Zum Abschluss dieses Monats stelle ich noch ein Kassettendeck vor, welches das letzte Aufbäumen der großen Hersteller vor dem Ende der guten Hifi-Ära markiert: wir schreiben das Jahr 1994, überall werden Kompaktanlagen in der 1.000 DM-Klasse bestehend aus einem Dreifach-CD-Wechsler, einem Doppelkassettendeck und einem Receiver inklusive zweier Lautsprecherboxen (meist aus Kunststoff!) gekauft, da versucht SONY noch ein letztes Mal die guten Geräte, deren Typenbezeichnungen stets auf "ES" enden, in den Markt zu werfen. Große Anstrengungen werden unternommen, aber so richtig, wirklich gut, kann man nicht mehr, denn überall regieren die Kaufleute mit ihren Rotstiften - weil viel zu wenig verdient wird an den Geräten (Stichwort Dollarkrise).
Genau aus dieser Zeit stammt dieses TC-KA6ES, ein Drei-Motoren-Deck mit drei Tonköpfen in champagner (das war damals nur den ES-Modellen vorbehalten und kostete tatsächlich 100,- DM Aufpreis gegenüber den schwarzen Schwestermodellen), für das man damals 1.498,- DM verlangte (und es gab sogar noch ein TC-KA7ES für 1.698,- DM !) und demzufolge nicht alzuviele Käufer fand. Nach dem Abverkauf dieser letzten ES-Serie (1996) verabschiedete sich SONY endgültig aus dem Bereich hochwertiges Hifi. Das TC-K6ES bot aber eine überragende Ausstattung, samt hochwertigen Einmessmöglichkeiten von Hand für REC-Level, REC-EQ und BIAS und einem Frequenzgang von 20...22.000 Hz, sowie eine motorisch öffnende und schließende Tür.
Dieses Exemplar kam zu mir, weil er nur kurz versucht für Play die Köpfe und Andruckrollen nach oben zu bringen, dies aber nicht mehr schaffte. Ursache dafür war ein durchrutschender Riemen wegen einer dejustierten Mechanik. Da war ein Hebel aus seiner Führung heraus geflutscht. Nach dem dritten kompletten Zerlegen der Mechanik habe ich sie dann auch völlig begriffen und weiß nun genau, wie welcher Hebel und welches Zahnrad stehen muss, damit man die Mechanik wieder zusammenbauen darf - damit hernach auch alles wieder funktioniert. Das viele Fett in der Mechanik sorgte dann auch dafür, dass der Riemen schon durchrutschte.
Hier ein Blick auf das ausgebaute Laufwerk von unten. Die Mechanik ist mit einem direktangetriebenen Capstan-Motor mit zweiter Schwungmasse und einem stabilem Druckguss-Chassis versehen.
Die beiden anderen Motore treiben die Wickelmechanik und das Heben und Senken der Köpfe (mit Gummiandruckrollen) , sowie dem Öffnen und Schließen der Tür an.
Hier die Bandführung und die Tonköpfe.
Ein Blick in das offene Gerät zeigt das späte Bauahr deutlich an der Menge der verbauten IC's an, so viele wie es sind.
Auch das Äußere hat sich zu den Geräten der 80er Jahre verändert. Das Laufwerk wanderte plötzlich von links in die Mitte. Und die Ecken wurden rund...
Die chamapgnerfarbene Front, verräterisch ist das kleine Fenster rechts oberhalb der Kassettenfachklappe: dahinter sitzt der Infrarotempfänger für die Fernbedienung.
Mit den drei Potentiometern auf der rechten Seite kann man durch Drücken des Knopfes CALIBRATION und anschließendem Start einer Aufnahme nahezu jede beliebige Kassette einmessen. Einfach und praktisch.
Mit diesem Deck ging bei einem großen Hersteller ein Zeitalter zu Ende, in dem dieser ganz gut mitgemischt hatte. Leider ging es auch allen anderen so oder ähnlich.
Dieses TC-KA6ES wird aber wohl noch geraume Zeit Kassetten be- und ab-spielen.