zwar restauriere ich nur für mich selber Röhrengeräte, das aber schon etwas länger.
Prinzipiell brauchst Du Dir um die Sicherheit nicht so viel Gedanken zu machen. Die einzigen Geräte, die da etwas mit Vorsicht zu geniessen sind, sind sogenannte Allstromgeräte. Diese haben keinen Netztrafo, und konnten an Gleichstromnetzen betrieben werden ( daher der Name Allstrom ). Allstromgeräte erkennst Du an der Röhrenbestückung, die Bezeichnung der Röhren beginnt normalerweise mit dem Buchstaben U . Solche Geräte solltest Du meiden. Geräte, die einen Netztrafo haben, haben normalerweise Röhren verbaut, deren Bezeichnung mit einem E beginnt.
Was Du auch vorab bedenken solltest - der UKW-Teil, den Du ja wahrscheinlich benutzen willst, geht bei den Fünfziger Jahre Radios nur bis 100MHz, in seltenen Fällen bis 104 MHz, aber niemals bis 108 MHz wie heute üblich. Bei uns im Ruhrgebiet kann man z.B. den Popmusiksender Eins Live mit so einem Radio nicht hören, denn der sendet auf 106,7 und 107,9 MHz. Zwar kann man die Radios ein paar MHz nach oben oder nach unten verstimmen, das bedeutet dann aber, dass die MHz, die oben dazukommen, unten fehlen.
Als nächstes solltest Du überlegen, was Du mit dem Teil machen willst. Technisch sind alle Radios bis etwa Baujahr 1958 Monogeräte, ab da gab es dann Geräte mit Mono-Tuner und Stereo-Verstärker, und erst ab etwa 1963 kamen dann auch Röhrengeräte mit Stereodecoder auf den Markt. Die kleinsten Röhrenradios sind die niedlichen Küchenradios, von denen die Philips Philettas die bekanntesten sind ( leider sind das meistens Allstromgeräte ).
Das andere Ende wird von Geräten wie dem Saba Freiburg Automatik oder dem Grundig 5010 markiert. Die Geräte haben eine Gegentaktendstufe ( beim 5010 mit zwei EL12 und 15 Watt Sprechleistung ), und meist zusätzliche Gimmicks ( beim Freiburg z.B. Motorsuchlauf für die Abstimmung, motorbetriebenes Lautstärkepoti, beleuchtete Tasten und Kabelfernsteuerung, beim Grundig 5050 Stationstasten, wo per Motor die gespeicherten Sender angefahren werden ). Solche Geräte werden öfter in restauriert für 400 bis 500 Euro angeboten, und wenn sie wirklich ordentlich gemacht sind, sind sie das auch wert, eine Selbstrestaurierung wird nicht billiger. Etwas für Freaks sind die großen Philips Radios wie z.B. das Capella von 1955. Diese Radios haben eisenlose Röhrenendstufen und Lautsprecher mit 800 Ohm Impedanz. Der Klang hat überhaupt keine Ähnlichkeit mit dem üblichen basslastigen Dampfradioklang, sondern hört sich eher an, als ob ein großer Elektrostat spielen würde. Leider sind die Kisten technisch nur schwer zu beherrschen, die Radios sind nicht teuer, aber schon Königsklasse, was die Restaurierfähigkeiten angeht.
Das Gros der angebotenen Radios ist wie immer die "langweilige" Mittelklasse. Diese Radios haben meist vier Wellenbereiche, eine Eintaktendstufe mit EL84 oder EL41 mit vier bis fünf Watt Sprechleistung, und einen Phonoanschluss, an dem man in mono auch einen IPod o.ä. betreiben kann. Von diesen Radios gibt es z.B. die Grundig Zauberklang Serie mit Vier- oder Fünffach Equalizer, die Graetz Modelle Musica, Melodia oder Sinfonia, oder die Saba Meersburg oder Konstanz, die als Mittelklassegeräte schon Motorsuchlauf haben. Wenn Du vorhaben solltest, selber in die Restaurierung einzusteigen, ist diese Gerätekategorie ideal.
Was auch noch interessant sein könnte, sind die kleinen Musiktruhen im Hochformat wie z.B. die Graetz Grazioso. Die sehen niedlich aus, nehmen von der Grundfläche nicht mehr Platz weg als ein Tischradio, brauchen aber keine Stellfläche im Schrank oder Regal, weil sie ihr Schränkchen schon mitbringen. Solche Geräte haben meist einen besseren Klang als die Pendants bei den Tischradios, und einen eingebauten Plattenwechsler. Diesen kann man zwar nur für Mono Schallplatten nutzen, aber immerhin. Billiger als vergleichbare Tischradios sind solche Truhen meist auch noch.
Wenn Du Dein Wunschgerät gefunden hast, würde ich mich nach einem spielbereiten Exemplar in brauchbarem optischen Zustand umsehen, dass Du selber begutachten und mitnehmen kannst. Leichte Wackelkontakte sind kein Problem, ein leicht mitgenommenes Holzgehäuse auch nicht. Durch selber Reinigen kannst Du eine Menge Geld sparen. Wenn das Radio beim Verkäufer gut funktioniert, ist es unwahrscheinlich, dass sich daran innerhalb kurzer Zeit was ändert. Schicken lassen würde ich mir ein Röhrenradio nicht - es ist noch schwieriger, ein Radio gut zu verpacken als einen Plattenspieler. Ich habe noch kein einziges Radio bei Ebay gekauft, das im Paket bei mir so angekommen ist, wie es der Verkäufer beschrieben hat.
Die Finger lassen würde ich von Geräten, die lange gestanden haben, und wo sich der Verkäufer schon nicht mehr traut, sie einzuschalten. Der Aufwand, so ein Gerät wieder in Gang zu bringen, lohnt sich meist nur, wenn es sich um eine echte Sammlerrarität handelt.
Wenn Du wirklich guten Röhrensound haben willst, würde ich mich nach einem der Grundig Spitzenmodelle umsehen. Die Modellbezeichnungen sind 5010, 5040, 5050 oder 5080. Alle diese Geräte haben kräftige Gegentaktendstufen, und sind mit Ausnahme des 5010 manchmal noch billig zu bekommen.
Hier noch ein paar Büldchen von meinen Schätzen:
Gruß Frank
Ach ja, pass gut auf, es könnte sein, dass Du gerade dabei bist, Dir ein Hobby zuzulegen
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