Reaktivierung Dual H 410 V1 [Achtung: viele Bilder]

[duffbierhomer]

Nachdem ich gestern Abend eigentlich nur so zum Spaß meinen Dual H 410 V1 angeschlossen hatte und leider feststellen musste, dass der nicht mehr will, habe ich mich heute auf die Fehlersuche begeben.

Die „Inbetriebnahme“ hatte ich hier kurz mit einer kleinen Prise Humor beschrieben: Link

Fälschlicherweise spreche ich da immer von Dual HS 410 V1. Das ist natürlich Quatsch. Die korrekte Bezeichnung lautet Dual H 410 V1. Der Plattenspieler mit Subchassis wurde 1965 bis 1970 gebaut, verfügt über einen 4 Watt Mono-Verstärker und einen 5 Watt „Speziallautsprecher“. Der Antrieb des Plattentellers erfolgt über ein Reibrad. Schallplatten können mit den Geschwindigkeiten 16, 33, 45 und 78 U/min wiedergegeben werden. Der Tonarm hat keine Lift-Funktion und muss von Hand aufgesetzt werden. Ferner verfügt das Gerät über keine Einstellmöglichkeit für die Auflagekraft der Nadel bzw. Anti-Skating. Beide Werte wurden ab Werk eingestellt. Dafür hat der Plattenspieler eine Endabschaltung, wenn der Tonarm die Auslaufrille erreicht hat.

Nun zum Fehler: Der Plattenteller dreht nicht und Staub in den Potis. Mein erster Gedanke war, dass das Reibrad „tot“ ist - also der Gummi nach so vielen Jahren verhärtet ist.

Also Plattenteller abnehmen und Reibrad überprüfen…



Ergebnis: Das Reibrad ist ok. Der Gummi ist nicht hart.

Funktionstest bei abgenommen Teller. Motorachse läuft. Aber das Reibrad stellt keinen Kontakt zum Teller her. Es „schlackert“ so rum. Sieht so aus als ob da der Hund begraben liegt. Transportsicherungen vom Subchassis angezogen, Laufwerk gelöst und umgedreht…



Ergebnis: Da hängt ein „totes“ Gummiband, das gerissen und ausgehärtet ist. Ein Blick ins Service Manual: Da gehört eigentlich eine Feder hin (Pos.-Nr. 48). Die Feder wurde also bereits bei einer früheren Reparatur durch einen „Schießgummi“ ersetzt.

Kurzer Hinweis zwischendurch: Auf dem letzten Bild kann man bereits mittig unten einen weiteren Fehler erkennen.

Da ich in meiner Ersatzteilkiste keine passende Feder finden konnte, habe ich auch erst mal einen „Schießgummi“ genommen…



Mein Ziel war nicht eine 100%ige Restauration sondern das Gerät zum Laufen zu bringen. Den Gummi kann ich jederzeit durch eine passende Feder ersetzen.

Nun war ich scharf auf den ersten Funktionstest. Plattenteller aufgesetzt, einen K-TEL‘S Dynamite Sampler von 1975 aufgelegt und sie da… Plattenteller dreht immer noch nicht. Der brauchte etwas Nachhilfe per Hand. Nadel aufgesetzt und…

Ho Hoo Hoooooo… Everybody was Kung-fu fighting…



Ja wie geil! Das Ding läuft! Die Geschwindigkeit ist ok. Der Gleichlauf passt auch. Und der Klang? Mono Sound vom Feinsten!

Ok, nun noch Potis reinigen, Gehäuse innen und außen putzen und Fotos schießen!

Nachdem alles erledigt schien, folgte der abschließende Hörtest…





Kein Ton! Sollte ich etwa in meiner Reinigungswut die Potis mit dem Oszillin getötet haben. Konnte ich mir eigentlich nicht vorstellen. Also Gerät wieder auseinander bauen und den Fehler suchen. Man konnte diesen bereits weiter oben auf einem Foto erkennen. Eigentlich hätte damit der erste Probelauf schon scheitern müssen.

Was war passiert? Beim Reinigen habe ich zwei Kabel abgerissen. Also wieder anlöten…



Erneuter Probelauf. Alles funktioniert wie es soll. Naja, bis auf den Anlauf. Da muss man mit der Hand etwas nachhelfen. Dafür sind die Potis nun staubfrei.

Ein Detail fand ich besonders interessant und möchte es deshalb erwähnen. Das Gerät ist als „Kofferspieler“ ausgeführt. Diese Art der Konstruktion hat oft eine neuralgische Schwachstelle: Die Haltevorrichtung zwischen Deckel und dem Gerät selbst. Dual hat sowohl die Arretierung im Deckel als auch das Gegenstück auf dem Chassis aus Kunststoff gefertigt. Der Mechanismus zum Öffnen befindet sich im Deckel und ist solide konstruiert. Das Gegenstück auf dem Chassis ist weniger solide und neigt schnell zum Brechen bei unvorsichtiger Handhabung. Dual hat hier Weitsicht bewiesen und es dementsprechend servicefreundlich konstruiert. Es ist problemlos zu tauschen…



Hier die bei der Aktion geschossenen Fotos in loser Reihenfolge…



Papiere gibt es auch dazu…



Grüße aus Berlin.
Olli