Gute Zusammenfassung.
Grundsätzlich ist die von Armin beschriebene Arbeitsweise der Königsweg. Der Aufwand hat auch seinen Preis, da kommt schnell eine Arbeitsstunde pro Poti oder Schalter zusammen. Bei wertvollen Geräten, insbesondere wo Potis und Schalter so speziell sind, das es dafür keinen neuen Ersatz gibt, ist diese Arbeitsweise geradezu unverzichtbar.
Bei offenen Justierpotis oder Schaltern aus immer noch erhältlicher Massenware verwende ich aber auch Kontakt 61, das hilft wirklich gut, aber wie in dem Post beschrieben sollte man gewissenhaft gezielt sprühen und ggf. benachbarte Regionen abdecken. Anschließend gründlich mit Kontak WL spülen! In vielen Fällen hilft WL schon allein, da muß man nicht gleich mit der "Brechstange" Kontakt 61 kommen. WL verdunstet über Nacht rückstandslos. Wenn eingesprüht Potis/Schalter eine Weile betätigen, damit sich der gelöste Dreck wegrubbelt.
Oxyde haften fest, auf keinen Fall kratzen oder mit Glasfaserpinsel, wie Armin schon erwähnte, geht damit die Beschichtung runter. Nacktes Kupfer/Messing oxydiert noch schneller, damit erreicht man langfristig das Gegenteil seiner ursprünglichen Absicht. Die korrisionsschützenden Beschichtungen sind auf Kontaktflächen oft nur bedampfungstechnisch aufgebracht und können schon allein durch den ständigen Berührungsverschleiß "runtergeklackert" sein. Besonders bei billigeren Bauteilen wird an der Schichtstärke gespart. Das kann auch bei oft betätigten Kontakten von Relais passieren. Wichtig ist, das die Kontaktflächen schön glatt sind. Sehen sie unter einer starken Lupe/Mikroskop schon wie "Mondlandschaften" aus, sollte man sie besser ersetzen. Ansonsten hilft Kontaktfett (Vaseline) gegen Kontaktbrand und Korrision. In der Elektrotechnik, wo Kontakte oft unter Funkenabrissen leiden müssen, war Vaseline Pflicht, sonst wäre die Lebensdauer dieser Kontakte nicht lang...
Kontakte kann man pragmatisch mit einem zugeschnittenen Streifchen etwas rauheren Kartons reinigen, in dem man diesen durch den geschlossenen Kontakt zieht. Eine dunkelgraue Spur zieht sich, die nach zwei bis dreimal so schwach wird, das es ein gutes Zeichen für einen sauberen Kontakt ist. Bitte kein Schleifpapier nehmen, das hat die gleiche Wirkung wie der oben erwähnte Glasfaserstift. Ein Profi wie Armin nimmt spezielle Reinigungsstreifen für Kontakte. Wenn man das täglich in der Werkstatt braucht, ist man irgendwann des Zuschneidens müde, zumal die Streifen extra für gute wie schonende Wirkung optimiert sind. Gibt es wie die Lederstäbchen im ausgesuchten Zubehör vieler Anbieter.
"Kontaktpflege" im technischen Sinn benötigt viel Geduld und Aufmerksamkeit. Viele Geräte leiden gerade unter diesen Erscheinungen und erschwerend kommt für den Servicetechniker heute hinzu, das er zusätzlich noch Schäden aus Fehlbehandlungen beseitigen und zumindest mindern muß.
Eines davon ist das so gepriesene "Ballistol". Das ist ein sehr gutes Öl, wenn man es anwendungsgerecht einsetzt. Aber auf Kontakten und Buntmetallen (=Nichteisen/-Stahl) hat das Zeugs nichts zu suchen. Gerade im Analogforum hatte ich gerade wieder einen kleine Disput, wo einer seit Jahren auf Ballistol schwört. Ordentlich rein damit in Schalter und Potis, dann wäre es wieder gut. Stimmt auch, aber nach Jahren des Einwirkens, denn Ballistol verdampft eben nicht so schnell, oxidieren die Kontakte schlimmer als an der Luft, da auch die Oberfläche angeäzt wird, damit werden auch die aufgedampften Korrisionsschutzschichten mit weggeäzt. Operation gelungen, Patient tot.
Am Ende ist es also immer Ermessenssache, welchen Aufwand zu treiben man bereit ist. Viel Erfolg.