04.01.2015, 13:59
Servus zusammen!
Habe zur Restauration hier einen Technics SL-P555, so einen (Dank an hifi-forum.de für das Bild):
Ja ich weiß, wahrscheinlich kein Klassiker, der dem Begriff "Old Fidelity" gerecht wird, aber das war seinerzeit auch kein ganz schlechtes Gerät. Es geht hier vielleicht auch eher um ein allgemeines Problem, denn die Kernkomponenten aus dem SL-P555 wurden auch bei anderen Marken verwendet, von NAD zum Beispiel, so dass dies vielleicht auch Besitzern dieser Marken hilft.
Außer einem morschen Kabel, dank dessen die Schubladensteuerung nicht mehr tat wie sie sollte, ist das Hauptproblem, dass der Analogausgang (Cinch + Kopfhörer) stark verrauscht ist. Nicht regelmäßig, mal kann man kaum was vom Original-Signal hören, mal ist es relativ wenig verrauscht. Am optischen Ausgang ist das Signal so wie es sein soll, also fehlt's im Übergang von digital nach analog.
Ich habe eine Test-CD hier, die auf manchen Tracks absichtlich nur auf einem Kanal ein Signal bringt. Dabei fällt auf, dass die Seite des Signals relativ wenig rauscht im Verhältnis zur "stillen" Seite, die währenddessen deutlich lauter rauscht. Scheint also auch noch eine Wechselwirkung zwischen beiden Kanälen zu gebenm. Samples davon kann ich gerne nachreichen, wenn gewünscht.
Ansonste haben ich hier zur Demonstration einen 440Hz-Sinus in Stereo mit Ansage:
R_LINE_0001.mp3 - Referenzaufnahme vom Sony CDP-XA50ES - so soll es sich anhören
Und hier das, was der SL-P555 daraus macht:
R_LINE_0002.mp3
R_LINE_0003.mp3
R_LINE_0004.mp3
Interessant ist das digitale Zwitschern, das zwischen der Ansage und dem Ton, wo eigentlich Stille sein müsste, eingebaut wird. Was macht der Player denn da bitteschön? Hier das Ende von dem Abschnitt als Grafik (vielleicht sagt's jemandem was):
Aufgenommen habe ich jeweils vom Cinch-Ausgang als WAV mit einem iRiver ihp 120, der müsste qualitativ ganz okay sein. Die Referenzaufnahme zeigt einen luprenreinen Sinus auf beiden Kanälen, also tut der iRiver wie er soll.
Hier sind's MP3-Dateien wegen der Größe, wer mag, kann von mir natürlich auch die Originale bekommen und gerne auch jeden der übrigen Tracks von der Test-CD.
Leider findet sich weder zum Player noch zum verwendeten Chipsatz viel im Netz, was Neigung zu Defekten und Troubleshooting angeht. Es wird ein MN6625 DSP und ein MN6471 DAC eingesetzt. Der DSP ist nicht mehr am Markt erhältlich, vom DAC gibt es noch einzelne Exemplare zu teils horrenden Preisen. Fast wäre es billiger, einen lauffähigen Player zu schlachten, aber das würde gegen meine Grundsätze verstoßen.
Außerdem würde ich ungerne einen erheblichen Aufwand betreiben, nur um dann festzustellen, dass es sich mit dem neuen DAC genau so anhört und der Fehler ganz woanders steckt. Ausschließen kann ich mit hoher Wahrscheinlichkeit den System Control Chip MN1554PEZ und den Pufferspeicher (Sony CXK5816M). Wäre System Control defekt, würde ich ganz andere Fehler z.B. bei der Bedienung vermuten, und ein Defekt beim Pufferspeicher hätte doch sicher auch Auswirkungen auf den digitalen Ausgang, der ja einwandfrei ist. Viel mehr ICs gibt es im Player nicht, dank der Hochintegration...
Wenn man z.B. wüsste, dass es der DSP nicht sein kann, weil er ein ordentliches Signal zur Toslink-Buchse schickt, wäre ich schon ein gutes Stück weiter.
Außerdem würde mich interessieren, ob der MN6471 generell dazu neigt, irgendwann in dieser Form defekt zu sein. Das Service Manual sagt jedenfalls nicht viel mehr, als dass man ihn komplett austauschen soll, wenn der Sound nicht in Ordnung ist, aber da gibt es ja noch einige hundert andere Komponenten, die es ebenso sein könnten. Das SM geht da nicht genug ins Detail. Der DAC enthält ja keine alternden Teile, also wieso soll der einfach irgendwann den Geist aufgeben?
Ich habe bereits versucht, die Muting-Transistoren auszulöten, weil das bei einem Sony CDP-X33ES, den ich hier hatte, von einem unbrauchbaren Signal zu kristallklarem Sound geführt hat und ein bekanntes Problem der Serie ist. Im Fall des SL-P555 hat es leider nichts geändert und ich habe sie am Ende wieder eingelötet.
Die Elkos, von denen es erstaunlich wenige im Gerät gibt, sind alle noch dicht, und die punktuellen ESR-Messungen um den DAC herum haben keine total kaputten Elkos identifiziert. Ich würde ungerne auf Verdacht alle tauschen, erfahrungsgemäß ist das Risiko, damit noch mehr zu versauen, sehr hoch und dafür ist der Spaß auch zu teuer.
Etwas beunruhigend ist die Varianz der Störungen. Es ist bei jedem Versuch ein etwas andersartiges Rauschen, mal wenig, mal viel, mal permanent, mal schubweise.
Leider verfüge ich über kein Oszilloskop und kann mich daher nicht an das Problem rantasten. Das Service Manual zeigt diverse Messkurven, die ich deswegen nicht nachvollziehen kann. Habe zwar schon lange vor, ein Oszi zu kaufen, aber derzeit geht es finanziell nicht.
Weiß jemand mehr, vor allem über den MN6471? Würde mich über Eure Gedanken zu dem Thema sehr freuen. Und bitte keine Vorschläge, den Player einfach auf den Schrott zu schmeißen. Wir wollen hier keine Markendiskussion anfangen, oder? Technics ist nicht jedermanns Sache, aber entsprechende Kommentare helfen hier niemandem.
Auch ist mir klar, dass CD-Player heute eigentlich gefühlt noch unter Verbrauchsartikeln gehandelt werden, aber meine Einstellung ist, dass man Hardware von einem gewissen Wert, auch wenn sie veraltet ist, erhalten sollte, und immerhin war der SL-P555 mal ~500 D-Mark wert, wenn nicht mehr - weiß ich nicht mehr so genau.
Wünsche Euch noch einen schönen Sonntag und frohes Basteln!
Viele Grüße,
Joe
Habe zur Restauration hier einen Technics SL-P555, so einen (Dank an hifi-forum.de für das Bild):
Ja ich weiß, wahrscheinlich kein Klassiker, der dem Begriff "Old Fidelity" gerecht wird, aber das war seinerzeit auch kein ganz schlechtes Gerät. Es geht hier vielleicht auch eher um ein allgemeines Problem, denn die Kernkomponenten aus dem SL-P555 wurden auch bei anderen Marken verwendet, von NAD zum Beispiel, so dass dies vielleicht auch Besitzern dieser Marken hilft.
Außer einem morschen Kabel, dank dessen die Schubladensteuerung nicht mehr tat wie sie sollte, ist das Hauptproblem, dass der Analogausgang (Cinch + Kopfhörer) stark verrauscht ist. Nicht regelmäßig, mal kann man kaum was vom Original-Signal hören, mal ist es relativ wenig verrauscht. Am optischen Ausgang ist das Signal so wie es sein soll, also fehlt's im Übergang von digital nach analog.
Ich habe eine Test-CD hier, die auf manchen Tracks absichtlich nur auf einem Kanal ein Signal bringt. Dabei fällt auf, dass die Seite des Signals relativ wenig rauscht im Verhältnis zur "stillen" Seite, die währenddessen deutlich lauter rauscht. Scheint also auch noch eine Wechselwirkung zwischen beiden Kanälen zu gebenm. Samples davon kann ich gerne nachreichen, wenn gewünscht.
Ansonste haben ich hier zur Demonstration einen 440Hz-Sinus in Stereo mit Ansage:
R_LINE_0001.mp3 - Referenzaufnahme vom Sony CDP-XA50ES - so soll es sich anhören
Und hier das, was der SL-P555 daraus macht:
R_LINE_0002.mp3
R_LINE_0003.mp3
R_LINE_0004.mp3
Interessant ist das digitale Zwitschern, das zwischen der Ansage und dem Ton, wo eigentlich Stille sein müsste, eingebaut wird. Was macht der Player denn da bitteschön? Hier das Ende von dem Abschnitt als Grafik (vielleicht sagt's jemandem was):
Aufgenommen habe ich jeweils vom Cinch-Ausgang als WAV mit einem iRiver ihp 120, der müsste qualitativ ganz okay sein. Die Referenzaufnahme zeigt einen luprenreinen Sinus auf beiden Kanälen, also tut der iRiver wie er soll.
Hier sind's MP3-Dateien wegen der Größe, wer mag, kann von mir natürlich auch die Originale bekommen und gerne auch jeden der übrigen Tracks von der Test-CD.
Leider findet sich weder zum Player noch zum verwendeten Chipsatz viel im Netz, was Neigung zu Defekten und Troubleshooting angeht. Es wird ein MN6625 DSP und ein MN6471 DAC eingesetzt. Der DSP ist nicht mehr am Markt erhältlich, vom DAC gibt es noch einzelne Exemplare zu teils horrenden Preisen. Fast wäre es billiger, einen lauffähigen Player zu schlachten, aber das würde gegen meine Grundsätze verstoßen.
Außerdem würde ich ungerne einen erheblichen Aufwand betreiben, nur um dann festzustellen, dass es sich mit dem neuen DAC genau so anhört und der Fehler ganz woanders steckt. Ausschließen kann ich mit hoher Wahrscheinlichkeit den System Control Chip MN1554PEZ und den Pufferspeicher (Sony CXK5816M). Wäre System Control defekt, würde ich ganz andere Fehler z.B. bei der Bedienung vermuten, und ein Defekt beim Pufferspeicher hätte doch sicher auch Auswirkungen auf den digitalen Ausgang, der ja einwandfrei ist. Viel mehr ICs gibt es im Player nicht, dank der Hochintegration...
Wenn man z.B. wüsste, dass es der DSP nicht sein kann, weil er ein ordentliches Signal zur Toslink-Buchse schickt, wäre ich schon ein gutes Stück weiter.
Außerdem würde mich interessieren, ob der MN6471 generell dazu neigt, irgendwann in dieser Form defekt zu sein. Das Service Manual sagt jedenfalls nicht viel mehr, als dass man ihn komplett austauschen soll, wenn der Sound nicht in Ordnung ist, aber da gibt es ja noch einige hundert andere Komponenten, die es ebenso sein könnten. Das SM geht da nicht genug ins Detail. Der DAC enthält ja keine alternden Teile, also wieso soll der einfach irgendwann den Geist aufgeben?
Ich habe bereits versucht, die Muting-Transistoren auszulöten, weil das bei einem Sony CDP-X33ES, den ich hier hatte, von einem unbrauchbaren Signal zu kristallklarem Sound geführt hat und ein bekanntes Problem der Serie ist. Im Fall des SL-P555 hat es leider nichts geändert und ich habe sie am Ende wieder eingelötet.
Die Elkos, von denen es erstaunlich wenige im Gerät gibt, sind alle noch dicht, und die punktuellen ESR-Messungen um den DAC herum haben keine total kaputten Elkos identifiziert. Ich würde ungerne auf Verdacht alle tauschen, erfahrungsgemäß ist das Risiko, damit noch mehr zu versauen, sehr hoch und dafür ist der Spaß auch zu teuer.
Etwas beunruhigend ist die Varianz der Störungen. Es ist bei jedem Versuch ein etwas andersartiges Rauschen, mal wenig, mal viel, mal permanent, mal schubweise.
Leider verfüge ich über kein Oszilloskop und kann mich daher nicht an das Problem rantasten. Das Service Manual zeigt diverse Messkurven, die ich deswegen nicht nachvollziehen kann. Habe zwar schon lange vor, ein Oszi zu kaufen, aber derzeit geht es finanziell nicht.
Weiß jemand mehr, vor allem über den MN6471? Würde mich über Eure Gedanken zu dem Thema sehr freuen. Und bitte keine Vorschläge, den Player einfach auf den Schrott zu schmeißen. Wir wollen hier keine Markendiskussion anfangen, oder? Technics ist nicht jedermanns Sache, aber entsprechende Kommentare helfen hier niemandem.
Auch ist mir klar, dass CD-Player heute eigentlich gefühlt noch unter Verbrauchsartikeln gehandelt werden, aber meine Einstellung ist, dass man Hardware von einem gewissen Wert, auch wenn sie veraltet ist, erhalten sollte, und immerhin war der SL-P555 mal ~500 D-Mark wert, wenn nicht mehr - weiß ich nicht mehr so genau.
Wünsche Euch noch einen schönen Sonntag und frohes Basteln!
Viele Grüße,
Joe