06.05.2019, 02:05
(06.05.2019, 01:47)Bastelwut schrieb: [ -> ]Es gibt einfach keinen einzigen vernünftigen Grund, warum man sich so ein Teil antut, außer eben weil man es als
Teil seines persönlichen Stils betrachtet und Spaß dran hat.
Naja, was ist "vernünftig" ?
Natürlich gibt es einen vernünftigen Grund, sich einen Plattenspieler hinzustellen - nämlich den, seine Platten damit hören zu wollen.
Dass das nur mit Stil zu tun haben soll, würde ich - immer noch - verneinen.
Klar kann ich auch mit anderer Technik Musik zu Gehör bringen, meine Platten spielt aber eben nur ein kompatibles Abspielgerät ab.
Ich kann sie weder in den Dat-Recorder noch ins Radio schieben.
Soll ich jetzt meine Platten wegschmeißen, und nur noch Spotify bemühen, nur um nicht Gefahr zu laufen, bei der Wahl meines Abspielgeräts wahlweise in Ungnade zu fallen oder gefeiert zu werden, je nachdem ob sie als vernünftig oder nicht eingeschätzt wird ?
Ganz ehrlich, ich glaube, du überholst dich da gerade selber beim Rückwärtsfahren und redest dich um Kopf und Kragen. Ich finde, das könntest du nochmal überdenken.
Man kann jetzt natürlich den ganz großen Bogen spannen und feststellen, dass es für uns und die Welt gesünder - i.e. vernünftiger - wäre, wenn wir immer noch im Jäger- und Sammler-Sozialgefüge ohne unnatürlichen Konsum leben würden und die Frage stellen, was "man" als Mensch außer Nahrung, Obdach und sozialer Einbindung wirklich braucht.
Dann gehören Schallplatten und ihre Peripherie wohl nicht dazu. Musik aber sicher schon, wie Zehntausende Jahre alte Knochenflöten und überlieferte Rituale eindeutig beweisen.
Viel naheliegender wäre in dem Zusammenhang doch, gerade in unserem kleinen sozialen Gefüge hier, dann die Frage, wieviele Plattenspieler man braucht, wie oft die ausgetauscht werden müssen - und warum eigentlich nie irgendwas gut genug ist. Und warum man nicht selber entscheiden darf, was einem reicht, ohne dass ihm jemand vorwirft, er sei ein Arschloch, hätte keine Ahnung und das müsse man ganz anders sehen und machen.
(Das war ne rhetorische Frage, ich kenn die Antwort natürlich...)
Aber nicht, ob der nun "Stil" hat oder nicht - Stil ist eine Identifikation im Außen, und somit leider ganz und gar kein Ausdruck von Identität oder Authentizität, also "Vernunft", um den Bogen mal zu schließen.
Vielleicht mag das für Einige - oder meinethalben auch viele - von uns wichtig sein, für stilvoll gehalten zu werden oder sich auch selbst dafür zu halten, aber das ist zumindest für mich persönlich kein Thema mehr. Wenn mich jemand nun weniger mag, weil ich den hochglänzenden HighEnd-Dreher gegen ein unglaublich preiswürdiges taiwanesisches Elektronikwunder getauscht habe, weiß ich eher sehr genau, was ich von demjenigen zu halten habe.
Jemanden für stilvoll oder stillos zu halten, sagt also wie immer viel mehr über den Beurteilenden aus als über den Beurteilten.