Old Fidelity - HiFi Klassiker Forum

Normale Version: Wieviel Potential steckt noch in der Platte?
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Wie viel Potential steckt noch in der Schallplatte angesichts steigender Verkaufszahlen, die langsam auch technische Weiterentwicklungen realistischer erscheinen lassen? Ralf hat hier schon auf den "Guardian" aufmerksam gemacht, der inzwischen eine eigene Rubrik zur Schallplatte hat.
http://old-fidelity-forum.de/thread-25062.html
Ich finde, als erstes sollten die Labels endlich durchgehend gute Qualität liefern, wenn sie nochmal eine Chance außerhalb ihrer Marktnische haben wollen - also bitte Platten ohne Knistern infolge Pressfehlern oder Press-Rückständen, ohne jeden Höhenschlag sowie in zufriedenstellender Tontechnik. Als Kunde möchte ich mir auch nicht zu jeder halbwegs gelungenen neuen Pressung auf dem Cover von irgendwelchen Werbefuzzis mit technischem Zwergenverstand erzählen lassen müssen, eine Platte sei "audiophil" und dergleichen mehr, nur weil man etwas mehr Vinyl zum Pressen verbraucht hat, und koste deshalb den Preis eines Abendessens in einem guten Restaurant, selbst wenn die Scheibe von "Speaker's Corner" oder anderen Renommierläden stammt, was mir vollkommen wurscht ist. Umkehrschluss wäre ja, die anderen Platten sind billiger Ramsch, die man besser stehen lässt. Für Klassik-LPs kann ich nur sagen, solange mir nichts besseres geboten wird, und man annimmt, ich sei sowieso nicht ganz so helle, gehe ich lieber in den Plattenladen für Gebrauchtes, wo meine Anwesenheit geschätzt wird und es sogar einen kostenlosen Kaffee zum Probehören gibt.
Qualitativ eine bessere Platte bestünde beispielsweise, noch lange bevor über ausgefeiltere Techniken zu reden wäre, aus richtig staubabweisendem antistatischem und ruhigerem Vinyl, mit dem ja bereits zum Schluss der sog. Vinyl-Ära experimentiert worden ist. Schon zu dieser Zeit waren die besten TAs in der Lage, prinzipiell weit mehr abzutasten als das, was auf die Scheiben gepresst wurde. Aber schon damals, also noch deutlich vor dem Start der CD, hatten sich etwa die Klassik-Labels praktisch alle ruiniert, weil sie seit Jahren zielsicher an den Interessen ihrer Kunden - das sind u.a. qualitativ hochwertige Schallplatten - vorbei produzierten. Man findet im Gegensatz zu den Pressungen der 60er Jahre kaum eine Platte aus der Zeit, die auch in "mint" nicht irgendwo knistert, knallt, eine Delle, Höhenschlag, Einschluss eines Fremdkörpers im Vinyl oder sonst eine Macke hat. Dafür stapelweise minderwertige Massenware mit Titeln wie "Beethoven - Greatest Hits" (kein Witz) - welcher Punk auf der einen oder Klassik-Opa auf der anderen Seite sollte das so um 1980 rum kaufen? Nur die CD rette den Klassik-Konservenhandel und alle anderen wie ein großer runder Blankoscheck vom lieben Gott persönlich, deshalb erzählten die Labelbosse auch umgehend, es sei die größte technische Leistung seit der Mondlandung. "Wenn zu diesem Zeitpunkt nicht die CD auf dem Markt erschienen wäre, wären wir alle verloren gewesen", zitiert Norman Lebrecht in seinem Buch "Ausgespielt" den einflussreichen Klassik-Produzenten Andreas Holzschneider vom DGG-Unterlabel "Archiv". Mal sehen, wie es heute weitergeht. 

Viele Grüße - Frank
Das zitierte Buch "Ausgespielt" von Norman Lebrecht habe ich hier überzählig herumliegen. Mag es einer haben für einen Zehner inklusive Versand?

Beste Grüße,
Ralph
Um aufs Thema zu kommen…ich hatte das zweifelhafte Vergnügen, meine "The Endless River" erst einmal entgraten zu müssen, bevor die auf dem 704 Platz nehmen konnte. Schätze, das motiviert die Zielgruppe nicht wirklich. Die denken, pah, wasn scheinsngederecktn. Da doziert der Alte was von Schallplatten und Kult und sowas und eh viel besser. Die olles Scheiben sind zwar nicht allererste Sahne, aber sowas wär mir und vermutlich allen, die das noch live kennen, in den 70ern und 80ern nicht vorgekommen.
(06.07.2017, 18:18)hörtnix schrieb: [ -> ]Da doziert der Alte was von Schallplatten und Kult

Na ja, die Musikindustrie hätte jetzt die Chance, beim Vinyl einiges besser zu machen als damals. Ob sie aus ihren Fehlern der Vergangenheit (zuletzt miese Qualität) gelernt haben, wird sich noch zeigen. Zur Zeit sieht es so aus, dass sie erst einmal nur Kasse machen wollen. Interessant wird es, wenn die Verkaufszahlen die Schwelle erreichen, an der in neue Presswerke investiert werden muss. Wenn ich es im Guardian richtig gelesen habe, fängt Sony zunächst auf alten Pressanlagen an. Den musikverrückten und innovativen Japanern traue ich es aber zu, dass sie demnächst auch mit einem "Neubau" rüberkommen.
So ums Jahr 2000 und zuvor war ich richtig neidisch auf die Plattenläden aus der Club-Szene, zu der ich schon vom Alter her nicht zählte. Trotzdem ging ich immer wieder zumindest in einen Laden. Drum 'n Bass war damals angesagt. Da saßen die Leute stets rum und hörten sich die neuesten Sachen an, war nicht ganz mein Geschmack, obwohl ich einige jazzige Titel mochte - aber man konnte in den Kisten stöbern und sich auch was anderes anhören, sofern man was fand. Jedenfalls, die Pressqualität der Platten der kleinen Independent-Labels war stellenweise phänomenal, bedingt schon durch die kleinen Auflagen.

[Bild: Metallheadz_web.jpg]

Viele Grüße - Frank
Mit der heutigen Mikroelektronik wären dolle Sachen möglich. Ich sach ma, auf die Spitze getrieben, ein System, welches eine stillstehende Platte optisch scannt….sicher der Traum in früheren Zeiten. Schlechterdings waren ab Mitte der 70er die gute Plattenspieler bereits in der Lage, qualitativ mehr zu können, als die Massenproduktion der Schallplatte herzugeben vermag. Das an und für sich ist sinnvoll und nötig.
Aber lassen wir die Kirche im Dorf. Platten hören ist und bleibt nicht mehr aus ein kompromissbehafteter Luxus. Geil, unvernünftig und sonderbar. Wir sollten in Anbetracht der drohenden UKW-Abschaltung froh sein, dass wenigstens hier, wie auch in der R2R-Szene, der Spleen zum Business wird.
Es gibt auch kleinere Dinge. "Scope" hat in einem anderen Beitrag vor kurzem völlig zurecht auf die Verzerrungen hingewiesen, die ausnahmslos jede Schallplatte bei der Wiedergabe nun mal hat. Diese Verzerrungen ließen sich mit prinzipiell bekannten Verfahren zumindest ordentlich reduzieren, soweit sie von der Abtastgeometrie kommen - also am stärksten auf den inneren Rillen. Die deutsche Decca und auch RCA hatten mit "Royal Sound" und "Dynagroove" bereits in den 60er/70er Jahren Verfahren, bei denen (neben einigem Blödsinn) beim Mastering die angenommenen Verzerrungen infolge Kreis-Geometrie und Abtastdiamant negativ in die Vorverzerrung eingearbeitet wurden. Doof war nur, dass sich diese Technik am sphärischen Schliff (Rundnadel) des Abtastdiamanten orientierte - und der war kurz darauf für die Masse aller Plattenspieler Geschichte. Folge: Die Technik wurde noch in den Kinderschuhen beerdigt, anstatt sie den neuen Erfordernissen anzupassen und weiter zu entwickeln. Man kann froh sein, wenn sich mit einem zeitgemäßen TA solche Platten überhaupt noch zufriedenstellend abspielen lassen, sofern man nicht zu den ganz Schlauen zählt und ein Ortofon OM 5 mal schnell draufstecken kann, bzw. einen DUAL-Nagel in Reserve hat.
Was ganz anderes wäre es aber, wenn die Labels, die wieder Platten produzieren, nach dem kleinsten gemeinsamen Nenner der Verzerrung zeitgemäßer Abtaststeine inklusive des teuersten Lyra suchen würden und diese dann negativ ins Mastering einspeisten. Schließlich verzerrt ausnahmslos jeder TA, wenn auch unterschiedlich stark, sofern er nach den bekannten physikalischen Gesetzen funktioniert.

[Bild: Dynagroove_mail.jpg]

Viele Grüße - Frank

Neper

(06.07.2017, 19:37)hörtnix schrieb: [ -> ]Wir sollten in Anbetracht der drohenden UKW-Abschaltung froh sein, dass wenigstens hier, wie auch in der R2R-Szene, der Spleen zum Business wird.

Die UKW-Abschaltung ist bis auf weiteres der Ehe für Alle zum Opfer gefallen. Bedank Dich bei Volker Beck.

Ralf
Lasst die Platte doch einfach wie sie ist.
Sauberes Vinyl ok, wäre wünschenswert.
Aber der Aufwand der nötig wäre die Qualität signifikant zu steigern steht doch in keinem Verhältnis zum zu erwartenden Ergebnis.
Wer es perfekt will kann ja digital hören  Floet
High Tech Vinyl auf Schwabbel Dreher macht nun aber auch keinen gesteigerten Sinn.
(06.07.2017, 20:44)MacMax schrieb: [ -> ]High Tech Vinyl auf Schwabbel Dreher macht nun aber auch keinen gesteigerten Sinn.

Welches Hobby ( Fliegenfischen und Pilze sammeln mal ausgenommen) macht irgendeinen gesteigerten Sinn? Denker
Fahrrad fahren...da nehm ich ab.
Vielleicht hat aber mit Dynagroove damals die Datenreduktion und der Loudness-War angefangen.

Das Verfahren als Verbesserung der Qualität zu interpretieren ist nicht korrekt.

Eine optimal geschnittene und gepresste Platte kann einen dynamischen Spielraum von 70dB haben, zur Innenrille hin wird es kritisch.

Optimierung ist hier ein Tangentialtonarm und, unabhängig vom verwendeten Material, penible Justage und Sauberkeit des Materials.

Ausgerechnet Speakers Corner für Polemik herauszupicken ist problematisch: die machen nämlich einen durchgehend guten Job.

Gruß

The
(06.07.2017, 20:49)Bastelwut schrieb: [ -> ]Fahrrad fahren...da nehm ich ab.

Stimmt. Da nehme ich auch ab......................und zu mal einen kleinen Umweg. Floet
(06.07.2017, 20:51)tiarez schrieb: [ -> ].....Optimierung ist hier ein Tangentialtonarm.....

Och nööööö.....dann lieber suboptimal  Oldie
(06.07.2017, 20:51)tiarez schrieb: [ -> ]Vielleicht hat aber mit Dynagroove damals die Datenreduktion und der Loudness-War angefangen. Das Verfahren als Verbesserung der Qualität zu interpretieren ist nicht korrekt.

Hab' ja geschrieben, dass bei diesen Verfahren neben der negativen Verzerrung eine Menge Blödsinn gemacht wurde, u.a. Kompression - ich habe hier eine absolut schreckliche RCA-Dynagroove, die ich nur als Kuriosum behalte. Das disqualifiziert doch aber nicht die Idee, eine zu erwartende Verzerrung negativ mit einzumastern, um sie auszugleichen. Nur, weil die Technik einmal vermurkst wurde.
"Speakers Corner" - ja ok, war der erste, der aktuellen Edel-Produzenten, der mir einfiel.

Viele Grüße - Frank

Tobifix

An meine Ohren kommen nur Tangentiale und 12"er
Ich frage mich nur gerade, wie man erwartete Verzerrungen vorab heraus entzerren kann, hat man da dann einfach das Obertonspektrum reduziert? Das wäre eine grob unzulässige Methode.

Gruß

Thomas
Jeder von euch würde die Palme in Rekordzeit hochklettern, wenn man ihm Potential bescheinigen würde..... Floet
(06.07.2017, 21:09)Tobifix schrieb: [ -> ]An meine Ohren kommen nur Tangentiale und 12"er

Gut aussehen musses...damit fallen tangentiale schon mal raus. Und dass 12" besser klingt als 9" ist auch nur (verständliches) Wunschdenken  Drinks

Tobifix

Nö.!11
(06.07.2017, 21:24)Ironside schrieb: [ -> ]Jeder von euch würde die Palme in Rekordzeit hochklettern, wenn man ihm Potential bescheinigen würde..... Floet

Palmen werden gewedelt nicht beklettert.
Is ja auch logisch, weil wenn man was zum beklettern hat brauchts ja die Palme nicht.  Jester
Natürlich hat ein langer Arm weniger Probleme mit dem Spurfehlwinkel.

Gruß

Thomas

Tobifix

Mein Goldmund Studio mit T3F Tonarm stellt immer noch jedes Teil in den Schatten. Auch optisch.

Grüße
(06.07.2017, 21:29)tiarez schrieb: [ -> ]Natürlich hat ein langer Arm weniger Probleme mit dem Spurfehlwinkel.

Schon klar...aber in dersrt geringem Maße, dass es eines der kleineren Probleme der analogen Wiedergabe darstellt.
Ich mag 12 Zöller ja auch....aus optischen Gründen Wink3
Geht wieder los, das Gewichse Jester
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