicherlich auch, die Kondensatortoleranzen auszugleichen.

Wo du Recht hast hast du Recht, nur schau mal auf die Toleranzen der heute zu bekommenden Elkos ...
Und ob die damals wie im Osten ausgemessen und sortiert haben, wer weiß es?
Die Elkos hatten damals schon solche großen Toleranzen und bis jetzt hatte keiner, den ich gemessen hab, den aufgedruckten Wert.
Wenn die Trennfrequenzen bekannt sind, kann man ja den Frequenzgang der Weiche nachmessen.

Ja genau, darum ja - wurden sie eben nachgemessen und durch Parallelschaltung, dem vorgegebenen Wert angepasst. Solch Beispiele lagen mir vor und ist in der informierten Szene bekannt. Erst dann kamen sie den Vorgaben des Entwicklers näher und den noch heute ledendären Ruf und Qualität.
Es wurde nicht alles, nur "schnellschnell" rausgehauen. Und das selektieren von Bauteilen, war bei guten Herstellern weltweit, damals zumindest nicht unüblich. Heute würde das schon "HighEnd" heißen und wäre entsprechendn teuer.
Nachtrag: Übrigens, das bei jahrzehntealten Bauelementen, sich Werte verändern können und demzufolge nicht mehr den aufgedruckten Wert enthalten, ist demzufolge auch nachvollziehbar.

Besten Dank für die Infos, ich werde zum 47µF noch einen weiteren in Reihe setzen.
Die Hochlastwiderstände prüfe ich, sollten sie stimmen, bleiben sie drin.

Mir geht es übrigens nicht umd irgendeine klangliche Verbesserung durch ominöse Elkos oder Voodoo-Kabel.
Aber ich möchte mich auf die verbauten Teile verlassen können.

Die gemessenen Kapazitätswerte weichen nicht nur bei älteren Elkos ab. Ältere haben oft höhere Kapazitätswerte.
Neue bipolare Elkos haben oft mehr wie 5% Toleranz. Das möglichst genaue Ersetzen der aufgedruckten Werte ohne Nachmessen mit möglichst genauem Meßgerät ist nicht unbedingt zielführend.
Ist aber alles nichts neues. Hier ein Link zum Thema Weichenbauteile in einem anderen Forum.

(23.03.2014, 08:48)beetle-fan schrieb: [ -> ]Besten Dank für die Infos, ich werde zum 47µF noch einen weiteren in Reihe setzen.

Hi,
nicht in Reihe, sondern parallel!

So, nach ein paar Monaten, bin ich nun am WE endlich dazu gekommen, die Beo's "fertig" zu stellen (fast).

Als erstes habe ich die FQW neu bestückt. Leider finde ich das Foto gerade nicht. zuendi: natürlich habe ich den 47µF und den 3,3µF Elko parallel eingelötet.
Außerdem habe ich in der Krims-Krams-Schublade noch zwei Anschlussterminals gefunden, z.B. für Bananas. Also Loch gebohrt und rein damit.







Dann habe ich mich mal dem Gehäuse gewidmet. Das Furnier sah eigentlich ganz gut aus, ohne Risse oder größere Beschädigungen, es hatte halt nur die üblichen Gebrauchsspuren nach 30 Jahren.
Die Arbeitsschritte sind überschaubar und einfach:
- 3x Schleifen mit feiner werdendem Schleifpapier und Schleifklotz, natürlich per Hand , zwischendurch habe ich immer das gesamte Gehäuse schön feucht abgewischt. Am Anfang hatte ich ein bisschen Angst, ob ich nicht durch mein Hand-Schleifen die Kanten rund mache, ist aber nicht der Fall. Man kann sich daran immer noch schön den Kopf einschlagen





- anschließend 5 ausgiebige Renuwell-Behandlungen. Bei dem offenen Holz sieht das sehr schnell ein. Es ist immer wieder erstaunlich zu sehen, was Renuwell mit dem Holz macht Von Mal zu Mal wird es besser, das Holz lebt wieder richtig auf, die Maserungen werden schöner, die Farbe des Holzes kehr wieder - ohne dabei künstlich auszusehen!!!

So sieht es aus nach 1x Renuwell:


Und hier nach 5x Renuwell (sieht in Natura noch besser aus):






- zum Schluss habe ich die Gehäuse mit Clou Antikwachs eingerieben und etwas poliert.







Mir gefällt es so sehr gut!!! Die Gehäuse sehen nun wieder sehr ansehnlich aus und fühlen sich toll an, glatt wie ein Oarscherl
Das Furnier wie oben schon geschrieben sieht nicht so aus, als wäre es vor 30 Jahren verarbeitet worden, sondern vielleicht vor 30 Monaten.

Joa, am Ende immer das Beste: Zusammenbauen
Die Abdeckungen und der Stoff sind noch in einem sehr guten Zustand, die habe ich nur ein wenig abgebürstet. Leider sind die Abdeckungen etwas gebogen, sieht man aber nur, wenn man von der Seite guckt.
Das ist so Press-Spanholz, bekommt man so etwas wieder gerade (evtl. nässen und pressen?)





Etwas überbelichtet, bin nicht so der Foto-Crack...


Ich bin mit dem Resultat zufrieden. Ein wenig arbeit und so alte Boxen sehen wieder wohnzimmertauglich aus. Die Gehäuse sind sehr solide verarbeitet, ich hoffe man erkennt oben auf den Fotos ein wenig, wie stabil sie sind.
Die verwendeten HT und MT Chassis sind von Peerless. Der Mitteltöner ist der gleiche/ein ähnlicher, wie in der von Kimi vorgestellten Kücke Linea.
Da werde ich auf jeden Fall noch die Sicken tauschen, das was da im Moment noch dran klebt, darf man nur angucken - nicht anfassen.
Der HT-Tweeter macht auch einen super Eindruck. Lediglich die unbekannten TT-Chassis finde ich etwas "billig" - sie sind trotzdem gut verarbeitet.
Wie man übrigens auf den Fotos erkennen kann, sitzen in beiden Boxen jeweils zwei intakte Tieftöner - Nanu, wo kommt denn der vierte her?
Achja - ich habe noch ein Paar 4802 gekauft und habe daraus erstmal ein TT Chassis transplantiert. Fotos vom zweiten Paar folgen noch - es ist mit dunklem Rosenholz furniert, hmm lecker Mal abwarten, was ich damit mache.

Tja, wahrscheinlich wollt ihr jetzt wissen, wie sie klingen?
Im Prinzip wie oben schon beschrieben: Hoch- und Mitteltonbereich sind wirklich top! Da war ich selbst überrascht. Sehr klar, überhaupt nicht "schräpig" - genauso hochwertig wie sie verarbeitet sind, geben die Chassis auch den Ton wieder. Der Bass hinkt etwas hinterher, ich konnte aber bis jetzt auch nur ca. 1 Stunde hören, daher gebe ich denen noch eine Chance. Klanglich gefallen sie mir bislang ebenfalls sehr gut.

Ob sie Bleiberecht erhalten, wird sich noch zeigen müssen...

Eine Sache noch zum Schluss: Ich möchte mich an dieser Stelle mal wieder herzlich für einen netten, umkomplizierten und tollen Forums-Transport bedanken!!!
Dieser wurde ermöglich von Jürgen (JayKuDo) und Jens (acerview)!
Das oben beschriebenen zweite Beo-Pärchen stand nämlich eigentlich in Gütersloh. Jürgen hat sie abgeholt und erstmal zwischengelagert. Jens hat sie dann dort übernommen und an Bekannte von ihm übergeben, wo ich sie dann quasi kurz vor meiner Haustür abholen konnte.
DANKE JUNGS

Das sind richtig schöne B&O ! Sehr schön restauriert

Lecker lecker sehen die aus

Joey, die Beovox sehen richtig klasse aus! Gute Arbeit!

ja sind schön geworden

und wer weiß evtl finde ich ja mal was in Dortmund dann geht die kette rückwärts *fg

Klasse Arbeit, tolle Bilddolumentation!

So, ich hatte hier ja noch ein Paar Beovox rumstehen.
Eigentlich hatte ich die als Ersatzteillager besorgt - aber ich brauchte ja nur einen TT.
Dann habe ich zufälligerweise in Kanada (!!!) zwei originale Tieftöner auftreiben können.
Über die USA sind die dann tatsächlich zu mir gewandert.
Am WE habe ich dann die Gehäuse wieder überarbeitet (3x geschliffen, 5x Renuwell, 1x Wachs). Leider sind sie in nicht so einem guten Zustand, wie die anderen. Insbesondere an den hinteren Kanten haben sie einige Macken, die ich nicht hinbekomme. Die Weiche habe ich erstmal original gelassen.
Aber das Furnier ist ein Traum! Rosewood - seht selbst:

WOW, der Bericht ist mir wohl letztes Jahr entgangen.