Wenn ich einen Motor mit Sinterlager habe und die Welle nicht zu sehr eingeschliffen ist, dann mache ich das auf folgende Weise wieder gangbar. Das mache ich schon seit vielen Jahren und bisher hat sich keiner der so behandelten Motoren wieder mit einem Defekt zurückgemeldet.
Das Problem an einem Sinterlager sind die Ablagerungen innerhalb des Lagers. Verschmutzungen und raue Stellen auf der Welle bekommt man relativ leicht weg, nur wie bekommt man die Verhärtungen auf der inneren Lauffläche im Sinterlager weg? Das Zauberwort ist „honen“
Was wird benötigt.
- Sinterlageröl oder als Ersatz auch Nähmaschinenöl
- Nassschleifpapier mind. 800er oder besser höher, was halt gerade verfügbar ist
- Mehrere Bohrer in den entsprechenden Größen mit jeweiliger Abstufung um 0,5mm.
- Messschieber
Zu allererst werden Welle und Lager von alten Fettschichten gereinigt. Dann schneidet man sich ein kleines Stück vom Schleifpapier ab um die Welle blank zu polieren. Das geht am besten wenn man mit den Fingern das Papier an die Welle drückt und mit der anderen Hand die Welle sooft wie notwendig dreht. Keine Angst mit dieser feinen Körnung schleift man fast nichts ab, aber man kann wunderbar die Ablagerungen auf der Welle entfernen. Damit wäre dieser Teil schon vorbereitet.
Jetzt geht es an die Innenlagerfläche. Hier möchte man ja auch den Dreck rausbekommen und meistens sind da auch winzige harte Ablagerungen ins weiche Lagermaterial gedrückt worden wie z.B. Chromsplitter oder sonstige mikroskopische Metallsplitter.
An der Welle kann man sehr leicht den Durchmesser nachmessen, für mein Bespiel gehen wir jetzt mal davon aus, dass die Welle einen Durchmesser von 6mm hat. Die Sinterlager sind hier aber um einiges breiter, nehmen wir mal an, das Lager hat eine Breite von 12mm, aber eigentlich ist diese Breite auch unkritisch, was wir aber wollen ist eine gleichmäßige innere Bearbeitung der Lagerfläche.
Also unser Musterlager hat jetzt einen Innendurchmesser von 6mm und eine Breite von 12mm. Es geht darum, den Gedanken dahinter zu verstehen.
Dazu schneiden wir jetzt wieder ein Stück aus dem Bogen Nassschleifpapier in den Maßen von ca. 2 auf 5-6 cm. Da wir eine 6mm Bohrung haben würde ich jetzt erstmal einen 4mm Bohrer nehmen und das Schleifpapier wie eine Zigarettenhülle in der Länge um den Bohrerschaft rollen, NICHT im Bereiche der Schneiden!!
Jetzt kann man nochmals nachmessen, der aufgerollte Durchmesser von der Schmiergeloberfläche sollte etwas kleiner sein als der Innendurchmesser, ihr wollt ja dieses "Miniwerkzeug" leicht mit etwas Spiel in das Sinterlager bekommen. Notfalls einen anderen Bohrer nehmen. Der Bohrer dient hier einfach als eine möglichst gleichmäßige innere Andruckfläche. Dann das Paper festhalten und jetzt könnt ihr das Sinterlagen nach Lust und Laune mit gleichmäßigen Bewegungen auf der Schmirgelfläche drehen. Oder wenn das Lager so wie hier ausgebaut ist, dann das Papier links und rechts mit den Fingern festhalten und das Lager mit leichtem Druck über den Tisch rollen.
Da könnt ihr absolut kreativ sein und werdet überrascht sein was da so alles an Verschmutzung hängen bleibt. Das macht ihr solange, bis das Lager sich federleicht auf der Welle drehen lässt. Also "honen und Oberfläche testen".
Dann würde ich das Lager nochmals mit Spiritus von dem Feinstaub reinigen. Wer möchte kann dann das Sinterlager über Nacht in Sinterlage- oder Nähmaschinenöl einlegen damit sich die Poren wieder etwas mit Öl vollsaugen. Dann am nächsten Tag nochmals auf Leichtläufigkeit prüfen und alles wieder mit einigen Tropfen Öl auf der Welle zusammenbauen.
Mit diesem Verfahren habt ihr euch ein kleines aber funktioniertes Honwerkzeug hergestellt das zwar keine industrielle Genauigkeit herstellt, aber euren Motor wieder die notwenige Leichtgängigkeit gibt die er braucht.
Neben vielen Kleinmotoren habe ich auf diesem Weg auch dem Heizungsgebläse in meiner Gasheizung das Quietschen abgewöhnt, den Heizungslüfter im Auto ruhiggestellt oder das besten von allen, einen festsitzenden Turbolader in meinem SAAB wieder zum Leben erweckt und der dreht laut Werkstatt auf über 100.000 Rpm hoch. Der läuft jetzt schon wieder seit 50 Tkm ohne Störung. Das würde ich aber keinen empfehlen, der sich nicht sehr gut mit der KFZ-Technik auskennt, denn da muss neben dem Turbo noch so einiges erneuert werden. Bei mir waren das aber 115 € Material und meine Arbeitszeit gegenüber einem Kostenvoranschlag von 2500€ durch die Werkstatt. Hat sich auf jeden Fall für mich gelohnt!
Wer Tipps braucht wie man sich ein "Heimwerker-Honwerkzeug" für größere Druchmesser selber baut kann sich ja über PN bei mir melden.
VG Roland