Heute möchte ich Euch etwas ganz Besonderes zeigen, einen Röhrenreceiver von Sansui aus dem Jahr 1966. Das Model 250 hat mit vier ECL80 in der Endstufe 2 mal 10 Watt Sinus, wiegt 13,5 kg und weist phänomenale Empfangseigenschaften auf. Dieses Gerät dürfte hierzulande selten sein, da Sansui in Deutschland 1966 noch gar keinen Vertrieb hatte. Aber als die Firma Compo-Hifi 1969 damit begann, war der 250 erstaunlicherweise zusammen mit allen anderen volltransistorisierten Geräten im Prospekt, in der Preisliste ist dieses Gerät jedoch nicht aufgeführt, vermutlich wurden also kaum Exemplare davon verkauft. 1969 war niemand nostalgisch und wollte bewusst ein Röhrengerät kaufen!
Der kleine, aber äußerst robuste Reeceiver hat seinen ganz eigenen Charme und muss einen einfach begeistern! Sein warmer Klang, seine überragenden Empfangsleistungen, das grüne magische Auge - einfach nostalgisch schön!
Das Gerät kam mit der Fehlerangabe, dass das magische Auge fast ohne Funktion wäre und dass der gesamte Stereodekoder ohne Funktion sei, man schaltet auf FM-Stereo und er blieb stumm. Glücklicherweise hatte der stolze und glückliche Besitzer eine Bedienungsanleitung und ein Service Manual gleich mitgeliefert. Dadurch war das ganz kein allzu großes Problem. Insgesamt waren vier Widerstände hochohmig geworden. Nicht ganz leicht zu finden, wenn es denn 1MOhm-Widerstände sind! Die beiden anderen waren 3,5kOhm-Widerstände - aber solche von 10 Watt Belastbarkeit!
Das hier sind die beiden (erneuerten) 1MOhm-Widerstände, die das magische Auge lahm legten.
Der grüne große Doppelwiderstand von 2 mal 3,5kOhm (beide hochohmig) steht hier demonstrativ rechts im Bild, die beiden hellen Widerstände links sind bereits an Blechhaltern montiert und verdrahtet, sie haben 3,3kOhm 9 Watt, und werden nur lauwarm im Betrieb.
So sieht meine angefertigte Neukonstruktion im Gerät aus, kaum jemand käme auf die Idee, dass da etwas Neues eingebaut wurde.
Seither funktioniert der Stereo-Dekoder wieder problemlos.
So schaut der Receiver geöffnet in seiner Gänze von oben aus, 15 Röhren sind hier am Werkeln, oben links der Netztrafo, die beiden anderen in der Mitte und rechts sind die beiden Ausgangsübertrager.
Blick von unten in das Gerät mit der für Röhrengeräte typischen Igelverdrahtung, eben aus der Vor-Platinen-Ära.
Hier die Frontplatte im betriebsfähigen Zustand. Die orange leuchtende Power-Lampe wurde vom Besitzer dort eingebaut, ist im Original nicht vorhanden.
Die Frontplatte im Detail von etwas näher - leider hat die Beschriftung schon etwas Federn lassen müssen...
Das "magische Auge", hier von einer Röhre 6G-E12A gebildet, ist weltweit so gut wie nicht mehr zu bekommen, es werden Preise um die 500,- Euro dafür verlangt. Die letzte bei ebay erbrachte 358,- Euro, wobei nicht klar war, ob sie funktioniert! Zum Glück ist diese hier noch gut in Schuss und zeigt hell und deutlich an. Links die Tuninganzeige: weit auseinander = schlecht abgestimmt; rechts die FM-Stereoanzeige: weit auseinander = mono.
Hier: schlecht abgestimmter Sender, jedoch in Stereo.
Und hier: exakt abgestimmter Sender in Stereo.
Hier ein Blick auf die Rückseite. Das Gerät ist bereits mit einem Phonoentzerrer nach RIAA ausgestattet, das war 1966 keineswegs normal! Ebenso gibt es einen Tape-Anschluss mi Monitor und einen AUX-Eingang. Obendrein noch einen Mono-Summen-Vorverstärkerausgang zur Versorgung eines nachgeschalteten Verstärkers - heute schließt man dort einen Subwoofer an...
Schon hochgradig erstaunlich.
Das Typenschild - da kommen schon nostalgische Wehmutsgefühle auf! Glückwunsch an den beneidenswerten Besitzer!
