Danke, DD313.
Ich mach' mal weiter... wo war ich?
Richtig: die obere Abdeckplatte ist jetzt meine vielfach überprüfte Referenzebene, nach der ich mich richten kann.
Mein Gedanke nun, diese Ebene auf die Oberseite des Subchassis zu übertragen und anschließend von dort auf die Unterseite, erfordert etwas Werkzeug:
Zum einen ein Plansenker. Ich hab hier einen 15er mit 4mm Aufnahme für einen Zentrierdorn.
Ein Wendeherz macht die Sache einfacher.
Aus einem Stückerl Wasserleitung drehte ich mir eine recht genaue Verlängerung für den Plansenker. Darin ein Schräubchen als Radialsicherung und eine längere, durchgehende um den entstehenden Axialdruck auf zu nehmen.
Eine VA-Gewindestange mit einem federbelasteten Andruck soll mir die Arbeit erleichtern.
Zufällig hatte ich diese passende Bohrschablone mit gehärteten Hülsen. Ein Stück zurecht gesägtes MDF mit einer schlichten Weichmetallhülse würde es aber genauso tun.
Überhaupt - das Folgende bitte ich mehr als Anregung denn als Anleitung zu verstehen. Es ist auch ein wenig Materialgefühl von Nöten, wenn das Resultat zufrieden stellen soll.
Wer ein paar Werkzeuge daheim hat und damit umgehen kann, wird vermutlich seinen eigenen Weg finden, die obere Auflage für die Tonarmlagerung planparallel zum Plattenteller zu bekommen - denn nur darum geht's letztendlich.
Wenn ich hier eine passende Fräse hätte, würde ich das Subchassis vielleicht demontiert, und als Einzelstück auf dem Frästisch ausgerichtet haben.
So aber ging ich so vor, daß ich den Plumpaquatsch handfest montierte:
Die Bohrschablone wird zusammen mit dem Fräser unter das Gehäuseblech geklemmt. Hier kann man zu Anfangs gut mir kleinen Leimklemmen arbeiten, bevor die Schraubzwinge montiert wird.
Die Führungsachse von oben einführen und unten sichern (wegen dem Federzug).
Das modifizierte, genau gedrehte Wasserrohr von oben saugend auf den Fräser schieben und sichern.
Dann die Federbelastung oben drauf auf der Führungsstange.
Jetzt haben wir - handfest montiert - den Drehpunkt der Konstruktion in der Bohrung des Subchassis und können in aller Ruhe die Kupferhülse Lotrecht zur Abdeckplatte ausrichten:
Wenn nun alles gesichert ist (Unterbocken), kann das Wendeherz drauf und endlich, endlich - nach all diesen Vorbereitungen - gehts an die Spanabhebende Wonne:
Span für Span geht es voran. Ich bin so vorgegangen, daß ich bis zum Erreichen von etwa 70% der Planfläche nur von Hand gearbeitet habe:
Danach kann man durchaus die Planfläche mit dem Akkuschrauber weiter vertiefen. Dazu bekommt der Fräser statt der langen Achse einen gewöhnlichen, kurzen Führungsdorn und das Wasserrohr wird als Schaft direkt in das Spannfutter gespannt.
Das setzt aber etwas Erfahrung und Materialgefühl voraus und selbstverständlich muß die Winkelgenauigkeit anschließend wieder überprüft und ggf. händisch nach gearbeitet werden. Insgesamt wurde - nach innen zum Subchassis hin - ein satter Millimeter abgetragen, bis auch die äußere Kante sauber gefräst war.
Ich habe den Bereich noch mit einer schnelllaufenden Bürste Oberflächenverdichtet:
Jetzt muß nur noch flink die Unterseite angepaßt werden. Das ist verhältnismäßig einfach, denn erstens befindet sich hier ein erhabener Ansatz im Guß (man muß also nicht von den Stegen wegnehmen) und zweitens haben wir ja unsere neue Referenzfläche auf der Oberseite, benötigen also nur einen Meßschieber um die Arbeit zu überprüfen und ggf. zu korrigieren. Ich habe hier nur mit dem Akkuschrauber und einem kleinen Führungsdorn gearbeitet. Der lange Hebel (den das Kupferrohr bildet) macht es einfach per Augenmaß an das Ideal zu gelangen:
Tusche wird bei der Arbeit immer wieder mal eingesetzt.
Ein Tip: Man kann die Tonarmwelle (plus der oberen Kontermutter) selber hier als Führungsdorn einsetzen, wenn der Fräser eine 4mm Aufnahme hat... aber Vorsicht, gell?
Ich gehe da mal nicht ins Detail.
In der Grabbelkiste finde ich ein passendes Messingteil, das ich in einer Spannung auf der Drehbank innen auf ein (gutes, sauberes) M4 erweitere und am Flansch plane.
So Dinge wie, Senken, Gewinde nacharbeiten und Grate entfernen sind selbstverständlich.
Nun kann ich die Welle erstmals montieren und - große Freude: Man kann nun richtig sehen, wie sie schlaff und schlapp in dem Lämmerschwanzgewinde hängt und sich mit dem Anziehen der Muttern selber aufrichtet und in Position bringt:
Zwischenzeitlich habe ich auch testhalber den Tonarm montiert. Mit dem Auge sieht man nichts mehr. Wenn ich genau messe, erkenne ich noch eine geringe Neigung zur Front des Laufwerks hin, nicht aber zum Plattenteller.
Gentlemen... so machen wir das.
Zum Schluß noch einige Überlegungen zum Thema, ja'?
Das ist, wie erwähnt, mein erster Plattenspieler um den ich mich in dieser Form kümmern darf und meine Kenntnisse gehen nicht über das hinaus, was ich so in den letzten Monaten gelesen habe. Ganz viele Begriffe und Zusammenhänge sind mir unbekannt.
Ist es nicht so, daß gerade bei einem Plattenspieler wie dem Braun PS500, dessen Nadeldruck ja durch eine Feder, und nicht durch Eigengewicht, erzeugt wird, die Winkelgenaue Ausrichtung der Tonarmwelle zur Plattenebene hin immens wichtig ist?
Wenn im Normalfall schon unbedingte Horizontalität von Nöten ist, wie wichtig muß die Ausrichtung erst dann sein, wenn man eine Feder dafür hat?
Wenn ich alles richtig verstehe, ist es doch so, daß wir es mit einem sehr flachen (Kräfte-)Dreieck zu tun haben, oder?
Die letzte Rille in der Platte(A).
Ein Schnittpunkt, mittig der vertikalen Tonarmachse zur Plattenebene©.
Das Tonarmgelenk(B).
Bilden zusammen dieses Dreieck, das zwischen Hypotenuse und Gegenkathete durch eine Feder vorgespannt ist.
Wenn sich im Betrieb C verändert (und das tut es bei jeder Abweichung vom Ideal), verändert sich auch B und damit die Federspannung und damit der Nadeldruck.
Oder?
Grüße, Ralf