R102 in Deinem SIM-Modell ist falsch. Er muss lt. Schaltplan 1,5 k haben. Dann ist das Pegelminimum bei symm. Stellung der Bass- u. Höhensteller auch verschwunden und der Frequenzgang sehr viel besser. Immer noch nicht ganz perfekt, kann aber durch leichtes Nachstellen vom Höhenregler (von 5k/5k auf 5,3k/4,7k) gut begradigt werden.
R93 (R94) mit 3,9 kOhm statt 3,9 MegOhm "funktioniert" auch bei mir in der Simulation nicht. Es ist eindeutig, dass die Bestückung mit 3,9 MegOhm korrekt sein muss.
C47 (47 pF) ist im Schaltplan nicht eingezeichnet aber offenbar (wie C48) vorhanden. Ändert die NF-Eigenschaften nicht, also nur zur HF-Abblockung vorhanden.
Ich komme in der berichtigten Simulation gemäss dem hier voabgebildetem Schaltplan auf Gesamtverstärkung der OPAmp plus Klangstellerstufe von V= 15,2 dB (5,7-fach), also nun deutlich mehr als Dein Wert von nur 3,3-fach.
Also hat die Klangstellerstufe doch etwas weniger Dämpfung als ich geschätzt hatte aund 150 mV(rms) am Eingang werden den Verstärker damit und der allg. üblichen Treiber-/Endstufenverstärkung, die noch dazu kommt, voll aussteuern können (s. dazu weiter unten).
In der Rauschsimulation komme ich auf 16,3 µV Rauschspannung (20 Hz - 20 kHz), A-gewichtet, hier simuliert mit einem rauscharmen "state of the art" OPAmp der OPA611x-Serie.
Mit der von mir vorgeschlagenen niederohmigeren GK-Bestückung (390k/10k) auf 16,0 µV, praktisch gleich. Ich bin mir aber nicht sicher, ob die Simulation Strom- und Spannungsrauschen beides richtig wiedergibt. Einen praktischen Test wäre es m.E. wert.
Für 177 mV (rms) hinter LS-Steller und Pufferstufe (= hohe Lautstärke) bekomme ich 1 V (rms) am Ausgang der Klangstellerstufe (= Eingang Treiber/Endstufe). Das dürfte dann auch Vollaussteuerung der Endstufe bedeuten. Dafür errechnet sich mit 16 µV (A) Rauschen ein S/N (A) = 95,9 dB(A). In den Technischen Daten wurde von Fisher S/N = 95 dB bei Vollaussteuerung genannt. Das kommt also etwa hin.
D.h. bei 17,7 mV (rms) am Eingang (= kleine Lautstärke) ist S/N 20 dB schlechter, aber immer noch >75 dB (A). Damit sollte bei Lautsprechern mit normalem Wirkungsgrad kein Rauschen hörbar sein. Lediglich Hornlautsprecher sind diesbezüglich ggf. anspruchsvoller.
Amplitudenfrequenzgang, Phasenfrequenzgang und Verstärkung, simuliert (mit leicht korrigiertem Höhensteller, wie beschrieben):
Ich halte deshalb an einer EMI-Störung durch externe HF-Schleudern durch WLAN, LAN, DECT, BT, usw. im Raum als Möglichkeit fest.
Zu Deinen Simulationen:
Ich verstehe nicht, was Du gemacht hast und was Du mit den Graphen untersuchst und wie Du sie interpretierst. Deshalb kann ich dazu nicht viel sagen. Nur so viel, dass Du zwei verschiedene Gegenkopplungen hast, eine über den 3,9 Meg Widerstand, die andere über das Klangstellernetzwerk. Beide greifen auch noch unterschiedlich ab. Für die Ermittlung der Schleifenverstärkung musst Du die GK-Schleife an der "richtigen" Stelle AC-mässig unterbrechen, aber DC-mässig intakt lassen, weil sich sonst die Arbeitspunkte ändern. Was willst Du an der offenen Schleifenverstärkung bzw. der geschlossenen Schleifenverstärkung sehen?
Ich habe die Simulationsschaltung auf korrekte Wirkung der Bass- und Höhensteller auf den Frequenzgang untersucht und komme damit zu dem Ergebnis, dass sie korrekt funktionieren. Zwar ist der Pivotpunkt nicht bei 1 kHz (wie es nach hiesiger Konvention eigentlich sein sollte), aber das habe ich gelegentlich in real auch schon so bei anderen ausländischen Fabrikaten erlebt. Ist hier so ausgelegt, dass der Höhensteller schon die Mitten relativ stark beeinflusst und die Höhen stärker anhebt als nach den Angaben der Daten im Service-Manual. Ich vermute einen Druckfehler bei der Angabe der Höhenanhebung (dort: +/-10 dB bei 10 kHz; hier Simulation: +/-10 dB bei 1 kHz).
Ich kann aber nicht erkennen, dass die Klangstellerstufe falsch eingebunden wäre.
Hier das Ergebnis der Wirkung der Klangsteller in meiner Simulation (Magenta = Mittelstellung 5k/5k):
Du schriebst "Wenn am Eingang des Vorverstärker (also an Q19) 150mV anliegen und das am Endstufeneingang zu 500mV führt, lässt sich die Endstufe damit niemals voll aussteuern. Klar das diese geringe Verstärkung im Rauschen untergeht."
Ich denke, das hat sich aufgeklärt, denn mit der in meiner Simulation mit der korrigierten Schaltung ermittelten (höheren) Verstärkung von V=5,7-fach der Klangstellerstufe, liegen bei 150 mV(rms) am Hochpegeleingang und voll aufgedrehtem Lautstärkesteller 855 mV(rms) am Treiber/Endstufeneingang an. Damit liesse sich die Endstufe voll aussteuern. Vollaussteuerung ergibt 30 W/8 Ohm, also 15,5 V(rms) an 8 Ohm. Die Treiber (VAS) und die Endstufe müssten zusammen eine Verstärkung von V= 18 (25 dB) aufbringen. Das liegt im üblichen Bereich dessen, was Treiber-/Endstufen dieser Bauweise i.a. leisten.
Ich sehe (bis auf die bereits identifizierten und benannten Druckfehler im Schaltplan) nichts, was ungewöhnlich oder auffällig oder offensichtlich falsch an der Schaltung aussieht oder bei den Simulationsergebnissen ungewöhnlich wäre.
Folgende Gegebenheiten sind hier noch zu beachten:
1. Die Eingangsempfindlichkeit des Verstärkers ist mit nur 150 mV für Vollaussteuerung ungewöhnlich hoch. "Normaler" wären es (bei den meisten anderen Verstärkern ca. 250-350 mV Eingangsempfindlichkeit, also ca. Faktor 2x weniger empfindlich). Das bedeutet, dass die Verstärkung insgesamt ungefähr doppelt so hoch ist (ca. +6 dB mehr), wie bei "anderen" typischen Verstärkern.
2. Das Rauschen vom Eingangsbereich, bzw. der ersten Stufe(n) wird dadurch auch doppelt so stark verstärkt wie bei "anderen" Verstärkern.
3. Der Lautstärkesteller ist direkt hinter dem Verstärkereingang, stellt man die Lautstärke zurück, vermindert sich damit (in erster Näherung) zwar der Pegel des Nutzsignals, aber nicht der Pegel des Rauschens, das erst nach dem Lautstärkesteller entsteht. Dadurch verschlechtert sich das Signal-/Rauschverhältnis.
4. Dass sich der Rauschpegel trotzdem mit der Stellung des Lautstärkestellers etwas ändert, liegt daran, dass sich die Quellimpedanz mit der Stellung des 100 kOhm Lautstärkestellers für die erste Transistorstufe ändert. Ungefähr in der Mittelstellung ist sie am ungünstigsten. Das Transistorrauschen des Transistors ändert sich mit der Quellimpedanz vom Lautstärkesteller und wird nachfolgend voll verstärkt. Diese Verstärkerkonfiguration ist bzgl. Rauschen besonders ungünstig. Günstiger wäre die Positionierung des Lautstärkestellers weiter hinten im Signalweg, so dass sich das Rauschen der ersten Stufe(n) zusammen mit der Lautstärke des Nutzsignals abschwächen lassen, statt - wie hier - immer voll durchzuschlagen.
5. Der Höhensteller setzt schon bei Mittenfrequenzen stark ein. Dadurch wird Rauschen, dass im mittleren Frequenzbereich (1 kHz bis 3 kHz) als besonders störend empfunden wird (höchste Ohrempfindlichkeit in diesem Bereich) noch deutlicher hervorgehoben. Zusätzlich hebt auch die Loudness-Funktion die Höhen an. In Kombination "Loudness" + Höhen angehoben, wird Rauschen besonders hervorgehoben.
Dies sind "konstruktive" Eigenheiten dieses Verstärkers, die sich auf Rauschen zusätzlich ungünstig auswirken. Dem etwas entgegensteuern kann man mit möglichst wirkungsschwachen Lautsprecherboxen.
Reinhard