17.10.2014, 19:34
Wie versprochen, kurz mal meine Erfahrungen mit der Philips AH578-Endstufe aus der Laboratories-Series.
Über die Produktionszahlen streitet man sich teilweise in den verschiedensten Foren.
Mal wird von einer Gesamtzahl von 2000 Anlagen weltweit gesprochen, ein anderes Mal dann, dass 2000 aus den USA nach Europa kamen.
Ich hatte bislang nur die Endstufe auf dem Tisch.
Anfänglich -sie gab keinen Ton von sich- ging ich von einer recht einfachen Fehlerbeseitigung aus, aber weit gefehlt.
Beide Endstufen waren defekt und hatten unterschiedliche defekte Bauteile.
Es sah ganz danach aus, als wenn jemand versucht hatte, die Endstufe in BTL (also Mono-Brücke) zu betreiben.
Mechanischer Part:
Als erstes fällt auf, daß alle Schrauben entweder zölliges Gewinde haben oder eben nur Blechtreibschrauben sind.
Die Blechteile sind meiner Meinung nach auch sehr schlampig verarbeitet, so gibt es scharfe Kanten durch nicht sauber entgratete Ausschnitte usw.
Die Fontplatte besteht aus einem recht weichen Strangaluminiumteil, welches sehr schnell vermackt.
Die Bedrückung ist dagegen sehr stabil.
Elektrischer Part:
Auf dem dicken Netztrafo befand sich bei meinem Patienten ein Aufkleber, bei dem ab Werk der Hersteller unkenntlich gemacht war.
Wenn man schräg gegen das Licht geblickt hat, konnte man "Magnavox - Made in USA" lesen.
Ende der 1970er arbeitete Philips sehr eng mit Magnavox (einem Hersteller für Videospiele) sehr eng zusammen und führte in Europa die ersten Spielekonsolen ein. Irgendwo hatte ich gelesen, daß der Trafo die selben Daten haben soll wie der in den Marantz 510-Endstufen.
Links und rechts vom Netztrafo sind die beiden in Modulform ausgeführten Endstufenmodule eingesteckt. Sie beinhalten die gesamte Schaltung. Pro Kanal sind je 6 Leistungstransistoren und 2 Treiber auf dem Kühlkörper montiert. Die Verbindungen von den Leistungstransistoren zur Platine erfolgt über starre Drähte, die wiederum in recht kontaktfreudigen Steckern enden.
Alle Leitungen im Verstärker (Spannungsversorgung und Lautsprecherausgänge) sind mit festen Drähten ausgeführt.
Eine steckbare Platine mit der Schutzschaltung sitzt zwischen Frontplatte und Trafo, hiervon gibt es verschiedene Ausführungen. Ursprünglich gab es drei Relais (2x Lautsprecher, 1x Kurzschlußrelais), da aber die Schaltung sehr anfällig. bzw. nicht ganz durchdacht war, wurde in den Bulletins darauf hingewiesen, zum Schutz der Endstufe das Kurzschlußrelais zu entfernen….
Solange die Spannungen an den Endstufen noch nicht voll anlagen, war das Kurzschlußrelais geschlossen. Im Betrieb ist dieses wohl auch mal ganz unverhofft abgefallen und die Ausgängen dann mal schnell auf Masse gezogen.
Auf der Platine hinter den VU-Metern, befinden sich die Anzeigeverstärker, die Steuerung der Sensortasten (!!!) -welche nach einigen Jahren sehr gammelig aussehen- sowie ein schaltbares Subsonicfilter.
Die VU-Meter sind mit Glühlämpchen beleuchtet, die Kontrolllampen für "Protection" und "HOT", also Sicherheitsabschaltung und Übertemperatur ebenfalls. Im Falle des Ausfalls einer Glühlampe bekommt man erstmal gar nicht mit was los ist. Die Fassungen sind nicht besonders dolle. LED's wären da die bessere Wahl gewesen zumal vier Stück in den Sensortasten verbaut sind.
Größtes Manko an der Endstufe sind die in den Geräten verbauten Halbleiter.
Wenn man die IC-Bezeichnungen noch anhand der Beschaltung herleiten kann, so ist dies bei den übrigen Transistoren und Dioden dann schon schwieriger. Es sind dort keine normal üblichen Bezeichnungen wie 2SC oder BC irgendwas zu finden. Vielmehr finden sich solch kryptische Angaben wie 360P1, da bekommt man noch raus, daß es ein PNP ist aber dann?
Da hilft nur der Blick in andere Foren, bei Audiokarma gibt es da dann weiterführende Infos. Aber leider auch nicht zu allen Teilen.
Ansonsten wäre noch zu sagen, daß es sich bei der Endstufe um eine für ende der 1970er Jahre doch schon veraltete Transistorschaltung handelt, die Endstufe ist nämlich als Quasikomplementärendstufe aufgebaut. D.h. sie hat für die positive und negative Signalverstärkung nur NPN-Transitoren.
Einen guten Reparaturbericht gibt es hier.
Mir hat die Philips nicht gefallen.
Meiner Meinung nach gab es 1979 für weniger Geld besser ausgestattete und verarbeitete Verstärker.
Da da Laboratories dran steht, damit hätte man lieber nicht werben sollen.
Ein Laborgerät ist für mich besser verarbeitet, ansonsten könnte man denken es ist ein noch unausgegorenes Labormuster…
Wäre es meine Endstufe gewesen, ich hätte das Gehäuse ausgeschlachtet und was neues eingebaut.
Grüße
Wernsen
Über die Produktionszahlen streitet man sich teilweise in den verschiedensten Foren.
Mal wird von einer Gesamtzahl von 2000 Anlagen weltweit gesprochen, ein anderes Mal dann, dass 2000 aus den USA nach Europa kamen.
Ich hatte bislang nur die Endstufe auf dem Tisch.
Anfänglich -sie gab keinen Ton von sich- ging ich von einer recht einfachen Fehlerbeseitigung aus, aber weit gefehlt.
Beide Endstufen waren defekt und hatten unterschiedliche defekte Bauteile.
Es sah ganz danach aus, als wenn jemand versucht hatte, die Endstufe in BTL (also Mono-Brücke) zu betreiben.
Mechanischer Part:
Als erstes fällt auf, daß alle Schrauben entweder zölliges Gewinde haben oder eben nur Blechtreibschrauben sind.
Die Blechteile sind meiner Meinung nach auch sehr schlampig verarbeitet, so gibt es scharfe Kanten durch nicht sauber entgratete Ausschnitte usw.
Die Fontplatte besteht aus einem recht weichen Strangaluminiumteil, welches sehr schnell vermackt.
Die Bedrückung ist dagegen sehr stabil.
Elektrischer Part:
Auf dem dicken Netztrafo befand sich bei meinem Patienten ein Aufkleber, bei dem ab Werk der Hersteller unkenntlich gemacht war.
Wenn man schräg gegen das Licht geblickt hat, konnte man "Magnavox - Made in USA" lesen.
Ende der 1970er arbeitete Philips sehr eng mit Magnavox (einem Hersteller für Videospiele) sehr eng zusammen und führte in Europa die ersten Spielekonsolen ein. Irgendwo hatte ich gelesen, daß der Trafo die selben Daten haben soll wie der in den Marantz 510-Endstufen.
Links und rechts vom Netztrafo sind die beiden in Modulform ausgeführten Endstufenmodule eingesteckt. Sie beinhalten die gesamte Schaltung. Pro Kanal sind je 6 Leistungstransistoren und 2 Treiber auf dem Kühlkörper montiert. Die Verbindungen von den Leistungstransistoren zur Platine erfolgt über starre Drähte, die wiederum in recht kontaktfreudigen Steckern enden.
Alle Leitungen im Verstärker (Spannungsversorgung und Lautsprecherausgänge) sind mit festen Drähten ausgeführt.
Eine steckbare Platine mit der Schutzschaltung sitzt zwischen Frontplatte und Trafo, hiervon gibt es verschiedene Ausführungen. Ursprünglich gab es drei Relais (2x Lautsprecher, 1x Kurzschlußrelais), da aber die Schaltung sehr anfällig. bzw. nicht ganz durchdacht war, wurde in den Bulletins darauf hingewiesen, zum Schutz der Endstufe das Kurzschlußrelais zu entfernen….
Solange die Spannungen an den Endstufen noch nicht voll anlagen, war das Kurzschlußrelais geschlossen. Im Betrieb ist dieses wohl auch mal ganz unverhofft abgefallen und die Ausgängen dann mal schnell auf Masse gezogen.
Auf der Platine hinter den VU-Metern, befinden sich die Anzeigeverstärker, die Steuerung der Sensortasten (!!!) -welche nach einigen Jahren sehr gammelig aussehen- sowie ein schaltbares Subsonicfilter.
Die VU-Meter sind mit Glühlämpchen beleuchtet, die Kontrolllampen für "Protection" und "HOT", also Sicherheitsabschaltung und Übertemperatur ebenfalls. Im Falle des Ausfalls einer Glühlampe bekommt man erstmal gar nicht mit was los ist. Die Fassungen sind nicht besonders dolle. LED's wären da die bessere Wahl gewesen zumal vier Stück in den Sensortasten verbaut sind.
Größtes Manko an der Endstufe sind die in den Geräten verbauten Halbleiter.
Wenn man die IC-Bezeichnungen noch anhand der Beschaltung herleiten kann, so ist dies bei den übrigen Transistoren und Dioden dann schon schwieriger. Es sind dort keine normal üblichen Bezeichnungen wie 2SC oder BC irgendwas zu finden. Vielmehr finden sich solch kryptische Angaben wie 360P1, da bekommt man noch raus, daß es ein PNP ist aber dann?
Da hilft nur der Blick in andere Foren, bei Audiokarma gibt es da dann weiterführende Infos. Aber leider auch nicht zu allen Teilen.
Ansonsten wäre noch zu sagen, daß es sich bei der Endstufe um eine für ende der 1970er Jahre doch schon veraltete Transistorschaltung handelt, die Endstufe ist nämlich als Quasikomplementärendstufe aufgebaut. D.h. sie hat für die positive und negative Signalverstärkung nur NPN-Transitoren.
Einen guten Reparaturbericht gibt es hier.
Mir hat die Philips nicht gefallen.
Meiner Meinung nach gab es 1979 für weniger Geld besser ausgestattete und verarbeitete Verstärker.
Da da Laboratories dran steht, damit hätte man lieber nicht werben sollen.
Ein Laborgerät ist für mich besser verarbeitet, ansonsten könnte man denken es ist ein noch unausgegorenes Labormuster…
Wäre es meine Endstufe gewesen, ich hätte das Gehäuse ausgeschlachtet und was neues eingebaut.
Grüße
Wernsen