Technics SE-A1

[DL2ARM]

Hallo, ich hatte hier den Bericht zur Vorstufe SU-A2 erstellt und im Paket waren auch noch zwei defekte SE-A1. Darum geht es jetzt hier. Sehr schöne Verstärker! 






Beide PAs sind defekt, eine geht sporadisch in Protect, die andere hat wohl geraucht und gestunken (kein Telefunken) und ist bis jetzt unberührt...wie schon geschrieben, bin ich ab und zu nicht zu Hause...deshalb zieht sich solch eine Reparatur manchmal etwas. 

Also habe mir die erste noch funktionierende vorgenommen. Fehlerangaben vom Besitzer:

1. geht nach ca 30min Betriebszeit in Protect

2. Eingangsumschaltung Input 1/2 hängt sporadisch

3. linkes Peakmeter "hängt" in der Mitte   

Also hab ich mir diese PA als erstes auf den Tisch geholt um erst mal ein Gefühl für diese Monster zu bekommen. Es waren, wie auch an der A2, schon einige Reparateure am Werk gewesen...was die Sache nicht unbedingt einfacher gestaltet. Scope hat ja schon einen sehr schönen Bericht zur A1 veröffentlicht, vielleicht kann ich hier das eine oder andere ergänzen. 





Nach dem einschalten verhielt sich die PA erst einmal vollkommen normal. Schnell ein paar Messungen gemacht und festgestellt das der Buffer Amp Servo linker Kanal am Anschlag war...lief aber trotzdem...noch etwas herumgespielt, festgestellt dass das Poti vom Ausgang D kratzt...ausgeschaltet. Eine Woche später bin ich wieder zu Hause, schalte die Kiste ein und dauerhaft Protect.  Toll, wie verargumentiere ich das jetzt dem Besitzer, das diese A1 auch nicht mehr geht? Immerhin, kein Knall, Rauch oder Geruch. Also Fehlersuche...die Dicken Elkos für die B-Endstufen entladen und das Monster zerlegt...Bauteile prüfen. Fehlerursache ist der Linke Kanal! 2SC2224, 2SC2336B, 2SA1006B, Schutzwiderstände und Dioden defekt. (am Ende waren auch noch ein paar Kleinleistungstransen und eine Z-Diode gestorben)







Jetzt musste ich mich erst einmal hinsetzten und verstehen, wie dieses PA Konzept genau funktioniert...ich kann nichts reparieren, das ich nicht verstehe! Im Grunde ist es erst einmal ein Doppel Mono Aufbau, Netzteile und beide Kanäle komplett getrennt...wenn da nicht eine Wicklung vom linken Trafo die +-12V für die Schutzschaltung, Kopfhöreramp, Peakmeter, Eingangsumschaltung und Servos beider Kanäle liefern würde!  Die gleiche Wicklung vom rechten Trafo versorgt dann nur die Lampen der Beleuchtung.  Also nur den linken Kanal könnte man einzeln betreiben. 
Das Netzteil liefert dann noch Kanalgetrennt: +-105 V für die Treiber, +-90V für die B-Endstufe, +-10V für die A-Endstufe. Aus den 105V der Treiber werden dann noch intern +-24V für den Buffer Amp erzeugt. Das war es. Wie Scope schon schreibt, das Netzteil ist "hart" und einige Halbleiter sind nur schwer oder gar nicht mehr zu bekommen.  Fehler macht man da nur einmal! 

Die Protect Schaltung überwacht die Temperaturen A/B Endstufen beider Kanäle und ob DC auf dem Lautsprecherausgang anliegt, schaltet dann die UB der B-Endstufe ab und schaltet den Eingang stumm und die Lautsprecher ab.






Die Eingangsumschaltung hat noch eine kleine Besonderheit, hier wird das Audio Signal bei Umschaltung "weich" per LED und Fotowiderstand eingeblendet und danach wird der Fotowiderstand per Relais überbrückt. Zu den Peakmetern gibt's nichts zu berichten. 

Die Endstufe selbst ist dann gar nicht so kompliziert aufgebaut. Im Grunde ein Class A Verstärker dessen Betriebsspannung von einem Class B Verstärker moduliert wird. Beide werden mit identischer Amplitude und Phase angesteuert, somit wird ein super Wirkungsgrad der Class A PA erreicht. Komplett getrennte Stromversorgung für A und B Teil ist hier wichtig! Fertig! 

Da ich großen Respekt vor der Netzteilleistung hatte, mir keine wirkliche Idee eigefallen ist wie ich damit eine halbwegs vernünftige Strombegrenzung realisieren kann ( wie gesagt, die Halbleiter gibt es nicht mehr an jeder Ecke) und die großen Siebelkos speichern reichlich Energie...habe ich A und B Endstufe einfach einzeln extern aufgebaut und mit den Labornetzteilen, die ich bei mir finden konnte eingestellt und getestet. Damit war eine Strombegrenzung auch kein Problem mehr. Ich habe erst mit Ersatztypen getestet, als alles sauber funktionierte habe ich auf Wunsch des Besitzers die originalen Transistortypen bestückt und alles wieder im Gehäuse mit originalem Netzteil zusammengebaut. Funktionierte auf Anhieb. 











1. der Fehler ist damit behoben, Ursache waren falsche Transistoren im 105V Netzteil der Treiberstufe im linken Kanal. Dadurch ist die - Schiene, wohl bei meinem einschalten, endgültig ausgefallen und hat den oben genannten Schaden verursacht. Den Buffer Amp hab ich in meinem Versuchsaufbau sauber abgeglichen, Servo arbeitet und kein DC Offset mehr vorhanden. PA läuft auf beiden Kanälen.  

2. Steckerproblem, die Relais der Eingangsumschaltung sind über beide Kanalplatinen verteilt und dazu noch in Reihe geschaltet...geht wieder.  

3. Das war etwas heikel...die Skala hinter den langen Zeigern der Peakmeter war nach außen gewölbt und der Zeiger hatte mechanischen Kontakt zu Skala...deshalb "hing" der Zeiger ab der Mitte. Man kann die Schleifspuren gut erkennen. Ich konnte das vorsichtig korrigieren.  





4. Poti D zerlegt und gereinigt. 





Die PA läuft wieder einwandfrei...ich werde diese A1 jetzt aber noch etwas testen...als nächstes kommt die zweite A1 dran. Hier sind die Vorschäden größer, ich hoffe aber mit meiner Vorgehensweise auch diese PA wieder in Betrieb zu bringen. Es wurden hier sinnlos Teile getauscht...das wird sehr viel mehr Arbeit, unglaublich!  Mal schauen ob es mir gelingt.

Ich melde mich wieder. Viele Grüße Micha

[AeroLars]

Hallo Micha,
ganz toller Bericht.
Super interessantes Vorgehen, gerade weil die Bauteile nicht mehr verfügbar sind.
Gruß Lars

[hifijc]

Große Klasse! Die A1/A2 Kombi ist echt beeindruckend. Fette Teile!

[Meier3]

ich kann nichts reparieren, das ich nicht verstehe!

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[S. Custom]

Super Bericht!