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Normale Version: Dreher Braun PS 500 - braucht mehr Zuwendung als erwartet
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Endlich finde ich die Zeit, mir meinen Plattenspieler Braun PS 500 genauer anzuschauen.
Vor ein paar Monaten stolperte ich über einen entsprechenden Hinweis im Thema „geraffel in der amateurbucht“.
Schnell telefoniert, besetzt, ... dann Rückruf! Zusage erhalten. Geld überwiesen. Deal. Thumbsup
Dance3 Puuh, war knapp. Da waren wohl einige hinterher … .
Freunde Ein Freund brachte ihn dann ein paar Wochen später zu mir.

Optischer Zustand ist prima, leider richt das Ding, und laut Verkäufer läuft der Dreher auf Position „Aus“ an - und auf Position „Ein“ geht er aus.
Konnte ich damals erstmal nicht testen, weil der „Ein-Aus-Hebel“ lose ist - WTF?
Leicht verärgert hatte ich die Kiste erstmal in die Ecke gestellt … .

... bis vor ein paar Tagen.
Das Puzzle mit den Teilen, die mir entgegengekommen sind, als ich die Bodenplatte abgenommen habe, konnte ich lösen. Der Ein-Aus-Hebel tut es nun.
(Bilder kommen später.)
Nun kann ich den Dreher also einschalten – der Teller dreht sich.
Aber er hält die Geschwindigkeit nicht – das sehe ich an der Stroboskoplampe (oder wie auch immer man sagt).
Er leiert.

Dazu habe ich im Braun-Forum einen Lösungsansatz gefunden.
Der grobe Weg lautet:
  1. Ausbau des Reibrads
  2. Gummirad ca. 30 min. weichkochen
  3. Durchwalken
  4. ggf. „runddrehen“
  5. Einbauen
Nun scheitere ich bereits daran, den 2ten Sicherungsring, wie auf der folgenden Abbildung markiert, zu lösen.
Die Zange rutscht immer wieder ab.
(Durchmesser der Welle: 3mm.)

[Bild: sicherungsringbraunpsi2k8b.jpg]

Taugt die Zange nix? Gibt es da bessere, feinere Zangen?
Oder habt ihr andere Tipps, wie ich den Sicherungsring ordentlich abbekomme?
Versuche es mit nem kleinen Schraubendreher....bitte nicht hochhebeln...sondern an der runden, geschlossenen Seite hinterhebeln.

Bitte drauf achten das er nicht wegspringt

LG

Ingo
In der Regel lassen sich die Dinger mit einem breiten Schraubendreher zur !geschlossenen! Seite wegschieben...wie der Verschluss von nem Fahradkettenschloss.
Hallo Marc,

die abgebildete Seegerringzange A2 ist für diesen Sicherungsring ein paar Nummern zu gross. Passend wäre eine Seegerringzange A0; damit lässt der kleine Sicherungsring (es gibt nur EINEN Sicherungsring für das Treibrad!) völlig problemlos abnehmen... gerade eben noch ausprobiert. Bitte nicht mit einem Schraubendreher herumwerkeln: die Blechkonsole, die das Treibrad trägt, würde sich dadurch garantiert verbiegen... und ein schief stehendes Treibrad verursacht später nur weitere Probleme. Es ist übrigens durchaus normal, dass die Drehzahl am Stroboskop immer mal wieder "wegläuft", es dauert nach dem Starten eine Weile (2-3 min.), bis sich alles eingependelt hat. Der PS 500 darf aber niemals hörbar jaulen. Überzeuge dich bitte, dass das Treibrad beim Starten mit einer spürbaren Federkraft einrückt, (hierzu muss der äussere Plattenteller abgenommen werden); oft ist das zuständige Seil gelängt oder gerissen.

[Bild: PS_500_01.jpg]


[Bild: PS_500_02.jpg]


Grüße,

maurice
(01.07.2015, 11:06)hörtnix schrieb: [ -> ]In der Regel lassen sich die Dinger mit einem breiten Schraubendreher zur !geschlossenen! Seite wegschieben...wie der Verschluss von nem Fahradkettenschloss.

Moin,
nein diese Ringe lassen sich nicht herunterschieben, das geht nur mit denen (Greifringe? wie heissen die eigentlich?), die in eingestochene Nuten eingesetzt werden.
_Diese_ Ringe werden auf die Welle geklemmt, zum Herunterschieben muessten die so stark geweitet werden, dass man sie dabei ruiniert. Wenn das ueberhaupt moeglich ist (das Herunterschieben ;-)

73
Peter
Hallo Peter,

Zitat:das geht nur mit denen (Greifringe? wie heissen die eigentlich?), die in eingestochene Nuten eingesetzt werden.

Im Alltag heissen diese Dinger "Benzingringe" (nach dem Hersteller), damit können die Leute am Verkaufstresen beim Eisenwarenhändler oft am meisten anfangen. DIN-Nr. wäre die 6799.

Grüße,

maurice
At Maurice
Danke für Deine begründete und durch Ausprobieren belegte Antwort.
Großartig. Thumbsup
Ich war mir auch sicher, mit dem Schraubendreher hinterhebeln und/oder wegdrücken kommt hier nicht so gut für die Mechanik, welche das Reibrad hält.
Auch der Hinweis zum "Einpendeln" ist aufgenommen worden.
Seil ist nicht gerissen, das Reibrad liegt spürbar an.
Leider läuft irgendetwas nicht rund ... .

Eine Anmerkung: bei meinem PS 500 waren 2 Sicherungsringe auf der Welle.
Den ersten (ist im Bild von Beitrag #1 rot ausgekreuzt) habe ich ohne Probleme mit der Zange abbekommen.


At Peter
Genau. Runterschieben wäre hier besonders fatal, die drunterliegende Mechanik macht das nicht mit

Laut Knipex "ErklärVideo" auf Youtube benötige ich eine Zange für (Seeger-Orbis) "Greifringe für Wellen ohne Nut". Denker
[Oldie DIN 6799 beschreibt "Sicherungsscheiben für Wellen"; eine DIN für die genannten Seeger-Greifringe habe ich nicht gefunden - das nur der Vollständigkeit halber (hat Google wieder was für die Indexierung dieser Seite)]

Zwischenfazit: Ich habe mir jetzt eine Zange von Knipex (46 11 G0 Sicherungsringzange für Greifringe auf Wellen) bestellt.
Wenn die da ist, der Greifring runter ist, das Reibrad gewalkt und eingebaut; ja, dann gibt es neue Infos hier.

Danke fürs Lesen bis hierher. Auf bald!
(01.07.2015, 21:23)airmax78 schrieb: [ -> ]Im Alltag heissen diese Dinger "Benzingringe" (nach dem Hersteller),

Moin,
und "klingeling", da war der Begriff wieder ;-)
In Reparaturanleitungen bekommen sie nur alle moeglichen mehr oder weniger sinnvollen Bezeichnungen, da geht dann sowas schon mal unter.

73Peter
Zange ist da, Reibrad ist ab.
Machte auf mich einen ganz guten Eindruck, ich fand nicht, das Gummi sei hart geworden.
Also, warum dann noch kochen?

Und Maurice erwähnte ja, es "dauert nach dem Starten eine Weile (2-3 min.), bis sich alles eingependelt hat.".
Also dachte ich mir, ich setzte mal eben wieder alles zusammen, und lasse das Ding eine Weile laufen.

Und siehe da: es hat keine 2 Min. gedauert, das Stroboskop zeigt an das die Drehzahl stimmt: die Striche stehen still.
[Also fast zumindest. Sie laufen gaaaanz wenig vor. Dann zurück. Stillstand. Hörtest steht noch aus.]

Nächste Baustelle am Gerät: die Absenkeinrichtung
Wenn ich über den Schalter den Tonarm absenken will, geht der Stift, auf dem der Rastbogen aufliegen soll, zwar runter.
Sad2 Aber er ist erst gar nicht weit genug oben.
D.h. sobald ich den Tonarm von der Auflage nehme, und ihn mit dem Rastbogen auf den Stift der Absenkeinrichtung lege,
geht der Tonarmkopf soweit runter, das die Nadel sofort auf der Platte aufliegt, bzw. sogar tiefer (wenn ich ihn neben dem Teller absenke).

Was ist zu tun? Dieser Stift (oder sagt man "Dämpfungskolben"?) der Absenkeinrichtung läßt sich bewegen, auch hochziehen, aber irgendwie "fällt er wieder runter".

Ich hoffe, jemand von Euch kann mir weiterhelfen.

Besten Dank fürs Lesen bis hierhin.

Marc
(20.07.2015, 20:43)Tigre schrieb: [ -> ]Was ist zu tun? Dieser Stift (oder sagt man "Dämpfungskolben"?) der Absenkeinrichtung läßt sich bewegen, auch hochziehen, aber irgendwie "fällt er wieder runter".

Hat der Liftbolzen nicht eine Rändelschraube, mit der man die Lifthöhe justieren kann?
Jürgen, ja, eine Rändelmutter ist da.
Wenn man die hochdreht, dann verhindert man, das die Spitze des Dämpfungskolbens/des Liftbolzens in die Rasten des Rastbogens einrastet.
So habe ich zumindest die BDA verstanden.
Stimmt, ich erinnere mich wieder.

Ich glaube, man muss dann die Tonarmhöhe selbst am vertikalen Tonarmlager so einstellen, dass die Nadel bei angehobenem Lift ca. 4 mm über der Platte schwebt. Wahrscheinlich ist dein Tonarm zu hoch eingestellt...
Hallo Marc,

Ferndiagnosen sind hier etwas heikel... grundsätzlich ist der PS500 aber leicht zu durchschauen, sofern die Geduld dazu reicht... Damit man einigermassen vernünftig dran arbeiten kann empfehle ich zunächst die losen Teile abzunehmen (Abdeckhaube, äusserer und innerer Plattenteller, Konuswelle...) und anschliessend den PS500 behutsam kopfüber "aufbocken"... Bodenplatte abnehmen, anschliessend den umlaufenden grauen "Blechpanzer" losschrauben... erst jetzt ist alles halbwegs gut zugänglich. Bei meinem eigenen PS500 hatte sich das Dämpfungselement für den Tonarmlift aus dem Grundrahmen gelöst: normalerweise ist es fest eingepresst und darf sich weder verdrehen noch bewegen. Das Dämpfungelement besteht aus einer kleinen Rampe für den Hub des Lifts, einem Bolzen und einer Rutschkupplung, die eine definierte Reibung aufweisen muss, damit der Tonarm sich angessen geschmeidig absenkt... aus dem Gedächtnis heraus etwas schwer zu beschreiben (hatte meinen PS500 vor fast 10 Jahren auseinander... seitdem tut er einfach nur das, was er soll...) Ich hoffe, bei dir ist die Mimik für die Endabschaltung intakt...? Bei mir lag hier alles in Trümmern... leider eine typische Krankheit dei diesem Gerät...

Grüße,

maurice
Hallo Maurice,

Geduld habe ich, keine Frage! Ich werde morgen einmal den Dreher weiter entkleiden.
Soweit ich bereits jetzt erkennen kann sitzt das Dämpfungselement fest. Sieht wie eingepresst aus.

[Die Endabschaltung funktioniert in sofern, als das sich das Gerät ausschaltet. Der Tonarm bleibt dann aber liegen, er hebt sich nicht von der Platte.]

Nachtrag
Hast Du oder jemand anderes die Serviceunterlagen für den PS 500?
Ich meine nicht die "Technische Information Elektroakustik" oder die "Hinweise zum Gebrauch"!


Gruß
Marc
Hallo Marc,

...leider habe ich keinerlei Literatur über den PS 500... und ehrlich gesagt, ich habe sie bislang auch nicht wirklich vermisst... Dieses Gerät ist kein Hexenwerk... mit etwas Geduld lernt man jedes noch so winzige Teil und dessen Funktion kennen... learning by doing! Thumbsup Zur Feier des Tages habe ich gerade eben mal den eigenen angeworfen... Music2

[Bild: PS_500_03.jpg]


Grüße,

maurice
Guten Morgen!

Ich möchte bitte den Thread hier kapern; die Überschrift passt einfach zu gut
und an meinem, am gestrigen Tage geöffneten, PS500 ist so viel zu tun...
»Braun PS 500 - braucht deutlich mehr Zuwendung als erwartet« träfe es noch
trefflicher.

Seit kurzem erst hier am Brennpunkt geballter Kompetenz angemeldet und
vorgestellt sei noch gesagt: Der Skantic/Luxor läuft und läuft. Er soll dann
später die Monowiedergabe erledigen. Zwischenzeitlich habe ich auch eine LP-
Waschmaschine (Ultraschall und Microfaser-Pads) gebaut, die schon einige
hundert Stunden gelaufen ist und sich liebevoll um die Neuzugänge aus den
sommerlichen Flohmärkten kümmert - unverzichtbar.

Nun zum kürzlich übernommenen Augenstern, dem PS500(I).
- der Motor läuft - mechanisch abgekoppelt - scheinbar ruhig.
- Die Drehscheibe (Thema Endabschaltung) ist noch nicht ganz kaputt.

Alles andere aber....
Egal, das machen wir schon.

Ein ganz einfaches Thema zu Beginn; die gelockerte Headshellverbindung zum
Flansch. Da das Problem hier gelöst werden wird, anbei ein erklärendes Bild,
damit auch in Zukunft Jeder gleich Bescheid weiß:

[Bild: Headshell_flansch.jpg]

Der Tonarm des PS500 ist ja an der Aufnahme für den Flansch der Headshell mit
einer »einstellbaren Übersprechsymmetrie« von +/- 2° versehen. Lt. Handbuch
kann und soll also die radiale Ausrichtung der Headshell zum Tonarm nach Lösen
der (von unten angebrachten) Zylinderschraube feinjustiert, und in dieser
Position wieder gesichert werden.

Nun stellen sich mir zwei Fragen:
a.) wie sichere ich die lose Verbindung?
b.) wie ermittle ich die richtige radiale Position?

Zu b.) kommt einem in den Sinn, den ganzen Kladderadätsch zu montieren, die
axiale Verstellmöglichkeit auf »Mitte« zu plazieren und die fest montierte
Headshell (in ihrer losen Verbindung) 90° zum Plattenteller auszurichten,
wobei die rote Lotrechte auf deren Stirnseite als Anhaltspunkt sicher
ausreichend genau ist, und nun eine feine Markierung auf Headshell und Flansch
(der in der Serviceanleitung als »Kupplungsstück« bezeichnet wird, sehe ich
gerade) anzubringen.
Hat jemand einen besseren Vorschlag für mich?

Zu a.), dem Sichern der Verbindung; ich würde gerne die Verpressung erneuern.
Frage: Ist es möglich (z.B. durch gewaltsames Entfernen des
Verriegelungsstiftes) die Innereien des Flansches (die Kabeldurchführung & umgebende Isolierung) zu entfernen?
Dann könnte ich nämlich den Flansch in die Drehbank setzen und mir eine Art »Pressdorn« improvisieren, der - vom Inneren der Headshell gegen die Umbördelung gedrückt - wohl ausreichend, vor allem aber gezielt, Druck auf die Verpressung bringen würde, diese zu erneuern.


- Eine simple Verklebung, sei gleich gesagt, möchte ich nicht durchführen.
- Vage in Erinnerung ist mir auch, diesem Thema im Internet schon einmal begegnet zu sein, finde es jedoch nicht wieder.
- Falls jemand eine olle Headshell, gleich welcher Verfassung, übrig hat; ich bin interessiert und würde gerne mehrere besitzen.

Vielen Dank,
Ralf
Hallo!

Nachdem so viele Besucher meinen Beitrag widerspruchsfrei gelesen haben,
schritt ich in die Tat.

Ich überlegte kurz, ob es Sinn machen würde ein hohlgebohrtes (wegen der
Kontaktstifte), konisches Presswerkzeug zu basteln. Die Befürchtung, dabei die
innere Isolation zu beschädigen oder auch auf der kleinen Drehbank gar nicht
genügend Kraft für eine Erweiterung des vorhandenen Konus aufzubringen, ließen
mich auf die folgende, wenig elegante, aber schnell zu improvisierende Lösung
zurück greifen:

[Bild: Spezwerkz_1.jpg]

Nichts weiter, als ein Blech und eine Schraube, miteinander verschweißt und
vorne, in etwa passend zu den vorhandenen Press-Laschen, angepaßt:

[Bild: Wkz_Spitze_1.jpg]

Nun ging es an das Ausrichten des Befestigungsflansches zur Shell. Das ist ein
wenig kniffelig und erfordert sowohl gescheites Messwerkzeug als auch Geduld.
Ich ermittelte an mehreren Stellen die Mitte, interpolierte Messfehler und
erhielt so eine erste Bezugslinie. Diese wurde mit selbstklebendem Metallfilm
(der sich bei Zugbelastung nicht verformt) seitlich abgesteckt.
Wer genau hinschaut, erkennt zum Flansch hin auf der roten Markierung einen
kleinen grünen Punkt. Das ist meine genaue Mitte, die ich an der Blechkante
sicherheitshalber etwas anriss:
[Bild: Anriss_1_1.jpg]

Nun habe ich eine feine Peillinie, nach der sich der Befestigungsflansch
wieder auf seine Posion drehen läßt:
[Bild: Anriss_2_1.jpg]

Die Befestigung war in der Tat so locker, daß der Flansch schon durch sein
Eigengewicht nach unten ab kippte und ein Spalt zum Blech erkennbar war:

[Bild: Spalt_1.jpg]

Ich machte mir diesen Spalt zu Nutze und träufelte eine Ahnung Sekundenkleber
hinein um anschlissend mit dem Daumen den Flansch feste gegen das Blech zu
drücken. Dabei darf sich natürlich nichts verstellen und zitternde Hände gehen
gar nicht. Nur Mut.
Das hat geklappt und so, mit dem Sekundenkleber gesichert, läßt sich das
Bauteil leicht in die Drehbank spannen. Die Blaufärbung am Pressdorn brachte
ich an, um ihn besser erkennen zu können, denn die jeweilige Positionierung
(schön brav über Kreuz) erfordert ebenfalls Ruhe und gutes Licht:
[Bild: Dr_cken_1.jpg]

Aber das hat dann auch prima funktioniert und nach der Reinigung der
Kontaktstifte mit dem Glasfaserpinsel, schaut's wieder zufriedenstellend aus:

[Bild: Gedr_ckt_1.jpg]

Mir sind im Web bisweilen Fragen zur Befestigung der Grundplatte (hier für den
Bügel bei Shure-Systemen) untergekommen.
Die Schiene in der Headshell ist läuft leicht konisch zu und die Grundplatte
ist sehr exact mit parallelen Aussenkanten gefertigt:
[Bild: Kon_Klemmung_1.jpg]

Ich verstehe nicht wirklich warum das so ist; man kann fühlen, daß die
Grundplatte vorne herum loser geklemmt ist als hinten. Da es sich nur um
wenige Hundertstel handelt, kann man die platte vielleicht etwas in die Breite
treiben und dann - leicht konisch - abziehen?

Liebe Grüße und danke für's Lesen, auf zum nächsten Problem,
Ralf
Der Regen im Dalsland nimmt aber auch kein Ende - ergo:

Die Grundplatte für den PickUp, so stellte sich heraus, ist tatsächlich Butterweich und läßt sich problemlos in die Breite dengeln.
Einfach auf eine ebene eiserne Unterlage - massig genug, als Amboß zu dienen -legen und mit dem kleinen(!) Hämmerchen klopfen. Aber wirklich nur ganz zart.
So ließ sich unter ständigem Meßschiebereinsatz, eine Schrittweise Verbreiterung im Hundertstel Bereich durchführen.
Anschließend einmal (reicht aus) mit den Kanten über eine Plane Unterlage mit 200er Schleifpapier ziehen und schon sitzt die Grundplatte wieder gleichmäßig und stramm in der Headshell.
Ich habe mir dann noch den ungefähren Abstand von 39,5 (Nadel bis Hinterkante Headshell) zunächst auf den Pickup ohne Nadel und dann auf die Grundplatte übertragen und eine Gegenmarke in der Shell angebracht.
So liege ich nachher bei der TA-Montage schön mittig der Langlöcher.
Nur um das Gewissen zu beruhigen; 1/4 Tropfen Sekundenkleber pro Seite auf träufeln ist sicher nicht verkehrt.
Das ging ja einfach.

Für das bequeme und Materialschonende Arbeiten an der inneren Mechanik habe ich mit schnell drei einschraubbare Distanzröhrchen zurecht geschnitten:
[Bild: IMGP9812_1_1.jpg]

Gewindestangen (4mm) in Röhrchen und 4mm Gewindehülsen. Hier bieten sich die mitgelieferten Adapterhülsen von Zündkerzen an, die ja sowieso meist weggeworfen werden.
Montiert man die drei Stangen von unten an die Gehäuseplatte (Vorne Links, Hinten links und Rechts mittig) erhält man ein ausgewogenes Dreibein mit günstiger Gewichtsverteilung. Man kann dann gut an dem Braun mit demontierter Blechzarge arbeiten; in Normallage, auf der Rückseite stehend und auch sehr gut auf der linken Seite hochkant stehend. Guter Zugang zu allem und nix geht kaputt.

Der Antrieb meines Gerätes wurde arg malträtiert.
Ich habe das Teil von einem Freund, weiß also sicher, daß es seit Beginn der 70er-Jahre, als er es in Bielefeld (so es denn existiert) als Neuware erwarb, niemals geöffnet noch repariert wurde.
Dennoch ist es »geflickt« worden; Die Ankopplung der Zugseils (Hauptschalter - Antrieb) an die Sperre im Drehzalwähler fehlt und das Seil selber ist mit Angelschnur an der üblichen Stelle geflickt. Die Angelschnur wurde dabei doppelt genommen und so schlampig eingesetzt, daß der (in den Braun Unterlagen geforderte) Abstand des Reibrades zu Stufenwelle und Antriebswelle, niemals eingehalten wurde.
Es gibt nur eine plausible Erklärung: Der Plattenspieler war ein Vorführgerät und ist dem Käufer als Neuware untergejubelt worden. Schändlich.

Mit anderen Worten: Seit gut Vierzig Jahren drückt das Reibrad ununterbrochen gegen seine umliegenden Gegenstücke und dementsprechend sah das Trümmerfeld, das im Betrieb in etwa so klingt wie eine Hollywoodschaukel die einen Hang herunter rollt, dann auch aus:
[Bild: IMGP9820_v1_1.jpg]

Die frohe Kunde; wenn alles demontiert ist, läuft der Motor selber aber sowas von leise... kaum zu glauben.
Allerdings dient hier die obere Gehäuseplatte des PS500 als unwillkommener Resonanzboden. Schade... wenn man das noch irgendwie verbessern (entkoppeln)könnte...?

Nach grober Vorreinigung läßt sich mit dem Glasfaserpinsel die Stufenwelle bei laufendem Motor schön abziehen:
[Bild: IMGP9846_1_1.jpg]

Die kleine Schrägbohrung in der Welle auf dem Bild... wofür ist die gut?
Man sollte meinen, hier könne man die Motorwelle ölen, aber im Schmierplan konnte ich keinen entsprechenden Eintrag finden.
Kann mir hier jemand weiter helfen?

Als nächstes unterzog ich das Reibrad der üblichen Bahandlung. Reinigen, eintfetten, und abziehen an der Drehbank. Die Lauffläche sah richtig schlimm aus, war aber so verhärtet, daß sie sich mit 400er Naßschleifpapier wunderbar einfach behandeln ließ. Ich hab's dann noch ein paar Minuten im Eiertopf köcheln lassen. Das Reibrad war nun sauber und hat auch keinen Höhenschlag:
[Bild: IMGP9848_v1_1_1.jpg]


Aber Ach und Weh!
Ein Seitenschlag war erkennbar.
Das Material ist zu weich und nachgiebig um es mit der Messuhr abzufahren, also benutze ich eine 4mm Getriebewelle, Lineal und Augenmaß:
Etwa 0.4mm Seitenschlag. Nicht schön.
Montiert und unter Anlagedruck, verstärkt sich der Seitenschlag im Betrieb sogar noch, soweit ich das erkennen kann. Auch wenn die zu erwartenden Gleichlaufschwankungen noch innerhalb des Erträglichen(?) sind, so verstärkt es sicher das Rumpeln und den Lagerverschleiß. Nein, nein, das kann nicht gut sein. Da muß ich mal nach Möglichkeiten recherchieren.

Das verhärtete Fett wurde mit Malerbenzin und Pfeifenreinigern aus dem Gleitlager der Antriebsrolle entfernt um sie sodann sorgfältig zwischen einer passgenauen Welle und einem mitlaufenden Zentrierdorn zu spannen:
[Bild: IMGP9849_v1_1.jpg]

Mit 800er Naßschleifpapier (öfter nachwässern), moderater Drehzahl und unter billigender Inkaufnahme der Weglassung jeglichen Arbeitsschutzes, wurde die Rolle gesäubert und etwas geglättet, jedoch nicht poliert. Nach Trocknung und Entfettung lassen sich die verbleibenden Schmutzpartikel mit dem Glasfaserpinsel (gegen den Strich rotierend) auch noch entfernen.

Ganz wichtig ist es, den Führungsstift der Platte für die Drehzahlfeineinstellung zu fetten:
[Bild: IMGP9854_v1_1_1.jpg]

Im Serviceheft steht nicht umsonst sinngemäß: »...alles weitere mit Vaseline fetten«.
Liegt der Stift nämlich knochentrocken an den Seiten des Langloches in der Antriebsgrundplatte an, überträgt er Vibrationen der Antriebsrolle (vom Reibrad kommend) auf selbige und damit auch auf das obere Gehäuseblech. Das macht akustisch richtig viel aus; man glaubt es kaum, wenn man es nicht selber gehört hat.
Ich werde diesem Bereich künftig besonders Ohrenmerk zukommen lassen, denn ich weiß nicht wie lange die Schmierung wirkt. Es mag sein, ich bohre den Bereich mal auf und bastle eine Teflonführung für die Welle. Im Augenblick ist das nicht erforderlich, aber eine gewisse Skepsis bleibt
mir.

Nun ist das ganze Antriebgeraffel schön und leise, die Hollywoodschaukel ist im Tal aufgeschlagen und Stille herrscht:
[Bild: IMGP9853_v1_1.jpg]



Aber das Ohr gewöhnt sich an die Stille und nach einer Weile hört es dann doch den Seitenschlag vom Reibrad, hört, wie sich der Schlag auf die anderen Komponenten überträgt, wie Gleitlager in dem Rhythmus arbeiten und malen und verschleißen....
Was tun?

Grüße Ralf
Hallo,

sehr spannender und detaillierter Bericht.

Ich halte ja den PS-500 (und den kaum noch zu bezahlenden PS-1000) in Sachen Fertigung für das Aufwendigste, was der Plattenspielerbau zu bieten hatte, inklusive TD-124. Alleine das Dämpfungssystem - wunderbar, wenn in Ordnung, ein Alptraum, wenn die Balgen gerissen sind.

Warst Du auch schon mal am Tellerlager bezüglich Reinigung und Schmierung? Meiner hat da ein Problem.

Gruß

Thomas
Danke Thomas.

> ein Alptraum, wenn die Balgen gerissen sind

Zwei haben leichten Ölnebel. Darum kümmere ich mich später.

>  (...)schon mal am Tellerlager (...) Meiner hat da ein Problem.

Ich habe bisher nur einen groben Blick darauf geworfen, es läuft ruhig und lange aus. Von daher erwarte ich hier keine Probleme. Welches Problem hast du denn? Gibt's einen Link dazu?

Ich habe mir eben die Feineinstell-Technik genauestens angehört und anschließend zerlegt; das gefällt mir nicht. Es scheint in den Blechen überall etwas schwabbelig und die Gleitlagerung der Hauptachse ist auch nicht sensationell.

Grüße, Ralf




Thomas
AtRalf : Supergeile Doku und endlich mal wieder jemand der ne Drehbank zu nutzen weiss. Bitte bitte weitermachen !
Danke Marcus.

»Weitermachen... jawoll, sofort, ich eile« Wink3

Die ganze Feineinstellungs Mechanik ist irgendwie labberig, ohne daß ich jetzt, nach dem Zerlegen irgendwelchen Verschleiß feststellen konnte.
- Die Aufnahme (das U-förmige Blech mit den Bohrungen für die Führungsachse in den 2 Laschen) ist nur über zwei Schweißpunkte mit der Antriebsgrundplatte verbunden und in sich etwas weich.
- Die Grundplatte der Feineinstellung ist nur ein einseitig gelagertes Blech (die andere Seite ist ja keine Lagerung sondern nur eine Führung) das in sich verdreht werden kann.
- Die Passungen der Gleitlager der Führungsachse ist recht großzügig gewählt.

Braun war sich dessen bewußt und hat deswegen die Bohrung in der Antriebsgrundplatte auch als Langloch ausgeführt. Wäre hier eine paßgenaue Bohrung oder gar ein kleines Gleitlager, würde die Platte erbarmungslos verkanten.

Ich habe dann mal folgendes ausprobiert.
Aus gutem Gummi (gutes Gummi findet man z.B. in alten... recht alten Fahrradschläuchen) habe ich mir einen passenden Flicken geschnitten und diesen, nach gründlicher Entfettung, von oben auf die Antriebs-Grundplatte, über das 3mm Langloch, geklebt. Hier mit einem Gewicht während der Austrocknung beschwert:
[Bild: IMGP9862_v1_1.jpg]

Mit einem guten Messer wurde der Überstand des Gummis, längs der Metallkante entfernt.
Von unten (das geht ohne Demontage nur mit sehr schlankem Bohrgerät oder händisch) bohrte ich das Gummi auf 2mm auf. Dabei habe ich versucht, tendenziell Richtung Reibrad zu bohren, so daß auf der gegenüberliegenden Seite (Richtung Teller) mehr Gummimaterial stehen bleibt:
[Bild: IMGP9864_v1_1.jpg]


Die Befestigungsschraube der Treibriemenführung, die nun über eine Mutter gesichert wird, ersetzte ich durch eine längere, von oben eingeschraubte. Darunter ein höhenverstellbares, mit Muttern gesichertes Messingröhrchen, zu Aufnahme eines Federbelasteten Zugseils:
[Bild: IMGP9866_v1_1.jpg]

Ein Tip zum fetten der Gleitlagerung.
- Etwas Fett, bzw. Vaseline auf die Achse geben und einige Male durch das Gleitlager ziehen, bis sie »saugend« durchzieht.
- Dann die Achse bündig mit dem freien Ende des Gleitlagers positionieren und beides in den Fettbehälter drücken.
- Durch langsames Ziehen an der Achse, wird das Fett nun durch Unterdruck gleichmäßig und großzügig in das Gleitlager eingesaugt.

Frisch gefettet und montiert, fügt sich die Mechanik fühlbar »satter« in ihre Aufnahmen. Man muß nur mal mit den Fingerspitzen an der Achse der Antriebsrolle wackeln - ein Unterschied wie Tag und Nacht - haptisch wie akustisch:
[Bild: IMGP9870_v1_1.jpg]


Nun gebe ich über ein Federbelastetes Skalenseil einseitigen Zug auf die Konstruktion um alle eventuellen Lagertoleranzen auszugleichen und die kleine Führungsstange gegen das Gummi zu ziehen. Im Grunde unterstütze ich damit das Reibrad, das ja durch seine Federn in genau die gleiche Richtung zeigt - ich nehme im quasi »Arbeit« ab:
[Bild: IMGP9868_v1_1_1.jpg]

Für erste Tests wurde das Seil profisorisch befestigt, aber Länge und Winkel sind schon OK so. Es ist gut, wenn das Seil recht lang ist und so immer gleichmäßig wirkt, wenn die Drehzahlfeinjustierung auch in unterschiedlichen Höhen steht.

Mit dieser einfachen Bastelei wird der Antrieb - deutlich hörbar - erheblich ruhiger.
Am besten ist der Unterschied bei den höheren Drehzahlen zu hören.
Ich glaube nicht, daß dieser Gewinn in besonderer Abhängigkeit zum vorherigen Verschleiß steht, sondern generell zu erzielen ist.
Da man ja nicht dauernd an der Feineinstellung herum spielt, erwarte ich auch keinen starken Verschleiß an dem eingeklebten Gummi, zumal hier ja nun auch die Vibrationen kaum mehr ins Gewicht fallen.

Grüße, Ralf
Schöne Nachrichten von der Reibradfront Thumbsup

Wie ich gestern so verträumt dem Antrieb bei seinem stillen Treiben zuschaute, erwuchs mir der Verdacht, das Reibrad wäre garnicht, wie angenommen, im Gummi verzogen, sondern daß möglicherweise das innere Blech selber einen Verzug hätte.
Um mir überhaupt mal ein Bild zu machen, legte ich ganz vorsichtig von oben einen roten Filzstift an die rotierende Scheibe; mit der Stiftseite angepresst an die obere Gehäuseplatte geht das ganz gut:
[Bild: IMGP9872_v1_1.jpg]

Und tatsächlich! Der Seitenschlag ist garkeine Verformung im äußeren Gummirand, sondern geht durch das ganze Rad, vom inneren Lager bis zur Reibfläche. Da roter Stift auf schwarzem Grunde schlecht erkennbar ist, habe ich das mal gefiltert:
[Bild: IMGP9873_v1_1.jpg]

So wie zuvor, spannte ich das Reibrad in der Drehbank auf eine harte Achse und preßte es mit dem mitlaufenden Zentrierdorn fest an die Spannbacken. So auf etwa 3/4 Radius stabilisiert das innere Metall das Gummi ausreichend um es (mit geölter Oberflache) mit der Meßuhr abzufahren: Anderthalb Zehntel Seitenschlag, war abzulesen.
Mit einem großflächigen Hebel aus Blech und abgerundeten Kanten (um das Gummi zu schonen), angesetzt zwischen Spannfutter und Reibrad, kann man den Seitenschlag Stück für Stück zurück biegen. Dabei bleibt die Micrometeruhr in Position und hilft bei der Kontrolle.
Das ging total einfach und letztendlich hatte ich weniger als drei Hundertstel an Seitenschlag - toll!
Dance3 
Wieder eingebaut läuft es nun absolut hinreichend rund und gleichmäßig. Das wichtige: Wenn ich mit dem Ohr an der Gehäuseplatte lausche (dazu muß es im Raum aber auch wirklich totenstill sein), erkenne ich in dem verbleibenden Betriebsgeräusch keinen Rhythmus mehr.

Das war's jetzt erstmal zum Thema Antrieb. Der Wetterdienst prognostisziert schönes Wetter und der Braun wird vorrübergehend abgedeckt.
Nächster Halt: Endabschaltung

Grüße Ralf

café_liégeois

Auch von mir einmal herzlichen Dank für den tollen Bericht. Das gibt mir Mut, bei meinem TD126 nicht aufzugeben, auch wenn es dort, z.B. mit den Tonarmlagern, noch mehr in Richtung Uhrmacherei geht und mir Deine Möglichkeiten bei weitem nicht zur Verfügung stehen.

Danke.

Ralf

bubble_ace

wow, Respekt für diese tolle und gründliche Überarbeitung Thumbsup 
Wenn ich mal Probleme mit meinem 500'er bekommen sollte, weiß ich jetzt an wen ich mich wenden kann. Floet
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