Heute mal ein kleines Detail, das ein weiteres Mal aufzeigt, wie weit vorn Nakamichi gegenüber anderen Herstellern war.
Insbesondere die Tonköpfe gelten ja als besonderes Unterscheidungsmerkmal, man hört immer wieder von ihrer außergewöhnlichen Qualität.
Heute zeige ich sie also auch mal.
Normalerweise arbeiten ja alle Naks mit der ihr eigenen Technik, den in der Cassette wohnenden Andruckfilz abzuheben, um Kopfspiegelresonanzen zu verhindern.
Wer sich ein bißchen damit befaßt hat, weiß, daß das auch hervorragend funktioniert und Nakamichi zum einzigen Hersteller machte, der den Bandlauf komplett von der Cassette isolierte, wie es sonst nur bei Tonbandgeräten der Fall ist.
Dieses Abheben des Filzes passiert relativ unspektakulär mit Hilfe eines auf den Kopf geschobenen Käfigs, der nur das Band zum Kopf durchläßt, den Filz aber zurückhält.
Sieht, wie wir sicher alle längst wissen, so aus (oben ein 2-Kopf 480, darunter Gerhards 3-Kopf 670ZX) :
So, nun hab ich den Käfig, wie ich das zur Eingangsreinigung immer tue, entfernt und bin dem Kopfträger mal mit dem Balgengerät auf den Pelz gerückt, um etwas ganz Außergewöhnliches zu zeigen.
Diese Nakamichi-Köpfe, zumindest die der 3-Kopf-Geräte, haben sogenannte
edge relief gaps, wie ich sie nur von wenigen professionellen Studiobandmaschinen kenne - dort allerdings in deutlich sichtbarerem Ausmaß, denn immerhin hat ein 24-Spur 2"-Kopf etwa die Abmessungen einer Zigarettenschachtel, während diese hier gerade mal ca. 2.5 bzw. 7mm Millimeter groß sind.
Edge relief gaps (zu deutsch etwa
Kantenentlastungsrillen) sind Einfräsungen im Kopfspiegel entlang der Bandkanten, wobei sie die tatsächliche Breite des Bandes um wenige Mikrometer unterschreiten.
Sie werden aus zwei Gründen eingesetzt:
- 1. Verbesserung des Band-/Kopfkontakts: An den Kanten ist das Band oft etwas "ausgefranst", zum Einen durch den Schnittvorgang bei der Herstellung und nicht mehr ganz scharfen Messern, zum anderen durch den Betrieb bei nicht ganz sauberem Bandwickel.
Diese leichte Welligkeit läßt das Band minimal unsauber aufliegen.
Dadurch, daß die Bandkante nun "in der Luft", nämlich in dem Bandkantenspalt hängt, kann sie dort so wellig sein, wie sie will, der magnetisierte Spurteil liegt trotzdem voll auf.
- 2. Verbesserung der Verschleißfestigkeit des Kopfes: Die Bandkante ist besonders scharf, wie sich jeder leicht vorstellen kann, der sich schon mal an einem Blatt Papier geschnitten hat. Dazu kommt noch einmal oben beschriebene Kantenwelligkeit, die an dieser Stelle dem Kopfspiegel noch zusätzlich zusetzt und ihn besonders anfällig macht für Einschliff.
Durch die gezielte Entfernung dieser Auflagefläche liegt die gefährliche Bandkante nun aber an keiner Stelle mehr auf. Die Verschleißfestigkeit eines Kopfes erhöht sich dadurch enorm - und gerade dafür sind Nakamichi-Köpfe besonders bekannt.
Das Schlimme am Kanteneinschliff ist, daß er die Bandlaufgeometrie verändert, sobald er eingesetzt hat und sich dadurch selber immer weiter verschlimmert. Ein vollflächiger Abschliff hingegen dauert nicht nur deutlich länger, er verändert auch den Bandlauf nicht.
Mir ist kein anderer Hersteller bekannt, der diese Technik bei Cassettenrecordern eingesetzt hat. Und so sieht es aus:
Zum Schluß nochmal der Kombikopf des 480, der keine Bandkanteneinfräsung aufweist, aber trotzdem aussieht wie neu.
Er wartet dafür mit einer Kerngeometrie auf, die man ebenfalls sonst nur aus dem Studio, nämlich von den sog. Schmetterlingsköpfen kennt. Auch nicht ganz ohne Delikatesse, wenn man mal ehrlich ist...