Themabewertung:
  • 0 Bewertung(en) - 0 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
Marsh msd-A200s
#1
Diesen Endverstärker brachte mir ein Bekannter vor zwei Tagen zur Reparatur. Wurde für ein paar lausige Euros als Defektgerät eingekauft....Warum finde ich sowas eigentlich so selten im Netz? :Sad Den Hersteller "Marsh Sound Design" kannte ich bisher auch noch garnicht, denn die kleine Firma von Richard Marsh wurde laut Internet Wiki erst 1999 gegründet und ist wohl mittlerweile auch schon wieder out of business.  Bevor die Firma entstand, hat R.M. angeblich für viele namhafte Hersteller gearbeitet, u.A. wohl auch für Mark Levinson.

[Bild: n6Lqy9gh.jpg]

[Bild: KszNlhxh.jpg]

Die Verarbeitung ist m.E. "OK", obwohl ich mir für den Deckel der Endstufe eine andere Oberflächenbeschaffenheit wünschen würde (hauchdünn eloxiert aber ohne Schliff). Alle PLatinen sind aus belastbarem FR4 und die Bauteile sind ebenfalls OK. Etwa 2000 $ (?) soll dieser Verstärker laut Internetinfo gekostet haben.

[Bild: nj0o9Voh.jpg]

Die Lautsprecher werden über ein sehr kurzes Kabelende auf direktem Weg lediglich über eine mechanisch relativ große Ausgangsinduktivität (zur Stabilisierung der Schaltung bei kapazitiver Last) an den Verstärker angebunden.
Da es ohne weiteres keine Schaltpläne im Netz gibt, muss die Reparatur der vergleichsweise komplexen Schaltung "auch so" bewältigt werden. Glücklicherweise kann man zum Vergleich auf einen intakten Kanal zurückgreifen, was die Sache dann wieder relativ einfach macht.
Auch dieses Gerät ist -obwohl es noch nicht "so" alt ist- mit einem 220 V Transfomator ausgerüstet, und auf dem Typenschild auch mit 220V beschriftet worden.

Das Gerät kam ohne Railsicherungen des linken Kanals hier an und eine erste schnelle Prüfung machte klar, dass man da auch erstmal keine Sicherungen einsetzen braucht. Die Endtransistoren hatten einen Schluss. (Durchlegiert). Es waren auch nicht die ersten Transistoren. Zumindest wurden sie aber irgendwann schon einmal ausgelötet, während der rechte Kanal unangetastet ist.

[Bild: zr03CdEh.jpg]

Zwei verkohlte Widerstande fielen ebenfalls sofort auf.  Nachdem die Widerstände ersetzt, und die sonstigen Halbleiter durchgeklingelt waren, wurde der erste Start (ohne Leistungstransistoren) versucht. Oszillation und kein nennenswerter Einfluss des Biasreglers, den man (u.A.) an den Basisanschlüssen der TO3 TRansistoren auch ohne eingebaute TR überprüfen kann.  Ursache war ein defekter Treiber, der mit dem Multimerer so ohne Weiteres nicht in eingebautem Zustand zu erkennen war.  Der Spannungsabfall (mit dem Diodentester) der BE Strecke war in ausgebautem Zustand mit 0,5 V etwas zu klein, aber das hatte ich zuerst übersehen.  Der Transistor  (ein Videotyp)war "angeschlagen" und verhielt sich unter Spannung nicht mehr korrekt.

[Bild: k2IsqMOh.jpg]

Bauteile für gerade mal 10....15  €

[Bild: PlwT7Pgh.jpg]

Wenn man möchte, kann man den Verstärker auf "Bi-Wire" umbauen. Die Buchsen sind schon da....Bloss nicht angeklemmt.....Auch etwas seltsam.

[Bild: 6s8zwOmh.jpg]

Das "Frontend" ist symmetrisch aufgebaut und DC gekoppelt. Vermutlich mit FET, die aber selektiert und "gleichzeitig" unkenntlich gemacht wurden. Hier war aber alles noch OK.

[Bild: ZpywyQAh.jpg]


[Bild: xnSDNdeh.jpg]


Ein paar Messungen......

Das Gerät hat ein Standbynetzteil. Verbrauch etwa 1W.  Im Leerlauf werden -je nach Temperatur- zwischen 55 und 80W fällig.
Die Stromaufnahme bei Vollaussteurung beider Kanäle (8R) liegt bei 650 W.

Klirrspektrum 2,83V in 8R (links blau , rechts rot)


Das sind etwa 0,008% THD&N, wobei K2 deutlich dominiert und K3 kaum eine (keine) Rolle mehr spielt.

[Bild: IB7BHEHh.jpg]

Amplitudenfrequenzgang 2,83V in 8R (L & R) . -3dB werden bei 150 KHz erreicht.... DC gekoppelt, daher auch unter 10 Hz (nicht mehr im Bild) nichts zu messen.

[Bild: qLGNpM6h.jpg]

Nochmal nur L in 8R, 4R und die LS Simulation....

[Bild: 7XbezCah.jpg]

Ausgangsimpedanz und Dämpfungsfaktor....Durch die direkte Anbindung der Last ist eine niedrige Ausgangsimpedanz von gerade mal 20 Milliohm möglich. Die Schaltung kann das direkt "weitergeben".

[Bild: Rc9TaREh.jpg]

CCIF IMD (19/20Khz) bei 50 Watt in 8R, sehr gute Werte. Das sind unter 0,003%

[Bild: NOaXiEmh.jpg]


Leistung vs. THD&N, 8R, beide Kanäle zeitgleich.
 [Bild: PSmdKi4h.jpg]

1% wird bei ca. 160W erreicht, beide Kanäle ordnungsgemäß deckungsgleich....Alles OK.
[-] 23 Mitglieder sagen Danke an scope für diesen Beitrag:
  • nosecrets, hal-9.000, Luminary, nice2hear, proso, Goldmakrele, Kimi, Frunobulax, E-Schrotti, Gerry67, d_e_n_n_i_s, MfG_123, HaiEnd Verweigerer, MacMax, dingle, onkyo, hifiES, lukas, Onkyo-Boy, fmmech_24, Bampa, Jarvis, Jan_K
Zitieren
#2
Interessanter Exot. Was bitte schön hat denn der Trimmkondensator in der Eingangsstufe verloren? Kann der auch Mittelwelle? Wink2 

gruß, audiomatic
Zitieren
#3
Da der Print zweiseitig (nicht besonders übersichtlich) ausgeführt ist, und ich auch kein Manual besitze, kann ich da nur Vermutungen anstellen.

Entweder ein Feintuning für die Gleichtaktunterdrückung höherer Frequenzen der symmetrisch aufgebauten Eingangsstufe, oder eine "Feinkompensation"  in der Gegenkopplung.
Ich habe das nicht näher untersucht und auch den Schaltplan nicht nachgezeichnet.
[-] 3 Mitglieder sagen Danke an scope für diesen Beitrag:
  • audiomatic, MfG_123, timundstruppi
Zitieren
#4
Vielen Dank für die Geräte-Vorstellung!   Thumbsup   Drinks


Das Gerät kannte ich auch noch nicht.
[Bild: 00003793.gif]
Grüße
Thomas
Zitieren
#5
Wieder mal ein guter, interessanter Bericht von dir! Danke!
[Bild: logohev2u4jv7.jpg] [Bild: ls2x8jno.jpg]
Wenn Millionen von Menschen etwas Dummes sagen, bleibt es dennoch eine Dummheit. Floet
Zitieren




Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste