12.03.2023, 15:13
Und wieder ist es passiert… mir wurde ein wunderbares Stück Hifi-Geschichte geschenkt. Wahrscheinlich habe ich wieder einmal zu begeistert von meiner Hinwendung zur Tonaufzeichnung auf Magnetband unterschiedlicher Dimensionen geschwärmt.
Zwangsläufig handelt es sich dabei um Geräte die schon einige Jahrzehnte auf dem Buckel haben, meist viele Jahre nicht mehr in Betrieb waren und deshalb natürlich Zuwendung brauchen… aber das ist ja der Spaß an der Sache, wenn man mal vom späteren Hören absieht.
PS.: vor einiger Zeit ist mir aufgefallen, dass ich noch keinen Direct- bzw. Front-Loader besitze und bat um Erfahrungen mit Euren Geräten dieser Gattung. Dieses "Problem" sollte sich erledigt haben ;-).
Das PIONEER CT-F1250 um das es hier geht stammt aus dem Jahre 1980 und ist optisch in einem sehr guten Zustand… der Technik kann man ja in der Regel auf die Beine helfen!
Das Holz-Gehäuse besteht aus kunststoffbeschichtetem Sperrholz, die Oberfläche entsprechend robust… die Kanten sind die wunden Punkte… hier aber mit nur wenig Patina über die Zeit gekommen.
Beim Einschalten passierte was man vermuten durfte… nicht so arg viel. Trotzdem war ich zufrieden denn das typische Klacken eines Hubmagneten war zu vernehmen und das Display leuchtet kräftig und gleichmäßig. Nicht selbstverständlich!
Natürlich kein motiviertes Spulen und kein Play… nach dem Öffnen des Gehäuses war auf den ersten Blick klar, dass der Capstan-Riemen sich in eine klebrige Masse verwandelt und im Gehäuse verteilt hatte. Die beiden anderen Riemen und die Idler-Bereifung waren noch intakt… offensichtlich aber schon einmal ersetzt worden, war doch ein Vierkantriemen durch einen Rundriemen ersetzt worden der zudem auch deutlich zuwenig Zug entwickelte.
Es standen also zunächst die üblichen Reinigungsarbeiten und ein Wechsel der Riemen an. Dann würde man sehen können ob es vielleicht die oft beschriebenen Probleme mit den Tonköpfen oder andere Schwierigkeiten gibt.
Zunächst die Front abbauen, problemlos machbar, 6 Schrauben… eine Demontage der Bedienelemente ist nicht nötig… nicht schlecht!
Auf eines sollte man achten… es sind hier als Kontrollanzeige der Bedientasten spezielle LEDs verbaut die nach vorne auf 2mm verjüngt sind. Ein starkes Verkanten der Front quittieren diese mit einem abgebrochenen „Köpfchen“. So auch hier wohl schon einmal geschehen… mal schauen wo sich diese LEDs auftreiben lassen.
Trotzdem unterziehe ich die Knöpfe natürlich einer Reinigung. Die Front war mit „kurz Drüberwischen“ zufrieden und strahlt (fast) wie neu… also deutlich besser als die „altersüblichen Gebrauchsspuren“ die man aus Verkaufsanzeigen kennt ;-).
Beim Display bzw. der Abdeckung gibt es allerdings Arbeit. Schaut aus als hätte man versucht das Acryl mit einem Reinigungsmittel zu bearbeiten und dabei ist wahrscheinlich etwas durch die Öffnungen der Bedientasten hinter das Acrylglas gelaufen und hat dort für hartnäckige Schlieren und sogar eine etwas heftiger angegriffene Stelle gesorgt.
Acrylglas polieren gehört ja für den Cassetten-Fan zu den leichten Aufgaben ;-)… also erst die Beschädigung ausgeschliffen und dann fleißig ans Polieren gemacht. Das Ergebnis ist durchaus zufriedenstellend.
Und es geht weiter…
das Laufwerk finde ich persönlich nicht schlecht konstruiert was Servicefreundlichkeit angeht. Davon abgesehen, dass es sich nach so langer Zeit immer empfiehlt eine „Wartung in die Tiefe gehend“ durchzuführen würden sich die meisten Arbeiten mit etwas Fingerspitzengefühl, dem richtigen Werkzeug und ein bisschen Überlegung problemlos ohne das ganz große „Zerlegen“ durchführen lassen.
Ich habe mir „etwas mehr“ vorgenommen… also raus mit dem Laufwerk in eine praxisnahe Arbeitsposition.
Ein paar Schrauben vorne, oben und unten, ein paar Kabelbinder aufknipsen, zwei Stecker lösen und man kann recht passabel arbeiten ohne den Lötkolben anheizen zu müssen.
Hier kann man noch gut die „Reste“ des Capstan-Riemens erkennen… nach einem Kampf mit dieser klebrigen Masse finden sich am Arbeitsplatz in der Regel immer irgendwo kleine schwarze schmierige Klumpen…
Ohne jetzt hier bei jedem Handgriff ins Detail zu gehen ist das Rezept bei Arbeiten dieser Art immer das Gleiche… erst der Plan(Service-Manual im Download bei Hifi-Engine etc.), dann das (vorsichtige) Schrauben, systematisches Ablegen der ausgebauten Teile und im Zweifelsfall aussagekräftige Bilder machen… dann wird (meist) alles gut ;-).
Die Bauart des Laufwerks kommt mir irgendwie bekannt vor (Akai GX-F71, sogar die Bereifung des Idler-Wheel hat identische Maße), deshalb sind auch ein paar Arbeitsschritte zu übernehmen. Ich drehe immer die Bremsbeläge auf der Bremsplatte um… diese hier waren zwar noch nicht mal extrem abgenutzt und auch das Gummi war noch schön geschmeidig, aber wenn man schon mal dran ist.
Bei den Riemenwechseln gibt es keine übermäßig beachtenswerten Schritte zu tun… im Übrigen finden sich im Netz reichlich Videos bei denen man manchmal außer verwackelten Aufnahmen und den Fingern des Ausführenden sogar etwas Hilfreiches mitnehmen kann.
Beim Wechsel der Idler-Bereifung habe ich den unangenehmen Weg gewählt… nämlich den Ausbau um das eventuell etwas poröse Plastikteil nicht mit Hebelwerkzeugen zu stressen. Dabei gilt es den Sicherungsring im Auge zu behalten oder sich vorher Ersatz zu besorgen. Aber auch diese Situation kennt der erfahrene Schrauber schon sehr gut…
Das Gummi war hier noch in einem guten Zustand, ich habe trotzdem den vorhandenen Ersatz aufgezogen und das Ganze auch genau vermessen… das macht die Vorbereitung im Fall der Fälle dann einfacher. Auch hier würde sich ein Versuch mit Gummi-Flachdichtungen aus dem Sanitärbereich anbieten, es gibt Halbzoll-Varianten die gut passen müssten… leider sind alle die ich bisher finden konnte etwas schmaler, aber da sich der Wechsel bei dieser Konstruktion in einer guten halben Stunde bewerkstelligen läßt sehe ich das entspannt.
Ich kürze jetzt ein bisschen ab… Rückbau und dann der erste Testlauf.
Spulen… WOW. Echt flott, geht also!
Play… Geht auch… Opfercassette rein und laufen lassen… nach 10 Minuten… Klack! Schaltet ab obwohl das Band nicht am Ende ist… kein gutes Zeichen!
Und siehe da… Bandsalat! Lange nicht gehabt.
Dazu findet man die merkwürdigsten Theorien im Netz. Bis zur Behauptung, dass der Dual-Capstan des Pioneer eine Fehlkonstruktion sei die nicht funktionieren kann.
Ich habe das Phänomen mal genauer beobachtet und festgestellt, dass letztlich immer der rechte Bandwickel einfach stehenblieb. Ich hatte zunächst die Stromversorgung im Verdacht… ein paar Versuche und Messungen später war ich mir aber sicher, dass es wohl ein Problem mit dem Wickelmotor gab.
Beim Spulen liegen 12V an und er erledigt seine Arbeit problemlos, im Play-Betrieb sind es etwa 7,5V und man kann beobachten, dass die Spannung stark schwankt.
Auch zum Thema Wickelmotor und den damit verbundenen Problemen findet man Einiges. Das Zerlegen dieser Motore ist ja auch mittlerweile für den technik-affinen Cassettenliebhaber fast Pflichtprogramm. Meist handelt es sich aus meiner Erfahrung um Stellmotore (also Motore die immer nur einen sehr kurzen Weg zurücklegen) die Ärger machen.
Glücklicherweise ist der Ausbau beim Pioneer eine übersichtliche Angelegenheit.
Wie man sehen kann steckt der eigentliche Motor gummigelagert in einem weiteren Metallgehäuse. Im Grunde kein großes Problem… allerdings sind bei dieser Konstruktion die kleinen Metalllaschen die die Deckel der Gehäuse fixieren so klein und unglücklich geformt, dass es aus meiner Sicht das wirklich nervigste beim Überarbeiten des Motors ist diese Laschen so zu öffnen, dass man sie hinterher auch wieder nutzen kann und sich der Deckel gut öffnen lässt.
Ich habe mit verschiedenen Zangen wenig Erfolg gehabt und schließlich einen kleinen Durchschlag genutzt… aber sicher gibt es auch andere Wege zum Ziel.
Die Arbeit am Motor habe ich nicht dokumentiert, manchmal braucht man einfach Konzentration und alle Hände … ich sage nur „Netz“. In Kurzform: beim Abheben des Deckels gut aufpassen und langsam machen. Die Schleifer mit den Kohlekontakten sollte man nach Möglichkeit nicht abreißen oder verbiegen.
Alles sorgfältig vom Schleifstaub reinigen, den Kollektor mit sehr feinem Schmirgelpapier reinigen und eventuelle Laufspuren beseitigen.
Beide Lager gefühlvoll mit einem Tröpfchen Öl versehen und dann kann der Rückbau beginnen.
Und der erste Test…. bitte keine Kommentare zur eingelegten Cassette, Opfer eben;-)…
Läuft nun seit mehreren Stunden einwandfrei.
Gute Voraussetzungen für abschließende genaue Justage-Arbeiten. Eigentlich kann das Hören mit diesem Gerät nicht mehr gar soviel Spaß gemacht haben.
Der Bandlauf musste justiert werden da das Band an der linken Bandführung leicht „kräuselte“, dadurch war natürlich auch der Azimuth nochmal dran… war doch deutlich daneben, das Gerät klang auffallend dumpf. Bei dieser Geräteserie liest man recht oft von Problemen mit den Tonköpfen…. glücklicherweise ließ sich in diesem Fall das Problem durch einen beherzten Dreh an der richtigen Schraube lösen. Jetzt klingt das schon eher TOTL…
Am Rande bemerkt… was das Einstellen des Azimuth angeht gibt es ja verschiedene Herangehensweisen. Manche vertrauen auf ihr Gehör, manche nutzen Messcassetten in Verbindung mit Oszilloskop oder Einstellung aufs Maximum per Millivoltmeter. In diesem Fall würde man mit allen Methoden zu einem nahezu identischen Ergebnis kommen… zumindest war es bei mir so.
Die Geschwindigkeit war tadellos … in Stellung „Quartz locked“ praktisch keine Abweichung und auch die Gleichlaufwerte waren mit dem neuen Riemen erstaunlich gut. Wenn sich das Ganze eingelaufen hat werde ich das nochmal kontrollieren.
Eine Besonderheit sollte noch erwähnt werden… der Output-Regler!
Da ich meine Abhör-Kontrolle immer per Kopfhörer mache ist es in der Regel so, dass ich eine für mich angenehme Lautstärke eben über diesen Output-Regler einstelle. Mein Erstaunen war groß als ich bei dieser Vorgehensweise (Output etwas mehr als Mittelanschlag, eine eher zurückhaltend ausgesteuerte Cassette aus einem Nakamichi eingelegt) einen permanenten Vollausschlag auf dem Display feststellte.
Da denkt „man“ als Erstes an einen Fehler und spult mögliche Szenarien im Kopf ab… nur um dann festzustellen, dass bei einem Blick aufs Blockschaltbild klar wird, dass das Display abhängig vom eingestellten Output-Level anzeigt… SEHR unüblich. Ich war dermaßen verunsichert, dass ich bei allen meinen Geräten probiert habe. Bei keinem Gerät ist das der Fall…. Aber haben wir nicht alle unsere kleinen Eigenheiten?
Auf jeden Fall ist das Gerät nun im Hörraum eingezogen und hat durch seine Größe dafür gesorgt, dass doch wieder umgeräumt werden musste… hat ja annähernd die Höhe von zwei anderen Komponenten.
schönen Sonntag
Andreas
Zwangsläufig handelt es sich dabei um Geräte die schon einige Jahrzehnte auf dem Buckel haben, meist viele Jahre nicht mehr in Betrieb waren und deshalb natürlich Zuwendung brauchen… aber das ist ja der Spaß an der Sache, wenn man mal vom späteren Hören absieht.
PS.: vor einiger Zeit ist mir aufgefallen, dass ich noch keinen Direct- bzw. Front-Loader besitze und bat um Erfahrungen mit Euren Geräten dieser Gattung. Dieses "Problem" sollte sich erledigt haben ;-).
Das PIONEER CT-F1250 um das es hier geht stammt aus dem Jahre 1980 und ist optisch in einem sehr guten Zustand… der Technik kann man ja in der Regel auf die Beine helfen!
Das Holz-Gehäuse besteht aus kunststoffbeschichtetem Sperrholz, die Oberfläche entsprechend robust… die Kanten sind die wunden Punkte… hier aber mit nur wenig Patina über die Zeit gekommen.
Beim Einschalten passierte was man vermuten durfte… nicht so arg viel. Trotzdem war ich zufrieden denn das typische Klacken eines Hubmagneten war zu vernehmen und das Display leuchtet kräftig und gleichmäßig. Nicht selbstverständlich!
Natürlich kein motiviertes Spulen und kein Play… nach dem Öffnen des Gehäuses war auf den ersten Blick klar, dass der Capstan-Riemen sich in eine klebrige Masse verwandelt und im Gehäuse verteilt hatte. Die beiden anderen Riemen und die Idler-Bereifung waren noch intakt… offensichtlich aber schon einmal ersetzt worden, war doch ein Vierkantriemen durch einen Rundriemen ersetzt worden der zudem auch deutlich zuwenig Zug entwickelte.
Es standen also zunächst die üblichen Reinigungsarbeiten und ein Wechsel der Riemen an. Dann würde man sehen können ob es vielleicht die oft beschriebenen Probleme mit den Tonköpfen oder andere Schwierigkeiten gibt.
Zunächst die Front abbauen, problemlos machbar, 6 Schrauben… eine Demontage der Bedienelemente ist nicht nötig… nicht schlecht!
Auf eines sollte man achten… es sind hier als Kontrollanzeige der Bedientasten spezielle LEDs verbaut die nach vorne auf 2mm verjüngt sind. Ein starkes Verkanten der Front quittieren diese mit einem abgebrochenen „Köpfchen“. So auch hier wohl schon einmal geschehen… mal schauen wo sich diese LEDs auftreiben lassen.
Trotzdem unterziehe ich die Knöpfe natürlich einer Reinigung. Die Front war mit „kurz Drüberwischen“ zufrieden und strahlt (fast) wie neu… also deutlich besser als die „altersüblichen Gebrauchsspuren“ die man aus Verkaufsanzeigen kennt ;-).
Beim Display bzw. der Abdeckung gibt es allerdings Arbeit. Schaut aus als hätte man versucht das Acryl mit einem Reinigungsmittel zu bearbeiten und dabei ist wahrscheinlich etwas durch die Öffnungen der Bedientasten hinter das Acrylglas gelaufen und hat dort für hartnäckige Schlieren und sogar eine etwas heftiger angegriffene Stelle gesorgt.
Acrylglas polieren gehört ja für den Cassetten-Fan zu den leichten Aufgaben ;-)… also erst die Beschädigung ausgeschliffen und dann fleißig ans Polieren gemacht. Das Ergebnis ist durchaus zufriedenstellend.
Und es geht weiter…
das Laufwerk finde ich persönlich nicht schlecht konstruiert was Servicefreundlichkeit angeht. Davon abgesehen, dass es sich nach so langer Zeit immer empfiehlt eine „Wartung in die Tiefe gehend“ durchzuführen würden sich die meisten Arbeiten mit etwas Fingerspitzengefühl, dem richtigen Werkzeug und ein bisschen Überlegung problemlos ohne das ganz große „Zerlegen“ durchführen lassen.
Ich habe mir „etwas mehr“ vorgenommen… also raus mit dem Laufwerk in eine praxisnahe Arbeitsposition.
Ein paar Schrauben vorne, oben und unten, ein paar Kabelbinder aufknipsen, zwei Stecker lösen und man kann recht passabel arbeiten ohne den Lötkolben anheizen zu müssen.
Hier kann man noch gut die „Reste“ des Capstan-Riemens erkennen… nach einem Kampf mit dieser klebrigen Masse finden sich am Arbeitsplatz in der Regel immer irgendwo kleine schwarze schmierige Klumpen…
Ohne jetzt hier bei jedem Handgriff ins Detail zu gehen ist das Rezept bei Arbeiten dieser Art immer das Gleiche… erst der Plan(Service-Manual im Download bei Hifi-Engine etc.), dann das (vorsichtige) Schrauben, systematisches Ablegen der ausgebauten Teile und im Zweifelsfall aussagekräftige Bilder machen… dann wird (meist) alles gut ;-).
Die Bauart des Laufwerks kommt mir irgendwie bekannt vor (Akai GX-F71, sogar die Bereifung des Idler-Wheel hat identische Maße), deshalb sind auch ein paar Arbeitsschritte zu übernehmen. Ich drehe immer die Bremsbeläge auf der Bremsplatte um… diese hier waren zwar noch nicht mal extrem abgenutzt und auch das Gummi war noch schön geschmeidig, aber wenn man schon mal dran ist.
Bei den Riemenwechseln gibt es keine übermäßig beachtenswerten Schritte zu tun… im Übrigen finden sich im Netz reichlich Videos bei denen man manchmal außer verwackelten Aufnahmen und den Fingern des Ausführenden sogar etwas Hilfreiches mitnehmen kann.
Beim Wechsel der Idler-Bereifung habe ich den unangenehmen Weg gewählt… nämlich den Ausbau um das eventuell etwas poröse Plastikteil nicht mit Hebelwerkzeugen zu stressen. Dabei gilt es den Sicherungsring im Auge zu behalten oder sich vorher Ersatz zu besorgen. Aber auch diese Situation kennt der erfahrene Schrauber schon sehr gut…
Das Gummi war hier noch in einem guten Zustand, ich habe trotzdem den vorhandenen Ersatz aufgezogen und das Ganze auch genau vermessen… das macht die Vorbereitung im Fall der Fälle dann einfacher. Auch hier würde sich ein Versuch mit Gummi-Flachdichtungen aus dem Sanitärbereich anbieten, es gibt Halbzoll-Varianten die gut passen müssten… leider sind alle die ich bisher finden konnte etwas schmaler, aber da sich der Wechsel bei dieser Konstruktion in einer guten halben Stunde bewerkstelligen läßt sehe ich das entspannt.
Ich kürze jetzt ein bisschen ab… Rückbau und dann der erste Testlauf.
Spulen… WOW. Echt flott, geht also!
Play… Geht auch… Opfercassette rein und laufen lassen… nach 10 Minuten… Klack! Schaltet ab obwohl das Band nicht am Ende ist… kein gutes Zeichen!
Und siehe da… Bandsalat! Lange nicht gehabt.
Dazu findet man die merkwürdigsten Theorien im Netz. Bis zur Behauptung, dass der Dual-Capstan des Pioneer eine Fehlkonstruktion sei die nicht funktionieren kann.
Ich habe das Phänomen mal genauer beobachtet und festgestellt, dass letztlich immer der rechte Bandwickel einfach stehenblieb. Ich hatte zunächst die Stromversorgung im Verdacht… ein paar Versuche und Messungen später war ich mir aber sicher, dass es wohl ein Problem mit dem Wickelmotor gab.
Beim Spulen liegen 12V an und er erledigt seine Arbeit problemlos, im Play-Betrieb sind es etwa 7,5V und man kann beobachten, dass die Spannung stark schwankt.
Auch zum Thema Wickelmotor und den damit verbundenen Problemen findet man Einiges. Das Zerlegen dieser Motore ist ja auch mittlerweile für den technik-affinen Cassettenliebhaber fast Pflichtprogramm. Meist handelt es sich aus meiner Erfahrung um Stellmotore (also Motore die immer nur einen sehr kurzen Weg zurücklegen) die Ärger machen.
Glücklicherweise ist der Ausbau beim Pioneer eine übersichtliche Angelegenheit.
Wie man sehen kann steckt der eigentliche Motor gummigelagert in einem weiteren Metallgehäuse. Im Grunde kein großes Problem… allerdings sind bei dieser Konstruktion die kleinen Metalllaschen die die Deckel der Gehäuse fixieren so klein und unglücklich geformt, dass es aus meiner Sicht das wirklich nervigste beim Überarbeiten des Motors ist diese Laschen so zu öffnen, dass man sie hinterher auch wieder nutzen kann und sich der Deckel gut öffnen lässt.
Ich habe mit verschiedenen Zangen wenig Erfolg gehabt und schließlich einen kleinen Durchschlag genutzt… aber sicher gibt es auch andere Wege zum Ziel.
Die Arbeit am Motor habe ich nicht dokumentiert, manchmal braucht man einfach Konzentration und alle Hände … ich sage nur „Netz“. In Kurzform: beim Abheben des Deckels gut aufpassen und langsam machen. Die Schleifer mit den Kohlekontakten sollte man nach Möglichkeit nicht abreißen oder verbiegen.
Alles sorgfältig vom Schleifstaub reinigen, den Kollektor mit sehr feinem Schmirgelpapier reinigen und eventuelle Laufspuren beseitigen.
Beide Lager gefühlvoll mit einem Tröpfchen Öl versehen und dann kann der Rückbau beginnen.
Und der erste Test…. bitte keine Kommentare zur eingelegten Cassette, Opfer eben;-)…
Läuft nun seit mehreren Stunden einwandfrei.
Gute Voraussetzungen für abschließende genaue Justage-Arbeiten. Eigentlich kann das Hören mit diesem Gerät nicht mehr gar soviel Spaß gemacht haben.
Der Bandlauf musste justiert werden da das Band an der linken Bandführung leicht „kräuselte“, dadurch war natürlich auch der Azimuth nochmal dran… war doch deutlich daneben, das Gerät klang auffallend dumpf. Bei dieser Geräteserie liest man recht oft von Problemen mit den Tonköpfen…. glücklicherweise ließ sich in diesem Fall das Problem durch einen beherzten Dreh an der richtigen Schraube lösen. Jetzt klingt das schon eher TOTL…
Am Rande bemerkt… was das Einstellen des Azimuth angeht gibt es ja verschiedene Herangehensweisen. Manche vertrauen auf ihr Gehör, manche nutzen Messcassetten in Verbindung mit Oszilloskop oder Einstellung aufs Maximum per Millivoltmeter. In diesem Fall würde man mit allen Methoden zu einem nahezu identischen Ergebnis kommen… zumindest war es bei mir so.
Die Geschwindigkeit war tadellos … in Stellung „Quartz locked“ praktisch keine Abweichung und auch die Gleichlaufwerte waren mit dem neuen Riemen erstaunlich gut. Wenn sich das Ganze eingelaufen hat werde ich das nochmal kontrollieren.
Eine Besonderheit sollte noch erwähnt werden… der Output-Regler!
Da ich meine Abhör-Kontrolle immer per Kopfhörer mache ist es in der Regel so, dass ich eine für mich angenehme Lautstärke eben über diesen Output-Regler einstelle. Mein Erstaunen war groß als ich bei dieser Vorgehensweise (Output etwas mehr als Mittelanschlag, eine eher zurückhaltend ausgesteuerte Cassette aus einem Nakamichi eingelegt) einen permanenten Vollausschlag auf dem Display feststellte.
Da denkt „man“ als Erstes an einen Fehler und spult mögliche Szenarien im Kopf ab… nur um dann festzustellen, dass bei einem Blick aufs Blockschaltbild klar wird, dass das Display abhängig vom eingestellten Output-Level anzeigt… SEHR unüblich. Ich war dermaßen verunsichert, dass ich bei allen meinen Geräten probiert habe. Bei keinem Gerät ist das der Fall…. Aber haben wir nicht alle unsere kleinen Eigenheiten?
Auf jeden Fall ist das Gerät nun im Hörraum eingezogen und hat durch seine Größe dafür gesorgt, dass doch wieder umgeräumt werden musste… hat ja annähernd die Höhe von zwei anderen Komponenten.
schönen Sonntag
Andreas