Old Fidelity - HiFi Klassiker Forum

Nachdem ein lieber Freund mir von seiner RS-1800 erzählte, ich diese Maschine noch nie auf dem Tisch hatte und sie laut einigen Aussagen auch nur 50 mal gebaut wurde (keine Ahnung ob das stimmt) entwickelte sich dieser Bericht. Die Rep ist schon etwas länger her, bin eher schreibfaul…hab die besten Fotos dazu rausgesucht. 
Als ich die Maschine auf einem Video vorgeführt bekam, sah ich sofort das etwas mit dem Aufwickelbandzug nicht stimmte… der Bandfühlhebel war immer oben und das Band wurde sehr locker gewickelt. Ursache waren hier die verbauten Wickelmotoren einer RS1700, die Schaltung musste nur etwas angepasst werden…und schon passt wieder alles. 

Weitere Beanstandungen vom Besitzer waren:

-linkes Peakmeter hängt manchmal (war ein verdrehter rechter Anschlag)

-Pitch Einstellung funktioniert nicht (ein Fehler auf dem Digital Board)

Außerdem hatte er noch einen kompletten EU Trafo für die Maschine herumliegen, der eingebaut werden sollte. 

Die Maschine kommt relativ frisch aus der Werkstatt, es wurden viele Elkos getauscht und die Maschine wurde neu eingemessen. An den Pitch Fehler und das Peakmeter hat sich keiner rangetraut…der Bandzugfehler wurde übersehen. Ich stell mal ein paar Bilder ein, scheint ja wirklich selten zu sein.




Hier sieht man den Bandzug Fehler noch sehr schön. Alles in allem eine imposante Erscheinung. Laufwerk und AW-Verstärker sind getrennt, wie beim RS-9900US mittels mehrpoligen Steuerkabel miteinander verbunden. Alle Knöpfe aus dem Vollem gedreht, alles fühlt sich sehr wertig an. 




Hier die Drehmomentregelung der Wickelmotoren. Insgesamt würde ich das Laufwerk als sehr serviceunfreundlich bezeichnen. 




Der Capstanmotor. Hatte den nur ausgebaut um mir die Mechanik der Bandfühlhebel anzuschauen…gleich allen Staub entfernt…Mechanik vollkommen in Ordnung. 




Die Digitalplatine, Herzstück ein MN1499A, ein 4 Bit Microkontroller.  Zwei KB Programmspeicher in 2x original Intel 2708. Doom wird man hier nicht zum laufen bekommen.   Ich hab die beiden EPROM gesockelt und ausgelesen…nach über 40 Jahren sicher angebracht. Zwei neue 2708 sind schnell gebrannt…oder man packt alles in einem 2716. Die zusätzliche Stromversorgung für die beiden 2708 (+12 und -5V) werden direkt auf der Platine erzeugt. Der Rest ist TTL Gemüse. Dieser kleine Rechner kümmert sich ausschließlich um die digitale Anzeige (Bandzählwerk, Pitch Kontrolle, Geschwindigkeit) der Maschine. Das Laufwerk selbst, wird darüber nicht bedient. 




Der ganze Drahtverhau stellt das neue Netzteil dar. Also von 110-240V AC, wählbar. Original ist es eine 100V AC Japan Maschine. 




So, das alte Netzteil ist raus… Funfakt am neuen Netzteil…die Sicherungen sind direkt hinter die Sekundärwicklungen gewandert. Vorher waren sie hinter den Gleichrichtern.




Fast geschafft… 




Das Original Japan Anschlussblech




Ich habe die vorhandenen Aussparungen genutzt, Spannungswähler und neue Netzbuchse könnten jederzeit zurück auf Original Japan gebaut werden…das original Blech ist damit nicht verbastelt.  




Umbau und Reparatur des Laufwerks sind abgeschlossen. Die Kratzer am Trafo waren leider schon bei Lieferung des Netzteils. 







Hab dabei noch einige Elkos mit Grünspan entdeckt und getauscht. Nich alle Werte sind betroffen. 




Am Drehspulmesswerk hab ich vorsichtig den Anschlag justiert, damit kommt der Zeiger nicht mehr in unerlaubte mechanische Bereiche und hängt auch nicht mehr. 



AW-Verstärker innen, Modulaufbau, beide Kanäle…



Die Einmessung passt, bin froh das ich hier nichts einstellen muss…“1000“ Potis…oh wie liebe ich die Studer 8XX Maschinen, keine Potis…einfach schön. 




Das Abschlussbild, hab ich jetzt aus einem Video kopiert…hatte kein Bild davon gemacht. Die Maschine läuft wieder komplett, und 240V AC.  War eine interessante Reparatur. 

Viele Grüße Micha, DL2ARM

Wau, das ist ja cool:



Intel hatte damals noch keine eigene Fertigung, weil noch alles in Mutters heimischer Garage, und so haben sie die Chips bei AMD fertigen lassen. Deren weißes Keramik-Gehäuse war durchscheinend, sodass es den Spitznamen Zebra erhielt. Weiß nicht ob das bei den Eproms auch so ist, aber die Intel-Prozessoren von AMD im Zebra-Gehäuse werden allerheftigst gesucht und gehandelt.

Danke für die Info, hatte ich auch nicht gewusst.

Lol der heilige Technics Gral - das "Phantom". Toller Bericht danke.-

(01.06.2025, 12:23)Florida Boy schrieb: [ -> ]Wau, das ist ja cool:



Intel hatte damals noch keine eigene Fertigung, weil noch alles in Mutters heimischer Garage, und so haben sie die Chips bei AMD fertigen lassen. Deren weißes Keramik-Gehäuse war durchscheinend, sodass es den Spitznamen Zebra erhielt. Weiß nicht ob das bei den Eproms auch so ist, aber die Intel-Prozessoren von AMD im Zebra-Gehäuse werden allerheftigst gesucht und gehandelt.

Dann schnell auf einen anderen 2708 kopieren und ab in die Bucht damit. Würde mich interessieren wieviel man dafür wirklich bekommt, Angebote gibt es ja genug.
Wie gesagt, Angebote.
VG

Was alte Männer so alles für wertvoll und sammelwürdig halten...schade, dass sie alle nicht mitbekommen, wie ihren Erben den Müll dann einfach endgenervt entsorgen.

Ist doch vollkommen uninteressant, was die Erben damit einmal machen!

Sowas verkaufen die Erben im Internet.

Toller Bericht - tolle Maschine - danke fürs Zeigen!