Danke allen bisherigen Usern für ihre Beiträge und den damit verbundenen Einblick. Das ist für mich seit langem einer der besten Threads hier und ich hoffe die Beteiligung reißt hier künftig nicht ab.
Ich muss jedoch gestehen dass ich mich hier nicht zu 100% der Grundidee des TE widmen kann, denn dazu war meine "musikalische Entwicklung" einfach viel zu abwechslungsreich, teilweise sogar mit ziemlich absurden Sinneswechseln
Ich muss jedoch sagen das jede über Zeit favorisierte Stilrichtung heute immer noch bei mir im Sortiment ist und auch regelmäßig gehört wird.
Bewusstes Musikhören begann bei mir, glaube ich, so ab der 9./10. Klasse. Während die meisten Mitschüler mit DiscMan, manche sogar schon mit MP3-Player unterwegs waren hatte ich noch meinen Sony Walkman, der erste und einzige den ich mir je gekauft habe. War irgendwie unzerstörbar das Ding. Nunja, Musik musste als vom Radio oder CD aufs Band, bzw. hatte ich genau einen Kumpel mit portablem MD Player und so standen wir teilweise stundenlang bei Saturn oder MM und haben die neuesten CD´s probegehört (und gleichzeitig auf MD aufgenommen - eine frühe Form der Raubkopie, aber was willste machen als Schüler
). Und was wurde nun gehört. Tja, es ging tatsächlich los mit gutem altmodischen (nicht altem) US Hip Hop. Warum...? Lyrics lyrics lyrics und ja na klar konnte man auch verdammt gut feiern damit. Aber es gab so unendlich viele Künstler die in der Lage waren eine verdammt gute Geschichte auf einen verdammt prägnanten Beat zu erzählen und das in allen Ausprägungen und Themen....battle rap, mind bending fun, every day here and now story´s aber teilweise auch verdammt sozialkritisch oder gar traurig.
Das eine Album:
OutKast - ATLiens (1996)
Die spacige Comic Optik täuscht ein wenig über dieses Meisterwerk hinweg. Die Beats reichen zwar von funky/groovy bis soulig aber die Texte haben eher was von einer verdammt langsamen Autofahrt durch irgendein Vorstadtghetto, während man einfach nur beobachtet. Klar sind da auch deutliche Gangster Rap Passagen dabei, aber mit derart genialem Humor dass man nur schmunzeln kann und wahrscheinlich auch soll "
ain't no one better / And when I'm on the microphone you best to wear your sweater / 'Cause I'm cooler than a polar bear's toenails / Oh hell"
Produziert wurde das Album übrigens neben Outkast selbst, von Organized Noize, die auch für den TLC Erfolg "Waterfalls" verantwortlich war.
Insgesamt ist es in diesem Genre und speziell bei diesem Album einfach die Erzählweise die mich nicht los lässt. Immer und immer wieder. Wie ein modernes Märchen. Und jetzt wird abgefahren: Die einzigen anderen Künstler die das bis heute in der Art geschafft haben sind Reinhard Mey (the obvious one), Herbert Grönemeyer und Peter Gabriel. Was für ein Vergleich.
"The Pope and his folks got us under a scope
But for unknown reasons cause we don't sell dope"
Gegen Ende meiner Schulzeit gab es dann die erste 180 Grad Wende und ich verfiel dem SynthiePop und DarkWave. Scheiße ja, aber bis heute ist das für mich eine der entspanntesten und offensten Musikszenen überhaupt. Musikalisch sicher in den meisten Fällen, zumindest das was ich so gehört habe weniger tiefgängig als die HopHop Phase davor (für alle Ungläubigen, das meine ich absolut ernst) aber doch irgendwie fesselnd. Einfache Melodien, FlächenSynths, Uptempo Beats und Noiz, thematisch viel in Richtung Schmerz, Liebe, Gewalt, Ausgrenzung aber auch Hoffnung. Und ich werde nie vergessen wie ich zum Wave Gothic Treffen 2004 in Leipzig, ohne mich nachm Sport umzuziehen, in kurzer Basketballhose und viel zu großem, knallroten T-Shirt ins Werk II gegangen bin um nichts vom VNV Nation Konzert zu verpassen. Und was war...keine Musik...häh...ach Ronan Harris steht selbst im Bierwagen und verteilt Freibier...na dann, großartig! Ist glaube ich die von mir am häufigsten live gesehene Band, bis heute.
Das eine Album:
VNV Nation - Empires (1999)
Ja, ich weiß....für viele die Sie kennen ist es eher die Mädchen Band des SynthiePop, aber ich verbinde damit einfach so unglaublich viele Erinnerung...Ich bin ne Zeit lang regelmäßig mit dem Zug von Leipzig nach München gependelt und als gerade die PastPerfect DVD der Band raus kam musste ich die rauf und runter hören. Im Zug als Laptop aufn Tisch, Dvd rein, Kopfhörer auf und los. War wohl trotzdem hörbar laut und nach 20 Minuten sprach mich ein völlig fremder Herr, vielleicht Mitte/Ende 40 aus der Reihe vor mir an was das denn ist....Ich antwortete..."Kenn ich nicht" meinte er. 5 Minuten später hatte ich zwei Kopfhörer angeschlossen und wir haben uns die gesamte DvD zusammen angehört. Am Ende stellten wir fest, dass wir beide wöchentlich die selbe Strecke fahren und so ergaben sich noch ein paar andere Hörsessions im Zug.
Ich hab auch ne Zeit lang Textzeilen von denen auf Deutsch für Liebesbriefe benutzt...Unglaublich dämlich, vor allem wenn man so doof ist und zwei Mädels die selbe Passage schreibt.
Was mich hier musikalisch bis heute mitgenommen hat. Das hypnotische, sicher auch in der Art der Musik begründet, aber diese Musik erhält einzig durch Ronans Stimme eine andere Bedeutung. Hier geht es gar nicht nur um den Text und ein besonders "guter Sänger" ist sicherlich auch nicht aber irgendwie wirkt es auf mich auch als seine Stimme wie ein zusätzliches Instrument jedes gesamte Lied trägt. Hier kann ich bis heute nicht behaupten eine ähnliche Erfahrung gemacht zu haben.
"And fighting time so much I ask.
I will this morning last forever.
Though seasons change and things come to pass
remain inside of me."
Weiter im Text und wieder mit deutlichem Sinneswandel. Irgendwie war alles was rockt während meiner Schulzeit an mir vorbei gegangen. Keine Ahnung warum. Jedoch kam ich erst deutlich später, vielleicht so 2009/10 auf den Geschmack. Ich glaube ganz am Anfang ging es mit Pearl Jam los, für mich immer noch eine der emotionalsten Bands überhaupt. Schnell wurde es dann auch etwas rauer, unter anderem mit SoaD und Tool (oh mann, das Video zu Sober ist immer noch verdammt beklemmend) und irgendwann in der Zeit war ich mit meinem Dad auch mal auf nem AC/DC Konzert und kam so auch auf die ganzen alten Sachen. Auch das hält bis heute noch bei mir an, wobei es dann eher in die Progressive Richtung geht. Aus der Zeit hat sich auf jeden Fall ein Album bis heute heraus gestellt. Diesmal nicht auf Grund von Emotionen oder tollen Geschichten, sondern einfach aus der Begeisterung für die Musik an sich.
Das eine Album
Stoned Jesus - Seven Thunders Roar (2012)
Jeder verdammte Track auf diesem Album ist wie ein Tripp. Wie Ivo weiter oben schon erwähnte braucht man für diese Art von Musik keine Aditive oder sonstige Helferlein...Ihor Sydorenko könnte dazu auch seine Mutter auf ukrainisch singen lassen...vollkommen egal. Augen zu und schauen was der 30 Jahre alte Verstärker wirklich leisten kann!!!
Um das ganze noch lesbar zu machen breche ich an der Stelle mal ab. Is ja langsam auch Zeit zum schlafen.
Wie gesagt, geiler Thread.
to be continued...