Toshiba Aurex PC-D10 Mini TapeDeck Gleichlauf-Probleme

[AnalogBob]

Dieses TapeDeck wurde vermutlich ein paar Mal zu heiß gebadet ?  

Toshiba /Aurex PC-D10: 


Das ist ein Direktlader mit Stocktasten aus der Aurex Mini System 10 Anlage.



Stammt aus ca. 1980 und hatte einen damaligen Neupreis von 600 DM.

Ist 25,7 cm breit und wiegt 3 kg.
Bei diesem Gerät wird die Wiedergabe bemängelt - jault deutlich.

In diese ersten Schritt sollte geklärt werden, was hier ursächlich ist und ob es sich in einem vernünftigen Rahmen fixen lässt.

Also erst mal den Deckel runter und einen Blick in das Gerät werfen:




Das Laufwerk hat - wie damals üblich - nur einen Motor, aber dafür Riemen, Rollen, Räder usw. (fast) ohne Ende. 


Hier wurden irgendwann die Riemen ersetzt. Leider sind hier und da noch Reste der Riemenpest vorhanden.

Da das Gerät grundsätzlich funktioniert wurde vorsorglich eine Opfercase durchgespielt:


Vorher wurden Köpfe, Andruckrolle und Capstanwelle gereinigt.

Ok Wiedergabe läuft, wenn auch sehr nervös/zittrig. Außerdem fiel auf, dass die Wiedergabe zu langsam ist.
Auch das Umspulen funktionierte, allerdings recht langsam:

REW dauerte bei der inoffiziellen OFF Testcase Maxell XLII 90 2:54 min.

Nun wurde die 3150Hz Testcase geladen und Gleichlauf und TapeSpeed geessen:

Oha, hier wird der  0,5% Messbereich gesprengt.

Also umgeschaltet auf den 1% Bereich:


Wie zu sehen, ist der Gleichlauf unterirdisch.
RMS um 0,4% und Peaks die auch mal über 1% erreichen, deuten auf massive mechanische Probleme.
Der TapeSpeed ist auch ein gutes Stück zu niedrig.

Nun wurden die beiden Gummi-Idler für Umspulen und Wiedergabe geschliffen/gereinigt:

Nun wurde für REW nur noch 2:03 min benötigt.

Außerdem wurden die Laufräder der Vierkantriemen gereinigt:


Auch die Laufflächen von Motorpulley und Schwungmasse wurden gereinigt:


Auch der TapeSpeed wurde angehoben.
Nun war der Gleichlauf zwar schon besser, aber immer noch schlecht.

Aber so konnte schon wieder erträglich Mucke gehört werden.
Eine Case lief komplett problemlos durch.

Dann wurde dieses alte Problemkind angeboten:

Das ist (m)eine Testcase für den Bandtransport. Dieses fiese Ding provoziert bestmöglich Fehlfunktionen eines Laufwerkes, welches nicht sauber läuft.

Eine Seite lief durch, bei der zweiten Seite plötzlich das:


Plötzlich stppte die Wiedergabe. Autostop griff nicht ein.
Vorher hatte ich das Gefühl, die Wiedergabe würde langsam langsamer werden.
Das Band hatte sich so böse um die Andruckrolle gewickelt, dass es nicht wieder herausgezogen werden konnte.

Bedeutet, hier musste die Andruckrolle ausgebaut werden.


Bei ausgebautem Rollenarm konnte das Band vorsichtig entfernt werden, ohne den Rollenarm zu zerlegen.

Das wurde dann trotzdem gemacht, um bei dieser Gelegenheit die Rolle und Welle ordentlich zu reinigen:


Nachdem der Rollenarm wieder montiert wurde, war hier erst mal Schicht im Schacht - Fortsetzung folgt .... 

Gruß, Bob.

[HifiChiller]

Hi Bob, das Deck habe ich auch im Einsatz. Ich finde es sehr schön und es zaubert aus meinen Kaufkassetten einen tollen Klang heraus.
Auch bei meinem Deck waren die Antriebsteile durch die aufgelösten Riemen arg verschmutzt. 
Meinen kleinen Repaaraturbericht kann man hier H I E R nachlesen.
Da an deinem Deck ja offenbar schon jemand geschraubt hat, könnte es ja sein, das auch hier der Riemensatz verarbeitet wurde, den ich gekauft hatte. Meines Erachtens waren die neuen Riemen für das Zählwerk zu straff und ich habe die alten Riemen abgekocht und wieder eingebaut. Das Deck läuft bei mir nun schon seit Januar sehr zuverlässig.

[AnalogBob]

HiFiChiller:
Es ist leider nicht ungewöhnlich, dass in Riemensets - zumindest Teilweise - eher unpassende Riemen enthalten sind.
Falsche Länge (zu klein oder zu groß) oder Durchmesser (meistens zu dick) sind keine Seltenheit.
Deinen Reparaturbericht hatte ich schon vor ein paar Tagen gelesen.

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Auch hier hatte ich den Verdacht, der Flachriemen für den Capstanantrieb wäre zu klein. Denn es fiel mir auf, dass nach Abschalten des Motors, die Schwungmasse recht schnell stehen blieb. Das soll so aber eigentlich nicht sein. Und natürlich verursacht ein zu straffer Riemen auch einen schlechten Gleichlauf.

Als ich nun an diesem Leierkasten weitermachte, habe ich die Capstanwelle axial bewegt, um das Axialspiel zu prüfen.
Die Welle konnte nicht bewegt werden - null Axialspiel ?!   
Dann die Schwungmasse versucht axial zu bewegen - null Bewegung möglich ?!  
Nun den Flachriemen von der Schwungmasse genommen und die Schwungmasse angedreht - blieb gleich wieder stehen.
Hier war ich mir ziemlich Sicher, den Fehler gefunden zu haben - hoffte ich zumindest.
Außerdem beschlich mich Ratlosigkeit: Bitte warum ist hier kein Axialspiel vorhanden ?
Normalerweise wird das Axialspiel über die Jahre - durch Verschleiß - größer. Aber kleiner bzw. gar kein Spiel ?
An das einstellbare Widerlager der Capstanwelle kommt man schlecht ran. Außerdem ist diese Schraube oftmals schwer zu lösen, da sie mit Lack gesichert ist.

Daher baute ich die Rückwand ab und der Trafo wurde ausgelagert: 


Nun konnte mit dem passenden Kreuzbit und Verlängerungen, die Schraube gelöst werden.
Ich löste sie 90° - immer noch kein Spiel ?
Erst nach dem die Schraube mehr als 180° gedreht wurde, war das - für mich - passende Spiel vorhanden.
Jetzt lief auch Capstanwelle völlig ungebremst und wollte (fast) gar nicht mehr aufhören zu drehen.

Außerde habe ich die Strebe ausgebaut, um mir das Wiederlager anzusehen:


Das Widerlager (Kunststoff-Madenschraube) ist etwas eingelaufen und völlig trocken:


Nun wollte ich die Schwungasse bzw die Capstanwelle so weit wie möglich auf dem Lager ziehen.
Warum ? Mir war auch aufgefallen, dass außen auf der Capstanwelle keine Ölstoppscheibe vorhanden ist.
Daher meine Vermutung: Die Scheibe wurde auf die Capstanwelle gesteckt und dann in das Capstanlager montiert.
Das würde zumindest erklären, warum kein Axialspiel vorhanden ist ?

Leider konnte ich die Welle nicht weit genug herausziehen, da die Platine im Weg ist:

Nun hätte das halbe Gerät weiter zerlegt werden müssen. Ok, ist dann doch nicht so wichtig.

Das Widerlager bekam einen Klecks Fett spendiert:

Und wurde wieder eingebaut.

Das an der Rückwand sitzende Poti (Lautstärke für Line-Out und Kopfhörer) bekam eine Ration KontaktChemie, da es etwas kratzte:  


Gerät wieder testfähig zusammengebaut und Case abgespielt. Läuft nun deutlich zu schnell - aha !

TapeSpeed gemessen, Ergebnis:

Ok, so sieht es also aus, wenn alle ''Bremsen'' gelöst sind.

TapeSpeed eingestellt und Gleichlauf gemessen, Ergebnis:

Ach wie schön !
Ist zwar immer noch kein super Gleichlauf - darf und wird aber so bleiben.

Dann wurden noch ein paar andere Testcasen durchgerudert.

Testcase Azimuth:

Azimuthschraube musste ca 90° verdreht werden.

Testcase Wiedergabepegel: 

Wurde eingestellt.

Testcase Bandpfad:

Sieht gut aus. Band läuft ruhig seine Bahn und krempelt nirgends.

Nachdem alles eingestellt war, wurde wieder probegehört.
Ich war ehrlich gesagt sehr überrascht, was diese kleine Cassettenabspielschachtel klanglich zu bieten hat.
Gerät geht nun erst mal in den aktiven Stapel und darf Zuverlässigkeit zeigen - Fortsetzung folgt ....

Gruß, Bob.

[HifiChiller]

Ja, in dem Deck geht es eng zu und die Platine musste ich auch abbauen. 
Und das mit dem guten Klang kann ich bestätigen.

[X-oveR]

War ja damals eins der ersten Reineisen-
tauglichen.
Mit den guten MA-R war das schon sehr
schön.

Die heutigen Preise dafür sind aber mehr
als grenzwertig.