Es ist nicht ganz einfach, die richtigen Worte zu meinen Gedanken zu finden, ich versuchs mal ganz knapp:
Wenn ich stundenlang vor einer Bandmaschine sitze, sie überhole (nicht mit Voodoo- sondern mit normalen Neuteilen) und anschließend einmesse- und dann das erste Mal was vom Band kommt, dann spielt eine RIESEN Portion Emotion mit rein.
Ich ertappe mich dann oft dabei, dass ich vom "warmen Klang" des Bandes schreibe, ein paar Sätze später aber mit dem Kommentar ende, dass zwischen Vor- und Hinterband ja kein Unterschied rauszuhören sei.
Das alles gehört für mich (und wohl in weit extremerem Maß auch bei den Voodoo-Jüngern) zum Hobby!
Man kann alles nüchtern neutral und messtechnisch betrachten- muss es aber nicht tun.
Das ganze Leben ist doch neben seiner "Funktion" auch mit tonnenweise Emotion bestückt?
Genau dies macht es doch auch aus!
Ich denke, man sollte nicht alles, was im Internet über diese Leute zu lesen ist, wirklich so in die Goldschale werfen.
Einfach ein Quentchen mehr Lockerheit reinbringen- so schwer es irgendwo auch fallen mag.
Manchmal sitze ich hier (wie grad eben), und nehme mir Prime Internetradio via iPhone auf die A77 auf, um es Hinterband abzuhören.
Freu mich einfach riesig über die drehenden Spulen, und stelle mir dazu vor, wie das Musiksignal aufs Band magnetisiert wird, durch all die Bauteile in den Innereien der A77 wandert, etc... Das hat was Technisches UND Emotionales, gewürzt mit der Tatsache, nebenbei noch gute Musik zu hören.
Zum Thema Klangunterschiede kann ich in meinem aktuellen Musikzimmer leider nix großartiges mehr sagen, da es eine absolut miserable Akustik hat (annähernd kubischer Raum).
In meiner alten Wohnung fiel da deutlich mehr auf- aber auch hier die Frage, ob es mehr emotional, oder eben rein technischer Natur war. Oder aber: GARNICHT vorhanden?
Genau letzteres spielt jedoch für mich keine Rolle- neben der rein technischen Sichtweise auf den alten Elektroschrott hier kommt eine RIESENPORTION Gefühl dazu.
Autosammler sammeln ja auch manchmal alte Schinken, obwohl der Neuwagen sooo viel besser fährt.
Hat auch- und hier neben der Wertanlage- fast ausschließlich mit EMOTION zu tun.
Genau dazu habe ich auch eine Anekdote aus meinem Leben:
Nach einem harten Jahr der Vollrestauration eines Peugeot 205 GTI 1.6 von 1988 (es wurden sogar sämtliche Schrauben und Halter im Motorraum/etc... neu gelbchromatiert!) bin ich die erste größere Österreichtour gefahren. Auf den Bergpässen kann man es krachen lassen, denn die meist dort erlaubten 100 erreicht man nur, wenn der Irrsinn persönlich mitreisen würde.
Nach diesen Touren dachte ich oft, dass es niemals ein Auto geben könne, welches mehr Spass macht und besser auf der Straße klebt.
Der Boxster belehrte mich umgehend- weit souveräner und mit dennoch schönem Fahrgefühl wedelt er um die Kurven. Dabei ist man sogar noch deutlich schneller.
Hätte mir das damals jemand gesagt: Ich hätte ihn ausgelacht! Auch hier: EMOTION.
Zum Schluss sei gesagt, dass ich über diese Voodoo-Jungs auch herzlich Schmunzeln kann. Früher war es eine Art "Aufbäumen" gegen den teilweise gequirrlten Wahnsinn, den sie in Posts/Threads von sich geben. Mittlererweile geht es mir zumindest nicht mehr wirklich "nah".
Sollen die ihre Kabel von indischen Jungfrauen klöppeln lassen- who cares? Selbst dann, wenn sie stocksteif behaupten, dies sei der Vorhangöffner Nummer eins... mei, macht ihnen einfach Spass.
Mit dabei sind dann leider machmal ein paar Bauernfänger, welche mit ihrem Kram Geld verdienen wollen- die hat man aber selbst bei technisch komplett voodoofreien Hifi-Geräten. Wie sonst erklären sich Preise von Burmester und Co?
Das Problem ist nicht die komplett unterschiediche Sichtweise aufs Hobby- das Problem ist, dass niemand ein bisschen zurückstecken kann, um dann einfach das "Nebeneinander" akzeptieren zu können.
Nur meine zwei Münzen dazu!