Weil nun gerade ein Sansui Tuner TU-9900 (ein wundervoller Tuner, aus der Definition-Serie!) mit so einem Stecker an der Reihe war, habe ich das mal dokumentiert, was da alles zu machen ist, wenn man es denn ganz korrekt machen will (oder muss, wie ich).
Das hier ist der Stecker, den ich am Gerät vorgefunden habe. Man kann auch den in den letzten Jahrzehnten verwendeten Adapter (lebensgefährlich!) und das "Lakritzkabel" (nur einfach isoliert!) erkennen. So kann man das natürlich nicht lassen.
Also zuerst mal die Zugentlastung aus der Rückwand lösen. Das geht am besten mit einem Vornschneider. Von innen sieht das so aus:
Die beiden Zuleitungsadern sind an der US-Steckdose angelötet. Dort kann man zusätzliche Geräte anschließen - in den USA sind Steckdosen offenbar knapp, weshalb die meisten der alten Hifi-Geräte hinten Steckdosen (auch mehrere) hatten, die entweder geschaltet oder nicht geschaltet waren, bei Receivern und Verstärkern häufig gemischt. Geschaltet bedeutet hier, dass die Steckdose nur dann Strom führt, wenn das Gerät eingeschaltet ist, bei den ungeschalteten Steckdosen ist immer Strom an der Dose, sofern das Netzkabel des Spender-Gerätes in der Steckdose steckt. Die Verwendung der geschalteten Dosen ruinieren leider die Netzschalter häufig, da im Moment des Einschaltens alle Geräte (auch solche mit wenig Stromverbrauch) ganz kurzzeitig einen sehr hohen Strom ziehen. Deshalb ist auch von der Benutzung dieser Steckdosen abzuraten, wegen der Gefahr natürlich erst recht.
Die beiden Kabel muss man dort abzwicken, aber beachten, dass dort noch zusätzlich zwei Leitungen (hier im Bild weisse) angelötet sind. Diese führen zum Netzschalter. Wir müssen also unser neues Netzkabel mit diesen beiden Leitungen verbinden. Wenn wir dies nicht an den Kontakten der Zusatzsteckdose tun, wird diese gleichzeitig stromlos - gut so. Denn es besteht die Gefahr, das z.B. ein Kind eine Nagelfeile oder Ähnliches in eine dieser Schlitze steckt und dann durch Stromschlag tödlich verletzt wird - das muss amn verhindern - also stromlos machen!
Zunächst nehme ich ein neues dreipoliges Stromkabel mit einem angespritztem Schukostecker und doppelter Isolierung und löse die Aussenisolierung etwa 10cm lang ab, dann werden die drei Innenisolierungen etwa 5mm absoliert und verzinnt.
Die alte Zugentlastung nehmen wir auch nicht mehr, da die für wesentlich dünneres Kabel gemacht ist. Wenn man versucht das dickere Kabel dort hinein zu quetschen, dann bekommt man es kaum noch in die Rückwand eingesetzt. Besser so eine Zugentlastung wir auf dem Foto verwenden, die hat auch noch einen Knickschutz und hält das runde Netzkabel perfekt (gibt es z.B. bei Conrad).
Hier ist die Zugentlastung bereits über das Kabel geschoben und wir können es nun von hinten ins die alte Öffnung einschieben und dann einrasten.
Das ging doch ganz leicht. Nun müssen wir nur noch alles richtig zusammenlöten.
Zuerst den Schutzleiter. Den gab es ja vorher nicht, aber der gehört immer an das Gehäuse, das ja die Masse darstellt - das ist ganz ähnlich wie im Auto. Ich verwende dafür am liebsten so eine Lötöse und eine Schraube mit einer Zahnscheibe darunter - das gibt guten Kontakt für Jahrzehnte! Der Schutzleiter ist immer grün/gelb.
Die beiden übrigen Adern verlöten wir nun mit den beiden weissen Kabeln, die wir vorher von der Zusatzsteckdose abgeknipst hatten und die ja auch zuvor mit den beiden Netzleitern verbunden waren. Beide etwa 5 mm abisolieren und verzinnen, dann miteinander verlöten, nach dem Abkühlen prüfen, ob es eine gute Verbindung geworden ist.
Da diese beiden Adern nachher 230V führen, müssen wir unsere Lötstellen gut isolieren, damit die nichts berühren können. Dafür verwendet man am besten Schrumpfschlauch, den man schon
vorher über die Adern geschoben hat! Dann erwärmen, bis sich der Schrumpfschlauch nicht mehr bewegen kann. Er darf auf keinen Fall herunterrutschen können!
Dann können wir die verbundenen Leitungen wieder ordentlich am angestammten Platz verstauen, es kann ja nun nichts mehr passieren!
Die Zusatzsteckdose ist zwar noch da (sonst gäbe es ja ein großes Loch in der Rückwand), aber stromlos stellt sie keine Gefahr mehr dar.
So schaut das neu installierte Stromkabel mit der Zugentlastung von aussen aus.
Und so das Netzkabel, welches nun unseren Sansui Tuner antreibt.
Wenn wir schon dabei sind, können wir auch die Netzspannung auf 240V umstecken (beim TU-9900 nur von innen zugänglich).
Dann ist das Gerät fit für die nächsten Jahrzehnte - es wird sich ja wohl hoffentlich nichts an unserer Stromanschlussnorm ändern - oder?
Für den gesamten beschriebenen Vorgang brauche ich ungefähr 15 Minuten (ja, ja - ich habe auch schon sehr oft geübt), die Kosten liegen bei etwa 5 Euro insgesamt. Das lohnt sich in jedem Fall, muss aber jeder selbst entscheiden. Eines sollte unbedingt klar sein:
wer von Elektrik gar nichts oder viel zu wenig versteht, lässt lieber die Finger davon!! Hier geht es um möglicherweise tödliche Spannungen, da sollte man genau wissen, was man da macht. Die Anleitung ist also nur für Leute gedacht, für die das dann eher eine leichte Übung ist.