Der Regen im Dalsland nimmt aber auch kein Ende - ergo:
Die Grundplatte für den PickUp, so stellte sich heraus, ist tatsächlich Butterweich und läßt sich problemlos in die Breite dengeln.
Einfach auf eine ebene eiserne Unterlage - massig genug, als Amboß zu dienen -legen und mit dem kleinen(!) Hämmerchen klopfen. Aber wirklich nur ganz zart.
So ließ sich unter ständigem Meßschiebereinsatz, eine Schrittweise Verbreiterung im Hundertstel Bereich durchführen.
Anschließend einmal (reicht aus) mit den Kanten über eine Plane Unterlage mit 200er Schleifpapier ziehen und schon sitzt die Grundplatte wieder gleichmäßig und stramm in der Headshell.
Ich habe mir dann noch den ungefähren Abstand von 39,5 (Nadel bis Hinterkante Headshell) zunächst auf den Pickup ohne Nadel und dann auf die Grundplatte übertragen und eine Gegenmarke in der Shell angebracht.
So liege ich nachher bei der TA-Montage schön mittig der Langlöcher.
Nur um das Gewissen zu beruhigen; 1/4 Tropfen Sekundenkleber pro Seite auf träufeln ist sicher nicht verkehrt.
Das ging ja einfach.
Für das bequeme und Materialschonende Arbeiten an der inneren Mechanik habe ich mit schnell drei einschraubbare Distanzröhrchen zurecht geschnitten:
Gewindestangen (4mm) in Röhrchen und 4mm Gewindehülsen. Hier bieten sich die mitgelieferten Adapterhülsen von Zündkerzen an, die ja sowieso meist weggeworfen werden.
Montiert man die drei Stangen von unten an die Gehäuseplatte (Vorne Links, Hinten links und Rechts mittig) erhält man ein ausgewogenes Dreibein mit günstiger Gewichtsverteilung. Man kann dann gut an dem Braun mit demontierter Blechzarge arbeiten; in Normallage, auf der Rückseite stehend und auch sehr gut auf der linken Seite hochkant stehend. Guter Zugang zu allem und nix geht kaputt.
Der Antrieb meines Gerätes wurde arg malträtiert.
Ich habe das Teil von einem Freund, weiß also sicher, daß es seit Beginn der 70er-Jahre, als er es in Bielefeld (so es denn existiert) als Neuware erwarb, niemals geöffnet noch repariert wurde.
Dennoch ist es »geflickt« worden; Die Ankopplung der Zugseils (Hauptschalter - Antrieb) an die Sperre im Drehzalwähler fehlt und das Seil selber ist mit Angelschnur an der üblichen Stelle geflickt. Die Angelschnur wurde dabei doppelt genommen und so schlampig eingesetzt, daß der (in den Braun Unterlagen geforderte) Abstand des Reibrades zu Stufenwelle und Antriebswelle, niemals eingehalten wurde.
Es gibt nur eine plausible Erklärung: Der Plattenspieler war ein Vorführgerät und ist dem Käufer als Neuware untergejubelt worden. Schändlich.
Mit anderen Worten: Seit gut Vierzig Jahren drückt das Reibrad ununterbrochen gegen seine umliegenden Gegenstücke und dementsprechend sah das Trümmerfeld, das im Betrieb in etwa so klingt wie eine Hollywoodschaukel die einen Hang herunter rollt, dann auch aus:
Die frohe Kunde; wenn alles demontiert ist, läuft der Motor selber aber sowas von leise... kaum zu glauben.
Allerdings dient hier die obere Gehäuseplatte des PS500 als unwillkommener Resonanzboden. Schade... wenn man das noch irgendwie verbessern (entkoppeln)könnte...?
Nach grober Vorreinigung läßt sich mit dem Glasfaserpinsel die Stufenwelle bei laufendem Motor schön abziehen:
Die kleine Schrägbohrung in der Welle auf dem Bild... wofür ist die gut?
Man sollte meinen, hier könne man die Motorwelle ölen, aber im Schmierplan konnte ich keinen entsprechenden Eintrag finden.
Kann mir hier jemand weiter helfen?
Als nächstes unterzog ich das Reibrad der üblichen Bahandlung. Reinigen, eintfetten, und abziehen an der Drehbank. Die Lauffläche sah richtig schlimm aus, war aber so verhärtet, daß sie sich mit 400er Naßschleifpapier wunderbar einfach behandeln ließ. Ich hab's dann noch ein paar Minuten im Eiertopf köcheln lassen. Das Reibrad war nun sauber und hat auch keinen Höhenschlag:
Aber Ach und Weh!
Ein Seitenschlag war erkennbar.
Das Material ist zu weich und nachgiebig um es mit der Messuhr abzufahren, also benutze ich eine 4mm Getriebewelle, Lineal und Augenmaß:
Etwa 0.4mm Seitenschlag. Nicht schön.
Montiert und unter Anlagedruck, verstärkt sich der Seitenschlag im Betrieb sogar noch, soweit ich das erkennen kann. Auch wenn die zu erwartenden Gleichlaufschwankungen noch innerhalb des Erträglichen(?) sind, so verstärkt es sicher das Rumpeln und den Lagerverschleiß. Nein, nein, das kann nicht gut sein. Da muß ich mal nach Möglichkeiten recherchieren.
Das verhärtete Fett wurde mit Malerbenzin und Pfeifenreinigern aus dem Gleitlager der Antriebsrolle entfernt um sie sodann sorgfältig zwischen einer passgenauen Welle und einem mitlaufenden Zentrierdorn zu spannen:
Mit 800er Naßschleifpapier (öfter nachwässern), moderater Drehzahl und unter billigender Inkaufnahme der Weglassung jeglichen Arbeitsschutzes, wurde die Rolle gesäubert und etwas geglättet, jedoch nicht poliert. Nach Trocknung und Entfettung lassen sich die verbleibenden Schmutzpartikel mit dem Glasfaserpinsel (gegen den Strich rotierend) auch noch entfernen.
Ganz wichtig ist es, den Führungsstift der Platte für die Drehzahlfeineinstellung zu fetten:
Im Serviceheft steht nicht umsonst sinngemäß: »...alles weitere mit Vaseline fetten«.
Liegt der Stift nämlich knochentrocken an den Seiten des Langloches in der Antriebsgrundplatte an, überträgt er Vibrationen der Antriebsrolle (vom Reibrad kommend) auf selbige und damit auch auf das obere Gehäuseblech. Das macht akustisch richtig viel aus; man glaubt es kaum, wenn man es nicht selber gehört hat.
Ich werde diesem Bereich künftig besonders Ohrenmerk zukommen lassen, denn ich weiß nicht wie lange die Schmierung wirkt. Es mag sein, ich bohre den Bereich mal auf und bastle eine Teflonführung für die Welle. Im Augenblick ist das nicht erforderlich, aber eine gewisse Skepsis bleibt
mir.
Nun ist das ganze Antriebgeraffel schön und leise, die Hollywoodschaukel ist im Tal aufgeschlagen und Stille herrscht:
Aber das Ohr gewöhnt sich an die Stille und nach einer Weile hört es dann doch den Seitenschlag vom Reibrad, hört, wie sich der Schlag auf die anderen Komponenten überträgt, wie Gleitlager in dem Rhythmus arbeiten und malen und verschleißen....
Was tun?
Grüße Ralf