24.09.2022, 09:58
Da sich der Sommer 2022 in Hamburg mittlerweile verabschiedet hat, ist nun wieder Zeit und Interesse zum Basteln vorhanden.
Habe aktuell von einem Bekannten ein TapeDeck bekommen, wo ich mal reinschauen soll.
Es würde grundsätzlich laufen, aber z.B. Rückspulen ginge nicht.
Ist ein recht ungewöhnliches Deck von Harman Kardon, Modell HK-705:
Diese Flachschachtel ist ein Schubladen-Deck. Das Laufwerk hat Einmotor-Antrieb und mechanische Laufwerksteuerung über Stockschalter. Die Schublade bzw. der Schlitten wird elektromotorisch geschlossen.
Drückt man den Eject-Knopf, wird die Schublade - wie von der Tarantel gestochen - ausgespuckt.
Sieht ausgespuckt bzw. ausgefahren so aus:
Beim Schließen bewegen sich Schublade (schwarz) und Casenunterlage (silber) getrennt voneinander.
Dieser 6 Kg Klumpen wurde angeblich von 1980 bis 1983 hergestellt und soll 730 DM gekostet haben. Dafür erhielt man ein 2-Kopf Deck mit Dolby B, welches alle vier Bandsorten beherrscht.
In diesem ersten Teil sollte das Deck begutachtet werden und möglichst alle Problemzonen ermittelt werden.
Um vorab zu klären, ob es überhaupt sinnvoll erscheint, hier einen Reparaturversuch durchzuführen.
Bedeutet, erst mal Deckel runter und reingeglotzt:
Wie zu dieser Zeit leider üblich, recht verbaut. Auch der Kabelverhau lädt nicht gerade dazu ein, hier tätig zu werden.
Servicefreundlichkeit sieht - für mich - irgendwie anders aus.
Obwohl der Kasten um 40 Jahre auf dem Beckel hat, ist er innen recht sauber.
Beim Laufwerk gingen meine ersten Blicke Richtung Bandpfad:
Die schwarzen Flecke am orangen Leuchtmittelträger ? Ja, es ist Riemenpest ...
Tatsächlich könnte man diese Schachtel auch BackofenDeck nennen. Die Soffitten leuchten auf die Case. Über einen abgewinkelten Spiegel kann man - wenn man unbedingt will - von außen durch das Fenster auf die Bandwickel schauen.
Sieht dann so aus:
Nun etwas genauer Capstanwelle, Andruckrolle und Köpfe beäugt:
So sah das nach einer kurzen Reinigung aus. Auf den ersten Blick war kein Verschleiß sichtbar. Das Deck hat vermutlich nicht viel gelaufen.
Schaut man von hinten in das Laufwerk, sieht man zwei Riemen:
Links geht noch ein dritter Riemen Richtung Counter. Insgesamt wurden hier (laut Teileliste) fünf Riemen verbaut.
Da soweit alles ok aussah, konnte das Gerät nun ans Netz gehen.
Zuvor wurde auf 240 Volt umgeschaltet:
Das Laufwerk wurde erst mal ohne Cassette durchprobiert. Ok, alle Laufwerkfunktionen liefen, nur REW nicht.
Auch ohne Case dreht der linke Bandwickel nicht mal ansatzweise.
Nun konnte eine Opfercase antreten:
Dann Play gedrückt und die Wiedergabe begann.
Auch die Hochkant-Zappler wurden aktiv:
Kopfhörer reingesteckt und mal kurz reingehört.
Ich wurde wirklich positiv überrascht - das klang gar nicht mal so übel.
Es leierte nicht und klang auch sonst sauber. Auch der TapeSpeed schien zu stimmen.
Auch wurde das Opfer nicht gefressen - alles schön.
Dann wollte ich auch mal Mucke hören:
Unglaublich, es klang wirklich gut.
Nun wurde ich neugierig und habe auch gleich ein paar Calibrier-Tapes durchgespielt.
Testcase Gleichlauf und TapeSpeed:
Ergebnis:
Der Gleichlauf ist wirklich nicht schlecht. Hatte ich so gut nicht erwartet.
Der Tape-Speed ist einen Tick zu langsam.
Da die drei - bisher - für mich sichtbaren Riemen nicht ausgeleiert sind, wurde hier vermutlich schon mal ein Service gemacht ? Laut Besitzer soll sich das Gerät im Originalzustand befinden. Das möchte ich schon jetzt bezweifeln. :floet:
Testcase Wiedergabepegel:
Hier wurde Korrektur erforderlich, da kanalungleich.
Eine Probeaufnahme wurde auch gemacht. Wie fast immer mit TDK SA Band:
Aussteuerung der Aufnahme von 1 KHz Testton bis +3dB:
Aufnahme läuft:
Wiedergabe der Aufnahme:
Laut Peakmeter kein Signal vorhanden. Auch am Kopfhörer nur Rauschen hörbar. Das noch immer die rote LED für Aufnahme leuchtet, hatte ich völlig übersehen. :denker:
Das fiel mir erst auf, nachdem ich Stop drückte:
Der Eimer ist nun dauerhaft im Aufnahmemodus und deshalb ist auch nix zu hören. Spielt man nun ein Tape ab, wird es tatsächlich gelöscht. :flenne:
Was war die Ursache dafür ? Ich hatte direkt den unsäglichen Umschalter für Rec/Play in Verdacht.
So ein silbernes Ding gibt es in diesem Gerät leider auch:
Hier war die Ursache schnell gefunden: Der Schiebeschalter hakt mechanisch. Nach erfolgter Aufnahme geht er nicht mehr in die Ruhestellung (Wiedergabe) zurück.
Ok, also muss dem Umschalter nun - zumindest für diesen Test - entsprechend per Hand nachgeholfen werden.
Neuer Versuch - Aufnahme läuft:
Wiedergabe der Aufnahme:
Im rechten Kanal ist doch einiges an Pegel verloren gegangen. Aber es klingt sauber.
Habe dann noch eine Minute Mucke aufgenommen und tastsächlich klingt es ok. Scheint somit nur ein Abgleich erforderlich.
Aber, erst mal muss geklärt werden, warum REW nicht funzt.
Dazu muss das Laufwerk ausgebaut werden, da ich an die Unterseite muss.
Das wird bestimmt noch lustig. Selbstverständlich gibt es im Service-Manual dazu keinerlei Infos.
Apropos: Für das HK-705 konnte ich online nix finden.
Zum Glück fand ich ein vermutlich Originales bei eBay. Das wurde geordert:
Für heute war hier nun erst mal Schicht im Schacht.
Fortsetzung folgt ...
Gruß, Bob.
Habe aktuell von einem Bekannten ein TapeDeck bekommen, wo ich mal reinschauen soll.
Es würde grundsätzlich laufen, aber z.B. Rückspulen ginge nicht.
Ist ein recht ungewöhnliches Deck von Harman Kardon, Modell HK-705:
Diese Flachschachtel ist ein Schubladen-Deck. Das Laufwerk hat Einmotor-Antrieb und mechanische Laufwerksteuerung über Stockschalter. Die Schublade bzw. der Schlitten wird elektromotorisch geschlossen.
Drückt man den Eject-Knopf, wird die Schublade - wie von der Tarantel gestochen - ausgespuckt.
Sieht ausgespuckt bzw. ausgefahren so aus:
Beim Schließen bewegen sich Schublade (schwarz) und Casenunterlage (silber) getrennt voneinander.
Dieser 6 Kg Klumpen wurde angeblich von 1980 bis 1983 hergestellt und soll 730 DM gekostet haben. Dafür erhielt man ein 2-Kopf Deck mit Dolby B, welches alle vier Bandsorten beherrscht.
In diesem ersten Teil sollte das Deck begutachtet werden und möglichst alle Problemzonen ermittelt werden.
Um vorab zu klären, ob es überhaupt sinnvoll erscheint, hier einen Reparaturversuch durchzuführen.
Bedeutet, erst mal Deckel runter und reingeglotzt:
Wie zu dieser Zeit leider üblich, recht verbaut. Auch der Kabelverhau lädt nicht gerade dazu ein, hier tätig zu werden.
Servicefreundlichkeit sieht - für mich - irgendwie anders aus.
Obwohl der Kasten um 40 Jahre auf dem Beckel hat, ist er innen recht sauber.
Beim Laufwerk gingen meine ersten Blicke Richtung Bandpfad:
Die schwarzen Flecke am orangen Leuchtmittelträger ? Ja, es ist Riemenpest ...
Tatsächlich könnte man diese Schachtel auch BackofenDeck nennen. Die Soffitten leuchten auf die Case. Über einen abgewinkelten Spiegel kann man - wenn man unbedingt will - von außen durch das Fenster auf die Bandwickel schauen.
Sieht dann so aus:
Nun etwas genauer Capstanwelle, Andruckrolle und Köpfe beäugt:
So sah das nach einer kurzen Reinigung aus. Auf den ersten Blick war kein Verschleiß sichtbar. Das Deck hat vermutlich nicht viel gelaufen.
Schaut man von hinten in das Laufwerk, sieht man zwei Riemen:
Links geht noch ein dritter Riemen Richtung Counter. Insgesamt wurden hier (laut Teileliste) fünf Riemen verbaut.
Da soweit alles ok aussah, konnte das Gerät nun ans Netz gehen.
Zuvor wurde auf 240 Volt umgeschaltet:
Das Laufwerk wurde erst mal ohne Cassette durchprobiert. Ok, alle Laufwerkfunktionen liefen, nur REW nicht.
Auch ohne Case dreht der linke Bandwickel nicht mal ansatzweise.
Nun konnte eine Opfercase antreten:
Dann Play gedrückt und die Wiedergabe begann.
Auch die Hochkant-Zappler wurden aktiv:
Kopfhörer reingesteckt und mal kurz reingehört.
Ich wurde wirklich positiv überrascht - das klang gar nicht mal so übel.
Es leierte nicht und klang auch sonst sauber. Auch der TapeSpeed schien zu stimmen.
Auch wurde das Opfer nicht gefressen - alles schön.
Dann wollte ich auch mal Mucke hören:
Unglaublich, es klang wirklich gut.
Nun wurde ich neugierig und habe auch gleich ein paar Calibrier-Tapes durchgespielt.
Testcase Gleichlauf und TapeSpeed:
Ergebnis:
Der Gleichlauf ist wirklich nicht schlecht. Hatte ich so gut nicht erwartet.
Der Tape-Speed ist einen Tick zu langsam.
Da die drei - bisher - für mich sichtbaren Riemen nicht ausgeleiert sind, wurde hier vermutlich schon mal ein Service gemacht ? Laut Besitzer soll sich das Gerät im Originalzustand befinden. Das möchte ich schon jetzt bezweifeln. :floet:
Testcase Wiedergabepegel:
Hier wurde Korrektur erforderlich, da kanalungleich.
Eine Probeaufnahme wurde auch gemacht. Wie fast immer mit TDK SA Band:
Aussteuerung der Aufnahme von 1 KHz Testton bis +3dB:
Aufnahme läuft:
Wiedergabe der Aufnahme:
Laut Peakmeter kein Signal vorhanden. Auch am Kopfhörer nur Rauschen hörbar. Das noch immer die rote LED für Aufnahme leuchtet, hatte ich völlig übersehen. :denker:
Das fiel mir erst auf, nachdem ich Stop drückte:
Der Eimer ist nun dauerhaft im Aufnahmemodus und deshalb ist auch nix zu hören. Spielt man nun ein Tape ab, wird es tatsächlich gelöscht. :flenne:
Was war die Ursache dafür ? Ich hatte direkt den unsäglichen Umschalter für Rec/Play in Verdacht.
So ein silbernes Ding gibt es in diesem Gerät leider auch:
Hier war die Ursache schnell gefunden: Der Schiebeschalter hakt mechanisch. Nach erfolgter Aufnahme geht er nicht mehr in die Ruhestellung (Wiedergabe) zurück.
Ok, also muss dem Umschalter nun - zumindest für diesen Test - entsprechend per Hand nachgeholfen werden.
Neuer Versuch - Aufnahme läuft:
Wiedergabe der Aufnahme:
Im rechten Kanal ist doch einiges an Pegel verloren gegangen. Aber es klingt sauber.
Habe dann noch eine Minute Mucke aufgenommen und tastsächlich klingt es ok. Scheint somit nur ein Abgleich erforderlich.
Aber, erst mal muss geklärt werden, warum REW nicht funzt.
Dazu muss das Laufwerk ausgebaut werden, da ich an die Unterseite muss.
Das wird bestimmt noch lustig. Selbstverständlich gibt es im Service-Manual dazu keinerlei Infos.
Apropos: Für das HK-705 konnte ich online nix finden.
Zum Glück fand ich ein vermutlich Originales bei eBay. Das wurde geordert:
Für heute war hier nun erst mal Schicht im Schacht.
Fortsetzung folgt ...
Gruß, Bob.