17.02.2022, 21:50
Wie nicht selten üblich, ist bei diesem Gerät ist keine Wiedergabe möglich.
Vermutlich hat es die letzten Jahre nicht mehr spielen dürfen und hat sich totgestanden ?
Drückt man Play, läuft die Capstanwelle an und der Kopfschlitten wird hochgefahren.
Trotzdem ist keine Wiedergabe möglich, da der rechte Bandwickel nicht dreht.
Auch Umspulen ist nicht möglich. Weder der linke noch der rechte Bandwickel wird angetrieben.
Das Problemkind - ITT Graetz 8022M:
Diese 48 cm breite und 8,5 kg schwere Schachtel wurde von 1980 bis 1982 angeboten und soll um 800 DM gekostet haben. Hergestellt wurde es wohl von Sanyo.
Dafür erhielt man ein sehr solides Gerät. Teile aus Kunststoff gibt es hier eher weniger.
Es hat bereits Logiksteuerung, Dolby B und kommt mit allen vier Bandsorten klar.
Eigentlich habe ich momentan gar keine Zeit, mich um dieses Gerät zu kümmern.
Aber ich wollte schon ganz gerne wissen, was hier gebacken ist und ob eine Reparatur grundsätzlich möglich und sinnvoll erscheint.
Also den Deckel entfernt und mal reingeschaut:
Der Flachriemen für den Capstan Antrieb macht noch einen guten Eindruck. Beim Anlaufen wandert er nicht axial auf dem Motorpulley. Der wurde vermutlich irgendwann ersetzt.
Das Lauferk:
2-motoriger Singlecapstan Antrieb mit 2-Kopf Bestückung. Drei fette Plunger und alles grundsolide aufgebaut.
Direkt am Laufwerk befestigt ist die Platine der Laufwerksteuerung.
Die Köpfe und Andruckrolle sehen noch brauchbar aus:
Da die Bandwickel nicht drehen, ging mein Blick diesen Bereich.
Wie man sieht, gibt es hier einen Gummi-Idler:
Der ist rissig und hart wie Knüppel.
Allerdings lief bei Play der Wickelmotor gar nicht erst an. Versorgungsspannung von ca. 5,5 Volt war aber am Motor vorhanden. Ich wackelte hier und da ein wenig und habe ein paar Stecker gelöst und wieder gesteckt.
Beim nächsten Versuch lief der Motor dann an. Aber bei Play lief der rechte Bandwickel nur ruckartig und war praktisch völlig kraftlos.
Klar, der Idler ist halt fertig.
Mit Schleifmittel wurde bei REW den Idler geschliffen und anschließend mit Isoprop gereinigt.
Nun war Play bedingt möglich. Umspulen funzte nur ohne Case, da noch immer recht kraftlos.
Aber, so konnte schon mal die Wiedergabe getestet werden.
OpferCase beim Job:
Ok, Signal lag an den Cinchbuchsen an und auch die Zappler bewegten sich:
Besonders das linke VU-Meter ist recht schlecht einsehbar. Hinter der Frontscheibe hat sich wohl im Laufe der Jahrzehnte Schmutz gesammelt ?
Die Wiedergabe war klanglich gar nicht mal so schlecht.
Es leierte nicht hörbar, nur der TapeSpeed war hörbar zu gering.
Also wurde die Testcase für Gleichlauf und TapeSpeed gespielt:
Ergebnis:
Der Gleichlauf ist gar nicht mal so schlecht.
Der TapeSpeed ist wie bereits gehört - zu langsam.
Auch der Wiedergabe-Pegel muss nur wenig korrigiert werden:
Tatsächlich wird für dieses Deck ein Idler angeboten. Der kostet unter 10 Taler. Allerdings bei einem Händler, von dem ich - in Bezug auf Idler - auch schon unbrauchbaren Schrott erhielt.
Also war mein Gedanke, warum nicht auch hier den Billigtrick mit einem O-Ring versuchen ?
Gedacht und gleich gemacht.
Frontplatte demontiert:
Nachdem die Tasterplatine abgeschraubt wurde, konnte die Frontplatte gereinigt werden.
Nun besteht bestmöglicher Zugang zum vorderen Teil des Laufwerks:
Wie man hier gut erkennen kann, gibt es hier leider die zusammnenhängende Klappe mit der Casenauflage.
Mag ich persönlich gar nicht. Allein schon aus dem Grund, dass zum Reinigen der Köpfe, Welle und Andruckrolle schlecht zugänglich sind.
Wird die Casenauflage oben aus den Schwenklagern demontiert, bekommt man Zugang zum Bandwickelantrieb:
Nun kann man sehr gut den völlig fertigen Idler sehen:
Schwenkarm mit Zwischenrad und Bandwickelbremse ausgebaut:
Daneben liegt der Vierkantriemen für den Counter.
Diese Konstruktion des Bandwickelantriebs hat mich sofort an Matsushita/Technics erinnert.
Für meinen Geschmack etwas zu viel Ähnlichkeiten. Da hat wohl einer abgekupfert ?
Oder stammt eventuell das gesamte Laufwerk von Technics ? Auch der Capstanmotor ist von Matsushita ...
Mein O-Ring Sortiment hatte einen passenden Ersatz parat:
Und auf das Zwischenrad aufgezogen:
Wie zu sehen hat der originale Idler einen t-förigen Querschnitt - wie z.B. beim Technics RS-M45.
Dann wurde soweit wieder rückgebaut, bis das Laufwerk testfähig war.
Laufwerkfunktionen ohne Case problemlos. Nun war bei Play oder Umspulen ordentliches Drehmoment an den Bandwickeln fühlbar.
Auch mit Case funzte nun Umspulen einwandfrei:
Beim Rückspulen blieb allerdings gerne mal der Counter stehen. Der Vierkantriemen war dann doch zu schlapp.
Also wurde Ersatz rausgesucht:
Verbaut wurde ein Riemen mit 100 mm Faltmaß.
Nun konnte weiter getestet werden:
Nach Reinigung der VU-Meter sind die nun wieder klar sichtbar:
Somit hatte ich heute mehr erreicht, als ursprünglich erhofft.
Gerät geht nun erst mal in den Teststapel und darf (hoffentlich) Zuverlässigkeit zeigen:
Fortsetzung folgt ....
Gruß, Bob.
Vermutlich hat es die letzten Jahre nicht mehr spielen dürfen und hat sich totgestanden ?
Drückt man Play, läuft die Capstanwelle an und der Kopfschlitten wird hochgefahren.
Trotzdem ist keine Wiedergabe möglich, da der rechte Bandwickel nicht dreht.
Auch Umspulen ist nicht möglich. Weder der linke noch der rechte Bandwickel wird angetrieben.
Das Problemkind - ITT Graetz 8022M:
Diese 48 cm breite und 8,5 kg schwere Schachtel wurde von 1980 bis 1982 angeboten und soll um 800 DM gekostet haben. Hergestellt wurde es wohl von Sanyo.
Dafür erhielt man ein sehr solides Gerät. Teile aus Kunststoff gibt es hier eher weniger.
Es hat bereits Logiksteuerung, Dolby B und kommt mit allen vier Bandsorten klar.
Eigentlich habe ich momentan gar keine Zeit, mich um dieses Gerät zu kümmern.
Aber ich wollte schon ganz gerne wissen, was hier gebacken ist und ob eine Reparatur grundsätzlich möglich und sinnvoll erscheint.
Also den Deckel entfernt und mal reingeschaut:
Der Flachriemen für den Capstan Antrieb macht noch einen guten Eindruck. Beim Anlaufen wandert er nicht axial auf dem Motorpulley. Der wurde vermutlich irgendwann ersetzt.
Das Lauferk:
2-motoriger Singlecapstan Antrieb mit 2-Kopf Bestückung. Drei fette Plunger und alles grundsolide aufgebaut.
Direkt am Laufwerk befestigt ist die Platine der Laufwerksteuerung.
Die Köpfe und Andruckrolle sehen noch brauchbar aus:
Da die Bandwickel nicht drehen, ging mein Blick diesen Bereich.
Wie man sieht, gibt es hier einen Gummi-Idler:
Der ist rissig und hart wie Knüppel.
Allerdings lief bei Play der Wickelmotor gar nicht erst an. Versorgungsspannung von ca. 5,5 Volt war aber am Motor vorhanden. Ich wackelte hier und da ein wenig und habe ein paar Stecker gelöst und wieder gesteckt.
Beim nächsten Versuch lief der Motor dann an. Aber bei Play lief der rechte Bandwickel nur ruckartig und war praktisch völlig kraftlos.
Klar, der Idler ist halt fertig.
Mit Schleifmittel wurde bei REW den Idler geschliffen und anschließend mit Isoprop gereinigt.
Nun war Play bedingt möglich. Umspulen funzte nur ohne Case, da noch immer recht kraftlos.
Aber, so konnte schon mal die Wiedergabe getestet werden.
OpferCase beim Job:
Ok, Signal lag an den Cinchbuchsen an und auch die Zappler bewegten sich:
Besonders das linke VU-Meter ist recht schlecht einsehbar. Hinter der Frontscheibe hat sich wohl im Laufe der Jahrzehnte Schmutz gesammelt ?
Die Wiedergabe war klanglich gar nicht mal so schlecht.
Es leierte nicht hörbar, nur der TapeSpeed war hörbar zu gering.
Also wurde die Testcase für Gleichlauf und TapeSpeed gespielt:
Ergebnis:
Der Gleichlauf ist gar nicht mal so schlecht.
Der TapeSpeed ist wie bereits gehört - zu langsam.
Auch der Wiedergabe-Pegel muss nur wenig korrigiert werden:
Tatsächlich wird für dieses Deck ein Idler angeboten. Der kostet unter 10 Taler. Allerdings bei einem Händler, von dem ich - in Bezug auf Idler - auch schon unbrauchbaren Schrott erhielt.
Also war mein Gedanke, warum nicht auch hier den Billigtrick mit einem O-Ring versuchen ?
Gedacht und gleich gemacht.
Frontplatte demontiert:
Nachdem die Tasterplatine abgeschraubt wurde, konnte die Frontplatte gereinigt werden.
Nun besteht bestmöglicher Zugang zum vorderen Teil des Laufwerks:
Wie man hier gut erkennen kann, gibt es hier leider die zusammnenhängende Klappe mit der Casenauflage.
Mag ich persönlich gar nicht. Allein schon aus dem Grund, dass zum Reinigen der Köpfe, Welle und Andruckrolle schlecht zugänglich sind.
Wird die Casenauflage oben aus den Schwenklagern demontiert, bekommt man Zugang zum Bandwickelantrieb:
Nun kann man sehr gut den völlig fertigen Idler sehen:
Schwenkarm mit Zwischenrad und Bandwickelbremse ausgebaut:
Daneben liegt der Vierkantriemen für den Counter.
Diese Konstruktion des Bandwickelantriebs hat mich sofort an Matsushita/Technics erinnert.
Für meinen Geschmack etwas zu viel Ähnlichkeiten. Da hat wohl einer abgekupfert ?
Oder stammt eventuell das gesamte Laufwerk von Technics ? Auch der Capstanmotor ist von Matsushita ...
Mein O-Ring Sortiment hatte einen passenden Ersatz parat:
Und auf das Zwischenrad aufgezogen:
Wie zu sehen hat der originale Idler einen t-förigen Querschnitt - wie z.B. beim Technics RS-M45.
Dann wurde soweit wieder rückgebaut, bis das Laufwerk testfähig war.
Laufwerkfunktionen ohne Case problemlos. Nun war bei Play oder Umspulen ordentliches Drehmoment an den Bandwickeln fühlbar.
Auch mit Case funzte nun Umspulen einwandfrei:
Beim Rückspulen blieb allerdings gerne mal der Counter stehen. Der Vierkantriemen war dann doch zu schlapp.
Also wurde Ersatz rausgesucht:
Verbaut wurde ein Riemen mit 100 mm Faltmaß.
Nun konnte weiter getestet werden:
Nach Reinigung der VU-Meter sind die nun wieder klar sichtbar:
Somit hatte ich heute mehr erreicht, als ursprünglich erhofft.
Gerät geht nun erst mal in den Teststapel und darf (hoffentlich) Zuverlässigkeit zeigen:
Fortsetzung folgt ....
Gruß, Bob.